Beim Lesen war mein erster Gedanke "Dexit". Es wird immer zugesagt, Bürokratie reduzieren zu wollen, aber das Gegenteil ist der Fall. Vermutlich freuen sich nun die Umweltbehörden der EU Länder und die Recyclingfirmen auf einen Goldrausch.

ich hoffe, dass dieser folgende Passus dazu führt, dass es eine sinnvolle Grenze geben wird, bei der man diese Regelungen nicht umsetzen muss:

"Producer responsibility organisations shall ensure equal treatment of producers regardless of their origin or size, without placing a disproportionate burden on producers of small quantities of packaging, including small- and medium-sized enterprises."

Ansonsten würde mich auch mal interessieren, wie oft dieser 306 Seiten lange "Vorschlag" und die bisherigen "Vorschläge" in der EU Bürokratie bereits ausgedruckt worden ist.

Beim Lesen war mein erster Gedanke "Dexit". Es wird immer zugesagt, Bürokratie reduzieren zu wollen, aber das Gegenteil ist der Fall. Vermutlich freuen sich nun die Umweltbehörden der EU Länder und die Recyclingfirmen auf einen Goldrausch.

Was ist denn das für ne Logik? Wenn Deutschland aus der EU rausgeht dann fällt auch noch OSS weg und die Harmonisierung von Sicherheits-, Verpackungs und anderen Produktstandards und Zölle kommen dann auch noch dazu.

Das Problem ist, daß im Müllbereich zu viel den Einzelstaaten überlassen wird, anstatt das auf EU Ebene zu regeln, nicht umgekehrt. Wir brauchen keine 27 Verpackungsregister sondern ein zentrales EU Register. Wir brauchen eine einheitliche Recyclingkennzeichnung und nicht 27.

Diese Regelungen kommen, weil die Mitgliedstaaten das wollen. Aus der EU kommt nur raus, was die Mitglieder vorher reintun.

Das Problem ist nur daß die den Blick nicht auf den grenzüberschreitenden Warenverkehr gerichtet haben sondern immer noch auf Länderebene denken statt auf EU-Ebene und nur Großunternehmen im Blick haben und nicht Kleinunternehmen. Das merkt man ja wenn man als Kleines Unternehmen seine Mengen meldet und manche Formulare der Einzelstaaten weder vorsehen, daß jemand aus dem Ausland meldete und die Mengen in Tonnen statt in Kilogramm gemessen werden.

Ich wünsche mir auch eine Lösung, die vergleichbar mit dem OSS-Verfahren ist. Die Bestellung von Bevollmächtigten in jedem einzelnen Land ist für kleine Unternehmen schlicht nicht seriös machbar. Aus meiner Sicht stärkt das lediglich die Plattformen, was langfristig zur Schließung derjenigen lokalen Läden führt, die sich nur halten können, weil nebenher auch online verkauft wird.
Was daran ein "Dexit" oder noch mehr Kleinstaaterei verbessern soll, konnte mir bislang keiner schlüssig erklären.

Technokrat hat geschrieben: ↑31. Jan 2024 09:54 Was daran ein "Dexit" oder noch mehr Kleinstaaterei verbessern soll, konnte mir bislang keiner schlüssig erklären.

Man ist böse auf die EU (sicher zurecht kteilweise) weil die das nicht vernünftig und einfach geregelt bekommen, also kommt man natürlich zum Schluss, dass die EU Quatsch ist. Das ist - so vermute ich - der Gedankengang.


Letztlich wollen die Länder da ihre eigenen Händler schützen. Man kann den Verkauf aus dem Ausland heraus nicht verbieten, also macht man es denen so schwer wie nur irgend möglich legal zu verkaufen - bzw so aufwendig wie möglich. Das wird irgendwann von der EU kassiert (ich glaube Österreich hat sich da schon offiziell beschwert) aber bis dahin gehen halt eben Jahre ins Land. Und dann macht man das halt eben eventuell anders wo dann wieder Jahre ins Land gehen bis das geregelt ist.

Und wie schon gesagt schützt man damit die eigenen Händler halt nur von einer Sorte Händlern: denen die zu klein sind die Hürden zu überwinden. Einem Amazon o.ä. ist sowas doch scheißegal, also geht der Plan sowieso nicht auf da die eigenen Händler groß vor den bösen ausländischen Händlern zu schützen.

Aber ja, MEHR EU wäre die Lösung, nicht weniger. Und da läuft es genau wie in der lokalen Politik: mir gefällt auch was die EU macht nicht 100%, seien es Themen - Personalien oder die Zeit die sie für manches brauchen. Aber deshalb wähle ich da keine Extremisten die das ganze Ding einreißen wollen. Das würde mehr Schaden anrichten als jeder Wähler sich vorstellen kann. Arbeitet euch doch mal zum Thema Brexit ein. Ich weiss es gab auch hier einige Leute (ich weiss noch genau wer das war ) die das verteidigt haben und in ein paar Jahren würden wir ja sehen wie erfolgreich das für die Briten ist Das ist ne tolle Fallstudie wie das dann läuft. Wem jetzt die Bürokratie schon aufn Sack geht sobald es ums Ausland geht den will ich dann mal hören. Hier gibt es doch sicher Händler gehobeneres Alters die wissen wie es vor der EU lief?

miezekatze hat geschrieben: ↑31. Jan 2024 10:16
Und wie schon gesagt schützt man damit die eigenen Händler halt nur von einer Sorte Händlern: denen die zu klein sind die Hürden zu überwinden. Einem Amazon o.ä. ist sowas doch scheißegal, also geht der Plan sowieso nicht auf da die eigenen Händler groß vor den bösen ausländischen Händlern zu schützen.

Und das ist genau das Problem der EU - angeblich meint man überall, dass die KMUs so wichtig seien, aber in der EU weiten Gesetzgebung hat man schon viele Vorteile für große Konzerne. Man denke auch an die Versuche, dass diese Konzerne (hier im Bereich dürfte es vornehmlich um Amazon gehen) Geschäfte in Deutschland machen, aber doch viel des Gewinns nach Luxemburg transferieren. Es gab ja mal Versuche, das zu ändern, die nicht umgesetzt worden sind.

Was mich ein wenig wunder (oder doch nicht) - bis jetzt hat sich kein Verband dazu geäussert - soweit mir bekannt. Weil es ist schon ein massiver Eingriff in den freien Warenhandel. Fast jedes Land hat eine "Einzellösung" . Dann teilweise in Landessprache noch nicht mal in englisch. Dann Registrierung ab der ersten Sendung d.h. man müsste sich vorsorglich in jedem Land anmelden incl Vertreter. Ich wusste nicht, dass z.B. Luxemburg ab der ersten Sendung registriert werden muss. Ich hatte 2023 - 3 Sendungen nach Luxemburg. Leider sind sehr viele bei der EU in Brüssel ganz weit weg von der "normalen" Welt. Wie einige schon geschrieben haben eine Art "OSS" Lösung wäre sinnvoll d.h. man gibt die Prognosen für ein Jahr ab und dann meldet man die tat Mengen und danach wird abgerechnet (ähnl wie Lucid). Oder man einigt sich auf "Freigrenzen". Ein Bevollmächtigter in jedem Land ist doch gar nicht umsetzbar. Man könnte für die Mindermengen eine Art Pauschalbetrag festetzten d.h. das ein EU Paket bucht oder so. Da hätte ich von den Verpackungsagenturen mehr "Ideen" erwartet. Wenn man schon irgendwelche "Beratungspakete" buchen kann - warum nicht den nächsten Schritt gehen und auch ein "Komplettpaket" anbieten.

Ich weiss wie das vor der EU war - was wurden da an Zollpapiere ausgestellt (T2L etc) oder Importe mit Freischreibung / Beschau etc. Ich glaube das will wirklich keiner sich mehr wünschen. Dexit bringt doch gar nichts - im Gegenteil dadurch wird alles noch komplizierter. Amazon, Temu oder wer sonst noch auftaucht - ist das alles fürchterlich egal. Ich vermute Amazon wälzt es auf ihre Händler ab.

Donkeypower hat geschrieben: ↑31. Jan 2024 10:40 Ich weiss wie das vor der EU war - was wurden da an Zollpapiere ausgestellt (T2L etc) oder Importe mit Freischreibung / Beschau etc. Ich glaube das will wirklich keiner sich mehr wünschen.

Beides hat zur für mich als kleinen Händler zur Folge, dass ich nur noch innerhalb Deutschlands versende (aktuell noch AT, weil für 24 bereits alles bezahlt). Wo also ist der Unterschied im Endergebnis für mich als Versender?

Verzollung geht mittlerweile relativ einfach beim Export, da man viele Informationen in der jeweiligen Anwandung hinterlegen kann. Selbst Sendungen über 1000 EUR bekommen normalerweise innerhalb eines Arbeitstages die MRN Nummer. (wobei ich diese 1000 Euro Grenze für anhebbar halte).
Leider ist es offenbar bei einigen Ländern aktuell so, dass die Vorgaben zur Verpackungslizensierungen in kurzen Abständen geändert werden. Ob das bei einer EU weiten Regelung anders sein wird, weiß ich nich, kann es mir aber nicht vorstellen, da sicher immer und immer wieder auf Einwendungen von einzelnen Ländern eingegangen wird.
Ein OSS Verfahren für Verpackung wäre sicher gut oder gleich bei den tatsächlichen Verpackungsherstellern eine Abgabe einführen.

Verzollung geht mittlerweile relativ einfach beim Export, da man viele Informationen in der jeweiligen Anwandung hinterlegen kann.

Wenn man die Daten in der WaWi hinterlegt hat, geht natürlich alles nahezu automatisch. Zoll an sich ist ja heutzutage auch kein großes Handelshemmnis mehr.

Aber inzwischen muss man sich in immer mehr Nicht-EU Ländern steuerlich registrieren. GB oder Norwegen z.B oder US-Bundesstaaten.

Dann gibt es natürlich Exportbeschränkungen wie z.B. bei Lebensmitteln und Kosmetik durch CITES. Das kann man als Händler eigentlich vergessen, weil man die Nachweise nicht bekommt und die Bearbeitung Wochen dauert und hohe Bearbeitungsgebühren kostet.

Und auch immer mehr Nicht-EU Ländern führen Lizenzierungspflichten für Verpackungen ein.

In manchen Ländern müssen sich sogar Verbraucher beim Zoll registrieren bevor sie was im Ausland bestellen können und man muss die Nummer angeben, sonst geht nix mehr.

Also im Nicht-EU Ausland wird die Luft immer dünner. Die Zeiten wo das alles das Problem des Käufers war und man die Regeln ignorieren konnte sind langsam vorbei.

obpul hat geschrieben: ↑31. Jan 2024 11:52 Leider ist es offenbar bei einigen Ländern aktuell so, dass die Vorgaben zur Verpackungslizensierungen in kurzen Abständen geändert werden. Ob das bei einer EU weiten Regelung anders sein wird, weiß ich nich, kann es mir aber nicht vorstellen, da sicher immer und immer wieder auf Einwendungen von einzelnen Ländern eingegangen wird.
Ein OSS Verfahren für Verpackung wäre sicher gut oder gleich bei den tatsächlichen Verpackungsherstellern eine Abgabe einführen.

Wir haben das 3 Jahre in Frankreich mitgemacht. Zuerst "80eur im Jahr für 10.000 Einheiten". Toll, machen wir. Dann die Sache mit dem Triman (erst mal nur das kleine Symbol). Ok, bauen wir in alle Etiketten ein... Dann Sortieranweisungen mit einem xxx seitigem Handbuch und genauen Vorgaben (bis zur Schriftart!) - ok Grafikerin verbringt zig Stunden damit Piktogramme zu designen, alles in Labels integrieren....
Dann "Eco Plan einreichen". Nicht machbar für kleine Firmen, also gabs den vereinfachten Eco Plan. Ok. Dann Erhöhung von 80 auf 150 EUR. Dann "wir möchten doch lieber alles detailliert gemeldet haben" (=für jede SKU genaue Angaben!).
Und nebenbei schossen immer neue EPR Bereiche aus dem Boden, Textilien, Baumarkt, Chemikalien, Spielzeug... mit jeweils hundertseitigen Anleitungen, zusätzlichem Triman (also ein Textilprodukt braucht 2 Trimans!), teilweise rein französischen Webseiten...
Einschränkung des Sortiments (anfangs "ok, verkaufen wir halt keine Textilprodukte mehr nach Frankreich...") war nicht mehr möglich, da wären dann noch 5 Produkte im Shop geblieben.

Inwieweit sich eine so enorme Komplexität an Anforderungen in einem OSS abbiliden lässt weiß ich nicht. Habe meine Zweifel...

Inwieweit sich eine so enorme Komplexität an Anforderungen in einem OSS abbiliden lässt weiß ich nicht. Habe meine Zweifel...

Viele Ländern haben heute ja schon vereinfachte Formulare für kleine Unternehmen. Da muss man dann halt nur "Plastik" angeben und nicht irgendwelche Unterkategorien. Man müsste sich hier eben auf eine sinnvolle Zahl von Kategorien einigen. Die Ausdiffernzierung lohnt sich ja sowies nur bei großen Mengen wo es dann bei 1000 Tonnen schon einen Unterschied macht ob man 0,047 EUR für PET oder 0,058 EUR für einen anderen Kunststoff pro Kilogramm zahlt.

Insbesondere wenn man mit Pauschalen arbeitet. Ich zahl in Luxemburg 50 EUR Pauschale für Müll im Wert von 4,80 EUR. Das ergibt hier absolut keinen Sinn mit hunderten Kategorien zu arbeiten.

Wird langsam Zeit für eine spezialisierte Länder-Versandbehörde mit EU-Oberaufsicht. Vielleicht können die dann auch gegen Gebühr Picken, Packen und Versand übernehmen.

koshop hat geschrieben: ↑31. Jan 2024 12:54 Insbesondere wenn man mit Pauschalen arbeitet. Ich zahl in Luxemburg 50 EUR Pauschale für Müll im Wert von 4,80 EUR. Das ergibt hier absolut keinen Sinn mit hunderten Kategorien zu arbeiten.

Es ist imho auch nicht ok das 10-fache der tatsächlichen Entsorgungsgebühren zahlen zu müssen.