Andre (KM) hat geschrieben: ↑25. Sep 2023 12:10
5. Was es mit den 1,5 ° auf sich hat (Funfact: dann geht die Welt nicht automatisch unter, sondern die 1,5 ° wurden relativ willkürrlich ausgewählt - von Politikern)
Es ist jetzt 11 Jahre her, dass ich mich mit dem Thema wissenschaftlich (sic!) beschäftigt habe und ich erlaube mir, diesen einen deiner Punkte herauszupicken, weil ich denke, qualifiziert beitragen zu können.
a) Betragsmäßige Ziele sind immer mehr oder weniger willkürlich. Wir kennen es aus der Unternehmensführung. Als Ziel werden 1,1 Millionen Umsatz erklärt. Es hätte aber auch 1 Mio oder 1,2 Mio oder... sein können.
b) Die 1,5 Grad sind an Stern angelehnt, der 2-3 Grad als katastrophal für die Weltwirtschaft einschätzte.
c) Die politische Entscheidung muss nicht von einem automatischen Weltuntergang ausgehen. Eine mittelmäßige Katastrophe reicht.
d) Wissenschaftler, die sich 2012 für eine Eindämmung des Klimawandels aussprachen, gingen dabei auch nicht unbedingt vom Trendszenario aus, sondern berücksichtigten auch die anderen möglichen Szenarien der Integrated-Assessment-Modelle. Die Armageddon-Szenarien (ja, so wurden sie in wissenschaftlicher Literatur tatsächlich genannt) waren hier ausschlaggebend. Sie waren zwar nicht die wahrscheinlichsten, aber zu wahrscheinlich, um in Kauf genommen zu werden. Ich habe 20% im Kopf, weiß aber auch nicht, wie das heute aussieht.
Andre (KM) hat geschrieben: ↑25. Sep 2023 12:10
5. Eine Theorie, warum es relativ sinnlos ist, gegen "den Klimawandel" zu kämpfen, sondern viel effektiver wäre, sich anzupassen (wie es der Mensch seit tausenden von Jahren sehr erfolgreich gemacht hat).
Das würde mich tatsächlich mal interessieren. Ich weiß, dass lange zwischen "Anpassung", "schneller CO2-Ausstieg" und "langsamer Ramp-Up bis zum Ausstieg" diskutiert wurde. Als ich meine Masterarbeit geschrieben habe, schien aber von Seiten der Wissenschaft zunehmend Klarheit zu herrschen. Die wesentliche Diskussion ging dabei um den anzusetzenden Abzinsungssatz von Kosten heutiger Maßnahmen und zukünftiger Schäden. Aber das Weitzmann-Gollier-Rätsel war gerade mathematisch gelöst worden, sprach für niedrige Diskontierungssätze und damit Sterns Strategieempfehlung eines schnellen CO2-Ausstiegs. "Anpassung" war eigentlich nie wirklich Thema der Debatte.