Widerrufs-Button kommt

[COD]

Wir leisten uns als Gesellschaft halt einen Haufen nutzloser Technokraten, die sich beschäftigen müssen. Auch eine Art Luxus.

[Roemer]

Im Nachhinein möchte ich feststellen, das Widerrufsrecht hat den stationären Handel schwer getroffen und ist der Hauptgrund dafür, daß Deutschland heute der mit Abstand größte Onlinemarkt in Europa ist.
War es nicht Rot-Grün (die Bösen) zu Beginn der Nullerjahre, die die EU-Richtlinie recht fix und extrem verbraucherfreundlich (14 Tage, die Rest-EU max. 7 Tage; Händler zahlte nur in D die Retoure) umsetzte ? Was war das für ein Geschrei.
Da schmunzel ich doch nur über diesen etwaigen Button, der da vielleicht kommt.

[daytrader]

Lustigerweise geht der Gesetzgeber mit diesen abstrusen Gesetzen an den stationären Handel nicht ran. Gekauft ist gekauft und Rückgabe gegen Gutschein nur optional. Fertig.

Ja kurios. Und beim Onlinehandel wird argumentiert mit "Es wäre nur fair, wenn der Widerruf genauso einfach wäre wie der Kauf". Warum dann nur online und nicht stationär (abgesehen davon, dass der Widerruf eigentlich pippi einfach ist)? Ich hab an der Kasse Geld bezahlt...könnte man doch dann genau verlangen, das ganze genauso einfach rückwärts abzuwickeln.

Dann wurde noch mit "Würde" & "einfachen Zahlarten" argumentiert. Das lässt sich alles auch stationär anwenden. Wo kann ich den online einfach meine Uhr an den Kaufen Button halten? Ist doch stationär teilweise viel einfacher. Da brauch keine 38 Passwörter, Pins, Kontonummern etc.

Eigentlich ist die Widerrufsmöglichkeit mit einer der Hauptgründe warum der stationäre Handel absäuft. Man ist da benachteiligt. Man zahlt oftmals höhere Preise für weniger Rechte. Nun möchte man dies offensichtlich weiter verschärfen.

[Fotoshooter]

Wir leisten uns als Gesellschaft halt einen Haufen nutzloser Technokraten, die sich beschäftigen müssen. Auch eine Art Luxus.

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Eigentlich ist die Widerrufsmöglichkeit mit einer der Hauptgründe warum der stationäre Handel absäuft. Man ist da benachteiligt. Man zahlt oftmals höhere Preise für weniger Rechte. Nun möchte man dies offensichtlich weiter verschärfen.

Richtig, das verstehen die alten Herren und Damen aber nicht.

[koshop]

Dass der Bestellbutton damals in Kaufen umbenannt werden musste, war ja schon lächerlich genug.

Wobei das Ziel damals ja die ganzen Webseiten mit Abofallen waren. Zumindest die sind weitgehend verschwunden. Und dem Online-Handel hat es jetzt auch nicht geschadet und richtig weh getan den Button umzunennen hat es eigentlich auch nicht.

Ich fand es damals auch irgendwie albern, aber man muss im Nachhinein zugeben, dass das Ziel erreicht wurde.

[Schreiber Ling]

Danke, Roemer, ich sprach genau deshalb weit oben schon mal kurz davon, dass das Widerrufsrecht sehr wohl auch ein Segen für viele Verkäufer gewesen sein dürfte; und jetzt ärgern sich lediglich manche darüber, dass es nicht NOCH schöner ist^^

Und auch der letzte Kommentar unterstreicht meiner Meinung nach sehr gut, dass die Regelungen keineswegs einfach so im luftleeren Raum erdacht werden, zumal von "alten Herren und Damen", die vom Thema keine Ahnung hätten. Oder gar als Beschäftigungstherapie 0o

Dass man auch im stationären Handel hinterfragen kann, inwieweit da die Vertragsfreiheit respektiert wird, habe ich selbst schon angesprochen. Ich kann nichts dafür, dass man das im Widerrufsrecht so und stationär anders regelt. Es wird selbstverständlich irgendwelche Gründe haben. Unter anderem, dass man sich im Onlinehandel ein bisschen sicherer darüber sein kann, wer überhaupt die Vertragspartner sind, wann man was gekauft hat und so weiter. Dass es da ein bisschen zentralisierter zugeht. – Dass diese Gelegenheit stationär nicht so einfach besteht, muss nicht dazu zwingen, sie online ungenutzt zu lassen. Schon allein, dass der Onlinehandel neu aufkam, gab überhaupt Anlass dazu, sich damit zu befassen.

Im Übrigen wird sich sicher auch mit stationärem Handel beschäftigt. Einen Grund, warum man da das Widerrufsrecht nicht für so zwingend halten mag, sagte ich schon kurz: man begibt sich ja selbst dorthin, anstatt in seinem sicheren Nest rumzuhocken. Das ist noch kein tiefschürfend ausformulierter Gedanke; aber so zu tun, als würden mir gewisse "Brüche" in der Argumentation hinsichtlich Online- und stationärem Handel entgehen … keine Ahnung, ich gehe mal davon aus, einige fühlen sich bedroht und ohnmächtig und neigen dann zum Poltern.

Wie ist das jetzt zum Beispiel, wenn COD schreibt, die Regeln sollen bewusst verschärfen, und Fotoshooter sagt, "richtig, das verstehen die alten Herren und Damen aber nicht"? Verstehen sie es nicht? Oder machen sie das nun mit Absicht, um irgendwas (böswillig?) zu verschärfen? Wie passt das zusammen?

Ich hab im stationären Handel übrigens noch nirgendwo mit PayPal oder Klarna eingekauft. Aber sicher wird das auch immer weiter wachsen. Wahrscheinlich geht das sogar schon via Handy. Dass da inzwischen deutlich aufgeholt wurde, bestreite ich nicht. Neben der Entwicklung des Widerrufsrechts ist das jetzt aber zweifellos eine neue Erscheinung, dass auch offline die Bezahlmöglichkeiten immer zahlreicher und die Kaufhistorien häufiger nachvollziehbar werden. Von mir aus können wir stationär auch noch das Widerrufsrecht ausbauen … wenn es die Situation "entschärft" und die Damen und Herren Onlinehändler glücklich macht? (nur so ein dahingesagter Gedanke :p)

[Gaertner]

Man könnte denken du hast den Button als Arbeitsprojekt über.

[Schreiber Ling]

Ja, vielleicht übertreibe ich, eigentlich ist inzwischen wohl alles gesagt. Ich dachte, es wäre für einige interessant, sich mit den Hintergründen zu befassen^^ Immerhin kamen aber doch noch mal (vermittelnde) Gegengegenstimmen auf, von daher kann ich zufrieden sein.

Ich finde tatsächlich die Frage faszinierend, warum wir überhaupt jemanden an seinem Versprechen festhalten; wo wir die Bindungswirkung der Verträge überhaupt wirklich herziehen. Das ist nicht einfach nur "pacta sunt servanda"; das ist ja nur das Ergebnis.

Man kann Unterschiedliches dazu finden, warum man letztlich Menschen an ihren Verträgen auch rechtlich festhält. Aber zumindest eine Bedingung scheint mir sicher erfüllt sein zu müssen: und das ist eben die, dass die Vertragspartner freiwillig und auf Augenhöhe ihre Verträge abgeschlossen haben. Nur dann können wir von einer echten Privatautonomie sprechen.

Die ist natürlich niemals wirklich absolut eins zu eins gegeben. Einer wird immer etwas überlegen sein, wenn er zum Beispiel einer der wenigen ist, die eine begehrte Ware anbieten. Strukturelle Ungleichheit gibt es, und manchmal ist sie auch rollenabhängig: auch jeder Händler ist ja beispielsweise nicht immer Händler, sondern regelmäßig auch selbst Verbraucher.

Was man tut, ist am Ende lediglich der Versuch, strukturelle Ungleichheiten auszugleichen, um die Privatautonomie zu wahren. Das scheitert bestimmt auch manchmal. Weil die Maßnahme nicht geeignet ist. Weil eine neue Entwicklung eintritt. Weil neues Ungleichgewicht entsteht. Oder auch, weil man eine strukturelle Ungleichheit beobachtet hat, wo in Wahrheit keine bestand. Aber ganz sicher handelt es sich nicht um eine oberflächliche Gängelei, die vollkommen unüberlegt "einfach mal so gemacht" wird. Da stecken viele Jahrzehnte Arbeit drin, und mit Sicherheit in der Mehrzahl von Leuten, die sich, wenn es konkret diese bearbeiteten Aufgaben nicht geben würde, auch absolut problemlos anderweitig zu beschäftigen wüssten.

[Rex]

Lustigerweise geht der Gesetzgeber mit diesen abstrusen Gesetzen an den stationären Handel nicht ran. Gekauft ist gekauft und Rückgabe gegen Gutschein nur optional. Fertig.

Eigentlich ist die Widerrufsmöglichkeit mit einer der Hauptgründe warum der stationäre Handel absäuft. Man ist da benachteiligt. Man zahlt oftmals höhere Preise für weniger Rechte. Nun möchte man dies offensichtlich weiter verschärfen.

Niemand hindert den stationären Handel daran ähnliche Rückgabebedingungen freiwillig anzubieten.
Ist in Amerika gang und gäbe das man dort im stationären Handels alles umtauschen & zurückgeben kann.
Machen die bestimmt nicht aus Dummheit, ist Kalkül das die Leute gedankenlos viel mehr kaufen ohne vorher zu überlegen ob Sie es wirklich brauchen, wenn halt die Sicherheit besteht es notfalls einfach zurückgeben zu können. Die dadurch erfolgenden Mehrverkäufe machen die paar % Bodensatz die es missbrauchen locker weg.

[Technokrat]

Wir leisten uns als Gesellschaft halt einen Haufen nutzloser Technokraten, die sich beschäftigen müssen. Auch eine Art Luxus.

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Oh, moderieren wir heute das Forum wieder direkt vom Stammtisch aus? Wäre ja in Teilen nichts Neues

Eigentlich war ich aus der Diskussion schon lange raus. Solange der Branchenprimus die Rückgabe dergestalt unkompliziert anbietet, ist die ganze Diskussion eh hinfällig - und irgendwie albern. Aus dem gleichen Grund werde ich wohl auch dazu übergehen, die Retouren kostenlos anzubieten. Nicht weil ich es richtig finde, sondern weil es keine einheitliche Regelung gibt und der Konkurrenzdruck zu groß wird. Das Abendland wird wahrscheinlich auch sogar das überleben ^^