Ich habe vor ca. 3 Wochen den Zuschlag für eine 78m Wohnung zu 138k bei einer Zwangsversteigerung bekommen.

Der Betrag ist beim Gericht bereits hinterlegt, damit nicht noch ca. 1000 Euro an Zinsen bis zum Verteilungstermin anfallen. Nun bietet mir die Sparkasse 2,29% bei einer Vollfinanzierung, 2,09 bei 10% und 1,79 bei 20% Eigenmittel. Jeweile mit einer Zinsbindung von 10 Jahren.

Ich habe leider absolut keine Vergleichswerte und es ist auch der erste Immobilienkauf überhaupt. Steuerlich ist sicher die erste Variante günstig, aber ich möchte auch keine unnötige Zinsen "verschenken". Neige schon fast zu einer Variante mit Eigenmittel. Die Sparkasse sagt, ich soll jegliches Eigenmittel für den Kauf einer selbstgenutzten Immobilie aufbewahren, was auch bald ansteht.

Die Wohnung soll sich selbst tragen und ein kleiner Baustein in der Altersvorsorge werden. Ca. 10-15k müssten schon noch investiert werden, um die Wohnung in der Lage je nach Ausstattung zu 7-9 Euro für den Quadratmeter zu vermieten. (da hätte ich noch etliche Fragen, was alles zu Anschaffungsnahen Kosten zählt, aber das ist sicher ein anderes Thema)

Wie würdet Ihr vorrangig die Zinssätze beurteilen?

Gruß,
Erich

Ich habe die besten Erfahrungen mit einem Kredit Makler gemacht. Dieser sucht für dich die günstigste Bank und bekommt auch seine Provision von dieser.

frank-s hat geschrieben:Ich habe die besten Erfahrungen mit einem Kredit Makler gemacht. Dieser sucht für dich die günstigste Bank und bekommt auch seine Provision von dieser.

Oder er sucht für dich die Bank aus die ihm die meiste Provision bringt, ist immer so eine Sache...

Letztendlich spielt das keine Rolle, wenn der Zinssatz gut ist.
Zudem ist das Angebot kostenlos und man hat schon einmal Vergleichswerte.

Wenn ich mit 138k + 5% Grunderwerbsteuer + 10k Renovierung rechne, war das bei 7,5k Miete/Jahr kein Schnäppchen.

In welcher Zeit soll der Kredit denn abgetragen sein? "Selbst tragen etc. pp." lässt mich mehr weit mehr als 10 Jahre vermuten. Ich würde dann, in der aktuellen Situation die höhere Zinsbindung wählen. (Nachfragen, wie da die Konditionen sind).

Ob das Angebot gut ist, hängt auch davon ab, wie sicher Dich die Bank einschätzt.

Es macht auch ein Unterschied, ob man für privat oder fürs Gewerbe finanziert. Fürs Gewerbe gibt es leichter und zu einem niedrigeren Zinssatz Geld.

Also, Verkehrswert vom Objekt liegt laut Gutachten bei 155k. Ist sicher kein großes Schnäppchen, aber wohin sonst mit dem Geld?
Der gesamte Betrag ist bereits beim Gericht hinterlegt. Die Bank bietet mir im Nachgang eine Finanzierung dafür, damit ich die Möglichkeit habe, dieses Geld eher als Eigenmittel für eine selbstgenutzte Immobilie zu verwenden.

Die Sparkassenlady hat mir eine Variante mit 0% Tilgung angeboten, damit ich möglichst viel von der Steuer absetzen kann. Zeitgleich wird separat auf ein anderes Konto die tatsächlich eingenommene Miete oder mindestens 1% der Kaufsumme eingezahlt. Das war mir neu.

Erich hat geschrieben:Also, Verkehrswert vom Objekt liegt laut Gutachten bei 155k. Ist sicher kein großes Schnäppchen, aber wohin sonst mit dem Geld?

Welche Rolle spielt hier ein Gutachten? Es soll ein Renditeobjekt sein und da gibt es ein paar Kennzahlen mit denen man rechnen kann. Das Ergebnis ist eben nicht berauschend. Außerdem bei einer Versteigerung kennt man das Objekt nicht richtig - die "margin of safety" ist selbst bezogen auf das Gutachten gering.

na, in dem Fall naheliegend. In die Finanzierung des offenbar gewünschten eigenen Häuschens, Villa, Wohnung.

Erich hat geschrieben: Der gesamte Betrag ist bereits beim Gericht hinterlegt. Die Bank bietet mir im Nachgang eine Finanzierung dafür, damit ich die Möglichkeit habe, dieses Geld eher als Eigenmittel für eine selbstgenutzte Immobilie zu verwenden.

Der Drops ist gelutscht.

Erich hat geschrieben: Die Sparkassenlady hat mir eine Variante mit 0% Tilgung angeboten, damit ich möglichst viel von der Steuer absetzen kann. Zeitgleich wird separat auf ein anderes Konto die tatsächlich eingenommene Miete oder mindestens 1% der Kaufsumme eingezahlt. Das war mir neu.

Modell kenne ich nicht. ABER an irgendeinem Punkt muss eine Tilgung erfolgen. Bei solchen Modellen wird dann meist mit der Rentenzeit gerechnet und dann angenommen, dass der pers. Steuersatz dann geringer ist. Villeicht soll das Modell auch auf diesem Gedanken beruhen? Was passiert mit dem angsparten bis dahin. Liegt quasi unverzinst auf einem Konto? Es können nur angefallene Zinsen steuerlich geltend gemacht werden. Trotzdem kann es nicht das Ziel sein, möglichst viele Zinsen zahlen zu müssen.

Wenn mir ein Finanzmensch ein eigenes "Produkt" mit Steuervorteilen schmackhaft machen will, werde ich immer skeptisch.

Erich hat geschrieben:
Die Sparkassenlady hat mir eine Variante mit 0% Tilgung angeboten, damit ich möglichst viel von der Steuer absetzen kann. Zeitgleich wird separat auf ein anderes Konto die tatsächlich eingenommene Miete oder mindestens 1% der Kaufsumme eingezahlt. Das war mir neu.

Das ist nichts anderes als eine Finanzierung mit Tilgungsaussetzung, wie es die Lebensversicherer anbieten.
Es wird gleichzeitig eine LV abgeschlossen, die eine Ablaufleistung in Höhe der Finanzierungssumme vorsieht.
Bei Fälligkeit wird dann die LV gekündigt und der Betrag auf einen Schlag getilgt.
Der Vorteil hierbei liegt darin, daß auch der Todesfall abgesichert ist, was wohl bei einer Einzahlung auf ein normales Konto nicht der Fall ist.
Bei 1% liegt die Laufzeit für die Tilgungsablösung bei ca. 30 Jahren.

Es geht als um Provisionsmaximierung für die Sparkassentante.

Boo hat geschrieben:Es geht als um Provisionsmaximierung für die Sparkassentante.

Sehe ich auch so.
Die vermittelt einen Kredit, ein Sparkonto und ggf. noch eine Risiko-LV.

Nix Risiko-LV. Kapital-LV. Muss sich ja lohnen (für die Bank)

Boo hat geschrieben:Nix Risiko-LV. Kapital-LV. Muss sich ja lohnen (für die Bank)

Wenn schon, denn schon.
Was passiert, denn dann mit den nun zur Verfügung stehenden 138 k?
Sowas risikoreiches, wie in die Firma zu investieren, doch wohl hoffentlich nicht.
Lieber in einen Sparplan bei der Sparkasse anlegen.
Damit bei denen richtig die Korken knallen.

Immobilienfinanzierungen würde ich nur bei der auch sonst finanzierenden Hausbank machen. Ansonsten sind die genannten Zinssätze ziemlich gut. Natürlich wirst du sicher Banken finden, die es 0,1% billiger machen. Aber das sind dann bei 140k halt 140 Euro im Jahr. Ob man sich deswegen mit irgendeiner gesichtslosen Bank aus Lampukistan rumplagen will, weiß ich nicht. Es ist ja vielleicht nicht immer alles Sonnenschein im Leben und dann fährt man mit einer lokalen Bank oft besser.

Erich hat geschrieben:Die Sparkassenlady hat mir eine Variante mit 0% Tilgung angeboten, damit ich möglichst viel von der Steuer absetzen kann. Zeitgleich wird separat auf ein anderes Konto die tatsächlich eingenommene Miete oder mindestens 1% der Kaufsumme eingezahlt. Das war mir neu.

Dann zahlst du halt mehr Zinsen, die du von der Steuer absetzen kannst. Das ist eine tolle Idee, wenn du lieber 2 Euro Zinsen zahlst als 1 Euro Steuern.

Es gab früher mal so ein gekoppeltes Modell mit Lebensversicherungen. Ist aber heute aufgrund gesetzlicher Änderungen nicht mehr attraktiv.

Umgekehrt ist es natürlich auch die Frage, ob du die 20% Anzahlung überhaupt brauchst oder ob es sowieso nur "rumliegt".
Somit hätte man nämlich 1,79% Zinsen die man nicht zahlen muss (was bei 10 Jahren Laufzeit über 20% vom Betrag [der 20%] ausmacht).

kaivanbi hat geschrieben:Umgekehrt ist es natürlich auch die Frage, ob du die 20% Anzahlung überhaupt brauchst oder ob es sowieso nur "rumliegt".
Somit hätte man nämlich 1,79% Zinsen die man nicht zahlen muss (was bei 10 Jahren Laufzeit über 20% vom Betrag [der 20%] ausmacht).

Wegen der gesparten Zinsen würd ich mir nicht so die Platte machen. Bei den aktuellen Zinssätzen ist jede Finanzierung ein Witz. Eigentlich müsste man viel weniger tilgen und gut leben, weil der Effekt an gesparten Zinsen nicht mehr in der Form relevant ist wie früher. Pferdefuß ist natürlich, dass man nicht weiß, wie die Zinsen in 10 Jahren sind. Vielleicht hat man auch grad die historische Chance, großes Vermögen zum Nulltarif zu finanzieren. Wer weiß das schon.

wolle hat geschrieben: Pferdefuß ist natürlich, dass man nicht weiß, wie die Zinsen in 10 Jahren sind. Vielleicht hat man auch grad die historische Chance, großes Vermögen zum Nulltarif zu finanzieren.

eben, man kann mit der Bank auch noch längere Zinsbindungen als 10 Jahre vereinbaren. Aktuell sehr naheliegend. (Auch wenn das 0,3-0,4% kostet).

ligna hat geschrieben: Wenn mir ein Finanzmensch ein eigenes "Produkt" mit Steuervorteilen schmackhaft machen will, werde ich immer skeptisch.

Drum frage ich ja hier unter Kaufleuten

ligna hat geschrieben:Trotzdem kann es nicht das Ziel sein, möglichst viele Zinsen zahlen zu müssen.

wolle hat geschrieben: Dann zahlst du halt mehr Zinsen, die du von der Steuer absetzen kannst. Das ist eine tolle Idee, wenn du lieber 2 Euro Zinsen zahlst als 1 Euro Steuern.

Eben das will mir irgendwie nicht einleuchten. Die Zinsen werden künstlich hochgehalten und zeitgleich wird ein Bausparkonto eröffnet mit minimalster Guthabenverzinsung, auf das man die tatsächliche Miete oder mindestens 1% der Kreditsumme einzahlt. Am Ende der Laufzeit kann ich wählen, ob ich den Betrag in einem Schlag tilgen möchte oder durch den Bausparvertrag mir zu garantierten 2,3-2,5% weiterhin finanziere. Das Bausparkonto an sich kostet 1% der Kreditsumme über die gesamte Laufzeit, also ca. 140 Euro im Jahr

kaivanbi hat geschrieben:Umgekehrt ist es natürlich auch die Frage, ob du die 20% Anzahlung überhaupt brauchst oder ob es sowieso nur "rumliegt".
Somit hätte man nämlich 1,79% Zinsen die man nicht zahlen muss (was bei 10 Jahren Laufzeit über 20% vom Betrag [der 20%] ausmacht).

Liegt tatsächlich momentan nur "rum". Die Bank schlägt bloß vor, jeden Cent als Anzahlung für eine selbstgenutzte Immobilie zu verwenden, wenn wir schon nach Objekten im oberen sechstelligen Bereich schielen.


Sie beteuert übrigens ständig, dass die MA der Sparkasse Angestellte sind und keine Provision erhalten

Erich hat geschrieben: Sie beteuert übrigens ständig, dass die MA der Sparkasse Angestellte sind und keine Provision erhalten

Soweit ich das von "meiner" kenne bekommen die Provi, wenn auch eine relativ geringe.

ABER: auch die SparkassenMAs haben Vorgaben, wieviel Lebensversicherungen etc. Sie im Jahr/Quartal? verkaufen sollten.