daytrader hat geschrieben: ↑13. Sep 2018 13:23
Ich erkläre es dir. 700.000 Abgelehnte werden Monat für Monat weiter bezahlt, trotz großer Defizite bei Rente, Bildung und und und und. Wenn die Altersarmut vor der Flüchtlingskrise schon da war, dann ist es bemerkenswert wie plötzlich für hundertausende Fremde, nicht schutzbedürftige und abgelehnte Menschen, welche 0 Cent in das System eingezahlt haben, plötzlich Geld da ist. Traurig, das länger hier lebende trotz 45 Jahren Einzahlung von Armut betroffen sind.
Wenn ich deinen Beitrag so lese, verstehe ich auch, weshalb Populisten es so einfach haben. Ich übergehe mal die grundsätzlichen Dinge wie die Werte unseres Grundgesetzes und Humanität generell und begebe mich direkt auf die monetäre Ebene.
Deine Erklärung ist, sagen wir mal, fragwürdig.
Zum einen haben wir alle in der Schule ja zumindest ein wenig über volkswirtschaftliche Grundlagen gelernt und wie unser Sozialsystem funktioniert.
Damit dürfte auch dir klar sein, dass auch 5 Millionen Geflüchtete keinerlei Einfluß auf die Rentenzahlungen hätten ( zumindest keinen negativen. Ich hoffe nicht, dass man erklären muss, weshalb die Sozialkassen logischerweise getrennt sind. Keiner dieser Menschen hat lange genug in die Rentenkasse eingezahlt, um daraus Zahlungen zu erhalten ( die einzige Ausnahme in der Geschichte der Bundesrepublik gab es meines Wissen im Zuge der Wiedervereinigung). Im Gegenteil haben inzwischen von den seit 2015 zu uns gekommenen etwa 216.000 einen sozialversicherungspflichtigen Job und zahlen in die Rentenkasse ein. In diesem Jahr könnten noch einmal 100.000 neue Beschäftigte hinzukommen. Die Defizite in der Rentenkasse kommen von ganz anderer Seite und waren schon, wenn auch nicht in diesem Umfang ( man konnte einfach die extrem höhere, heutige Lebenserwartung nicht erwarten) in den 80er Jahren bekannt und waren auch Bestandteil der Lehrpläne (zumindest in NRW und Niedersachsen).
Populisten nutzen hier die einfache Möglichkeit, ihre Klientel mit Korelationen statt Kausalität zu desinformieren. Deine genannte Zahl von "700.000 Abgelehnten", was auch immer du darunter verstehen magst und aus welcher Quelle die Zahl kommt, ist falsch. Selbst bei Nutzung des undefinierten Wortes "Abgelehnte" glaube ich nicht, dass es dir gelingt, irgendwelche Grundlagen dafür zu benennen.
Aus dem Zusammenhang würde ich schließen, dass du ausreisepflichtige Personen meinst, wenn du von "Abgelehnten" sprichst. Davon gab es Ende April 232.838.
Das Geld, welches für diese Menschen aufgebracht wird, besteht nur zu einem überraschend geringen Teil aus direkten Geldzahlungen an die Bedürftigen, dieses wird widerrum zum größten Teil verkonsumiert und erzeugt Umsatzsteuern und weitere direkte und indirekte Steuern. Der größere Teil des Geldes fliesst in Infrastruktur, welche widerrum eine gewaltige Menge Jobs direkt und indirekt geschaffen hat, die ebenfalls wieder alle möglichen Steuern in die Kassen fliessen lassen und tausenden Menschen Arbeit geben, die sonst nicht da wäre.
Du vermischt hier auf illegitime Weise zwei dinge, die tatsächlich absolut nichts miteinander zu tun haben, außer, dass immer mehr der anerkannten Schutzsuchenden inzwischen in die Rentenkassen einzahlen, obwohl, wie die Erfahrungen der letzten 50 Jahre zeigen, viele dieses Land auch wieder verlassen werden und niemals Leistungen aus den Kassen beziehen werden. Korrekt betrachtet hat die sogenannte "Flüchtlingskrise" sogar einen nicht unbedeutenden Anteil am derzeitigen Wirtschaftshoch.
Ich stimme dir zu, dass es traurig ist, wenn jemand nach 45 Beitragsjahren von Armut bedroht ist. Aber beide Dinge haben nichts, aber auch gar nichts miteinander zu tun. Es gibt eine Menge Faktoren, die zu den Rentenproblemen geführt haben. Ein Faktor sind die Wähler, die seit Gründung der Bundesrepublik natürlich niemals eine Partei gewählt hätten, die sagt, dass die Rentenbeiträge verdoppelt werden müssen. Lieber eine, die die Beiträge senken will, für die Folgen muss man ja die Verantwortung nicht übernehmen. Unerwartet und nicht in dieser Form vorhersehbar war die Wiedervereinigung und die dadurch tatsächlich hohe Zahl Nichteinzahler, die aber rentenberechtigt waren und die stark gestiegene Lebenserwartung in Kombination mit dem wenigen Nachwuchs.
Ich könnte beide Themen noch weiter ausführen, fürchte aber, dass der eine oder andere Langeweile beim Lesen bekommt und andere sich aufregen, weil es so nicht ihrem Weltbild entspricht. Trotzdem wollte ich versuchen, etwas Licht in die Sache zu bringen. Wenn sich nur ein einziger Leser dieser Zeilen Gedanken darüber macht, ob er vielleicht anfällig für Parolen von Populisten ist, dann hat es sich schon gelohnt.