Geschäftsführergehalt/Gewinnausschüttung - Wie macht ihr es?

[Ragnaros]

Wir (Geschäftspartner und ich) haben letztes Jahr eine GmbH gegründet und im Sommer mit dem Verkauf (ebay, Amazon, Onlineshop) gestartet.

Wir sind auch die einzigen Gesellschafter, wobei ich alleine Geschäftsführer bin.

Das Geschäft entwickelt sich gut, und die Umsätze/Überschüsse steigen stetig Monat für Monat, wobei wir erst einen kleinen Teil des Potenzials erschlossen haben d.h. von weiterem Wachstum ist auszugehen.

Bisher haben wir es so gemacht, dass wir der GmbH Monat für Monat mit Augenmaß eine Rechnung gestellt haben, für März waren das 5.000€ pro Kopf und im April werden wir wohl ca. auf 7.000€ kommen.

Grund war, dass wir natürlich gerade am Anfang die Geschäftsentwicklung nur schwer abschätzen konnten, und deshalb die Gesellschaft nicht mit einem entsprechenden Fixgehalt unnötig unter Druck setzen wollten.

Aber in nächster Zeit müssen wir wohl auf ein Gehalt umsteigen. Eigentlich ungern, da mir das jetzige Modell gut gefällt, und es gerade für uns als Startup auch Rückschläge oder Hindernisse geben wird, die jetzt noch gar nicht absehbar sind.

Mich würde interessieren (gerade diejenigen mit GmbH) wie ihr das ganze Thema handelt?

Es heißt überall das Gehalt darf nicht ein gewisses Marktniveau übersteigen um nicht als verdeckte Gewinnausschüttung zu zählen, aber ich finde es unheimlich schwer, dieses genau zu spezifizieren für die Geschäftsführung eines kleinen Online Handels.

Wir wickeln viel über Dienstleister, Streckengeschäft ab, deswegen gibt es auch aktuell noch keine weiteren Mitarbeiter.

Ist ein Gehalt von 120.000€ + eine überschussabhängige Bonuszahlung von ungefähr 20% schon zu viel?

Wie habt ihr diesen Betrag "ausgewürfelt"? Habt ihr das mit dem Finanzamt abgestimmt?

Wir werden das ganze auf jeden Fall auch nochmal mit einem Anwalt besprechen, aber nachdem ihr hier alle in etwa das gleiche macht, wollte ich zuerst einmal hören, wie ihr mit dem Thema umgeht.


Danke im Voraus für eure Meinung, könnt natürlich auch weitere Fragen stellen, wenn ich etwas wichtiges vergessen habe!

[Tony]

Bisher haben wir es so gemacht, dass wir der GmbH Monat für Monat mit Augenmaß eine Rechnung gestellt haben, für März waren das 5.000€ pro Kopf und im April werden wir wohl ca. auf 7.000€ kommen.

Das Modell kenne ich nicht. Was heißt "eine Rechnung gestellt"? Geschäftsführer beziehen ein Gehalt. Gesellschafter bekommen Ausschüttungen, wenn diese bei der Gesellschafterversammlung (im Folgejahr) beschlossen wird.

[Ragnaros]

Das bedeutet, dass wir beide als Personen auch selbstständig beim FA gemeldet sind, und für unsere Arbeit (mein Partner arbeitet natürlich auch aktiv mit, auch wenn er kein GF ist) der GmbH monatlich eine Rechnung stellen (Höhe wie gesagt unterschiedlich, je nach Geschäftsentwicklung).

Das hatte uns beim Geschäftsstart der Steuerberater empfohlen (die ersten 2 Monate haben wir gar keine "Auszahlungen" vorgenommen).

Anschlussfrage wäre für mich, wie ihr "Gehaltsszahler" schwankende Einnahmen regelt? Habt ihr die Gehälter niedrig genug bemessen, so dass immer genug Puffer da ist bzw. der Puffer ist sowieso schon in ausreichender Höhe vorhanden in der Gesellschaft? Und eben wie es die Gutverdiener regeln um die verdeckte Gewinnausschüttung zu vermeiden.

[lallekalle]

Bisher haben wir es so gemacht, dass wir der GmbH Monat für Monat mit Augenmaß eine Rechnung gestellt haben, für März waren das 5.000€ pro Kopf und im April werden wir wohl ca. auf 7.000€ kommen.

Ich hatte mich bei der Gründung der GmbH ebenfalls über dieses Modell "kundig" gemacht, und mein Steuerberater hatte mir daraufhin gesagt, dass das Finanzamt zu 95% von einer verdeckten Gewinnausschüttung ausgeht und dieses strafbar ist. Hatte dann auf meinen Steuerberater gehört und ein ganz normalen Geschäftsführervertrag mit Gehalt gemacht.

Nur so zur Info - ich glaube - es ist dringend notwendig, dass Du Dich hier ggfls. nochmals beraten lässt.

[Ragnaros]

Hallo, danke für den Hinweis!

Der Steuerberater ist eigentlich kein "Wald und Wiesen"-Berater, sondern führt eine Beratung mit 30MA und relativ vielen Geschäftsklienten, aber dein Erfahrungsbericht schreckt mich auf jeden Fall ein wenig auf d.h. ich werde mir nochmal anderweitig Rat einholen!

Soll euch aber nicht abhalten weiter eure eigenen Erfahrungen bzw. Modelle darzulegen

Hatte dann auf meinen Steuerberater gehört und ein ganz normalen Geschäftsführervertrag mit Gehalt gemacht.

Wie hast du das konkret geregelt? Hast du am Anfang vorsichtig mit niedrigem Gehalt begonnen, und dann in relativ kurzer Frequenz Anpassungen nach oben vorgenommen? Oder war deine Kapitalausstattung sowieso so, dass du von Anfang an ein relativ gutes Gehalt auszahlen konntest?

[Tony]

Anschlussfrage wäre für mich, wie ihr "Gehaltsszahler" schwankende Einnahmen regelt? Habt ihr die Gehälter niedrig genug bemessen, so dass immer genug Puffer da ist bzw. der Puffer ist sowieso schon in ausreichender Höhe vorhanden in der Gesellschaft? Und eben wie es die Gutverdiener regeln um die verdeckte Gewinnausschüttung zu vermeiden.

Zu Anfang genau das, niedriges Gehalt. In der Phase bin ich auch eigentlich noch, um ein gewisses Firmenvermögen anzusammeln, was meines Erachtens gerade bei einem Handelsunternehmen ja auch Sinn macht.
Und bis 10.000 Euro Monatsgehalt hätte ich da mal gar keine Befürchtung, dass das nicht als angemessen angesehen wird.

[wolle]

Rechnungen schreiben nach Geschäftsentwicklung wird euch zu 95% um die Ohren fliegen und als vGA gewertet werden. Das ist zwar nicht "strafbar" aber steuerlich unschön.

Beim Gehalt hat man schon Spielraum nach oben, wobei 10k pro Monat schon sportlich ist. Aber ohne genau zu wissen, was ihr macht, ist das halt schwierig einzuschätzen. 20% Gewinnbonus ist auch hart an der Grenze. Das FA geht IMMER von einer vGA aus wenn der Gewinn zu >50% erfolgsabhängig abgeschöpft wird.

Wichtig zu wissen ist auch, dass beim Gehalt nur eine Richtung anerkannt wird: Nach oben. Wenn ihr später nach unten korrigieren wollt, dann gibt das Probleme.

Auskaspern kann man sowas nicht mit dem Finanzamt. Wenn es dem Sachbearbeiter zu viel vorkommt, dann setzt der euch auf Prüfung. Beurteilt wird sowas eigentlich immer nur von einem Betriebsprüfer, der dann überprüft, ob der Vertrag wohl so auch mit einem fremden Dritten abgeschlossen worden wäre. Generell geht aber mal in Ordnung als man gemeinhin so meinen würde. Es soll Leute geben, die machen sich bei 5k schon ins Hemd, aber so päpstlich ist das FA dann eigentlich nicht.

Wichtig ist auch, dass ihr den Vertrag schriftlich abschließt und die Regelungen üblich sind.

[Tony]

Beim Gehalt hat man schon Spielraum nach oben, wobei 10k pro Monat schon sportlich ist.

10k sportlich für einen GmbH-Geschäftsführer? Im anderen Thread bekommen doch Lagerarbeiter schon 5.000, oder verwechsel ich da was?

[wolle]

Beim Gehalt hat man schon Spielraum nach oben, wobei 10k pro Monat schon sportlich ist.

10k sportlich für einen GmbH-Geschäftsführer? Im anderen Thread bekommen doch Lagerarbeiter schon 5.000, oder verwechsel ich da was?

Für eine frisch gegründete GmbH ohne Angestellte? Je nachdem, was sie macht, ist das durchaus in Ordnung, aber für Durchschnittsfälle ist es ambitioniert.

[Boo]

Bedenken hätte ich nur, wenn ihr den Gewinn der GmbH gen 0 drückt. Dann könnte es Stress geben. Aber strafrechtlich relevant ist das erstmal nicht. Wie Wolle schon sagte: Vertrag machen, Gesellschafterbeschluss, beim Steuerberater einreichen damit es Aktenkundig ist. Vorerst fertig.

[Raza12]

Hallo Leute,

eine zum Thema passende Frage:

Rein rechnerisch betrachtet macht es Sinn als verheirateten Geschäftsfüher mit Zusammenveranlagung den Geschäftsführergehalt bei jährlich 120.000 Euro anzusetzen.

Ist das in de Praxis aber auch sinnvoll oder sollte man lieber weniger ansetzen und dann mit Tantieme, Urlaubs- oder Weihnachsgeld in Richtung 120.000 Euro steuern?

Welche Vor- und Nachteile ergeben sich, außer, dass der 2. Weg flexibler, aber bürokratisch aufwendiger, ist?

LG
Raza12

[AndreM93]

Tantieme nicht mehr als 25 % der Gesamtbezüge. Beipsiel: 90.000 Gehalt + 30.000 Tantieme
Nicht mehr als 50 % des Gewinns vor Steuern als Tantieme ausschütten.
Dann gibt es da noch von der OFD Karlsruhe eine Tabelle zu den Bezügen für Geschäftsführer:
Bei unter 2,5 Millionen Umsatz: 150.000 - 180.000 € Gesamtbezüge.
https://www.karlsruhe.ihk.de/fachthemen ... n--2458726
(Die Abzüge für weitere Geschäftsführer berücksichtigen.)

Ich persönlich würde also entweder 120.000 € fix, oder 90.000 € fix + max. 30.000 € Tantieme pro Person nehmen.
Wenn der zweite Gesellschafter aber nicht Geschäftsführer ist, kann das anders aussehen. Normalerweise verdient ein Vertriebsmitarbeiter o.ä. deutlich weniger als der Geschäftsführer.

[Raza12]

„ Ich persönlich würde also entweder 120.000 € fix, oder 90.000 € fix + max. 30.000 € Tantieme pro Person nehmen.“

Und genau das ist ja das Thema, welches der beiden ist besser bzw. welche Vor- und Nachteile gibt es bei beiden?

[marcibet]

90+30 würde ich vorziehen da viel flexibler und am aktuelle situationen anpassbarer.

[AndreM93]

„ Ich persönlich würde also entweder 120.000 € fix, oder 90.000 € fix + max. 30.000 € Tantieme pro Person nehmen.“

Und genau das ist ja das Thema, welches der beiden ist besser bzw. welche Vor- und Nachteile gibt es bei beiden?

Kannst du ganz, ganz, ganz sicher, auch zukünftig die 120 k€ zahlen? Dann nimm die Variante, gibt weniger Stress mit dem Finanzamt.
Wenn du dir dabei unsicher bist: Nimm die zweite Lösung.

[Zierfischprofi]

Ich bin sicher in der falschen Branche. Ein Startup kann 2 Geschäftsführergehälter in Höhe von monatlich je 10.000 Euro aus dem Gewinn stemmen? Muss die GmbH darüber hinaus auch noch zusätzlich die Sozialversicherungen zahlen? So viel habe ich heute nach 20 Jahren bei Weitem nicht. Da ziehe ich echt den Hut.

[hkhk]

So viel habe ich heute nach 20 Jahren bei Weitem nicht. Da ziehe ich echt den Hut.

Das hätte ich jetzt nicht gesagt. Gleich wird Marzipan mit einem blöden Kommentar kommen...

[Zierfischprofi]

Wer ist Marzipan?

Ach so, ja. Das sehe ich aber dann nicht.

[SchneiderMusik]

Die Frage ist auch, ob der Thread-Starter das sich auch noch die nächsten 20 Jahre zahlen kann.

[Eat The Rich]

Solange bis das Investorengeld alle ist...