Hallo,
ich habe eine Frage zu dem Amazon Verkäuferkonto.
Mal angenommen ein Verkäufer (Einzelunternehmer) geht aufgrund privater Schulden in die Insolvenz. Würde dann das Verkäuferkonto von Amazon geschlossen? Wenn ja, könnte der Verkäufer nach der Insolvenz wieder ein Konto anmelden? Oder welche Möglichkeit gäbe es während der Insolvenz zu verkaufen?
Danke.

Amazon bekommt von der Insolvenz erstmal nix mit, also schließen die auch kein Konto, sondern es ist Aufgabe des Schuldners das Konto stillzulegen bzw abzumelden.
Unter Umständen darf der Handel sogar weiterbetrieben werden: das kann aber generell nur der Insolvenzverwalter entscheiden und unterliegt einer Menge Regeln und guter Voraussetzungen. Sagt der Verwalter "Schluss damit!", dann ist Feierabend.

Die einzige saubere Möglichkeit während einer Insolvenz weiter zu verkaufen ist der Umweg über eine Kapitalgesellschaft, sprich UG oder GmbH.
Diese gilt ja als eigenständige Firma und auch in einer Privatinsolvenz darf man irgendwo angestellt sein.
Problem 1: selbst wenn man jetzt schnell eine UG anmeldet, ist diese noch ohne Ware und eine "Verschiebung von der insolventen Person in die UG" geht garantiert schief.
Dazu kommt die Frage: macht das Weiterverkaufen überhaupt Sinn?
Wenn die Schulden durch eine schlecht laufende Firma zustande kamen, lässt man das Thema besser sein und sucht sich einen Job.
Kam der Insolvenzgrund aber durch andere Umstände zustande, z.B. eine Scheidung, aber die Geschäftszahlen waren immer gut, dann kann man weiter überlegen.

Danke für die Antwort. Die Schulden stammen aus der Vergangenheit vor Amazon.
Die UG könnte noch deutlich vor der Insolvenz angemeldet werden. Warenbestand und Vermögenswerte könnten in die UG überführt werden. Aber man wäre dann nachher als angestellter Geschäftsführer bzw. wirtschaftlich Berechtigter in der Privatinsolvenz. Wäre das ein Problem?

Redo34 hat geschrieben: ↑25. Sep 2020 18:25 ...
Die UG könnte noch deutlich vor der Insolvenz angemeldet werden. Warenbestand und Vermögenswerte könnten in die UG überführt werden. Aber man wäre dann nachher als angestellter Geschäftsführer bzw. wirtschaftlich Berechtigter in der Privatinsolvenz. Wäre das ein Problem?

Lies mal §283 StGB allgemein und §283 d StGB insbesondere,

dann denke nochmal intensiv nach und dann such dir einen Fachmann für Insolvenzrecht, also einen guten Schuldnerberater oder Anwalt.

Redo34 hat geschrieben: ↑25. Sep 2020 18:25Warenbestand und Vermögenswerte könnten in die UG überführt werden.

UG anmelden ist das Eine, aber noch irgendwie Vermögenswerte überführen - von dem Gedanken würde ich mich trennen.
Wenn es schon so weit ist, das man eine Inso plant, ist es eigentlich viel zu spät noch "Werte beiseite zu schaffen".

Der Insolvenzverwalter kann Sowas anfechten, das Geschäft mit der eigenständigen UG als unwirksam erklären und eine Rückabwicklung anfordern, z.B. um die Ware und Vermögenswerte selber zu verwerten, um damit offene Posten des Schuldners zu begleichen.


Schuldnerberatungen gibt es eigentlich in jeder Stadt.
Es muss nicht immer direkt ein teurer Anwalt sein, oft bieten auch Caritas und Co. solche Dinge an.

Danke für eure Antworten. Die Idee mit der UG klingt riskant.
Kann man ein Amazon-Konto schliessen und z.B. drei Jahre später ein neues eröffnen?

Spricht nichts dagegen.
Aber wozu eigentlich dieses Thema? Mit etwas mehr details wäre es ev. einfacher was dazu zu schreiben. Die Frage "Kann man ein Amazon Konto schließen und Jahre später wieder neu öffnen" ist leicht beantwortet, aber ev. gäbs ja bessere Möglichkeiten wenn man den Grund der Frage kennt.

Die Überlegung ist, daß man so im Insolvenzfall verhindert, daß Amazon von der Insolvenz z.B. durch den Insolvenzverwalter erfährt und das Konto schliesst und den Verkäufer dauerhaft sperrt.

Was ist von folgender Überlegung zu halten?
Im Fall einer Insolvenz wird mit Zustimmung des Insolvenzverwalters eine UG gegründet und das Amazon Konto wird vom Einzelunternehmen auf die UG übertragen bzw. die bei Amazon für das Konto registrierte Unternehmensform wird geändert?
Könnte man dann seitens Amazon weiter verkaufen?

Redo34, so wie du dich da reinhängst: dein eingangs "angenommener" Fall scheint ja nicht nur ein Gedankenspiel zu sein...

Jetzt wirds wirr.
Was davon zu halten ist? Garnichts, da unmöglich.

Wenn der Insolvenzverwalter einem vorläufigem Weiterverkauf zustimmen sollte, worauf man sich aber nicht verlassen darf, dann läuft Alles weiter wie gehabt. Eine Änderung der Unternehmensform macht zu dem Zeitpunkt doch absolut keinen Sinn mehr, zumal das wieder ein paar Tausender für Gründungskosten bedarf, welche ja eigentlich garnicht mehr da sein können.

Zu Amazon: optimalerweise macht man seinen Account frühzeitig selber zu und schaut das die Rechnungen dort beglichen sind.
Hat man die paar Jahre überstanden, macht man wieder einen Account auf und fertig. Theoretisch müsste es sogar reichen wenn man den Account auf kostenneutral stellt (Poweranbieter abmelden, falls aktiv) und einfach nicht mehr benutzt. Wenn Nichts da läuft, gibts doch keinerlei Grund für eine Sperre oder irgendwelche Meldungen des Insolvenzverwalters dorthin.

Das stimmt so nicht. Eine UG kann auch während Inso eröffnet werden. Ist rechtlich kein Problem und kostet nur ein paar Hundert Euro.
Das macht dann eventuell Sinn, wenn man seitens des Insolvenzverwalters verkaufen dürfte aber Amazon das Einzelunternehmer-Konto sperrt.
Die entscheidende Frage, die bis jetzt auch noch nicht beantwortet wurde, ist, ob Amazon bei einer Inso das Einzelunternhmer-Konto sperrt bzw. ob man ein Amazon-Konto als UG eröffnen kann wenn der eingetragene Geschäftsführer ein laufendes Inso-Verfahren hat.

Variante A: das amazon-Konto besteht bereits vor der Inso und wird aktiv bewirtschaftet

=> muss im Insolvenzverfahren (schon im Antrag) angegeben werden
=> der Insolvenzverwalter wird wohl amazon allein aus zur Sicherung der Insolvenzmasse aber auch aus Haftungsgründen (das Konto könnte ja in einen negativen Saldo abrutschen) informieren
=> der Insovenzverwalter entscheidet später ob da weiter was passiert
=> amazon schließt vermutlich das Konto und friert alle Guthaben ein, um die sich dann der Verwalter prügeln darf

Variante B: das amazon-Konto besteht bereits vor der Inso ist aber komplett stillgelegt, also keine Ware auf FbA, kein Guthaben (auch keine einbehaltenen Reservebeträge etc.)

=> die Angabe im Insolvenzverfahren sollte mMn nicht notwendig sein (würde ich aber vorher noch von einem Fachmann prüfen lassen).
dementsprechend braucht weder der Insolvenzverwalter noch amazon informiert werden.

Variante C: Gründung einer UG nach Insolvenzeröffnung eines Geschäftsführers ( auch Gesellschafters ? )

=> ob du amazon informieren musst, steht irgendwo im Kleingedruckten der ganzen Vertragsbedingungen, ob du es dann ggf. machst ...
=> wenn amazon allerdings bei neuen Konten eine SCHUFA-Abfrage durchführt (keine Ahnung ob die das machen) dann ist das Konto wohl gleich wieder dicht.

=> den Insolvenzverwalter hasst du aber in dem Fall auch an der Backe, denn der interessiert sich für die erwirtschafteten Gewinne sofern du Gesellschafter der UG bist oder für dein Gehalt sofern du Geschäftsführer der UG wirst.
=> darüber hinaus wird er eventuell genauer hinschauen, ob da nicht Sachwerte in der UG rumschwirren von denen man vermuten könnte, dass sie eigentlich zur Insolvenzmasse gehören... ein ziemlich heißes Pflaster

Grundsätzlich verbieten kann der Insolvenzverwalter die Gründung einer neuen UG nicht, es gibt aber Auswirkungen auf das Insolvenzverfahren, Stichwort: fiktives Einkommen eines Insolvenzschuldners usw.

Nochmals der Hinweis: hol dir frühzeitig Rat von einem Fachmann der von solchen Spezialfällen Ahnung hat, die 0815 Schuldnerberatung der Stadt oder anderer gemeinnütziger Organisationen ist da i. d. R. nicht die beste Anlaufstelle.

Das alles hier ist selbstredend KEINE Rechtsberatung.

Je nachdem um wie viel und welche Schulden es sich handelt, kannst Du auch versuchen mit den Gläubigern zu verhandeln.

Vielleicht kannst Du ja einen Rückzahlungsplan vorlegen.

Ich habe das vor Jahren mal für einen Mitarbeiter geregelt, der einen Tag Urlaub für die Abgabe der EV haben wollte, habe alle Gläubiger angerufen und mit ihnen verhandeln, viele haben sofort auf die Hälfte verzichtet, allerdings hatte ich sofortige Zahlung zugesichert

Mein Mitarbeiter hat es dann bei mir in Raten abgebzahlt und konnte nicht verstehen, wie schnell ich da einen hohen Nachlass rausgehandelt habe

Nur eines wollen die Gläubiger nicht: "verarscht" werden