Chargebacks durch Betrüger aus USA - wie vorgehen?

Rechtliches im E-Commerce wie AGB, Abmahnungen, DSGVO, Anbieterkennzeichnung, Wettbewerbsrecht
- Diskussionsforum -
Das E-Commerce Juraforum für einen fairen Handel. Hier helfen sich Händler kostenlos untereinander - ohne teuren Anwalt.

Themen und Hilfe rund um eBay und Amazon Abmahnungen, Muster und Vorlagen für Widerrufsrecht Impressum AGB, Beratung zu DSGVO UWG Preisangabenverordnung, Erstellung und Pflichtangaben im Impressum für eBay Amazon oder Facebook sowie weitere Rechtsthemen z.B. aus dem Wettbewerbsrecht.

Keine Rechtsberatung - Eine Gewähr und Haftung für die Richtigkeit aller Angaben wird von sellerforum.de nicht übernommen.
Antworten
dom325
Beiträge: 36
Registriert: 21. Aug 2018 09:59
Land: Deutschland

Chargebacks durch Betrüger aus USA - wie vorgehen?

Hallo zusammen,

vielleicht hat jemand einen Rat zum folgenden Problem:

Ein Kunde aus den USA hat bei uns zwei Bestellungen mit Kreditkartenzahlung aufgegeben, insgesamt über 2000 Euro Bestellwert. Nachdem er die Ware erhalten hat, hat er für beide Bestellungen bei seiner Bank Chargebacks wg. angeblicher betrügerischer Abbuchung eröffnet. Der Kunde hat eine anonyme Wegwerf E-Mail-Adresse verwendet und antwortet natürlich nicht mehr auf unsere E-Mails, seine Telefonnummer ist dauerhaft abgeschaltet.

Über Stripe hatten wir die Möglichkeit, uns zu den Vorwürfen zu äußern und Beweismaterial zur Verfügung zu stellen. Wir haben alles dokumentiert und belegt: Bestellung mit IP-Adresse, Handelsrechnung, DHL Express Tracking, Zustellnachweis. Nach einigen Wochen kam dann über Stripe die Meldung, dass die Bank des Betrügers den Einspruch abgelehnt hat - ohne jegliche Begründung.

Für uns ist damit ein Schaden über knapp 2200 EUR entstanden, da durch Währungskursschwankungen ein höherer Betrag abgebucht wurde, als damals vom Kunden bezahlt. Dazu kommen noch Bearbeitungsgebühren. Wir haben bei der Berliner Polizei Strafanzeige gestellt und auch einen Brief mit allen Dokumenten an die lokale Polizei in Kalifornien geschickt. Weder von den einen, noch von anderen Behörden erhoffe ich mir allerdings wirklich viel Hilfe.

Hatte jemand vielleicht schonmal einen ähnlichen Fall? Wie gehen wir am besten vor, um unser Geld zurück zu bekommen? Inkasso o.ä. beauftragen?


3 Monate gratis Händlerbund
marcibet
Beiträge: 1799
Registriert: 2. Nov 2017 16:04

Re: Chargebacks durch Betrüger aus USA - wie vorgehen?

ausbuchen ist hier wohl die einzige sinnvolle Lösung.
icstore
PLUS-Mitglied
PLUS-Mitglied
Beiträge: 927
Registriert: 17. Jun 2017 21:23

Re: Chargebacks durch Betrüger aus USA - wie vorgehen?

Du kannst versuchen eine zivile Klage in den USA einzuleiten. Dein Betrag passt in das Limit des Small Claims Court in Kalifornien, ist ein vereinfachter Prozess.

Ob die Lieferadresse aber tatsächlich der Betrüger ist - ist die andere Sache. Ein Versuch kann aber nicht schaden. Die Klagegebühr sind 50 Dollar.
Benutzeravatar
fossi
webmaster@sellerforum.de
webmaster@sellerforum.de
Beiträge: 28031
Registriert: 5. Okt 2007 11:53
Land: Deutschland
Firmenname: Sellerforum / Eifel Luftballons / Albatros Int.

Re: Chargebacks durch Betrüger aus USA - wie vorgehen?

Bei Wegwerfmail und abgeschalteten Telefon würde ich nicht von einer echten Adresse ausgehen. Vermutlich wurde wiedermal eine leerstehenden Wohnung als Empfangsadresse benutzt, oder die Sendung "vor der Tür abgefangen".

Würde mich also erstmal schlau machen, was von deinen Käuferdaten überhaupt stimmt.

Zum Kreditkartenproblem selber: ärgerlich, aber sowas passiert. Man kann eigentlich nur schauen das in der Abwicklung alle Sicherheitsmechanismen aktiv sind, 3D Secure usw. Keine Ahnung wie Stripe das handhabt.
---
Unterstütze das Sellerforum mit einer Supporter-Mitgliedschaft. Danke! :winken:
Roemer
PLUS-Mitglied
PLUS-Mitglied
Beiträge: 2697
Registriert: 21. Jan 2009 13:21
Land: Deutschland

Re: Chargebacks durch Betrüger aus USA - wie vorgehen?

Hier ein Link zu Stripe und den Regeln zu 3D Secure etc.. Der Händler scheint wohl selber für seine Schutzhöhe gegen Betrug verantwortlich zu sein. Ich habe es aber nur überflogen.

https://stripe.com/docs/radar/rules
bauti
PLUS-Mitglied
PLUS-Mitglied
Beiträge: 1893
Registriert: 21. Dez 2014 15:48

Re: Chargebacks durch Betrüger aus USA - wie vorgehen?

Ich hatte auch Probleme mit Kreditkartenbetrug bei Stripe. Nun weiß ich, man kann bei Stripe gegen eine kleine Gebühr recht gut einstellen wann 3D Secure nötig ist und wann nicht. Ohne Gebühr hat man auch Einstellmöglichkeiten, aber nur begrenzt.

Hier der Thread von damals:
zahlungssysteme-banken-paypal-co-f37/ka ... 59019.html
Benutzeravatar
dlnkrg1511
PLUS-Mitglied
PLUS-Mitglied
Beiträge: 191
Registriert: 22. Dez 2020 11:57
Land: Deutschland
Firmenname: Krieger Labs
Branche: Webentwicklung & E-Commerce Service
Kontaktdaten:

Re: Chargebacks durch Betrüger aus USA - wie vorgehen?

Ich meine, jemand hatte auch mal geschrieben, dass bei hohen Beträgen nur per Identitätsbestätigung bzw. 18+ Ausweis Check verschickt.
Da weiß ich allerdings nicht, ob das so im Ausland möglich ist.

Wäre für die Zukunft eventuell keine blöde Idee.
Webentwicklung & E-Commerce Hosting 👨‍💻
kreien
PLUS-Mitglied
PLUS-Mitglied
Beiträge: 3629
Registriert: 5. Jul 2015 13:06
Land: Deutschland

Re: Chargebacks durch Betrüger aus USA - wie vorgehen?

Warum ist Kreditkartenbetrug in den USA einfach? Weil es geht, der Einfachheit des Systems wird Vorzug gegeben.

Das war hier in abgeschwächter Form bis vor wenigen Jahren auch noch so: Es ist natürlich wahnsinnig clever, einen Kreditkartenbeleg unterschreiben zu müssen, und die Unterschrift befindet sich als Vorlage auf der Rückseite. Oder das Ziehen von Fernverkerkehrstickets an DB-Automaten zu > 100 € mit einer KK ohne jede PIN-Abfrage; Karte rein, fertig! Oder die Lastschrifteinzugunterschreiberei bei den EC-Karten im REWE.

In den USA gibt es gewollt weder Melderegister noch ein Pendant zu Personalausweisen, deswegen die Hilfskonstruktionen wie Stromrechnung, Führerschein oder Sozialversicherungsnummer. Und dann sind die USA auch das Land der Papierschecks und leicht zu fälschenden Banknoten, die nicht dem Stand der Technik entsprechen. Es ist deswegen sehr unwahrscheinlich, dass die Kreditkartensicherheit mit Priorität in den USA erhöht wird. Die haben andere Schwerpunkte im Leben, sonst wäre es seit Jahrzehnten dort nicht so, wie es ist.

Andere "Hightech"-Nationen sind übrigens nicht besser, einfach mal nachlesen, wie eine Kontoeröffnung bei einer japanischen Bank funktioniert und wie die mit Überweisungen klarkommen.
Slater
Beiträge: 255
Registriert: 17. Okt 2018 20:44
Land: Deutschland
Firmenname: Mgd

Re: Chargebacks durch Betrüger aus USA - wie vorgehen?

Also ich hatte früher bei Stripe 3Dsecure aktiviert und bei meinen Zahlungsmeldungen von Stripe stand fast immer:

This payment was verified with 3Dsecure and is protected from being dispauted for fraud.

Manchmal stand da sogar, dass es nicht 3Dsecured verifiziert wurde es aber trotzdem bei Betrug sicher ist.

Bei tausenden von Zahlungen aus den USA & Kanada hatte ich nie einen Verlust wegen Betrug. Einmal wurden Nachweise wie Auftrag, Rechnung & Shipping label angefordert und danach wurde der Claim geschlossen.
kreien
PLUS-Mitglied
PLUS-Mitglied
Beiträge: 3629
Registriert: 5. Jul 2015 13:06
Land: Deutschland

Re: Chargebacks durch Betrüger aus USA - wie vorgehen?

Kommt vermutlich sehr auf die Branche an. Positivbeispiel: WWII Collectors und "Radio Shack"; Negativbeispiel: alles, was mit Gaming und Spielkonsolen im Weitesten Sinne zu tun hat.
Benutzeravatar
Inateck
Beiträge: 45
Registriert: 18. Jul 2022 11:51
Land: Deutschland
Firmenname: F & M Technology GmbH
Branche: Barcode-Scanner & Barcode-Drucker
Kontaktdaten:

Re: Chargebacks durch Betrüger aus USA - wie vorgehen?

Es ist in der Tat sehr schwer einen Chargeback-Streitfall zu gewinnen, da meist zu gunsten des Karteninhabers entschieden wird und man schwer an die Bank herankommt.

Mit einer Zivilklage kann man es natürlich versuchen. Großertig sehen die Chancen aber wahrscheinlich nicht aus. In Zukunft am besten versuchen solches zu vermeiden und daraus zu lernen. Wir haben ebenfalls sehr gute Erfahrungen mit 3D Secure gemacht. Unserer Erfahrung nach sind Bestellungen bei denen Risikowarnungen mit 3D Secure auftreten in der Regel betrügerisch: Kunden aus Florida mit spanischem Namen, manchmal stimmt der Name nicht mit der E-Mail überein, oder die Rechnungsadresse stimmt nicht mit der Karte überein. Wir fordern in diesen Fällen die Kunden auf, vor der Lieferung einen Identitätsnachweis und einen Nachweis des Karteninhabers vorzulegen. Wenn sie uns innerhalb von 10 Tagen nicht antworten, erstatten wir den Betrag direkt zurück, ohne den Artikel zu versenden.
Inateck - Professioneller Barcodescanner Anbieter & Hersteller
Offizielle Seite: https://www.inateckoffice.de/
sm_a
Beiträge: 14
Registriert: 25. Jan 2018 19:22
Land: Deutschland
Kontaktdaten:

Re: Chargebacks durch Betrüger aus USA - wie vorgehen?

Ich hatte über Stripe auch schon ein Chargeback obwohl ich sogar die IP-Adresse des Kunden hatte (damals Reselling über Host Europe mit der Anzeigemöglichkeit der im Kunden Login verwendeten IP-Adresse). Weiterhin hatte ich mir sogar den Ausweis und die MasterCard Vorder- und Rückseite als Scan vom Kunden zusenden lassen und an Stripe über die Webseite dem Fall angehangen. Aber auch das hat die Bank des Kunden nicht davon abgehalten meinen Fall zurückzuweisen. Später hat sich herausgestellt das die komplette Identität valide ist nur wurde diese zuvor illegal beschafft das heißt der Kunde war gar nicht der Kunde dessen Identität verwendet wurde, sondern hat dieser nie bestellt es war ein unbekannter dritter. Ausgegangen ist es dann so dass ich auf den kompletten Betrag ca. 350 EUR brutto sitzen geblieben bin. Seitdem biete ich nur noch PayPal und kein Stripe mehr an und ja damals war auch 3D Secure geprüft. Daher unbedingt aufpassen nicht nur bei Stripe.
bauti
PLUS-Mitglied
PLUS-Mitglied
Beiträge: 1893
Registriert: 21. Dez 2014 15:48

Re: Chargebacks durch Betrüger aus USA - wie vorgehen?

Also dass trotz 3D Secure der Kunde das Geld zurückfordern konnte verstehe ich nicht. Da ist ja der Kunde wirklich selbst schuld wenn er mit diesen Daten aus der Hand gibt.

Was kommt als nächstes. Ein Kunde zahlt bei mir im Ladengeschäft mit einem gestohlenen Hunderter und ein Dritter will dann das Geld von mir zurück weil mein Kunde diesem den Hunderter zuvor gestohlen hat?
icstore
PLUS-Mitglied
PLUS-Mitglied
Beiträge: 927
Registriert: 17. Jun 2017 21:23

Re: Chargebacks durch Betrüger aus USA - wie vorgehen?

Generell sind auch bei 3D Secure Chargebacks möglich, habe ich selber sogar mal beantragt, als ein Verkäufer nicht geliefert hat. Bei meiner Bank gab es da allerdings weniger Statuscodes zur Auswahl, als bei einer Zahlung ohne, soweit ich weiss eben Kartendiebstahl gab es da nicht. Ich denke also das hängt von der Bank ab, wie streng man da zu seinen Kunden ist. Technisch gesehen gibt es aber die Möglichkeit.
bauti
PLUS-Mitglied
PLUS-Mitglied
Beiträge: 1893
Registriert: 21. Dez 2014 15:48

Re: Chargebacks durch Betrüger aus USA - wie vorgehen?

Wenn die Ware nicht geliefert wird macht es natürlich Sinn.
marcibet
Beiträge: 1799
Registriert: 2. Nov 2017 16:04

Re: Chargebacks durch Betrüger aus USA - wie vorgehen?

https://chargebacks911.com/3-d-secure-c ... revention/
https://www.chargebackgurus.com/blog/un ... technology

Relativ umfassende Information zu genau diesem Thema.

tl;dr 3DS schützt nicht vor (ungerechtfertigten/gerechtfertigten) Chargebacks, reduziert die Anzahl aber natürlich.

Einer der wichtigsten Punkte ist das 3DS niemals für jede Transaktion verpflichtend ist, auch wenn es so konfiguriert ist. Es wird nicht jedes mal verlangt. Um Missverständnisse zu vermeiden: Ja es ist seit einiger Zeit verpflichtend für jede Zahlung einzubinden, dennoch wird es nicht immer abgefragt. Ein Beispiel was ich meine: Ich habe in den letzten 6 Wochen 7 oder 8 mal eine Tagesvignette der tscheschischen Maut mit Kreditkarte bezahlt, ganz normal auf der offiziellen CZ Seite. Dort auch ganz normal mit Mastercard bezahlt, 2 mal rutschte es ohne 3DS ABfrage durch drittletzte Zahlung und letzte Zahlung).
dom325
Beiträge: 36
Registriert: 21. Aug 2018 09:59
Land: Deutschland

Re: Chargebacks durch Betrüger aus USA - wie vorgehen?

Danke für eure Antworten!

Tatsächlich war bei Stripe die Radar-Regel "Request 3DS if 3D Secure is supported for card" deaktiviert. Diese habe ich jetzt aktiviert. Wenn ich es richtig verstehe, würde 3DS aber auch nur abgefragt werden, wenn die Karte das überhaupt unterstützt. Wenn es in den USA noch tatsächlich so viele Karten ohne 3DS gibt, würde die Betrugsmasche doch weiterhin funktionieren. Macht es eurer Meinung nach Sinn, Karten ohne 3DS generell abzulehnen?
bauti
PLUS-Mitglied
PLUS-Mitglied
Beiträge: 1893
Registriert: 21. Dez 2014 15:48

Re: Chargebacks durch Betrüger aus USA - wie vorgehen?

dom325 hat geschrieben: 25. Aug 2022 15:01 Danke für eure Antworten!

Tatsächlich war bei Stripe die Radar-Regel "Request 3DS if 3D Secure is supported for card" deaktiviert. Diese habe ich jetzt aktiviert. Wenn ich es richtig verstehe, würde 3DS aber auch nur abgefragt werden, wenn die Karte das überhaupt unterstützt. Wenn es in den USA noch tatsächlich so viele Karten ohne 3DS gibt, würde die Betrugsmasche doch weiterhin funktionieren. Macht es eurer Meinung nach Sinn, Karten ohne 3DS generell abzulehnen?
Ich habe dies so eingestellt, aber nur wenn Stripe das Risiko größer 1 (von 100) einschätzt, oder wenn die Karte nicht aus AT oder DE ist.

Meine Kunden sind aber zu 95% aus AT oder DE. Die gestohlenen Kartendaten sind aber meistens nicht aus AT oder DE. Somit macht es für mich Sinn weil ich viel Risiko vermeide und nur wenig Umsatz verliere. Wenn du aber viel ins Ausland sendest ist die Situation natürlich anders.

Du kannst es ja so einstellen dass nur bei erhöhtem Risiko 3D Secure nötig ist. Keine Ahnung, über 10 oder 20... Kannst ja mal schauen wie die meisten Zahlungen bei dir mit ausländischen Karten von Stripe Radar Risikomäßig eingeschätzt werden. Und wie die betrügerische Zahlung eingeschätzt wurde. Vermutlich kannst du auch so einen Großteil der Betrugsversuche ausfiltern.
Antworten

Zurück zu „Recht & Gesetz“

  • Information