Hallo zusammen,

wir stehen momentan auch vor der Entscheidung ein Ladenlokal zum Internet zusätzlich zu arrangieren.
Doch wir machen uns solch eine Entscheidung bestimmt nicht einfach. Bei unseren Marktrecherchen machen wir vor allem auch gerne Vorortbildung und sehen uns auch diverse Läden teilweise ganz fremder Branchen an.

Da wundern wir uns manchmal. Nimmt man einen kleinen Laden in halbwegs passabler B Lage, muss man für ca 70 m2 schon mindestens 1200 Euro ohne Nebenkosten löhnen.
In unserer Rechnung (das ist natürlich von Branche zu Branche anders), sollte dabei schon ein Umsatz von 10000 monatlich generiert werden, damit es nur ansatzweise funktioniert, schliesslich gibt es ja noch genug andere Kosten.

Mal agesehen von Allerweltsprodukten wie Lotto, Schreibwaren, Lebensmittel etc., fragen wir uns wie das bei manchen klappen soll?

Auf der einen Seite lachen manche wenn Sie 10000 Euro Umsatz hören, auf der anderen Seite schliessen ununterbrochen Läden. Wir würden einfach gerne wissen, was eine realtistische Größe ist. Um ein konkretes Beispiel zu nennen haben wir gestern einen kleinen Spielwarenladen in absoluter B-Lage gesehen gesehen. So ca. 75 m2. Dank des Neubaus etc. dürfte hier die Miete typtischerweise nicht unter 1400 Euro liegen. Dazu gabs 1 zusätzliche Angestellte und viel Kruschtelsortiment von Sammelkarten bis zum Modellbausatz und Stofftiere. Vielleicht täuschen wir uns einfach und man kann mit so einem Laden 35000 Euro einfahren, aber irgendwie glaube ich es nicht....natürlich gehen ich mal vom Fall aus, dass der Ladenbetreiber einen guten Job macht. Was meint Ihr?

Schwierig zu beantworten!
Das Thema ist sehr stark vom Sortiment, Lage, Mitbewerberdichte abhängig und regional gibt es sicherlich einige Unterschiede.

Generell bringt eine bessere Lage mehr Laufkundschaft = mehr Umsatz.
Andererseits ist ein "Spezialgeschäft" in der belebten Fußgängerzone wieder total Fehl am Platz und wird trotz tollem Ladenlokal evtl nicht unbedingt mehr verkaufen, wie in einer wesentlich günstigeren Nebenstraße.

Lebensmittel werden z.B. dort gekauft, wo man gut parken kann, nicht wo der Laden das 3-fache kostet, aber schlecht zu erreichen ist.

Ein Laden ist auf jeden Fall immer mit höheren Kosten verbunden.
Man benötigt zuverlässige Angestellte (bei kleinem Laden mindestens 1-2), denn es gibt Krankheitsfälle, Urlaub, etc.
Dann sollte ein Laden in besserer Lage die entsprechende Ausstattung haben.
Ein Ramschladen mit 10€ Baumarkt-Lattenregalen in 1A-Lage schreckt höchstens Leute ab.
Wie du selber schon gemerkt hast: "es gibt eine Menge anderer Kosten".

Kurz: Kann sich lohnen, muss aber nicht und ohne genaue Angaben kann man kaum etwas zum geplanten Projekt sagen.

Es gibt mehrere Möglichkeiten:

Möglichkeit 1: der Besitzer braucht ein Ladenlokal, weil er sonst nicht für den Internethandel beliefert wird. Gibt es leider in mehreren Branchen.

Möglichkeit 2: er ist blutiger Anfänger, kann nicht rechnen und wartet auf seinen finanziellen Ruin. Hier in M fast der Normalfall. Wir haben hier ein paar Läden, die regelmässig alle 1-3 Jahre einen neuen Besitzer mit einem Sortiment haben, bei dem schon vor Ladeneröffnung völlig klar ist, dass das nie was werden wird.

Möglichkeit 3: dem Besitzer gehört die Bude und er betreibt in seiner reichlichen Freizeit ohne Kunden den schwunghaften Online-Handel im Laden. Gibt es auch mehrfach.

Gibt sicher noch ein paar andere Möglichkeiten. Aber gerade 1 und 3 brauchen sicher keine 10k€ Umsatz.

Möglichkeit 4: Der Mann ist froh das seine Frau Ihren Lebenstraum "Boutique" (oder was auch immer) erfüllen konnte, es muss nicht zum leben reichen.
Die Konstellation haben hier scheinbar einige.

Es gibt doch Statistiken (IHK?) in welchen dargelegt wird, wie viel m² von welchem Sortiment benötigt werden um in entsprechend klassifizierten Lagen Umsatz "X" zu erzeugen.

Gehört zum Businessplan/ Existenzgründung etc pp. Einfach mal die IHK belästigen und nicht abwimmeln lassen.

Frankophil hat geschrieben:Nimmt man einen kleinen Laden in halbwegs passabler B Lage, muss man für ca 70 m2 schon mindestens 1200 Euro ohne Nebenkosten löhnen.
In unserer Rechnung (das ist natürlich von Branche zu Branche anders), sollte dabei schon ein Umsatz von 10000 monatlich generiert werden, damit es nur ansatzweise funktioniert, schliesslich gibt es ja noch genug andere Kosten.

Kommt natürlich sehr auf die Gewinnspanne an, aber 10.000 Umsatz wird da sicher sehr knapp, schließlich kommt doch recht viel zusammen, Miete, Nebenkosten, Strom, Telefon, Versicherung, Löhne, Ladeneinrichtung u.s.w.

Boo hat geschrieben:Es gibt doch Statistiken (IHK?) in welchen dargelegt wird, wie viel m² von welchem Sortiment benötigt werden um in entsprechend klassifizierten Lagen Umsatz "X" zu erzeugen.

Nunja, ob man sich wirklich auf solche Statistiken verlassen sollte wage ich zu bezweifeln. Sind eben immer durchschnittliche Werte. Da kann es mehr bringen sich mit einer Kanne Kaffee und einem Klappstuhl irgendwo hin zu setzen und die Kunden zu zählen. Klar weiß man da noch nicht ob und was die evtl. gekauft haben, zumindest bekommt man einen Einblick wie viel dort los ist......

Die IHK Bodensee-Oberschwaben hat Kennziffern über die anteilige Raummiete am Netto Umsatz der verschiedenen Einzelhandelsbranchen aufgelistet. Diese liegen i.d.R. zwischen 5-8%. Nach meinen Erfahrungen kann das Verhältnis beim Schuhhandel in Fußgängerzonen auch bei 10% und mehr liegen. Seite 17 der PDF: http://www.expedition-zukunft.de/filead ... el_low.pdf



Von der IHK Dortmund gibt es einen fundierten Leitfaden zur Existenzgründung im Einzelhandel:
http://www.dortmund.ihk24.de/linkablebl ... 285D.repl2


Hoffe, das hilft weiter.

Gersdorfer hat geschrieben:Da kann es mehr bringen sich mit einer Kanne Kaffee und einem Klappstuhl irgendwo hin zu setzen und die Kunden zu zählen. Klar weiß man da noch nicht ob und was die evtl. gekauft haben, zumindest bekommt man einen Einblick wie viel dort los ist......

Alternative:morgens die ersten zwei EInkäufe tätigen und abends den letzten.
Die Differenz zwischen der letzten und der ersten Bonnummer ist vielfach die Anzahl der Kunden an dem Tag.
Einige haben sich darauf eingestellt und die Bonnummer komplizierter aufgebaut, um die Anzahl zu verschlüsseln - hier auf den ersten und zweiten Bon achten, ob diese beiden fortlaufend nummeriert sind.

Jetzt brauche ich noch zur Anzahl der Kunden den Durchschnittbon - da gibt es je nach Branche oftmals Statistiken, auch wenn diese nicht ganz einfach zu bekommen sind. Ein Branchenübergreifender Überblick findet sich im "Factbook Einzelhandel", von Rewe herausgegeben (soweit ich mich erinnere).

Wie schon erwähnt gibt es ja verschiedene Ansätze.

Es ist aber komplett individuell zu sehen.
Umsatz, Marge, und laufende Kosten sind ja klar zu betrachten.

Was aber nicht vergessen sollte sind die Außerordentliche Effekte:
Einige Pure Player Onlineshop fangen ja an Filialen zu bauen, weil jeder Sale, der im Netz generiert wird über Adwords und Co immer teurer wird.
So eröffnen Sie Multi-Channel Läden in absoluter Top-Lage und erreichen somit günstiger mehr "Impressions" und Sales.

Du kannst ja ausrechnen, was sonst ein Sale kostet bei dir und dann schauen, ob das gleiche auch in der Filiale möglich wäre.

Lg

thomas786 hat geschrieben:Wie schon erwähnt gibt es ja verschiedene Ansätze.

Es ist aber komplett individuell zu sehen.
Umsatz, Marge, und laufende Kosten sind ja klar zu betrachten.

Was aber nicht vergessen sollte sind die Außerordentliche Effekte:
Einige Pure Player Onlineshop fangen ja an Filialen zu bauen, weil jeder Sale, der im Netz generiert wird über Adwords und Co immer teurer wird.
So eröffnen Sie Multi-Channel Läden in absoluter Top-Lage und erreichen somit günstiger mehr "Impressions" und Sales.

Du kannst ja ausrechnen, was sonst ein Sale kostet bei dir und dann schauen, ob das gleiche auch in der Filiale möglich wäre.

Lg

Ging es bei dem Post darum möglichst viele Fremdwörter einzubauen?

Zusammengefasst: Viele Onlinehändler eröffnen auch ein Ladengeschäft um an die Laufkunden zu verkaufen

Und dann auch noch in Englisch, wo der TE doch frankophil ist

Da in den meisten Städten mittlerweile ein rege Fluktuation von Geschäften herrscht und dabei immer mehr selbständige Händler (gegenüber Ketten) über die Klinge springen, gibt es in fast jeder etwas größeren Stadt einen sogenannten "Wirtschaftsförder" (von der Kommune oder vom lokalen Verbund der Händlerschaft) als Ansprechpartner, der hat meist interessante lokale Daten/Zahlen und einen Spiegel offener Ladenlokale, weil er ja Geschäfte ansiedeln will.

Als unverbindliche Anlaufstelle, auch und gerade zu den lokalen Verhältnissen, würde ich dir ein Gespräch mit einer solchen Person vorab empfehlen. Das kann unter Umständen sehr informativ und hilfreich sein.

wir kennen dein Sortiment nicht
wir kennen den Ort für das Ladenlokal nicht
wir kennen deine Ziele für einen stationären Laden nicht
wir kennen deine Online-Geschäftszahlen nicht
wir kennen die Wettbewerbssituation in deinem Segment nicht
...

Was sollen wir das raten?
Ohne facts habe ich nie eine Beratung gemacht.

ich habe selber ein ladenlokal in b-lage. zu dem thema kann man anfangen zu philosophieren. unterm strich kann man da nur den bleistift und taschenrechner nehmen und rechnen. natürlich ist das sterben der innenstädte auch eine folge des onlinehandels, aber eben nicht nur. auf der anderen seite, wenn ich mir die kosten für mein "onlinladenlokal, ebay, amazon und webshop" so ansehe, dann ist das vergleichbar mit der miete in 1a lage.

wie hier von anderen schon aufgezählt, deine werte und zahlen sind maßgebend, nicht von klein erna oder die in garmisch....

Der Tip mit den Bonnummern ist spitze. Ich würde das ganze wie beschrieben machen und dann nochmal am wochenende und am Monatsende.