Widerrufs-Button kommt

[markenstore]

Das führt doch am Ende nur dazu, dass die Käufer den Widerrufbutton drücken und dann den lieben Gott nen guten Mann sein lassen. Und du als Händler kannst dann sehen, wie du den herzallerliebsten Käufer dazu bekommst, die Klamotten netter Weise innerhalb des nächsten Jahres zurückzugeben.

[Schreiber Ling]

Das könnten sie im Prinzip ja jetzt auch schon. Einfach Mail raus und fertig. Aber du unterstreichst dankenswerterweise: es ist einfach einfacher für viele Kunden, mit dem Button zu widerrufen.

Hinterherrennen musst du auch nicht so arg sehen. Du musst ja erst zurückzahlen, wenn sie auch wirklich abschicken beziehungsweise die Ware bei dir ankommt. Und wenn du willst, kannst du das Zurückschicken im Grunde genauso durchsetzen wie eine Geldforderung.

[bauti]

Hinterherrennen musst du auch nicht so arg sehen. Du musst ja erst zurückzahlen, wenn sie auch wirklich abschicken beziehungsweise die Ware bei dir ankommt. Und wenn du willst, kannst du das Zurückschicken im Grunde genauso durchsetzen wie eine Geldforderung.

Versuch doch mal das aus Sicht von uns Händlern zu sehen.
Das modiche oder technische Ware an Wert verliert mit der Zeit, sollte jedem klar sein. Wenn die Kunden also den Wiederruf anmelden und dann erst nach einem Monat zurück senden ist das schon ein Problem.

Hat aber eigentlich nur am Rande mit dem Button zu tun...

[Schreiber Ling]

Stimmt, das ist gut nachzuvollziehen. Wie du sagst, kommt das Problem freilich nicht erst durch den Button auf. Und ich würde auf möglichen Schadensersatz hinweisen:

Mit der Rücksendung von Waren kann man genauso in Verzug geraten wie mit Geldforderungen. Und wenn jemand an Tag 6 den Widerruf erklärt, muss er sogar streng genommen auch am selben Tag bereits zurückschicken und ist nach weiteren 14 Tagen automatisch in Verzug. Ich weiß, es ist wenig tröstlich bei dem Gedanken, man riskiert einen Streit darum, ob auch wirklich ein entsprechender Schaden eingetreten ist. Allerdings hilft es vielleicht als Argument bei Lieblingskunden, denen man dann einfach mal den Rückzahlungsbetrag um den geltend gemachten Schadensersatzanspruch kürzen will. Dann trägt man, wie immer im Geschäftsleben, natürlich nach wie vor ein Risiko, dass ausgerechnet dieser Kunde eskaliert. Aber man kann seine Entscheidung mit gutem Gewissen UND rechtlich basiert vor sich selbst vertreten, und sein Geld hat man ja zunächst einmal bereits in der Tasche.

Ansonsten, wenn man die Kundenwelt in dieser Sache disziplinieren will, wie bei Geldforderungen: notwendigenfalls eben gerichtlich vorgehen und klagen. Nicht dass das so eine geile Sache wäre, natürlich. Aber vielleicht ist das sozusagen eine Frage der Erziehung, die ja bei Geldschulden zumindest weitgehend zu funktionieren scheint.

[hkhk]

Haben wir jetzt hier Märchenstunde?
Ich glaub, ich bin im falschen Film!

[Schreiber Ling]

Sehr aufschlussreicher Beitrag Ist nach deiner Auffassung hier im Forum zu viel los, dass man lieber mal ein bisschen weniger diskutieren sollte, ja?^^

[Gardenandmore]

Da gibt es eigentlich überhaupt nichts dran rumzudeuteln. Man kann täglich unzählige Fragen im Internet lesen, wie das mit dem Widerruf funktioniert. Keiner von denen hat vorher gefragt, wie man den Einkauf tätigt. Nenn die Leute von mir aus blöd, aber es ist nun mal so: Bislang geht das Einkaufen deutlich einfacher als das Widerrufen, und dabei hat die Verkäufer die Blödheit auch nicht gestört, vor allen Dingen solange es noch kein Widerrufsrecht gab oder es nicht eingriff. Jetzt zu sagen, selber schuld, wer blöd ist, finde ich blöd.

Ist widerrufen etwas so tolles, etwas so wünschenswertes, dass es genau gleich einfach sein muss, wie Kaufen? Ich finde, das dürfte durchaus schwieriger sein, als es momentan ist. Ich finde auch, es wäre gut, alle Kunden müssten grundsätzlich den Rückversand selbst bezahlen. Das wäre wirklich im Sinne der Nachhaltigkeit. Tut nicht weh, aber man überlegt schon ein 2. oder ein 3. mal, ob man etwas wirklich widerruft. So würden Kunden auch endlich mal etwas mehr lernen, was Paketversand mittlerweile kostet und dass es "oh überraschung" den kostenlosen Versand tatsächlich gar nicht gibt.

[Schreiber Ling]

Ich sehe gerade, wie viel Anklang der Beitrag fand^^ Darum will ich doch noch kurz darauf zurückkommen:

Dass das Widerrufsrecht genauso leicht abläuft wie der Vertragsabschluss, ist in meinen Augen sinnvoll. Man kann da anderer Meinung sein, völlig in Ordnung. Und ich finde es sogar gut, so ehrlich zu sein wie du. Immerhin wird damit nicht mehr bestritten, dass es nämlich sehr wohl einfacher sein könnte, einen Vertrag zu schließen, als ihn zu widerrufen.

Der Grund, warum wir überhaupt Verträge abschließen, ist, dass wir davon ausgehen, dass sie auch wirklich gewollt sind. Diese "Vertragsabschlussfreiheit" wird durch das Internet – und dadurch, wie die Kaufgelegenheiten umworben werden, durch Zahlungserleichterungen und was nicht noch alles – gewissermaßen bedroht.

Darum ist es keineswegs so, dass das Widerrufsrecht allein dem dient, dass man sich Ware einmal anschauen kann. In anderen Kontexten kann man Ware ebenfalls nicht ansehen und hat trotzdem kein Loslösungsrecht. Vielmehr handelt es sich auch um einen Ausgleich für die Omnipräsenz der Kaufgelegenheiten.

Und andersherum halte ich es sogar für eine gewisse Frage der Ehre und Anerkennung der Vertragsfreiheit, dass man die Möglichkeit, sich wieder vom Vertrag zu lösen, wenn sie denn schon eingeräumt ist, auch ebenso leichtgängig auszugestalten.

Ich darf Käufer rundlutschen, bis sie sich endlich zum Kauf entscheiden. Ich finde es richtig, dafür einen Ausgleich zu haben. Wie gesagt, wer da anderer Meinung ist, verstehen kann ich es. Allerdings erscheint mir die Forderung danach, das Widerrufsrecht ebenbürtig zu gestalten, mindestens auch konsequent.

[COD]

Schützt den Menschen vor sich selbst.

[Andre (KM)]

Dont´t feed the troll.

[Schreiber Ling]

Troll? Hier ist so schon nicht wahnsinnig viel los im Forum, und ich meine mich zu erinnern, dass es in diesem Thread genau um die Frage des Widerrufsrechts ging – darum hat der Gartenfreund was dazu geschrieben und ich habe noch mal Bezug darauf genommen

[Gaertner]

Ich darf Käufer rundlutschen, bis sie sich endlich zum Kauf entscheiden. Ich finde es richtig, dafür einen Ausgleich zu haben.

D.h. der Kunde will garnicht kaufen, sondern weil es "so einfach" ist wird er praktisch genötigt?
So einfach wie im Supermarkt, im MM beim Bäcker etc.: reingehen, einladen, zahlen, mitnehmen!

[Schreiber Ling]

Wir sind uns doch einig, dass mindestens eine ganze Branche und Berufszweige sich tagein, tagaus damit beschäftigen, wie man Käufer zum Kauf animieren kann, oder?

In Supermarkt, MM und Bäcker begibt man sich sozusagen selbst in die Situation. Ich muss überhaupt auch erst losgehen. Das Internet ist hingegen omnipräsent, selbst wenn ich in meiner Wohlfühloase zu Hause rumhocke. Ich bin in Supermarkt, MM und Bäcker möglicherweise auch nicht ganz so angreifbar; im Internet dagegen bekomme ich ständig personalisierte Anzeigen zu sehen. Ich erhalte auch nicht überall so leichte Zahlungs- und Finanzierungsmöglichkeiten, noch dazu ohne mein Gesicht dabei herzuzeigen.

Davon abgesehen könnte man natürlich grundsätzlich auch in Supermarkt, MM und Bäckerei hinterfragen, inwieweit die Vertragsfreiheit realisiert ist.

Einen tollen Wiki-Artikel zum Thema finde ich übrigens https://de.wikipedia.org/wiki/Kaufreue

[Andre (KM)]

Personen wie Du sind der Grund warum wir so viele unsinnige Gesetze habe. Weil Leute nicht in der Lage sind nachzudenken:

Möchte ich es kaufen? Ja, ich drücke aktiv auf den "Kaufen Button" (jeder Normalsterbliche weiß nun, dass er etwas nun bestellen wird).

Oh, ich mag den Artikel nicht, dann schicke ich ihn zurück. Im maximalen Falle muss ich mir das WRB Formular durchlesen.

Wer damit überfordert ist, sollte nicht im Internet bestellen und wählen dürfen (leider dürfen diese Personen sich aber vermehren wie die Kaninchen, was nicht unbedingt besser ist).

[Schreiber Ling]

Personen wie du sind der Grund für den riesigen Unmut und die Verbitterung. Das ist hier ein Forum, in dem solche Dinge offen diskutiert werden könnten. Ich gestalte hier überhaupt nichts. Und du siehst, dass die Dinge aber kommen. Zum großen Teil schon da sind.

Hier ist die Gelegenheit, sich mit den (aus deiner Sicht: Gegen-)Argumenten zu beschäftigen. Und trotzdem setzt du dich nicht offen damit auseinander. Stattdessen hältst du es für eine gute Idee, mich kleinzureden und gar zu behaupten, die Menschen, die die Gesetze machen, dächten nicht nach und kämen auf solche simpelsten Überlegungen nicht. Du hast offensichtlich, und verständlicherweise, nicht den Hauch einer Ahnung davon, wie viele und tiefe Gedanken zu diesem Thema seit Jahrzehnten (und im Prinzip natürlich auch schon länger) überlegt und veröffentlicht wurden.

Wie gesagt, inhaltlich kann ich völlig verstehen, warum man das, vor allem bei oberflächlicher (oder einfach parteiischer …) Betrachtung, nicht gut findet.

[COD]

"oberflächliche Betrachtung", da sagst du was. Du meinst damit aber sicher die Anderen, oder?

[daytrader]

Die Argumente wie der arme Online Käufer quasi zum Kauf hin vergewaltigt und genötigt wird, sind echt übel.

Solche Dinge kann man in jede Situation hineinreden. Wenn ich sehe wie oft meine Frau Klamotten mitbringt die sie nie wieder anzieht, weil es im Ladenlicht irgendwie besser aussah, die Verkäuferin wieder schmeichelte wie toll es an ihr aussieht, weil es nur noch die Hälfte kostet etc oder ich mich im Baumarkt wieder verleiten lassen habe, das x-te Werkzeug zu kaufen, obwohl ich inzwischen besser ausgestattet bin wie jede Handwerksfirma. Ist halt eigene Doofheit, muss ich nicht auf andere abwälzen. Nichts davon kann ich eigentlich zurückgeben. Hier ist der Käufer im Online Handel schon total übervorteilt und der Verkäufer benachteiligt.

[Wolkenspiel]

Lustigerweise geht der Gesetzgeber mit diesen abstrusen Gesetzen an den stationären Handel nicht ran. Gekauft ist gekauft und Rückgabe gegen Gutschein nur optional. Fertig. Und da rüttelt auch kaum ein Händler aus Kulanz dran, die sind alle froh, wenn sie ihre Kohle behalten können. Aber wenn DIE dann online kaufen, schreien Sie nach einem Widerrufsrecht, das sich gewaschen hat.
Natürlich ist ein Widerrufsrecht sinnvoll, keine Frage. Aber doch nicht betreutes Kaufen.

[Gaertner]

Aber doch nicht betreutes Kaufen.

Naja eigentlich nur konsequent, zu viel entwickelt sich ja zur Betreuung!

[Wolkenspiel]

Dass der Bestellbutton damals in Kaufen umbenannt werden musste, war ja schon lächerlich genug. Aber ist ja wie mit allem: kaum ein Badesee ist noch frei zugänglich, weil alle vor dem Ertrinken gerettet werden müssen.