Kleinunternehmer oder nicht? Rechenbeispiel

[J3lian]

Hallo,

ich weiß, vermutlich könnt ihr das Thema nicht mehr hören , aber ich tue mich extrem schwer mit der Entscheidung da Sie auf 5 Jahre bindend ist.

Ich möchte Ware aus Drittländern importieren und hier an Endkunden weiterverkaufen, also B2C. Starten soll das ganze Nebenberuflich um einfach Erfahrung im Bereich Onlineshop zu sammeln und zu schauen welche Produkte laufen und welche nicht. Ein erstes Ziel wäre es, Gewinne im Bereich eines Minijobs zu generieren. Wenn das klappt wäre ich schon sehr zufrieden.

Nun wollte ich demnächst das Gewerbe anmelden und den steuerlichen Fragebogen ausfüllen und stehe vor der Entscheidung ob Kleinunternehmerregelung oder nicht. Bezüglich der Vor-/Nachteile habe ich mich bereits eingelesen. Jedoch möchte ich es anhand eines Beispiel richtig verstehen. Ist diese Beispielrechnung so korrekt?

Fall 1 - Regelbesteuerung

1. Kauf Ware Alibaba / Aliexpres Netto EK 84€
2. Aufschlag 19% Einfuhrumsatzsteuer 16€(automatisch beim Kauf).
3. Vorsteuer geltend machen, 16€ zurück
3. Gesamtkosten= 84€
4. Netto VK Preis in Deutschland inkl. Marge 150€
5. 19% Umsatzsteuer -> 28,5€
6. VK Preis Brutto 178,5€

Gewinn = 66€ (150€-84€)


Fall2 - Kleinunternehmer

1. Kauf Ware Alibaba / Aliexpres Netto EK 84€
2. Aufschlag 19% Einfuhrumsatzsteuer 16€(automatisch beim Kauf).
3. Gesamtkosten= 100€
4. Netto Preis in Deutschland inkl. Marge 150€
5. VK Preis in Deutschland ohne Umsatzsteuer = 150€

Gewinn = 50€ (Wenn Umsatzsteuer Vorteil an Kunden weitergegeben wird) oder 78,5€ (wenn Preis gleich wie mit 19% Steuer.)

Falls die Rechnung Falsch ist, wäre ich über eine Korrektur dankbar

Für was würdet ihr euch entscheiden? Kleinunternehmerregelung oder Regelbesteuerung?


Grüße

Julian

[regalboy]

Die grundlegende Frage dürfte sein, wie schnell du über die Kleinunternehmergrenze hinaus willst und ob du viel Ware dann am Lager hast + ob du vorher viele Anschaffungen (z. b. PC / Regale) für die Firma machst.

[Roemer]

Für was würdet ihr euch entscheiden? Kleinunternehmerregelung oder Regelbesteuerung?

Du möchtest Dich selbstständig machen und bekommst schon die erste Entscheidung nicht selbstständig geregelt .......

[Spk]

Mach direkt Regelbesteuerung du bist so schnell drüber, außerdem denk an Reverse Charge, Auslandsverkäufe, Buchhaltungstools das ist alles ein riesen Chaos mit Kleinunternehmerregelung.
Finanzamt nimmt dich so oder so aus und denk an einen Steuerberater, außer du willst dich mit dem ganzen Käse selbst rum ärgern.

[J3lian]

Anschaffungskosten werden gering und auch Lagerbestände werden erstmal klein gehalten, da icz das von zuhause starte und begrenzt Platz ist.

Ist die Rechnung oben so korrekt?

[stbdigital]

Wenn man im Start schon einen Gewinn fährt macht die Kleinunternehmerregrlung immer Sinn da die Umsatzsteuer schlicht über der Vorsteuer liegt. Natürlich nur unter der Voraussetzung, dass der Vorteil nicht an den Kunden weitergegeben wird, sonst ist es ein Nachteil. Viele meinen immer, dass man sich im steuerlichen Erfassungsbogen schon entscheiden müsste, das ist aber Quark, alles kann später korrigiert werden. Die Frage wird übrigens immer wieder gestellt und es gibt ein paar Stolperfallen, daher haben wir dazu ein Video auf YouTube gemacht. Hier der Link:

[fuzzy]

Vorsteuer gibts bei AliExpress grundsätzlich nicht zurück, weil IOSS. Man kann sich bei Alibaba als gewerblicher Verkäufer mit USt-ID registrieren, dann geht das Zeug aber nicht mehr via Niederlande direkt zu dir, sondern landet beim deutschen Zoll, und dann ist die Kleinunternehmerfrage vermutlich nicht mehr dein größtes Problem.

Ich würde mich entscheiden, dieses Business so oder so gar nicht erst anzufangen. 50 EUR Marge ist bei Ali-Kram, für den du im EK 100 EUR zahlst, viel zu wenig. Ab der zweiten Lieferung setzt der "Quality Fade" ein, und der kann teuer werden, von Pflichten und Haftung als Inverkehrbringer ganz zu schweigen.

[regalboy]

https://insight-quality.com/what-is-quality-fade/

[Wollomo]

Ich sehe es wie fuzzy. Für 50€ "Gewinn" bei 100€ Kosten wirst du mit China Kram nur Ärger haben.
Du hast ja schon mal einen riesen Denkfehler in deinen Rechnungen. Ausschließlich die Beschaffungskosten ziehst du in Betracht und sprichst anschließend schon vom Gewinn. Von deinen 50€ zahlst du noch Versicherungen, Reklamationen, Strom, Wasser, Heizung, Shopsystem, ERP, Marketing, Steuerberater usw. Als Wohnzimmerhändler sind das sicherlich nicht die riesigen Beträge aber das läppert sich trotzdem.

[dance]

.... Gewinn = 66€ (150€-84€)....

Du verwechselt (Roh-)Ertrag mit Gewinn. Da fehlen definitv unternehmerische Basics, die du dir dringend vor der Gewerbeanmaldung aneignen solltest!
Was sagt denn dein Businessplan zu den Umsätzen im 2., 3. und 4. Quartal? Was zu den Umsätzen im 2. Jahr? Wahrscheinlich hast du leider keinen erstellt.
Was für Kosten (Rechnungen) fallen im 1. und 2. Geschäftsjahr an? Welche Umsatzsteuer ist enthalten, die du als Vorsteuer geltend machen könntest?

[J3lian]

Die 50€ Marge sind eine rein fiktive Zahl. Ich wollte nur den Rechenweg validieren.

Korrekt ich besitze kein Businessplan, da ich mich noch nicht auf ein Produkt oder eine Produkt Gruppe festgelegt habe (Aktuell dran an der Produktrecherche + Auswahl). Mir ging es rein um das Verständnis rund um die Umsatzsteuer, Vorsteuer, etc.

Businessplan wird nach Produktfestlegung erstellt und anschließend das Gewerbe angemeldet.

[dance]

Die 50€ Marge sind eine rein fiktive Zahl. Ich wollte nur den Rechenweg validieren.

Der Rechenweg ist schon okay, aber bei der angenommen Marge sagt mein Businessplan, dass du mindestens 7.000 € pro Quartal umsetzen musst, um auf einen Gewinn von ca. 520€ p.m. zu kommen. Und damit hat sich bei diesem Beispiel für mich die Frage nach dem Kleinunternehmerstatus schon erledigt.

Businessplan wird nach Produktfestlegung erstellt und anschließend das Gewerbe angemeldet.

Das macht man normalerweise zu Beginn und nimmt Daten / Margen etc. für die fiktiven Produkte, A, B, C, D und E, die man im Auge hat. Dann erfährt man auch, was man an Marge braucht, die oft nur über einen Mengeneinkauf zu erzielen ist. Mit ein bisschen Alibaba-Ware wird es nicht getan sein.
Die Kosten für einen Onlineversand (von Domain bis LUCID) lassen sich bestens vorab ermitteln, so dass man realistische Zahlen aller anfallenden Kosten hat und damit kann man die notwendigen Umsätze ermitteln, um überhaupt einen Gewinn erzielen zu können.

Ich würde dir dringend eine gute Gründungsberatung inkl. ausführlichem Businessplan VOR der Gewerbeanmeldung anraten. Dann erledigen sich viele Fragen, auch die nach einem Kleinunternehmerstatus im Onlinehandel bei B2C Geschäften mit Ware aus China, von ganz alleine.

[Debütant]

Hart, wie alle hier am Gatekeepen sind. Wenn dir das B2C Geschäft Spaß macht, zieh es einfach durch, egal wie gering die Gewinne sind. Versuch mal den EK zu drücken indem du mit den Händlern auf Alibaba verhandelst. Wenn du die in deren Muttersprache anschreibst, mithilfe von Deepl.com oder so werden die auch bereit sein dir nen Rabatt einzuräumen

[DINa3]

wenn du zuerst den Kleinunternehmer durchläufst, dann musst du 2x neu anfangen und 2x lernen
mein Tip: fang gleich richtig an !
(es sei denn , deine Artikel sind Cent-Beträge)

[dance]

... so werden die auch bereit sein dir nen Rabatt einzuräumen...

Seit wann löst denn ein zusätzlicher Rabatt beim Einkauf steuerliche Aufgabenstellungen?

Und was haben die Antworten mit Gatekeeping zu tun?

Zudem stammt der thread aus August 23, somit ist wohl zwischenzeitlich die Entscheidung längst gefallen.

[Sabafon]

Bei mir stellt sich ebenfalls die Frage Kleinunternehmer oder nicht

Zur Situation:
Ein Hobby von mir ist "etwas aus dem Ruder gelaufen"

Ich hatte aus Spaß einen Bausatz entwickelt der zu nahezu 100% aus Teilen aus China besteht, das meiste von Aliexpress.

Kosten je Bausatz Einkauf ca. 4,50€
VK Preis ca. 24,-€
in diesem Jahr habe ich davon 135 verkauft...

Bleibe aber damit wahrscheinlich weit unterhalb der 22.000 ,-€

Kann mich das Finanzamt mich zur Mehrwertsteuerpflicht zwingen?
Reichen die Aliexpress Rechnungen aus?

Mein Nebengewerbe wurde vor einigen Jahren vom Finanzamt auf Liebhaberei gestellt...
Dies wird ende des Jahres definitiv nicht mehr der Fall sein...

Muss ich schon jetzt was dem Finanzamt melden?

VG

Matthias

[Mächschen]

Das ist nicht so einfach:
Bist Du gegenwärtig Kleinunternehmer oder in der Regelbesteuerung?

Verkaufst Du B2C oder B2B?

Zahlst Du die Umsatzsteuer im Einkauf per IOSS?