movieman hat geschrieben: ↑23. Nov 2020 21:56
Ebenfalls sehr interessant finde ich, wie trotz der aktuellen Notlage offenbar die Zahl der Intensiv-Betten kontinuierlich reduziert wird:
intensivbetten.jpg
Naja, angesichts von Personalmangel macht der Bettenabbau auch Sinn. Denn wie am 22.11. im BR-Ticker zu lesen war:
13.00 Uhr: Nur 25.000 vollausgebildete Intensivpflegekräfte
In Deutschlands Kliniken gibt es nach einem Bericht der "Augsburger Allgemeinen" weniger vollausgebildete Intensivpflegekräfte als Intensivbetten. In Zahlen bedeute dies, dass auf 25.000 Pflegende knapp 28.000 Betten kämen, schrieb das Blatt mit Verweis auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine schriftliche Anfrage der Grünen-Bundestagsabgeordneten Kordula Schulz-Asche.
Bei 24-Stunden-Betreuung an sieben Tagen die Woche käme bei Vollbelegung demnach im Schnitt maximal eine Vollzeitkraft auf fünf Intensivbetten.
Pflegeexpertin Schulz-Asche nannte die geringe Zahl an Fachpflegekräften eines der größten Risiken in der Corona-Pandemie. "Der jahrelange, bekannte Mangel besonders an Pflegefachkräften droht uns nun in der Pandemiebekämpfung an die Belastungsgrenzen des Gesundheitssystems zu bringen", sagte sie der Zeitung. Sie forderte, eine wissenschaftliche Personalbemessung für die Pflege im Krankenhaus einzuführen, die sich am Pflegebedarf ausrichte.
Quelle:
https://www.br.de/nachrichten/deutschla ... er,SFp5YF1
Wir scheinen also auf dem richtigen Weg zu sein ...
Naja, du scheinst da etwas Verständnisschwierigkeiten zu haben. Ich versuche mal, es dir zu erklären:
In der Grafik vom DIVI handelt es sich nicht um "Intensivbetten", wie du fälschlicherweise annimmst, sondern wie bereits im Titel vermerkt um Intensivbettenkapazitäten. Damit sind quasi einsatzbereite Betten gemeint, die natürlich Raum, Personal und Ausstattung bedingen.
Und nun aufgemerkt: Bis Ende Juli waren die Pflegepersonaluntergrenzen ausgesetzt. Somit konnten bis dahin also auch deutlich mehr Betten gemeldet werden, da sich ein Pfleger, der sich normalerweise nur um maximal 2,5 Intensivpatienten kümmern darf, bis dahin um mehr Patienten kümmern durfte. Dadurch bedingt sinkt natürlich logischerweise die Zahl der belegbaren Plätze, ohne dass sich irgendetwas außer der Zählweise geändert hätte. Würde die Untergrenze erneut ausgesetzt, würde die Zahl schlagartig wieder steigen.
Dazu kommt, dass sich mit zunehmenden Neuinfektionen selbstversuch mehr Pflegepersonal infiziert. Für jeden erkrankten Pfleger fliegen also 2,5 Betten aus der Statistik.
All siese Informationen gibt übrigens die Seite des DIVI her, man muss sie natürlich lesen und sich nicht nur über die Grafik empören. Ich habe gerade in einer kleinen Recherche festgestellt, dass offenbar eine Menge Dumpfbacken in geistiger Seelenverwandtschaft mit "Jana aus Kassel" diese Grafik weder richtig deuten können, noch richtig verstehen (wollen).
Der Notstand beim Pflegepersonal ist ja seit Jahren bzw. sogar Jahrzehnten bekannt. Hauptsächlich darin begründet, dass diese Menschen für die Verantwortung und die Qualifikation, die sie aufbringen, schlicht zu schlecht bezahlt werden. Warum? Weil die meisten Menschen rumjammern, wenn die Krankenkassenbeiträge erhöht werden sollen. Trotzdem gäbe es eine recht hohe Zahl an qualifizierten Menschen für diese Jobs, ein großer Til davon möchte aber aus Gründen nicht nach Deutschland kommen, besonders nicht in die neuen Bundesländer ( daher auch dort die deutlich niedrigere Zahl an Betten).
Wenn die Menschen in diesem Land sich vernünftig verhalten, ein wenig Grips dafür aufwenden, sich gut zu informieren und vor allem Rücksicht und Respekt walten lassen, braucht man die Intensivbettenkapazitäten gar nicht.