Ideen um unabhängiger zu werden

[Felix-Webshop]

Guten Abend,

aktuell läuft ja die große Auszahlungssperr-Welle bei Amazon.
Nun frage ich mich, wie Ihr euch unabhängiger von Amazon macht?
Seit ihr nur dort aktiv und überlegt vielleicht auch gerade, was man machen könnte, um weniger abhängig von einem Marktplatz zu sein?
Oder seit ihr bereits auch anderswo vertreten?
Das beste wäre natürlich der eigene Onlineshop, leider ist das nicht so schnell umzusetzen, und auch wenn der Shop online ist, dauert es lange, bis dieser mal richtig läuft.
Ob dort je so viele Verkäufe wie bei Amazon zustande kommen, ist die Frage.

Ich freue mich auf eure Meinungen

[b3sts3ller]

Wenn man sich für Amazon also einen Marktplatz entscheidet sollte man mMn auch die anderen Verdächtigen prüfen. Je nach Branche stärker oder schwächer aber Otto, eBay & co. können auch ganz netten Umsatz generieren.

Um einen Shop kommt man denke ich aber auch nicht herum wenn man es langfristig machen möchte. Klar ein Shop kostet Zeit, Geld und Nerven aber das ist ein langfristiges Projekt. Ein etablierter Shop kann (muss nicht) so unendlich profitabler laufen als die Marktplätze, das Invest sollte es einem Wert sein.

Je nachdem was man verkauft kann man auch noch B2B versuchen, teilweise bietet sich auch noch Direktvertrieb an.

Nur auf Amazon zu setzen mag bequem und anfangs ausreichend sein, aber das ist ein viel zu hohes Risiko, nicht nur wegen den aktuellen Auszahlungssperren, generell ist Amazon nicht gerade Händlerfreundlich.

[bauti]

Ich habe Amazon und andere Plattformen immer nur als Bonusumsatz zum eigenen Onlineshop und Ladengeschäft gesehen. Es ist aber in Wirklichkeit schon mehr eine von mehreren Säulen des Betriebs. Aber trotzdem könnte ich auch profitabel wirtschaften, wenn der Amazonumsatz von heute auf morgen wegfallen würde.

Ich schließe mich b3sts3sller also an. Auf den eigenen Shop sollte (in den meisten Fällen) das Hauptaugenmerk liegen. Zusätzliche Plattformen können je nach Branche ohne viel Aufwand ebenfalls etwas Umsatz bringen und zur Sicherheit beitragen.

Sollte Amazon auf Grund einer Sperre komplett wegfallen und man hat hohe Lagerbestände, muss man die Ware ja irgendwie los werden. Wenn man wenigstens bereits auf anderen Plattformen vertreten ist und dort knowhow hat, wird man die hohen Lagerstände (notfalls mit leichtem Verlust) schon irgendwie los. Wenn man dann aber erst ein paar Monate benötigt um andere Vertriebswege zu etablieren hat man vermutlich ein großes Problem.

Ein Ladengeschäft wie bei uns wird aber nur sehr selten Sinn machen.

[Thomas-G]

Nun frage ich mich, wie Ihr euch unabhängiger von Amazon macht?

Webshop + eBay habe ich im Moment als Amazon Alternativen.

In den Webshop (und die Bewerbung zB via Shopping Ads) fließt die meiste Energie, eBay läuft mit. eBay bringt im Vergleich zu Amazon nur geringe Umsätze, aber es ist mir als Händler SEHR viel sympathischer als Amazon. Besonders weil ich dort die Kontrolle über meine Listings habe - das genaue Gegenteil vom Katalog-System von Amazon. Im Vergleich zu Amazon ist die Gängelung auch quasi null: zB überhaupt keine Probleme mit Elektroprodukten, bei Amazon war das eine Horrorshow. Ach ja: Und eBay zahlt tatsächlich das verdiente Geld aus.

Andere Marktplätze:
- Otto: Will mich glaube ich nicht, weil Firmensitz nicht in DE. Dürfte noch blöder als Amazon bezüglich Retouren sein.
- Galaxus: Will mich nicht weil ich keine x-tausend Produkte habe, also zu klein bin. Wäre sonst ganz sympathisch.
- Kaufland: Bin etwas skeptisch, hat auch ein Katalogsystem wie Amazon (nur viel kleiner), hat auch Chinesen, es fällt nochmal eine Grundgebühr an, man muss wohl Werbung buchen usw.
- etsy: Ginge für ein paar meiner Produkte, probier ich mal wenn ich Zeit habe

Andere Ideen: Einen weiteren Webshop aufbauen, Blog/Inhalte machen, Bestimmte Social Media Inhalte machen, zB für Pinterest und Youtube (nichts mit Meta).

Das wichtigste sind meiner Meinung nach gute Inhalte und ein rundes Sortiment zu einem Thema - wenn man als Händler unabhängig sein möchte.

Und entscheidend für den Weg weg von Amazon ist der eigene Zeit-/Ressourceneinsatz: Amazon frisst viel Zeit wenn man dort verkauft (besonders bei eigenen Produkten) - diese Zeit fehlt dann etwa im eigenen Webshop oder bei anderen Marktplätzen. Ich habe auch jahrelang die meiste Zeit verbracht um Amazon Listungs zu optimieren, mit zahlreichen Werbekampagnen zu bewerben, Ware in großen Mengen für die Amazon Verkäufe einzukaufen usw. - und den eigenen Webshop dabei viel zu wenig beachtet. Da muss man wirklich umdenken, wenn man von Amazon weg möchte.

[fossi]

Nun frage ich mich, wie Ihr euch unabhängiger von Amazon macht?

Mehr Kanäle nutzen + weitere Länder bedienen. In Europa haben wir immerhin über 150 Marktplätze!

Amazon dürfte bei fast allen der stärkste Player sein und andere Marktplätze bringen vielleicht nur 3, 5, oder 10% davon. Wer aber fleißig streut, hat eben mehrfach 5 oder 10% außerhalb von Amazon.

In Deutschland hätten wie die bekannten Namen wie Kaufland oder Otto, aber auch kleinere Marketplaces wie Decathlon, MediaMarkt, oder Discounter-Shops.
Im Ausland sind Seiten wie CDiscount oder Emag beliebt. Einige sind sehr speziell, andere nicht. Man muss halt selber rausfinden, wo die Artikel hin passen.

Etwas Mehraufwand ist es schon, vor allem wenn es um andere Länder geht, aber der Aufwand lohnt. Problematisch ist nur manchmal die nötige Softwarelösung. Für einige Märkte braucht man halt zusätzliche Middleware wie Mirakl oder Transus.

Zum Thema eigener Shop:
Je nach Sortiment und Auswahl eine klasse Idee, aber auch der kostet Zeit und Geld.
Die Werbung vom kleinen Klickibunti-Shop aus der Werbung, wovon man nach ein paar Klicks leben kann, ist ein modernes Märchen.
Da gehört schon etwas mehr dazu, vor allem Ausdauer.

[Thomas-G]

Mehr Kanäle nutzen + weitere Länder bedienen. In Europa haben wir immerhin über 150 Marktplätze!

Amazon dürfte bei fast allen der stärkste Player sein und andere Marktplätze bringen vielleicht nur 3, 5, oder 10% davon. Wer aber fleißig streut, hat eben mehrfach 5 oder 10% außerhalb von Amazon.

Das ist sicher eine gute Strategie wenn die Firma groß genug ist (wie dein Arbeitgeber ).

Für kleinere Firmen ist der "Fixaufwand" je Marktplatz oder Land schon ein Hemmnis. Im Inland sind das die 40eur/Monat die bei kleinen Marktplätzen wie eBay oder Kaufland genauso anfallen wie bei Amazon, plus der oft beträchtliche Integrationsaufwand und auch Betreuungsaufwand (Werbung managen...).

Im Ausland hat man neben dem EPR-Minenfeld auch gewisse Logistikthemen, die für kleinere Firmen nicht so einfach zu lösen sind. Man muss schnell und zu geringen Kosten ins Zielland senden können (B2C Verkauf klappt nicht wenn man dann kleine Pakete um 20 EUR/Paket aus DE schickt) und sollte eine Retourenlösung im Zielland haben. Man muss immerhin mit den lokalen Händlern konkurrieren können.

[Felix-Webshop]

Um einen Shop kommt man denke ich aber auch nicht herum wenn man es langfristig machen möchte.

Sehe ich auch so, das sollte immer das Ziel sein.
Aber bis der aufgebaut ist und der mal läuft, dauert es natürlich eine Weile.

Mehr Kanäle nutzen + weitere Länder bedienen.

Also beim Thema mehr Kanäle bin ich absolut bei dir.
Weitere Länder lohnt sich meiner Meinung nach nur bei Produkten ab einem bestimmten Wert, wie es auch Thomes-G schrieb.
Grund dafür sind für mich höhere Versandkosten, Retouren, Bürokratische Hürden.
Da dürfte es schwierig sein, mit den ortsansässigen Unternehmen wettbewerbsfähig zu sein.

Im Inland sind das die 40eur/Monat die bei kleinen Marktplätzen wie eBay oder Kaufland genauso anfallen wie bei Amazon

Da sehe ich eben auch das Problem, bei Amazon zahle ich 40 € im Monat und habe deutlich mehr Verkäufe als bei Otto/Kaufland, die ebenfalls 40€ im Monat kosten.

[arnego2]

Da sehe ich eben auch das Problem, bei Amazon zahle ich 40 € im Monat und habe deutlich mehr Verkäufe als bei Otto/Kaufland, die ebenfalls 40€ im Monat kosten.

Eine Domain plus Hosting kommt auf ca €6 pro Monat. .de bei Namecheap gibt es für knapp €7.
Mit Shop und wenn neu ca 1 bis 3 Monate bis er Rankt, Kosten um die €30 pro Monat plus die offline Kosten.

[Investor]

Früher war bei mir ebay der stärkste MP, letztes Jahr habe ich nach 19j den Shop dort gekündigt. Die 39 Euro netto als Vollzeithändler waren einfach zuviel für die paar euro die dort noch laufen. Amz x100

Shop läuft auch seit eh und je, es gibt Artikel die laufen da gut und andere gar nicht. Ich habe bei amz Artikel für 200 Euro die dort rennen und im Shop will die für 150 niemand.

[arnego2]

Webshop + eBay habe ich im Moment als Amazon Alternativen.

In den Webshop (und die Bewerbung zB via Shopping Ads) fließt die meiste Energie, eBay läuft mit.

Was für Energien fließen denn in den Webshop?
Ein Webshop wird geplant, d.h. man weiß wer die Käufer sind. Kennt deren Geschmack und setzt den Shop so auf, dass er den zukünftigen Kunden einen schnellen Abschluss ermöglicht.

In der Realität sieht es so aus, dass die Webshop-Eigner an Effekten und Gimmicks rumspielen, die eher das Gegenteil bewirken. Da wird Jagd auf die Erstkunden gemacht und hat am Ende keine % übrig, (s)eine Käufergruppe zu bilden. 

[Thomas-G]

Was für Energien fließen denn in den Webshop?

Content content content. Neue Produkte, Bessere Fotos, Videos hinzufügen, neue Kategorien mit Texten, ständig mit dem SEO Tool prüfen ob alles passt, Verlinkung verbessern... Google Shopping Feed und Bewerbung optimieren...

Am Design wird da nix rumgespielt.

Früher wurde diese Energie stark in Amazon investiert, also Listing Texte optimieren, A+ Inhalte erstellen, viele Werbekampagnen manuell erstellen und Suchbegriffe etc. überwachen... Das passiert jetzt viel weniger.

[Daedalus]

Bei mir wird es schwer werden von Amazon loszukommen - die Gründe wurden schon genannt, z.B. Auslandsretouren. Früher hatte ich FBM bei Amazon am laufen, allerdings betreibe ich das Gewerbe nur nebenberuflich und jeden Morgen vor der Arbeit als Angestellter erstmal ne Stunde Briefe und Pakete packen war nicht so geil. Als ich dann 2016 auf FBA umgestellt hatte, gingen die Verkaufszahlen durch die Decke (ungefähr Faktor 5-7) UND ich hatte weniger Arbeit jeden Tag. Es ist kaum zu glauben, dass es keinen etablierten Marktplatz zu geben scheint, der auch nur annähernd mit Amazon FBA mithalten könnte hinsichtlich Reichweite und Effizienz.

Was eine Weile ganz gut gelaufen ist, ist B2B im Direktverkauf. Ist aber irgendwann eingeschlafen bzw. hat sich ebenfalls auf Amazon Business verlagert. Aktuell macht eBay vielleicht 10% von Amazon aus. Direktbesteller kannste an einer Hand abzählen. Einen Webshop hab ich nicht. Da sehe ich ein gewisses Risiko in der Pflege. Hackerangriffe durch technische Exploits z.B., oder ein höheres Abmahnrisiko, weil man nicht gleich jede Änderungspflicht umgesetzt hat, etc. Ich sehe einen eigenen Webshop eher als Option für Vollzeit-Seller als für Nebengewerbliche.

[arnego2]

Bei mir wird es schwer werden von Amazon loszukommen - die Gründe wurden schon genannt, z.B. Auslandsretouren.

Warum loskommen? Parallel laufen lassen ist IMHO wesentlich besser.

[b3sts3ller]

Es ist kaum zu glauben, dass es keinen etablierten Marktplatz zu geben scheint, der auch nur annähernd mit Amazon FBA mithalten könnte hinsichtlich Reichweite und Effizienz.

Amazon ist stark und in vielen Kategorien führend: ja, aber je nachdem was du verkaufst können auch andere Marktplätze gut laufen. Ebay beispeilsweise ist extrem stark bei B-Ware/Gebrauchten/Refurbished Produkten oder alles rund ums Auto. Otto ist stark bei Heim & Garten und so weiter.

Bind dir einen Fulfillment Partner an, hab die passenden Produkte und du wirst auch auf anderen Marktplätzen erfolgreich sein, ohne viel Arbeit reinzustecken.

[Thomas-G]

Bei mir wird es schwer werden von Amazon loszukommen - die Gründe wurden schon genannt, z.B. Auslandsretouren. Früher hatte ich FBM bei Amazon am laufen, allerdings betreibe ich das Gewerbe nur nebenberuflich und jeden Morgen vor der Arbeit als Angestellter erstmal ne Stunde Briefe und Pakete packen war nicht so geil.

Es gibt auch andere Logistiker, die genau das machen was FBA macht, aber multichannel-geeignet.

Ich nutze den "eBay Logistiker" Orange Connex, problemlos auch bei geringen Mengen nutzbar (andere Logistiker wollen mind. einige 100 Pakete im Monat sehen bevor man Kunde werden darf).
Problemlos für eBay, Amazon FBM und Webshop. Warenpost wird unterstützt, wenn Produkte in der eigenen Verpackung versendet werden können spart man nochmal.
Im Vergleich zu FBA ist Orange Connex bei manchen "Briefumschlag Versandarten" teurer als FBA wenn man nur 1 Stück versendet, ab 2 Stück in der Regel aber billiger / deutlich billiger.
Für Retouren aber unbedingt die eigene Adresse verwenden, der Retourenservice ist bei Orange Connex nicht gut (anderer Standort/keine direkte Wiedereinlagerung/sehr teuer).