Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Platz für eure privaten Dinge, Fun-Threads, YouTube-Videos, Kurioses aus Politik und Wirtschaft, etc.
Benutzeravatar
fonprofi
PLUS-Mitglied
PLUS-Mitglied
Beiträge: 7767
Registriert: 17. Nov 2010 16:43
Land: Deutschland

Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Wir sind in Deutschland. Da arbeitet von den Staatsdienern keiner 52 Wochen durch, bzw. 46 Wochen ohne Urlaub.


3 Monate gratis Händlerbund
kreien
PLUS-Mitglied
PLUS-Mitglied
Beiträge: 3645
Registriert: 5. Jul 2015 13:06
Land: Deutschland

Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Wollomo hat geschrieben: 12. Jan 2024 11:21
Krosser87 hat geschrieben: 12. Jan 2024 11:17 Die Angelegenheit mit der Chip-Fabrik empfinde ich allerdings als sehr wichtig, hier geht es meiner Meinung nach weniger um Arbeitsplätze, sondern eher um Taiwan und die globale Abhängigkeit.
Hoffentlich schätzt das die Firma auch und baut hier in Deutschland nicht nur mittelfristig eine Fabrik auf und ist nach einer Zeit wieder weg.
Es ist völlig absurd und künstlich, ausgerechnet in Deutschland eine Fertigung neu aufzubauen, die folgenden Branchen zuzurechnen ist:
• Halbleiter,
• (Elektro-)Chemie (dazu gehören Batterien),
• Galvanik,
• Beton.

Dazu sind Genehmigungsverfahren, Bürokratie, rechtsstaatliche Vorschriften und nicht zuletzt Kommunalpolitik sowie Widerstände aus einer industriefeindlichen Bevölkerung zu sehr Showstopper. Dann haben wir noch mit die höchsten Steuern und Abgaben in Tateinheit mit den höchsten Energiekosten. Eine unsichere Perspektive der politischen Mehrheiten radikaler Kräfte in Ostdeutschland und EU-Verbotsregelungen runden den schlechten Eindruck für ausländische Investoren ab.

Jüngstes Beispiel ist ein geplantes neues Chemikalienverbot auf EU-Ebene, vgl. https://www.golem.de/news/halbleiter-in ... 80609.html. Welcher internationale Chiphersteller ist so bekloppt und tut sich das alles an? Natürlich werden Intel und TSMC die jeweiligen Fabs – so sie denn überhaupt kommen – nach gewisser Zeit in andere Hände geben. Es gibt übrigens auch ein prominentes Beispiel, wie so was geht (Stichwörter: Nokia, Siemens und BenQ): https://www.wz.de/politik/landespolitik ... d-31403135.
regalboy
Beiträge: 10033
Registriert: 23. Feb 2008 18:30

Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Deswegen hatte ich ja schon "arbeitsseitig" auf die "15 Wochen mit Urlaub und krank" erhöht.
Könnte es aber auch von den 52 Wochen runter rechnen:
52 Wochen
minus 6 Wochen Urlaub
minus 2 Wochen krank
minus 2 Wochen Fortbildung, Reha, Teambuilding, ....
minus 2 Wochen Feiertage & Karneval
--------------------------------------
40 Wochen

Also würde (bei den 20 Minuten pro Antrag) die Person 3/4 der Zeit Däumchen drehen.



Wenn man sich aber auch im "Staatsbedienstetenkreis" umhört, dann wird nach den 20 Minuten 10 Minuten Raucherpause + 5 Minuten Quatschen gemacht. + 45 Minuten (bezahlte) Frühstückspause, Mittagspause ohne Ausstempeln, weil man bleibt ja in der Behörde im Pausenraum 1 Stunde anstatt 30 Minuten, und hier und da dann noch mal gequatscht.

"Verlustfaktor" bezahlte Arbeitszeit in effektive Arbeitszeit: 50%.
Benutzeravatar
fonprofi
PLUS-Mitglied
PLUS-Mitglied
Beiträge: 7767
Registriert: 17. Nov 2010 16:43
Land: Deutschland

Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

vergesse die Sitzkreise nicht...
Niki1101
PLUS-Mitglied
PLUS-Mitglied
Beiträge: 45
Registriert: 24. Jan 2022 15:58
Land: Deutschland
Firmenname: refbee

Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

kreien hat geschrieben: 12. Jan 2024 14:24
Wollomo hat geschrieben: 12. Jan 2024 11:21

Hoffentlich schätzt das die Firma auch und baut hier in Deutschland nicht nur mittelfristig eine Fabrik auf und ist nach einer Zeit wieder weg.
Es ist völlig absurd und künstlich, ausgerechnet in Deutschland eine Fertigung neu aufzubauen, die folgenden Branchen zuzurechnen ist:
• Halbleiter,
• (Elektro-)Chemie (dazu gehören Batterien),
• Galvanik,
• Beton.

Dazu sind Genehmigungsverfahren, Bürokratie, rechtsstaatliche Vorschriften und nicht zuletzt Kommunalpolitik sowie Widerstände aus einer industriefeindlichen Bevölkerung zu sehr Showstopper. Dann haben wir noch mit die höchsten Steuern und Abgaben in Tateinheit mit den höchsten Energiekosten. Eine unsichere Perspektive der politischen Mehrheiten radikaler Kräfte in Ostdeutschland und EU-Verbotsregelungen runden den schlechten Eindruck für ausländische Investoren ab.

Jüngstes Beispiel ist ein geplantes neues Chemikalienverbot auf EU-Ebene, vgl. https://www.golem.de/news/halbleiter-in ... 80609.html. Welcher internationale Chiphersteller ist so bekloppt und tut sich das alles an? Natürlich werden Intel und TSMC die jeweiligen Fabs – so sie denn überhaupt kommen – nach gewisser Zeit in andere Hände geben. Es gibt übrigens auch ein prominentes Beispiel, wie so was geht (Stichwörter: Nokia, Siemens und BenQ): https://www.wz.de/politik/landespolitik ... d-31403135.
Stimmt für einige Branchen ist es absurd neue Fertigungen in Deutschland aufzubauen, aber zum Beispiel Halbleiter würde ich davon ausnehmen.

Denn der Standort Deutschland hat auch einige Vorteile:
- zum einen sind wir in der EU, es können Transportkosten und Zölle gespart werden
- wir haben das nötige Fachpersonal und KnowHow
- Deutschland ist im Vergleich zu anderen Ländern der EU noch sehr stabil und sicher (Frankreich gibt es fast jährlich eine Revolution und bei Italien kann man froh sein, wenn eine Regierung länger als 12 Monate im Amt ist.)
- im Vergleich zu anderen mgl. günstigeren Ländern haben Deutsche den Ruf präzise und gründlich zu sein (wichtig für Halbleiter etc.)
- im Vergleich zu USA und anderen Ländern sind unsere Gehälter trotz der hohen Abgaben deutlich niedriger
- wir haben die nötige Infrastruktur
- die höheren Energiekosten werden denke ich als Kompromiss genommen und sind verkraftbar (Bsp.: NVIDIA hat eine Rohmarge von rund 80%)

Wenn wir jetzt noch es endlich mal hinbekommen mit der Digitalisierung und der Bürokratie...
Benutzeravatar
Ach
PLUS-Mitglied
PLUS-Mitglied
Beiträge: 3133
Registriert: 29. Mai 2013 10:06

Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

fonprofi hat geschrieben: 12. Jan 2024 14:46 vergesse die Sitzkreise nicht...
Unter den 5.000 darf man auch die Beauftragten und Koordinatoren nicht vergessen.
Dann Betriebsrat, freigestellt.
Führungspersonal.
Und Overhead.
Benutzeravatar
Vio
PLUS-Mitglied
PLUS-Mitglied
Beiträge: 3632
Registriert: 14. Dez 2007 19:50
Land: Deutschland
Branche: Versandhandel; gebrauchte und antiquarische Bücher
Wohnort: NRW

Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Ich habe noch eine Verständnisfrage: gibt es in anderen Ländern (EU oder NON-EU) Subventionen in vergleichbarer Höhe? Wenn ich lese, dass zwischen 41 und 62 Prozent des landwirtschaftlichen Einkommens aus Subventionen/Förderungen besteht, ist das ja doch prozentual gesehen ganz schön viel.
Ich frage mich, ob das eine deutsche Besonderheit ist und wie andere Länder die Probleme (globaler Preisdruck) lösen.
Wollomo
PLUS-Mitglied
PLUS-Mitglied
Beiträge: 1064
Registriert: 21. Jan 2019 13:02
Land: Deutschland

Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Grundsätzlich sind die Flächensubventionen gleich. Es gibt noch ein paar regionale Programme, die sind aber relativ undurchsichtig weil sogar Deutschland selbst in den einzelnen Bundesländern unterscheidet.
Beim Agrardiesel haben die meisten Länder eine Vergünstigung wie der folgende Link zeigt:
https://www.wochenblatt-dlv.de/maerkte/ ... sel-575344
Benutzeravatar
Vio
PLUS-Mitglied
PLUS-Mitglied
Beiträge: 3632
Registriert: 14. Dez 2007 19:50
Land: Deutschland
Branche: Versandhandel; gebrauchte und antiquarische Bücher
Wohnort: NRW

Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Also man muss tatsächlich in so hohem Maß (40-60%) subventionieren, weil sonst EU-Weit die Teller leer blieben. Uff.
miezekatze
Beiträge: 3858
Registriert: 3. Jan 2011 11:48

Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

https://usafacts.org/articles/federal-f ... data-says/

Für Amerika. Da scheint es gut zu schwanken was es so gibt, liegt wohl aber immer so um die 20% - mal mehr, mal weniger. Beziehungsweise im Mittel vermutlich eher drunter.
Benutzeravatar
Vio
PLUS-Mitglied
PLUS-Mitglied
Beiträge: 3632
Registriert: 14. Dez 2007 19:50
Land: Deutschland
Branche: Versandhandel; gebrauchte und antiquarische Bücher
Wohnort: NRW

Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Ja, für Amerika und auch sowas wie die Rinder aus Argentinien sind Gelder wohl nicht in dem Maß nötig.
Wollomo
PLUS-Mitglied
PLUS-Mitglied
Beiträge: 1064
Registriert: 21. Jan 2019 13:02
Land: Deutschland

Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Und natürlich sind dort die Voraussetzung deutlich anders. Entweder sind das Hochertragsstandorte mit ordentlichen Absatzwegen (Obst und Gemüse) oder die Flächenkosten sind deutlich niedriger. Durch die große Strukturierung ist auch ein viel effektiverer Maschineneinsatz möglich. Dazu kommt eben auch noch der Faktor Gentechnik der die Anbaukosten nochmals ordentlich drückt.
Insgesamt sind das aber Verhältnisse die sich der durchschnittliche europäische Bürger sicherlich nicht wünscht. Auch ich zähle mich dazu.
Benutzeravatar
Vio
PLUS-Mitglied
PLUS-Mitglied
Beiträge: 3632
Registriert: 14. Dez 2007 19:50
Land: Deutschland
Branche: Versandhandel; gebrauchte und antiquarische Bücher
Wohnort: NRW

Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Ja, verstehe. Ich wollte nur sicher gehen, dass es keine deutsche Besonderheit ist, dass die Bauern mit Subventionen, Förderungen, Zuschüssen zu Sozialversicherungen usw quasi "gepampert" werden, obwohl das in dem vorhandenen Ausmaß ggf gar nicht zwingend notwendig wäre.
Benutzeravatar
Vio
PLUS-Mitglied
PLUS-Mitglied
Beiträge: 3632
Registriert: 14. Dez 2007 19:50
Land: Deutschland
Branche: Versandhandel; gebrauchte und antiquarische Bücher
Wohnort: NRW

Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Ich habe noch ein bisschen rumgelesen und finde das Thema wirklich zunehmend interessanter. Wenn also jemand Lust hat, noch ein paar Fragen zu beantworten, würde ich mich freuen. :)

Ich habe viele Klagen gelesen (hauptsächlich aus Sicht von kleinen bis mittleren Familienbetrieben, aber durchaus im Haupterwerb) über die Unmöglichkeit mit den Subventionen langfristig zu planen und dass die angewandte Praxis auch mal dazu führen kann, dass jemand komplett leer ausgeht und überhaupt keine Gelder erhält. Ist das wirklich so?
Wenn ich das richtig verstanden habe, laufen Subventionen über einen Zeitraum von 5 Jahren und werden 2 Jahre im Voraus beschlossen, so dass evtl. Veränderungen nicht von heute auf morgen in Kraft treten, sondern durchaus mit einer gewissen Vorlaufzeit.
Vermutlich kann man auch in 48 Monaten nicht von Milchvieh auf Schweine umsatteln, aber dass bestimmte Bereiche komplett im Regen stehen gelassen werden erscheint mir doch unwahrscheinlich.

Dann wurde geklagt, dass Preise verfallen z.B. bei Milch oder wenn es Ernteausfälle gibt. Da muss es doch kurzfristige Ausgleichszahlungen zu geben, oder?

Dann bin ich über den Begriff "nicht entlohnte Familienarbeitskräfte" gestolpert und versuche zu begreifen, wer damit überhaupt gemeint ist. Ist das korrekt, dass zum einen die selbstständige Person in Einzelunternehmen selbst gemeint ist (weil diese sich ja keinen Lohn ieS auszahlt), aber durchaus auch Familienmitglieder unentgeltlich (?) in Betrieben helfen?
Letzteres hätte ich für unmöglich gehalten, weil mir ein Rätsel ist, wie man jemanden unfallversichert, der nicht offiziell angestellt ist. :gruebel:
Oder ist damit gemeint, dass z.B. ein Ehepaar gemeinsam vom erwirtschafteten Gewinn Beträge entnimmt, um den Lebensunterhalt davon zu bestreiten?
Ich hab da eine Statistik gesehen, in welcher in dem Zusammenhang von 0,9 Arbeitskräften für einen Beterieb die Rede ist und ich raff´s nicht, wie in einem Betrieb nur 0,9 Personen arbeiten können und sonst niemand. :lol:
Warum sollte jemand komplett kostenlos im Familienbetrieb arbeiten? Wo ist denn da die genaue Schwelle in Euro, ab der es günstiger ist, jemanden nicht offiziell anzustellen?
Benutzeravatar
Ach
PLUS-Mitglied
PLUS-Mitglied
Beiträge: 3133
Registriert: 29. Mai 2013 10:06

Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Vio hat geschrieben: 14. Jan 2024 09:48
Dann bin ich über den Begriff "nicht entlohnte Familienarbeitskräfte" gestolpert und versuche zu begreifen, wer damit überhaupt gemeint ist. Ist das korrekt, dass zum einen die selbstständige Person in Einzelunternehmen selbst gemeint ist (weil diese sich ja keinen Lohn ieS auszahlt), aber durchaus auch Familienmitglieder unentgeltlich (?) in Betrieben helfen?
Das ist nicht nur in der Landwirtschaft so, sondern vielfach in kleinen Familienbetrieben verschiedener Branchen.
Häufig sind auch Familienangehörige in Vollzeit beschäftigt, werden aber geringfügig entlohnt.
Wir haben in unser Erfa-Gruppe auch Mal einen Unternehmer darauf gedrängt, seine Frau endlich voll anzustellen und zumindest den Mindestlohn zu zahlen. Vorher war sie auf 400 Euro Basis beschäftigt.
Vio hat geschrieben: 14. Jan 2024 09:48 Letzteres hätte ich für unmöglich gehalten, weil mir ein Rätsel ist, wie man jemanden unfallversichert, der nicht offiziell angestellt ist. :gruebel:
Wenn wir einen Praktikanten haben, der unentgeltlich mitarbeitet, melden wir ihn der BG per Mail.
In vielen Branchen kam man auch nach Arbeitsaufnahme noch melden.

Wo ist denn da die genaue Schwelle in Euro, ab der es günstiger ist, jemanden nicht offiziell anzustellen
Jeder Euro Sozialversicherung.
Benutzeravatar
Vio
PLUS-Mitglied
PLUS-Mitglied
Beiträge: 3632
Registriert: 14. Dez 2007 19:50
Land: Deutschland
Branche: Versandhandel; gebrauchte und antiquarische Bücher
Wohnort: NRW

Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Danke Dir erstmal für deine Zeit am heiligen Sonntag!
Ach hat geschrieben: 14. Jan 2024 11:33 Häufig sind auch Familienangehörige in Vollzeit beschäftigt, werden aber geringfügig entlohnt.
Ist "nicht entlohnt" hier auch gleichbedeutend mit geringfügig entlohnt? "Nicht" bedeutet für mich, dass jemand komplett kostenlos arbeitet und weder Sach- noch Geldwerte dafür erhält.

Wenn wir einen Praktikanten haben, der unentgeltlich mitarbeitet, melden wir ihn der BG per Mail.
In vielen Branchen kam man auch nach Arbeitsaufnahme noch melden.
Ah, erleuchtet. Danke für das Beispiel.

Jeder Euro Sozialversicherung.
Hilf mir bitte, ich habe keine Angestellten.
Beispiel: Die Ehefrau ist Hausfrau und zahlt in der KV den Hausfrauentarif (um 150 Euro rum) und hat den "Minijob" beim Ehemann im Betrieb. Wenn man die jetzt sozialversicherungspflichtig entlohnt, dann zahlen sie gemeinsam geschätzt mindestens um die 270 Euro in der KV. Plus AV plus RV.
Ist das so ungefähr korrekt?
Baam
Beiträge: 1519
Registriert: 13. Sep 2012 17:12

Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Vio hat geschrieben: 14. Jan 2024 09:48 Ich habe viele Klagen gelesen (hauptsächlich aus Sicht von kleinen bis mittleren Familienbetrieben, aber durchaus im Haupterwerb) über die Unmöglichkeit mit den Subventionen langfristig zu planen und dass die angewandte Praxis auch mal dazu führen kann, dass jemand komplett leer ausgeht und überhaupt keine Gelder erhält. Ist das wirklich so?
Ja das ist so. Wenn irgendwan im Antrag nicht stimmt oder fehlerhaft ist, wird man Sanktioniert. Dies kann bis zur kompletten Streichung der Ansprüche führen. Da gibt es unendliche viele Gründe von Satellit erkennt automatisiert irgendwas anderes als Du angegeben hast bis zur Hochzeit haben auf der angemeldeten Gründlandwiese noch ein paar Autos geparkt. Da spielen auch alle Sachen wie Fruchtfolge, Zwischenaussaat, Düngemittelverordnung, Pflanzenschutz etc. mit rein. Da werden teilweise sogar auf dem Hof mal Bodenproben auf dem Pflaster gezogen, ob was daneben gegangen ist oder seitenlange Begründungen gefordert, weil zwischen angemeldeter und vom Satelliten ausgemessener Fläche ein paar Quadratmeter unterschied liegen oder irgendwo ein Feld falsch angekreuzt war.
Vio hat geschrieben: 14. Jan 2024 09:48 Wenn ich das richtig verstanden habe, laufen Subventionen über einen Zeitraum von 5 Jahren und werden 2 Jahre im Voraus beschlossen, so dass evtl. Veränderungen nicht von heute auf morgen in Kraft treten, sondern durchaus mit einer gewissen Vorlaufzeit.
Vermutlich kann man auch in 48 Monaten nicht von Milchvieh auf Schweine umsatteln, aber dass bestimmte Bereiche komplett im Regen stehen gelassen werden erscheint mir doch unwahrscheinlich.
anzustellen?
Der Antrag für das aktuelle Jahr muss grob bis Mai eingereicht werden. Dann werden grob um Weihnachten die Subventionen ausgezahlt. Die Zwischenzeit wird für Rückfragen und Sanktionen verwendet.
Vio hat geschrieben: 14. Jan 2024 09:48 Dann wurde geklagt, dass Preise verfallen z.B. bei Milch oder wenn es Ernteausfälle gibt. Da muss es doch kurzfristige Ausgleichszahlungen zu geben, oder?
Nein ist grundlegend das Problem des Landwirtes.
Vio hat geschrieben: 14. Jan 2024 09:48 Warum sollte jemand komplett kostenlos im Familienbetrieb arbeiten? Wo ist denn da die genaue Schwelle in Euro, ab der es günstiger ist, jemanden nicht offiziell anzustellen?
Weil es das Familieneinkommen bildet und sonst nicht zu stemmen wäre.
Benutzeravatar
Vio
PLUS-Mitglied
PLUS-Mitglied
Beiträge: 3632
Registriert: 14. Dez 2007 19:50
Land: Deutschland
Branche: Versandhandel; gebrauchte und antiquarische Bücher
Wohnort: NRW

Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Danke auch an dich für deine Antwort, baam. saufen
Baam hat geschrieben: 14. Jan 2024 17:31 Ja das ist so. Wenn irgendwan im Antrag nicht stimmt oder fehlerhaft ist, wird man Sanktioniert. Dies kann bis zur kompletten Streichung der Ansprüche führen. Da gibt es unendliche viele Gründe von Satellit erkennt automatisiert irgendwas anderes als Du angegeben hast bis zur Hochzeit haben auf der angemeldeten Gründlandwiese noch ein paar Autos geparkt. Da spielen auch alle Sachen wie Fruchtfolge, Zwischenaussaat, Düngemittelverordnung, Pflanzenschutz etc. mit rein. Da werden teilweise sogar auf dem Hof mal Bodenproben auf dem Pflaster gezogen, ob was daneben gegangen ist oder seitenlange Begründungen gefordert, weil zwischen angemeldeter und vom Satelliten ausgemessener Fläche ein paar Quadratmeter unterschied liegen oder irgendwo ein Feld falsch angekreuzt war.
Das hört sich allerdings sehr nach Deutschland an.

Aber es ist nicht so, dass Subventionen für bestimmte Bereiche zwischenzeitlich komplett abgeschafft werden?
Also man hat zB Milchvieh und in der nächsten Subventionsperiode gibt es grundsätzlich plötzlich gar nichts für Milchviehbetriebe, sondern nur für Ackerbau und Veredler.
So nicht, oder?

Mir kommen diese ganzen Subventionen und Förderungen wie ein Privileg vor, welches andere Selbständige eben nicht haben und es fällt mir zugegeben ein Stück weit schwer, wenn mir von den Subventionierten dann Echo entgegenkommt, welches so überhaupt nicht wenigstens mal diese Privilegiertheit anerkennt.
Und dann frage ich mich, ob denn wirklich jeder Öko-Kleinbetrieb ach so erhaltenswert ist und man die Subventionen als gottgegebenes Recht wahrnehmen darf.
Wobei ich wie gesagt grundsätzlich die Notwendigkeit der Subventionierung als gegeben ansehe, es geht mir nur um die Anspruchshaltung und den Ton.

Zum Rest: ist mir jetzt klar geworden, vielen Dank!
Baam
Beiträge: 1519
Registriert: 13. Sep 2012 17:12

Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

Vio hat geschrieben: 14. Jan 2024 19:11 Und dann frage ich mich, ob denn wirklich jeder Öko-Kleinbetrieb ach so erhaltenswert ist und man die Subventionen als gottgegebenes Recht wahrnehmen darf.
Wobei ich wie gesagt grundsätzlich die Notwendigkeit der Subventionierung als gegeben ansehe, es geht mir nur um die Anspruchshaltung und den Ton.
Am Ende gibt es dazu zwei große Fragen:
1. Wie wichtig ist dem Land (bzw. der EU) die Eigenständigkeit in der Nahrungsmittelversorgung - Hier kann man nach den Erkenntnissen mit der Deutschen Energieversorgung auch noch mal anders drüber nachdenken.
2. Wo zieht man die Grenze zwischen Effizienz und Öko/Bio?

Die Sache ist ja nicht, dass die Deutsche Landwirtschaft im weltweiten Vergleich nicht effizient wäre - das Gegenteil ist der Fall. Die gesetzlichen Vorgaben machen es einfach viel teurer als anderswo. Und wenn man das nicht ausgleichen würde, gäbe es hier halt kaum noch Lebensmittelproduktion.

Es gibt dazu ein sehr schönes Beispiel bei Bio-Produkten. Wenn Bio Produkte importiert werden, sind diese per Verordnung als Bio-Produkt deklariert und dürfen nicht mehr beim Import auf Schadstoffe/Pestizidrückstände, etc. kontrolliert werden. Das geht, wenn ich mich recht erinnere, noch auf Kühnast zurück, da sich zu der Zeit darum gesorgt wurde, dass nicht genügend Verfügbarkeit für Bio-Produkte bestehen wird. Hier in Deutschland wird aber ohne Ende mit chemischen Kontrollen und Betriebsprüfungen bis auf das letzte Detail kontrolliert. Wie die Bio-China-Tomaten hergestellt werden, darf sich dann jeder selber ausmalen.

Oder die Regelungen zur Gentechnik. Im Import muss nur garantiert werden, dass mindestens 90% (hier bin ich mir nicht ganz sicher, wie der exakte Wert ist) der gelieferten Gesamtmenge ohne Gentechnik hergestellt wurde. Es kann aber niemand in der Praxis tatsächlich kontrollieren, wie viel Anteil tatsächlich gentechnisch verändert wurde. In Deutschland darfst Du das aber gar nicht erst anbauen. Wie die Quote bei den Importen dann tatsächlich aussieht? Darf sich wieder jeder selber ausmalen.

Und dann noch mal ein Beispiel aus der Praxis. Für ein bisschen Tierhaltung bei uns, durfte ich neben der unterkellerten Miste, in der das Regenwasser, was auf den Mist gefallen ist, aufgesammelt wird, noch ein Antragsverfahren durchlaufen. Nachdem die Miste von allen möglichen Ämtern (Bauamt, Wasserbehörde, Landwirtschaftskammer) abgenommen wurde, musste ich mich bei der EU als Produzent von Mist registrieren. Waren am Ende 28 Seiten Antrag. Dann Musste der Amtsveterinär kommen und sich den Misthaufen anschauen und auf einem Formular für die EU ankreuzen, ob der Mist fest oder flüssig ist (das hat knapp 400€ gekostet). Ein paar Monate danach habe ich eine Registriernummer als offizieller Mistproduzent bekommen. In dem Rahmen darf ich nun jeden Monat die produzierte Menge Mist melden und muss den Stickstoffgehalt in diesem Mist analysieren. Für die Verbringung des Mists (ins Ausland) müssen dann EU-Traces-Bescheinigungen ausgefüllt und im Online System registriert werden. Lieferungen innerhalb von Deutschland muss ich auch melden, damit der Bauer der das bekommt auch überprüft werden kann, ob er nicht zu viel Düngemittel oder Mist auf seine Flächen ausbringt. Der muss dann auch wieder eine Meldung machen, was er wo gedüngt hat. Das wird dann alles miteinander abgeglichen, damit nirgendwo ein Kilo Scheiße zu viel auf dem Acker landet.
Tony
Beiträge: 2519
Registriert: 21. Sep 2008 15:58
Land: Deutschland
Wohnort: 40000

Re: Der "Generalstreik" am 08.01.2024 Eure Meinung?

miezekatze hat geschrieben: 12. Jan 2024 09:33
Tony hat geschrieben: 12. Jan 2024 08:39 Nein, das Hauptproblem ist, dass wir zuviele Bürokraten haben in aufgeblähten Ämtern und Ministerien.
Fakten:
Statista: Deutscher Staat vergleichsweise schlank
Nochmal zur Bürokratie und ob die Belastung durch diese wirklich oder nur gefühlt gestiegen sind.
Der Normenkontrollrat stellt in seinem Jahresbericht fest, dass die Belastungen für Unternehmen noch nie so hoch waren wie heute:
https://www.normenkontrollrat.bund.de/W ... -2023.html
Antworten

Zurück zu „Spielwiese - Offtopic“

  • Information
  • Wer ist online?

    Mitglieder in diesem Forum: Google Adsense [Bot] und 173 Gäste