Facebook ist sicherlich nicht am Ende.

Das "Problem" ist halt dass die Leute/Nutzer überhaupt keine Lust haben irgendwie Facebook geschäftlich ernst zu nehmen.
Wenn ich mir meinem Bekanntenkreis ansehe, dann ist dort ein erheblicher Teil der Leute mit falschen Namen/Daten angemeldet, sehen sich dort Kindergartenfotos an und schreiben irgendwelche sinnfreien Kommentare dazu. Fertig.

Dass diese Leute einen nennenswerten "Wert" für das Unternehmen hätten, kann ich beim besten Willen nicht sehen.

950 Mio Daten...Daten...Daten...hat zum Beispiel die Telekom auch von fast allen Deutschen (gehabt). Böses unterstellt, hätten die auch auswerten können wer mit wem telefoniert, wer Kohle hat, Wohnumfelddaten und wasweißich.
Aber die Telekom muss Telefonanschlüsse verkaufen, DSL und UMTS Tarife usw um Geld zu verdienen.

Dieser Gesamtverband der Versicherungswirtschaft, bei dem man die Versicherung des Unfallpartners erfragen kann, oder zumindest die Top 5 der großen Versicherungen, wissen von den meisten Deutschen welches Auto sie fahren, wer Kohle hat, wer wie zahlt und wo wohnt.
Die Bilanz der Allianz weißt aber keine Gewinne aufgrund dieser Daten aus.

Facebook?

Ich hab nie verstanden warum ein Unternehmen ein Internetunternehmen für mehrere Milliarden kauft...
noch weniger warum man bei einem Aktiengang die Aktien mit viel Phantasie bewertet und die Leute die Aktie dann noch (überteuert) kaufen..

Aber vielleicht bin ich zu "klein" um das zu erfassen - oder meine Gier nach mehr und noch mehr ist nicht groß genug - aber ich dachte eigentlich mal man hätte aus den börsengängen der Vergangenheit gelernt - wo immer nur einer gewonnen hat, derjenige der die Aktien an die Börse brachte.

Wenn ein Unternehmen das mir alleine gehört Milliarden Gewinne abwirft - warum soll ich diese gewinne dann mit anderen teilen wollen ? ...doch nur, weil ich weiß das die gewinne nicht weiter steigen, sondern eher fallen werden...und ich somit noch fix ein bissle mehr aus der Blase Internet rausholen kann.

Aber die ganzen Spekulationen sind mir eh zuwider - und zudem - es ist schlicht falsch, das an der Börse Milliarden verbrannt werden, sie wechseln lediglich den Besitzer - aber keiner dort mach Lagerfeuer mit Euronoten... es gibt also immer auch Gewinner ! ...NUR Gewinner gibt es ohnehin nie - und wenn ( zumindest an der Börse) verliert der Mensch (der nicht an der Börse spekuliert)

Ich traue es mich ja kaum zu sagen, aber mir persönlich (ja, es gibt auch Online-Händler mit Privatleben!) bringt FB doch tatsächlich einen Mehrwert. Mein Freundeskreis lebt mittlerweile über die ganze Welt verteilt. Wir bleiben über FB regelmäßig in Kontakt, tauschen uns aus (Bilder des frisch geschlüpften Nachwuchses posten, Smalltalk etc. (so richtig "mädchenhaft" würde hier im Forum wohl mancher sagen)).

Die FB-Poweruser lachen mich vielleicht aus, aber ich habe 'nur' 40 FB-'Freunde', die ich dafür aber auch alle persönlich kenne. Alle Einstellungen zur Privatsphäre habe ich so scharf wie möglich gestellt, bin mir bewusst, dass FB und CIA und FBI und CDU und ARD und etc mitlesen könnte. Deshalb wickel ich Drogengeschäfte und Waffenhandel auch über meinen Online Shop ab. FB gefällt mir gut, sobald ich etwas besseres finde bin ich weg. Oh, geschäftlich habe ich auch eine FB-Seite. Über die sind sogar schon Kunden in Shop *und* Lager gekommen.

Ich nutze ebenfalls wie "kasselbag" FB extrem viel für die allgemeine Kommunikation. Sei es um sich zu verabreden, irgendwas zu organisieren oder oder...alle sind dort angemeldet (in meinem Freundeskreis) und ist nunmal am praktischsten.

Facebook ist so gewachsen, weil es kostenlos ist und weil die Funktionen und Möglichkeiten die große Masse angesprochen hat (nehme ich mal an).

Die User interessieren sich aber nicht für Facebook oder dafür dass Facebook Geld verdient. Die interessieren sich für sich und ihre "Freunde". Sie wollen sich selbst darstellen, sich austauschen usw. Die User verstehen den Raum, den Facebook ihnen bietet, als Privatsphäre. Es ist ja mittlerweile erwiesen, dass Werbung bei Facebook nicht so sehr zieht, wie anderswo. Das muss mit der Einstellung der Leute zusammenhängen. Die sind sozusagen im Feierabend, wenn sie sich dort bewegen. Kommerz kommt da nicht sonderlich gut an. Und da Facebook es ihnen bisher auch recht leicht gemacht hat, diese Werbung zu ignorieren, ist der Umsatz, den man dort über Werbung generiert, nicht sonderlich hoch.

Mit dem Börsengang entsteht für FB nun aber ein bisher so nicht vorhandener Druck. Sie MÜSSEN Geld verdienen. Ausser über Werbung verdient FB jedoch kein Geld. Und diese Monokultur ist nun ein Problem. Ihre einzige Erlösquelle ist nicht sonderlich effizient. Das gefällt den Anlegern nicht. Neue Modelle müssen her.

FB wird sich ändern müssen. Und wenn Sie aus ihren Usern Geld machen wollen, werden sie ihnen zwangsläufig auf die Nerven gehen müssen, damit die endlich mal die Brieftasche zücken. Sei es durch kostenpflichtige Features oder durch penetrantere Werbung. Sie werden ihren Usern auf den Sack gehen müssen und das wird vielen nicht gefallen.

Ich sage nicht, dass das das Ende von FB ist, aber das wird sicher eine Wachstumsbremse werden.

RE-D hat geschrieben: Nur weil jetzt die Zahlen nicht stimmen oder es kaufmännische Fehler gab, kann man doch nicht so tun, als ob FB nicht schon etwas geschafft hat, was zuvor keine andere Firma realisieren konnte.
(Hier im Thread wird ja sogar der Erfolg der bisherigen Entwicklung angezweifelt).

Erinnert sich noch jemand an Commodore, Atari und Peach?
Selbst Apple hat in den 90ern erst in letzter Sekunde den Turnaround geschafft.

Wer spricht heute noch von AOL?
Wo sind Altavista und Lycos?
Wie steht Yahoo da?
Gibt's dieses Real Life Dingens (Name entfallen, weiß jemand wie das heißt?) noch?

Die einzige Möglichkeit für Facebook Geld zu verdienen besteht in Werbung. Das ist aber ein Kuchen, der von vielen geteilt wird. Und der Topf wird in Krisenzeiten nicht größer, die Preise nicht höher .Bei wegbrechenden Werbeeinahmen kann es die Überlegung geben, Premiumdienste oder werbefreie Dienste für Nutzer kostenpflichtig zu machen - ganz schnell sind einige Nutzer wieder weg oder verlagern sich auf andere Plattformen. Irgendwann kommt ein neuer Hype und Ruckzuck ist ein neuer Dienst da, im Grunde ist Facebook ja "nur" die Verlinkung persönlicher Blogs mit Chatfunktion über eine Plattform. Noch dazu ist es ein in sich geschlossenes Universum mit allen Vor- und Nachteilen.

Leicos hat geschrieben:Gibt's dieses Real Life Dingens (Name entfallen, weiß jemand wie das heißt?) noch?

"Second Life"

Leicos hat geschrieben:

RE-D hat geschrieben: Nur weil jetzt die Zahlen nicht stimmen oder es kaufmännische Fehler gab, kann man doch nicht so tun, als ob FB nicht schon etwas geschafft hat, was zuvor keine andere Firma realisieren konnte.
(Hier im Thread wird ja sogar der Erfolg der bisherigen Entwicklung angezweifelt).

Wer spricht heute noch von AOL?
Wo sind Altavista und Lycos?
Wie steht Yahoo da?
Gibt's dieses Real Life Dingens (Name entfallen, weiß jemand wie das heißt?) noch?

Selbst wenn FB untergeht - was ich nicht denke - hätte es etwas Faszinierendes und Einmaliges.

Wo wir grad beim Outing sind. Privat nutze ich FB natürlich auch täglich und soweit ich weiß, bin ich kein kleines Mädchen, oder dummer, verkorkster Jugendlicher mit Außer-Haus-Defizit-Syndrom.

Das soziale Umfeld ist mangels räumlicher und sonstiger Distanz ein anderes. Ich halte ungezwungener Kontakt zu entfernt bekannteren Menschen...von denen ich sonst gar keine Kontaktinfo hätte. Umgekehrt natürlich auch. Es sind auch Geschäfte darüber entstanden, aber auch schon fremde Menschen kennen gelernt...mit denen man dann ganz real was unternimmt.

Wer natürlich meint er wäre als 40er / 50er zu alt um offen zu anderen Menschen zu sein und sein Leben in seinem Wohnzimmer bzw der Stammkneipe gestalten will, der kann sich natürlich nicht vorstellen, dass nicht nur vollkommen bescheuerte Facebook nutzen.

Komplettnörgler über die "Generation Web" sind nichts anderes als die moderne und virtuelle Version des alten Mannes, der den ganzen Tag mit dem Kissen auf der Fensterbank lehnt, rausguckt und sich über diese vermeindlich asoziale Jugend aufregt.

Eine Frage ist ob eine Firma, ein Dienst eine kritische Masse in Bezug auf die Größe erreichen kann ab der es von selbst läuft. Eine Mrd. Nutzer bei FB ist halt schon enorm!

Ich selber finde FB und Zuckerberg extrem unsympathisch aber in dieser Plattform laufen das erste mal viele soziale Bedürfnisse zusammen. Für eine werbefreie Umgebung mit mehr eigenen Kontrollmöglichkeiten wäre ich definitiv auch bereit etwas zu bezahlen. Ob die breite Masse der Teens und Twens, die mit der online-alles-umsonst-Mentalität aufgewachsen sind, das auch so sieht?

Was ich noch sagen wollte: Wir hier in Deutschland sind sowieso anders wie der Rest der Welt und wohl nicht der Maßstab! Was stören FB, ebay, Amazon unsere Bedenken hinsichtlich Datenschutz etc.? Nicht die Bohne! In anderen Ländern ist die FB-Durchdringung der Gesellschaft viel, viel weiter Fortgeschritten und die Leute wissen gar nicht was wir hier in D eigentlich immer wollen?!

Doc Olson hat geschrieben:Sie wollen sich selbst darstellen, sich austauschen usw. Die User verstehen den Raum, den Facebook ihnen bietet, als Privatsphäre. Es ist ja mittlerweile erwiesen, dass Werbung bei Facebook nicht so sehr zieht, wie anderswo.

Meine Freundin nutzt Facebook privat intensiv für ihre Bearde-Collies-Freunde, Austeller und Züchter und ich stelle meine Fotos zur Verfügung. Da ist es ganz praktisch, dass über diese Plattform Kontakt mit Bekannten in ganz Europa, USA, Canada möglich ist, ohne immer mit jedem einzeln kommunizieren zu müssen. Gleichzeitig spült diese private Präsenz immer mal wieder Kunden in ihren Shop. Ohne Facebook hätte sie auch ihren neuesten Hersteller nicht gefunden (der auch nur privat unterwegs ist) und evtl. sogar eine Näherin für eines ihrer Produkte, wenn die Nähprobe erfolgreich verläuft.

Solche "Clubs" ließen sich aber auch in anderer Form betreiben, für die meisten ist halt wohl Anmeldung und Nutzung relativ einfach.

Natürlich gibt es aus der Gründerzeit einige Beispiele, wie Unternehmen wieder verschwanden.
Ist aber kein Vergleich zu FB, damals war das ganze Web und der Kommerz darum um ein vielfaches kleiner, Infrastruktur teurer, usw.
FB hat die Größe erreicht, die es, zumindest für die nächste Dekade als wichtiger Faktor bestehen läßt.

Und FB hat noch viele Einkaufsmöglichkeiten, angefangen von kostenpflichtigen Premiumdiensten, über Adresshandel, eigener Vertrieb, kostenpflichtige FB Apps und Spiele, usw.

Leicos hat geschrieben:Meine Freundin nutzt Facebook privat intensiv für ihre Bearde-Collies-Freunde, Austeller und Züchter und ich stelle meine Fotos zur Verfügung. Da ist es ganz praktisch, dass über diese Plattform Kontakt mit Bekannten in ganz Europa, USA, Canada möglich ist, ohne immer mit jedem einzeln kommunizieren zu müssen. Gleichzeitig spült diese private Präsenz immer mal wieder Kunden in ihren Shop. Ohne Facebook hätte sie auch ihren neuesten Hersteller nicht gefunden (der auch nur privat unterwegs ist) und evtl. sogar eine Näherin für eines ihrer Produkte, wenn die Nähprobe erfolgreich verläuft.

Solche "Clubs" ließen sich aber auch in anderer Form betreiben, für die meisten ist halt wohl Anmeldung und Nutzung relativ einfach.

Ich bestreite nicht den Nutzen dieser Kommunikationsform. Die Frage ist, ob Facebook bei den Kontakten und Anbahnungen mitverdient hat. Habt Ihr Euch über Werbung oder über gemeinsame Interessen kennengelernt?

Doc Olson hat geschrieben:Die Frage ist, ob Facebook bei den Kontakten und Anbahnungen mitverdient hat. Habt Ihr Euch über Werbung oder über gemeinsame Interessen kennengelernt?

Natürlich hat Facebook daran nicht mitverdient, weil die Werbung dort entweder nicht beachtet oder weggeklickt wird. Ich gucke mir mit dem "Fremdzugang" ja auch nur Bilder an, Werbung habe ich dabei noch nie gesehen.

Neulich im Elektronikladen wollte man mir an der Kasse so einen facebook-Freund-Flyer in die Hand drücken - ich frage mich ernsthaft, wie jemand auf die Idee kommen kann, dass man sich in seiner Freizeit auch noch mit dem Elektronikladen beschäftigt. Ich habe da doch schon was gekauft, und wenn ich wieder was brauche, von dem ich denke, dass es das da gibt, gehe ich da auch wieder hin. Brauche ich kein Facebook für, sondern höchstens die Website mit den Öffnungszeiten.

Ich denke, Werbung bei facebook hat überall da eine Chance, wo Firmen etwas für den Hobbybereich anbieten und das dann sehr spezifisch bewerben (Foto, Malen, Helis, wobei für Helis gibt's ja schon einen Experten-Blog ).

Siehste? Also im Grunde alles privat. FB hat nichts davon.

Leicos hat geschrieben:
Ich denke, Werbung bei facebook hat überall da eine Chance, wo Firmen etwas für den Hobbybereich anbieten und das dann sehr spezifisch bewerben (Foto, Malen, Helis, wobei für Helis gibt's ja schon einen Experten-Blog ).

Momentan schheint am besten die Werbung für Games jeglicher Art zu laufen ( und die bekannten Single-Abzocker) ... da verdient FB sicher nicht schlecht, bald mehr noch aber denke ich mal verdienen die mit dem "Facebookgeld" ... da viele Gameanbieter (und weitere??) diese "Währung" zulassen bucht man im Bedarfsfall mal 100 oder mehr FB-Taler auf - solange die aber nicht abgerufen werden - vom Spielbetreiber zb. liegen die bei FB rum - wenns "nur" ne MRD ist die auf diese Weise im Jahr rumliegt - sind das lecker Zinsen

clever hat geschrieben:Momentan schheint am besten die Werbung für Games jeglicher Art zu laufen ( und die bekannten Single-Abzocker) ... da verdient FB sicher nicht schlecht

Aber wohl zunehmend schlechter. Zynga befindet sich ja auch im freien Fall.

Leicos hat geschrieben:Solche "Clubs" ließen sich aber auch in anderer Form betreiben, für die meisten ist halt wohl Anmeldung und Nutzung relativ einfach.

Ab 1998 gabs z.B. die Yahoo! Groups.