Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

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Ach
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Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Wollomo hat geschrieben: 10. Jan 2024 08:37 Fossi, landwirtschaftlich ist die Vulkaneifel, im vergleich zum Rest Deutschlands, ziemlich schwach strukturiert. Wirtschaftlich dürften Kartoffeln, Rüben und Getreide relativ schwach im Anbau sein. Streuobstwiesen werden vermutlich auf kleineren, schlecht zugeschnittenen und hängigen Flächen angelegt. Das ist einfach pure Förderungsoptimierung. Heu wird man davon nicht wirtschaftlich ernten können ;-). Aber genau das ist ja eben das Problem - die hiesige Landwirtschaft verliert immer weiter an Wettbewerbsfähigkeit gegeben über der Konkurrenz aus dem Ausland.
Weil die Hänge steiler und die Flächen schlechter zugeschnitten werden?


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Roemer
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Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Welches Ausland ist eigentlich gemeint ?
COD
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Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

die hiesige Landwirtschaft verliert immer weiter an Wettbewerbsfähigkeit gegeben über der Konkurrenz aus dem Ausland.
Das sehe ich auch so. Allerdings: Das ist trotz des ausgeklügelten Systems an nationalen und EU-Subventionen so. Oder wegen. Vielleicht wäre es an der Zeit, sich mal grundsätzlich ein neues Preissystem zu überlegen.

"Aber ohne die Subventionen wäre es noch schlimmer." Ja, sicher. Aber es wird damit halt auch niemals besser werden, sondern sich weiter verschlimmern oder bestenfalls stagnieren.

P.S.: Ich hab extra den Namen aus der quote raus genommen, weil es keine Antwort/Replik/Wasauchimmer darauf sein soll, sondern ein grundsätzlicher Gedanke auf einen grundsätzlichen Gedanken.
Wollomo
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Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Ach hat geschrieben: 10. Jan 2024 08:39

Weil die Hänge steiler und die Flächen schlechter zugeschnitten werden?
Weil sie es vermutlich sind ;-) Umbaggern und neu anlegen dürfte unrentabel sein.
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Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Roemer hat geschrieben: 10. Jan 2024 08:49 Welches Ausland ist eigentlich gemeint ?
Das fängt in der EU an und letztendlich konkurriert man gerade bei Getreide dann doch weltweit mit allen Landwirten.
Selbst in der EU gibt es keine einheitlichen Spielregeln. Das fängt beim Pflanzenschutz an und hört bei Subventionen auf. Jeder kocht sein Süppchen mit nationalen Verordnungen die i.d.R. dann nochmal auf Landesebene konkretisiert werden. 2023 wurde nochmal alles in Sachen Förderungen umgekrempelt. Das geht soweit, dass teilweise nicht mal die Mitarbeiter in den Ämtern wissen was gerade wie gilt.
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Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

COD hat geschrieben: 10. Jan 2024 09:32
Das sehe ich auch so. Allerdings: Das ist trotz des ausgeklügelten Systems an nationalen und EU-Subventionen so. Oder wegen. Vielleicht wäre es an der Zeit, sich mal grundsätzlich ein neues Preissystem zu überlegen.

"Aber ohne die Subventionen wäre es noch schlimmer." Ja, sicher. Aber es wird damit halt auch niemals besser werden, sondern sich weiter verschlimmern oder bestenfalls stagnieren.

Natürlich sollte das Preissystem grundsätzlich überdacht werden. Dafür bräuchte man eben aber einen Außenschutz. Ein deutscher oder europäischer Landwirt kann eben nicht mit Getreidepreisen in der Ukraine oder Rindfleischpreisen der Südamerikaner Konkurrieren. Die haben eben ganz andere (gesetzliche) Produktionsbedingungen. Ich Verkaufe mein Zeug zu 80% direkt an Kunden, mich betrifft das generell etwas weniger. Trotzdem ist man natürlich mit hiesigen Produktionsbedingungen automatisch teurer als das Zeug aus dem Ausland.
COD
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Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Oder man bräuchte ein Preissystem, das auf solche Gegebenheiten Rücksicht nimmt. Es gibt andere Bereiche, in denen Preisstrukturen auch nicht nur frei vom Markt bestimmt werden. Es gibt doch sicher jede Menge kluger Köpfe aus diesem Sektor, die das angehen könnten, wenn sie nicht im System gefangen wären.

Momentan dienen die Subventionen doch nur als Pflaster dafür, dass die jetzige Preisfindung nicht funktioniert. Aber das ist nicht zielführend.

Besser wäre ein für sich funktionierendes Preissystem. Da können dann Subventionen on top kommen, die ihren eigentlichen Zweck auch erfüllen: Anpassungen und Veränderungen unterstützen.
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Ach
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Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

COD hat geschrieben: 10. Jan 2024 11:10 Es gibt doch sicher jede Menge kluger Köpfe aus diesem Sektor, die das angehen könnten, wenn sie nicht im System gefangen wären.
Diese klugen Köpfe gehören zur Zunft der Volkswirte und sind eher nicht im System gefangen.
Oder man bräuchte ein Preissystem, das auf solche Gegebenheiten Rücksicht nimmt. Es gibt andere Bereiche, in denen Preisstrukturen auch nicht nur frei vom Markt bestimmt werden.
Die Landwirtschaft ist schon eine der Branchen, in der die Preise am stärksten durch marktfremde, nicht-privatwirtschaftliche Einflüsse gesteuert werden. Und die Subventionen dienen genau diesem Zweck. Ich fürchte, viel besser wirds nicht.
COD
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Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Das wird man erst wissen, wenn man es ausprobiert. Aber sicherlich sind die Beharrungskräfte in diesem konservativen Sektor besonders hoch und eine kaum zu durchdringende Lehmschicht beim Versuch, es besser zu machen. So ist das halt.

Es sollten halt gerade nicht die Volkswirte machen, sondern diejenigen, die wirklich was von diesem Bereich verstehen. Wenn die dann Volkswirte fragen, ist das sinnvoll.

Es wird aber so sein, wie immer im bräsigen Deutschland, das meint, sich immer noch auf Lorbeeren aus der Vergangenheit ausruhen zu können: Jammern, aber nichts ändern wollen.
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Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Interessanter Thread, da muss ich doch nach langer langer Zeit auch mal wieder was schreiben. :-)
Ach hat geschrieben: 10. Jan 2024 11:18 Diese klugen Köpfe gehören zur Zunft der Volkswirte und sind eher nicht im System gefangen.
Interessante Ansicht. Nun haben wir ja das gleiche studiert, eine zeitlang sogar an der gleichen Uni.
Welche dieser Volkswirte sind denn die klugen Köpfe? Meine Professoren hatten völlig unterschiedliche Ansichten, das IfW Kiel steht völlig konträr zum ifo Institut in München etc.. Zu der Zeit als ich studiert hab ist gerade Lehman Brothers kollabiert. Hat irgendjemand die Konsequenzen vorhergesehen oder davor gewarnt? Haben die die Euro-Krise vorhergesehen? Wir haben zu der Zeit viel über diese Themen in der Uni diskutiert. Die Vorhersagen meiner Professoren haben mit der Realität wie wir sie jetzt haben nichts gemein.
Vielleicht verstehe ich dank des Studiums ein paar Zusammenhänge, aber letztendlich sind das alles nur Modelle, die irgendwie versuchen mehr schlecht als recht die Welt abzubilden. Dass im Markt auch Psychologie steckt ist bekannt, lässt sich aber nicht abbilden. Wenn ich nochmal studieren würde, würde ich etwas anderes studieren. Ich hab das Gefühl sehr viel Blödsinn gelernt zu haben. Als klugen Kopf sehe ich mich nicht. Vielleicht kann ich einen Tick besser eine Glaskugel lesen als andere, aber das war's dann auch schon.
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Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Bzgl. der Bauernproteste sind mir in den letzten Tagen ein paar Dinge aufgefallen und in den Sinn gekommen, die ich gerne mal teilen möchte.

Was mich ein wenig "fasziniert" ist, dass, mal abgesehen von der Klimawandelleugnerzunft unter den Bauern, oftmals mit Ernteausfällen aufgrund des Klimawandels argumentiert wird. Man müsse sich vorbereiten, der Rekordgewinn 2022/2023 reicht nicht, man müsse ja auch Vorsorge treffen. Gleichzeitig wird genau die Partei von den Bauern am meisten gehasst, die sich am stärksten für eine Begrenzung des Klimawandels einsetzt.

Im gleichen Atemzug wünscht man sich eine Koalition aus CDU und FDP zurück. Am liebsten noch mit der AfD. CDU und FDP sind ausgerechnet die Parteien, die für Globalisierung und freie Marktwirtschaft pur stehen. Wie kann man CDU und FDP wählen und dann gleichzeitig Schutz vor der Globalisierung fordern? Das passt doch hinten und vorne nicht zusammen.

Zu der Wut in Sangerhausen hab ich eine Hintergrundinformation, die so, soweit ich weiß, nur mal nebenbei thematisiert wurde: Am Wochenende vor Heiligabend hat der Bürgermeister der Gemeinde Kyffhäuserland (Thüringen) in Sachsen-Anhalt angerufen und darum gebeten die Talsperre Kelbra innerhalb der nächsten Woche komplett leerlaufen zu lassen, da zwischen Weihnachten und Silvester extreme Niederschläge vorhergesagt waren. Ein Rückstau hätte seine eigene Gemeinde getroffen.
Tatsächlich hat man daraufhin die Talsperre ein wenig geöffnet für eine kurze Zeit. Leerlaufen lassen hat man sie nicht und den Ablauf nach 3 Tagen wieder beendet.
Dann gab es paar Tage später die extremen Niederschläge und von den noch vorhandenen 6 Millionen m³ waren genau 5 Millionen zuviel. Und jetzt versucht sich Sachsen-Anhalt und die regierende CDU und der Talsperrenbetrieb mit den Rekordniederschlägen herauszureden. Und man fordert für einen kleinen Teil eines einzigen Landkreises sogar die Bundeswehr an, während andere Bundesländer wie Niedersachsen komplett überschwemmt waren und mit Feuerwehr und THW klar kamen. Für mich ist das Aktionismus um vom eigenen Versagen abzulenken. Die Bundeswehr ist jetzt nicht nur aus Schleswig-Holstein sondern sogar aus Thüringen da, obwohl der Fluss Helme nach Thüringen zurückläuft und die jetzt selbst Probleme haben. Aber Thüringen kommt wiederum allein mit Feuerwehr und THW und ohne Katastrophenfall aus. Absurdistan.

Und jetzt noch eine Anekdote, die ich sehr gerne belegen kann und das Geschehen in Sangerhausen vielleicht ein wenig glaubwürdiger erscheinen lässt. Vorweg: Den Quatsch mit den angekarrten Flüchtlingen glaub ich nicht. Aber den Rest glaube ich aus folgendem Grund sofort: Ich war 2002 selbst mit der Bundeswehr im Hochwassereinsatz Elbe. Breitenburg bei Itzehoe, 6. Sanitätsregiment. Erst in Dresden, dann in Magdeburg, am Ende in Dömitz. Unser Auftrag war es in Dömitz Seniorenheime zu evakuieren. Wir hatten 12 Stunden Zeit und gerade erst angefangen als wir zu einem Berg Sand abgezogen wurden und dort Sandsäcke füllen sollten. Verstanden hat das kein Mensch, denn Sandsäcke waren längst in Massen verteilt und es waren auch noch massenhaft gefüllte Sandsäcke auf Lager. Also haben wir bei über 30 Grad im Schatten im olivgrünen T-Shirt Sandsäcke gefüllt und waren nach kurzer Zeit durchgeschwitzt.
Eine halbe Stunde später kam irgendein Oberst. Wir sollten uns schick machen, unsere Bundeswehrjacke anziehen, die Schuhe putzen. Denn eine weitere halbe Stunde später kam Bundesverteidigungsminister Struck zum Hände schütteln. Alles außer Feuerwehr, THW und Bundeswehr musste den Ort "aus Sicherheitsgründen" verlassen. Dafür kamen extra vorher die Feldjäger und die Polizei. Dann kam eine ganze Karawane aus Medien und Staatskarossen (BKA, LKA etc.) und Minister Struck und dankte uns für unseren aufopferungsvollen Einsatz vor laufenden Kameras. Wir fühlten uns gelinde gesagt nur verarscht. Da kommt niemand einfach so und geht mal spazieren und guckt sich an was abgeht. So läuft das in der Realität nicht. Und so lief es sicherlich auch in Sangerhausen beim Besuch von Scholz und Haseloff nicht.
Ende der Geschichte: 5 Minuten nachdem Minister Struck weg war durften wir die Evakuierung fortsetzen.

Wer es nicht glaubt: Google hilft. Und ansonsten lad ich auch gerne die Danksagung des Bundespräsidenten und das ganze Fluthilfemedaillen- und Ehrennadelgedöns hoch. Solche Besuche sind durchgeplant vom Bundespresseamt bis ins kleinste Detail.

Letzte Geschichte: Am Montag gab es mehr Rettungshubschraubereinsätze als je zuvor in Schleswig-Holstein. Der Itzehoer Notarzt auf dem Weg nach Wilster (ca. 7 Minuten Fahrzeit) musste 4 Minuten nach Abfahrt abbrechen. Kilometerlange Kolonne von Traktoren bei Gegenverkehr. Der Rettungshubschauber aus der Nähe von Rendsburg war dann 25 Minuten nach ursprünglicher Alarmierung vor Ort. Mal drüber nachdenken...
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Gaertner
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Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Eine halbe Stunde später kam irgendein Oberst. Wir sollten uns schick machen, unsere Bundeswehrjacke anziehen, die Schuhe putzen. Denn eine weitere halbe Stunde später kam Bundesverteidigungsminister Struck zum Hände schütteln. Alles außer Feuerwehr, THW und Bundeswehr musste den Ort "aus Sicherheitsgründen" verlassen. Dafür kamen extra vorher die Feldjäger und die Polizei. Dann kam eine ganze Karawane aus Medien und Staatskarossen (BKA, LKA etc.) und Minister Struck und dankte uns für unseren aufopferungsvollen Einsatz vor laufenden Kameras.
Wie im Osten früher, wenn da der große Tross kam wurden auf diesen Straßen gammelige Häuser angemalt und Gardinen in die Fenster gehangen. Vom Osten lernen heißt siegen lernen ;-)
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Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Gaertner hat geschrieben: 11. Jan 2024 09:31 Wie im Osten früher, wenn da der große Tross kam wurden auf diesen Straßen gammelige Häuser angemalt und Gardinen in die Fenster gehangen. Vom Osten lernen heißt siegen lernen ;-)
Das "früher" kannst du streichen. Guck mal nach wo Dömitz liegt... :lol:
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Vio
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Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Gaertner hat geschrieben: 11. Jan 2024 09:31 Wie im Osten früher, wenn da der große Tross kam wurden auf diesen Straßen gammelige Häuser angemalt und Gardinen in die Fenster gehangen. Vom Osten lernen heißt siegen lernen ;-)
Das gab´s in der BRD ebenfalls: Helmut Kohl hat mal einen oder mehrere Reisebusse mit angeblichen Fans zu einer seiner Wahlkampfkundgebungen karren lassen, damit sie brav klatschen und jubeln.
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Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Labskaus hat geschrieben: 11. Jan 2024 06:49 Bzgl. der Bauernproteste sind mir in den letzten Tagen ein paar Dinge aufgefallen und in den Sinn gekommen, die ich gerne mal teilen möchte.

Was mich ein wenig "fasziniert" ist, dass, mal abgesehen von der Klimawandelleugnerzunft unter den Bauern, oftmals mit Ernteausfällen aufgrund des Klimawandels argumentiert wird. Man müsse sich vorbereiten, der Rekordgewinn 2022/2023 reicht nicht, man müsse ja auch Vorsorge treffen. Gleichzeitig wird genau die Partei von den Bauern am meisten gehasst, die sich am stärksten für eine Begrenzung des Klimawandels einsetzt.

Im gleichen Atemzug wünscht man sich eine Koalition aus CDU und FDP zurück. Am liebsten noch mit der AfD. CDU und FDP sind ausgerechnet die Parteien, die für Globalisierung und freie Marktwirtschaft pur stehen. Wie kann man CDU und FDP wählen und dann gleichzeitig Schutz vor der Globalisierung fordern? Das passt doch hinten und vorne nicht zusammen.

Die Rekordgewinne bilden ein Wirtschaftsjahr ab (in der Landwirtschaft vom 1.7 bis 30.06). In diesen Wirtschaftsjahr lief es für die meisten Betriebe auch richtig gut, das ist unumstritten. Warum lief es so gut? Weil die Getreidepreise durch den russischen Angriffskrieg regelrecht explodierten. Von ca. 200€/to auf 400€/to. Das war dann aber letztendlich ein ziemlich kurzer Effekt, mittlerweile haben sich die Preise für Verkaufsgüter wieder auf Vorkrisenniveau eingependelt, was man von den Betriebsmitteln nicht ganz behaupten kann.

Ich bezweifle auch, dass alle Landwirte ausschließlich die CDU, FDP und AfD wählen. Hier gibt es genauso einen Querschnitt durch alle Parteien. Natürlich springt die AfD und CDU/CSU gerade mit auf den Zug auf um die Ampel weiter zu schwächen. Gerade die beiden schwarzen Parteien haben aber gezeigt, dass sie in der Landwirtschaftspolitik in den letzten Jahren selbst versagt haben. Bei den Blauen rechne ich nicht mit viel mehr Kompetenz.
Ich denke wir Landwirte sind nicht pauschal Klimawandelleugner. Die wird es wahrscheinlich, wie in anderen Berufsgruppen, auch bei uns geben. Was aber erreicht eine höhere Besteuerung von Diesel, bzw. der Wegfall der KFZ Steuerbefreiung, für das Klima? Bisher fehlen eben noch die wirklichen Alternativen. Ich fahre betrieblich selbst ein Elektroauto, das funktioniert auch super. Zukünftig werde ich Stück für Stück die Flotte auch umstellen. Nicht sofort, aus Kosten- und Umweltgründen, aber Schritt für Schritt. Beim Traktor gibt es aber eben noch keine Alternative.
Irgendwo hier habe ich es schon geschrieben, ein Elektrotraktor kostet gut das Doppelte seines Dieselkollegen und nach ein paar Stunden ist erst einmal Akku laden angesagt. Das ist bisher eben noch überhaupt nicht praktikabel.
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Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Wollomo hat geschrieben: 11. Jan 2024 12:15 Warum lief es so gut? Weil die Getreidepreise durch den russischen Angriffskrieg regelrecht explodierten. Von ca. 200€/to auf 400€/to. Das war dann aber letztendlich ein ziemlich kurzer Effekt, mittlerweile haben sich die Preise für Verkaufsgüter wieder auf Vorkrisenniveau eingependelt, was man von den Betriebsmitteln nicht ganz behaupten kann.
Welche Betriebsmittel meinst du genau?
Der Dieselpreis lag in diesem Rekordwirtschaftsjahr bei durchschnittlich 1,98 Euro. In der Spitze bei über 2,20 Euro. In den letzten 6 Monaten sind wir im Durchschnitt bei 1,70 Euro.
Der Strompreis lag im Durchschnitt bei knapp über 40 Cent. Jetzt sind wir bei unter 30 Cent.
Der Gaspreis lag über 12 Cent. Jetzt sind wir bei 8 Cent.

Ich wohn hier selber auf dem Land in der Marsch. Der Anteil an Klimawandelleugnern und AfD-Wählern unter den Bauern hier ist sehr sehr hoch. Es gibt welche die sich dagegen stemmen, aber die sind doch ziemlich allein unterwegs. Am Montag hatten hier von 100 Traktoren knapp 20 ein und dasselbe "Danke, Merkel"-Schild vorne dran. 5 km weiter ist dann irgendeiner aus der Kolonne rumgegangen und hat gebeten dieses Schild abzunehmen.

Ich will definitiv nicht alle in einen Topf werfen. Der Bauer hier 100 Meter weiter ist super und ein sehr witziger und intelligenter Typ. Mein "Eiermann" genauso. Aber komische verwirrte Gestalten findet man hier in der Landwirtschaft trotzdem definitiv um einiges häufiger als in der Durchschnittsbevölkerung. Leider hat man das sowohl Montag als auch gestern auch deutlich an den Fahrzeugen gesehen. Zugejubelt oder mitgehupt hat hier niemand.
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Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Labskaus hat geschrieben: 11. Jan 2024 13:22
Wollomo hat geschrieben: 11. Jan 2024 12:15 Warum lief es so gut? Weil die Getreidepreise durch den russischen Angriffskrieg regelrecht explodierten. Von ca. 200€/to auf 400€/to. Das war dann aber letztendlich ein ziemlich kurzer Effekt, mittlerweile haben sich die Preise für Verkaufsgüter wieder auf Vorkrisenniveau eingependelt, was man von den Betriebsmitteln nicht ganz behaupten kann.
Welche Betriebsmittel meinst du genau?
Die Preise für Saat und Dünger haben sich meines Wissens extrem erhöht und sind die wesentlichen Kostenpositionen im Ackerbau.
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Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Ach hat geschrieben: 11. Jan 2024 14:04 Die Preise für Saat und Dünger haben sich meines Wissens extrem erhöht und sind die wesentlichen Kostenpositionen im Ackerbau.
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Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Labskaus hat geschrieben: 11. Jan 2024 13:22

Welche Betriebsmittel meinst du genau?
Der Dieselpreis lag in diesem Rekordwirtschaftsjahr bei durchschnittlich 1,98 Euro. In der Spitze bei über 2,20 Euro. In den letzten 6 Monaten sind wir im Durchschnitt bei 1,70 Euro.
Der Strompreis lag im Durchschnitt bei knapp über 40 Cent. Jetzt sind wir bei unter 30 Cent.
Der Gaspreis lag über 12 Cent. Jetzt sind wir bei 8 Cent.

Ich wohn hier selber auf dem Land in der Marsch. Der Anteil an Klimawandelleugnern und AfD-Wählern unter den Bauern hier ist sehr sehr hoch. Es gibt welche die sich dagegen stemmen, aber die sind doch ziemlich allein unterwegs. Am Montag hatten hier von 100 Traktoren knapp 20 ein und dasselbe "Danke, Merkel"-Schild vorne dran. 5 km weiter ist dann irgendeiner aus der Kolonne rumgegangen und hat gebeten dieses Schild abzunehmen.

Ich will definitiv nicht alle in einen Topf werfen. Der Bauer hier 100 Meter weiter ist super und ein sehr witziger und intelligenter Typ. Mein "Eiermann" genauso. Aber komische verwirrte Gestalten findet man hier in der Landwirtschaft trotzdem definitiv um einiges häufiger als in der Durchschnittsbevölkerung. Leider hat man das sowohl Montag als auch gestern auch deutlich an den Fahrzeugen gesehen. Zugejubelt oder mitgehupt hat hier niemand.
Die größten Kostenfaktoren eines Ackerbaubetriebes werden hauptsächlich Düngemittel, Pflanzenschutzmittel, und eben Diesel sein. Der Dünger kostet eben immer noch fast das Doppelte als noch vor dem Krieg, das ist geblieben. Auch Pflanzenschutzmittel sind kaum gesunken im Preis, eher das Gegenteil ist der Fall.
Bei den Viehhaltern sind eben die gesamten Kosten rund ums Tier gestiegen, sei es Transport, Mineralfutter, Tierarzt und Co.

Guck dir einfach die Zahlen vom nächsten Jahr an, ich denke die sprechen eine ganz andere deutliche Sprache!

Zur politischen Einstellung: Keine Ahnung was die bei euch da oben Wählen, hier ist es noch recht schwarz gefärbt. Ob gut oder nicht steht auf einen anderem Blatt. Aber du siehst doch auch hier im Forum das breite Spektrum an politischen Einstellungen.
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Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Labskaus hat geschrieben: 11. Jan 2024 14:14
Ach hat geschrieben: 11. Jan 2024 14:04 Die Preise für Saat und Dünger haben sich meines Wissens extrem erhöht und sind die wesentlichen Kostenpositionen im Ackerbau.
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Und du siehst den Ausbruch nach oben nicht?
PS. man kann die Düngesorten nicht einfach beliebig tauschen. Im gezeigten Diagramm sind die Düngesorten grundlegen verschieden.
Hauptsächlich kannst du zwischen Stickstoff (N), Phosphor (P205) und Kali (K20) unterscheiden. Stickstoffdünger (N) kannst du je nach Pflanzenart ein wenig jonglieren. Gerade für Phosphor legt man noch das Doppelte wie vor dem Krieg hin. Das ist eben auch eine endliche Ressource die übers Klo in den Klärwerken verschwindet. Auch Kali ist immer noch deutlich im Preis erhöht. Einzig Stickstoff ist durch Importe und den gesunkenen Gaspreisen wieder auf "relativ" niedrigem Niveau. Dagegen stehen dann aber auch die Erzeugerpreise die eben wieder auf Vorkriegsnvieau stehen.
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