Meiner Meinung nach sollte jeder, der bei einem Lieferanten - insbesondere bei neuen Lieferanten nicht unbedingt gegen Vorkasse beliefert werden möchte (sei es aus Liquidität oder weil es aufwendiger ist) die Fragebögen der Auskunfteien ausfüllen. Insbesondere wenn das Unternehmen stark wächst und man auf Fremdkapital (=Lieferantenkredite) angewiesen ist, ist dieses notwendig. Lieschen Müller, die einen kleinen Tante-Emma-Laden um die Ecke hat mit einem Lagerwert von 3000 EUR kann das sicherlich vernachlässigen.

Ich selbst komme aus der IT-Branche, und hier bekommt ziemlich niemand, bei dem keine Zahlen bei der Auskunftei vorliegen oder der Warenkreditversicherer ein Kreditlimit zeichnet, die Lieferung gegen Rechnung/Bankabbuchung und muss per Vorkasse bezahlen. Hauslimite gibt es kaum. In anderen Branchen mag dieses womöglich anders sein.

Ich selbst (und ich bin ein wirklich kleines Einzelunternehmen) hole ebenfalls bei JEDEM meiner Gewerblichen Kunden über eine Auskunftei eine Bonitätsauskunft ein. Sollten keine Daten bekannt sein, Negativmerkmale vorliegen oder einfach der Boni schlecht sein (bei meiner selbst definierten Grenze ist das eine 3.2), liefere ich nicht gegen Rechnung, sondern nur per Vorkasse. Insgesamt hatte ich schon 5-6 andere Unternehmen die einen Boni >4.0 und Teilweise eine 6.0 mit laufenden Eidesstattlichen Versicherungen hatten - da hätte ich sicherlich meinem Geld hinterher laufen dürfen.

Kann man diese Fragebogen auch irgendwie anfordern? Scheint so, als wäre ich bei Creditreform unbekannt. Zumindest kommt von denen nichts und in der privaten Selbstauskunft steht auch drin, dass keine Unternehmen zu mir bekannt wären.

Eigentlich ist die Frage ganz einfach: Ist man auf Kreditlimits von Lieferanten angewiesen, dann wäre es schon sehr zu empfehlen, die Fragebögen auszufüllen - da ansonsten mal blöde Bonitätsüberraschungen kommen können.

Als Beispiel: Ich selbst wurde bei Creditsafe mit einer 3.2 geratet. Ab einer 3.0 drehen die meisten Lieferanten einem den Hahn zu, da dann ein erhöhtes Ausfallrisiko besteht. Somit kam einer meiner Lieferanten zu mir und meinte, dass er mich nicht mehr auf Rechnung beliefern kann, weil er kein Pauschallimit bei seinem Warenkreditversicherer für mich bekommt. Die 3.2 kommt deshalb zu stande, weil keinerlei Informationen über mich vorlagen - somit waren auch fehlerhafte Daten (wie z.B. Metallverarbeitender Betrieb, kein Angestellter, Wohnblock) vermerkt.

Also schnell bei Creditsafe angerufen, paar Infos zu meinem kleinen Einzelunternehmen mitgeteilt und schon bin ich auf einer 2.7 und alles kein Problem mehr. Eigentlich wäre es mir egal gewesen, da ich kein Fremdkapital benötige und zur not den Kram einfach auf Vorkasse bestellen würde, aber dennoch störten mich die fehlerhaften Daten.

Somit: Ist man nicht auf Fremdkapital und Lieferantenkredite angewiesen, dann ist es meiner Meinung nach egal. Braucht man es, sollte man immer kooperieren.

AndreM93 hat geschrieben:Kann man diese Fragebogen auch irgendwie anfordern? Scheint so, als wäre ich bei Creditreform unbekannt. Zumindest kommt von denen nichts und in der privaten Selbstauskunft steht auch drin, dass keine Unternehmen zu mir bekannt wären.

Du kannst dich einfach bei denen melden - die sind ja daran interessiert, die Daten zu möglichst vielen Firmen im Bestand zu haben.

Ich hab noch nie nen Fragebogen bekommen, aber die rufen mich regelmäßig an. Hab vorige Woche noch fast ne halbe Stunde mit dem MA der CR über Gott und die Welt gequasselt.

Wir erhalten in letzter Zeit sehr aggressive Anrufe von creditsafe.
Nach dem Motto schließe bei uns etwas ab - sonst wirst Du schon sehen was passiert ...
Sehr unangenehm und unseriös und kenne ich z.B von creditreform gar nicht.

Sind wir ein Einzelfall oder ist das das normales Akquisegebahren von creditsafe?

Creditsafe ist am Telefon sehr gewöhnungsbedürftig. SEHR amerikanisch. Ich erinnere mich noch gut: als ich telefonisch zugesagt habe, haben die Applaus eingespielt ...

jps123 hat geschrieben:Wir erhalten in letzter Zeit sehr aggressive Anrufe von creditsafe.

Creditsafe kann ich für Unternehmen die mit einem Warenkreditversicherer zusammenarbeiten der eine Bonitätsabfrage im Vorfeld für das geben von einem Pauschallimit einfordert sehr empfehlen. Das gute bei Creditsafe ist, dass du dort eine quasi Boniauskunft-Flatrate zu einem wirklich günstigen Preis als Unternehmer aushandeln kannst. Macht aber nur sinn, wenn die auch tatsächlich gebraucht wird.

Als Inkassounternehmen macht Creditsafe keinen Sinn, da die nur vermittler sind. Die Boniauskünfte sind meiner Meinung nach "mittelmäßig". Der Score wird wie überall aus den Bilanzzahlen ermittelt - und mit Negativinformationen angereichert. Bei Einzelunternehmen gibt es kaum verwertbare Zahlen, wenn keine negativinformationen vorliegen, das ist aber bei fast allen auskunfteien der Fall.

Warum wollen die dich als Kunde haben? Um Inkassofälle reinzukippen, dass du bei denen die Bonitätsauskünfte holst, oder nur um Deine Daten korrekt zu haben?

Korrekte Daten bei Creditsafe machen meiner Meinung nach auch schon Sinn. Beispiel: Ich bin nur kleines Einzelunternehmen - Creditsafe hatte mich mit einem Boni von 3.1 gerated, da keine Daten vorlagen. Schwupps hatte ich bei einem meiner Lieferanten nur noch gegen Vorkasse Ware erhalten. Dann schnell mit denen gesprochen, paar Daten zum Unternehmen eingereicht und ich hab eine 2.7 und alles ist wieder gut.

Tony hat geschrieben:Creditsafe ist am Telefon sehr gewöhnungsbedürftig. SEHR amerikanisch. Ich erinnere mich noch gut: als ich telefonisch zugesagt habe, haben die Applaus eingespielt ...

Haha - das stimmt, der Laden hat immensen Verkaufsdruck - da die Daten ja vorliegen, somit gilt nur, möglichst viele Verträge abzuschließen. Das hatte man auch bei meinem Vertriebler, der wirklich sehr gut geschult war, gemerkt. Ich habe dort eine Flatrate für Bonitätsauskünfte zu einem absoluten Spottpreis abgeschlossen, wenn man vergleicht, was die anderen Unternehmen dafür verlangen.

Wenn ein Frabo von der Creditreform kommt, steckt da bereits eine konkrete Bonitätsanfrage eines Unternehmen dahinter.

Roemer hat geschrieben:Wenn ein Frabo von der Creditreform kommt, steckt da bereits eine konkrete Bonitätsanfrage eines Unternehmen dahinter.

Nein. Das mag beim erstmaligen so sein, danach kommen die ohne weiteres zutun jährlich. Jedenfalls wenn man eine gewisse Größe hat.

Roemer hat geschrieben:Wenn ein Frabo von der Creditreform kommt, steckt da bereits eine konkrete Bonitätsanfrage eines Unternehmen dahinter.

Das kann ich so nicht bestätigen. Kann sein, muss aber nicht. Konkret kannst Du Dir ja dann auch eine Auskunft geben lassen, ob und wer die Daten abgefragt hat und was übermittelt wurde.

Bei mir kam damals auch ein Fragebogen, ich hatte daraufhin eine Selbstauskunft angefordert, und eine Auskunft, welche Daten gespeichert, angefragt und übermittelt wurden. Hier wurde ich darauf hingewiesen, dass nur die Stammdaten gespeichert sind, und keine Anfragen vorliegen und auch bisher keine Daten übermittelt wurden.