Lieferant/Versender - Reihengeschäft und Steuer DE->AT

E-Commerce Steuern - Steuerberater, Buchhaltung, Rechnungswesen, doppelte Buchführung, SKR 03 04
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Fotoshooter
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Lieferant/Versender - Reihengeschäft und Steuer DE->AT

Hallo Zusammen,

wir haben aktuell einen Fall bei dem wir selbst nach mehrmaligem Lesen der Gesetzestexte nicht klar wissen ob wir das richtig gemacht haben oder nicht.

Folgender Fall:

Kunde "Agentur XY" mit Adresse in Deutschland bestellt bei uns ein Produkt, welches wir fertigen und an die vom Kunden "Agentur XY" angegebene Lieferadresse "Privatkunde von Agentur XY" in Österreich versenden. Die Rechnung wurde aufgrund der Lieferanschrift und der fehlenden UID mit 20 % MwSt. gestellt.

Rechnungsanschrift = "Agentur XY" in Deutschland
Lieferanschrift und Erfüllungsort = "Privatkunde von Agentur XY" in Österreich

Nun meckert unser Kunde, dass wir hier gar nicht der Lieferant sind, sondern nur der Versender, da wir keine Geschäftsbeziehung mit dem "Privatkunde von Agentur XY" aus Österreich unterhalten und die Steuer somit 19 % hätte sein müssen.

Für mich ist seine Argumentation zwar zu verständlich, jedoch woher soll ich wissen in welcher Beziehung die Liefer- und Rechnungsanschrift der Kunden ist. Klar ist eben, dass die Lieferung nach Österreich an eine Privatperson ohne UID geht, somit mit 20 % MwSt gemäß OSS...

Hattet ihr so einen Fall schon bzw. wie sieht das bei Euch aus?


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Re: Lieferant/Versender - Streckengeschäft und Steuer DE->AT

Hier wird Dein Fall behandelt:

https://sevdesk.de/lexikon/reihengeschaeft/
Such nach "Privater Endabnehmer als letzter Abnehmer" in dem Dokument, ab dort ist dein Fall erklärt.
roman
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Re: Lieferant/Versender - Streckengeschäft und Steuer DE->AT

Wobei, meiner Meinung nach, Fotoshotter sich hierbei kein direktes Steuerproblem einhandelt.

Problem wird es für ihn erst dadurch, dass sein Auftraggeber auf die Dauer keine Rechnungen haben möchte die Vorsteuern enthalten die er nicht - ohne weiteres - absetzen kann (und somit das Geschäfts für den Auftraggeber unwirtschaftlicher wird, der dann mglw keinen neuen Auftrag mehr vergibt).
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Fotoshooter
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Re: Lieferant/Versender - Streckengeschäft und Steuer DE->AT

roman hat geschrieben: 9. Nov 2021 15:35 Wobei, meiner Meinung nach, Fotoshotter sich hierbei kein direktes Steuerproblem einhandelt.

Problem wird es für ihn erst dadurch, dass sein Auftraggeber auf die Dauer keine Rechnungen haben möchte die Vosteuern enthalten die er nicht - ohne weiteres - absetzen kann (und somit das Geschäfts für den Auftraggeber unwirtschaftlicher wird, der dann mglw keinen neuen Auftrag mehr vergibt).
Richtig, ich denke auch dass dies das Hauptproblem ist. Nur wie ist es für mich als Produzent/Versender ersichtlich wann ein Reihengeschäft vorhanden ist? Wir haben es täglich, dass die Lieferadresse von der Rechnungsadresse abweicht... Der einfachste Weg ist, dass die Lieferanschrift den Steuersatz definiert.... Und nur für einen einzelnen Kunden - egal wie viel Umsatz dieser macht - ändere ich nicht das komplette Shopsystem und verwirre 98 % der anderen Kunden mit einem weiteren Haken "Ich führe ein Reihengeschäft durch, Berechnung der MwSt gemäß meiner Anschrift"... Da kommen ja noch ganz andere Dinge dann auf uns bzw. denjenigen zu... Gelangensbestätigung etc...

Daher hier auch die Frage an die anderen: Wie handhabt ihr so etwas? Bzw. wie macht Euer Shopsystem das?
roman
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Re: Lieferant/Versender - Reihengeschäft und Steuer DE->AT

@Fotoshooter
Das sind so Fragen die ich mich auch schon lange frage ... eindeutige Antworten habe ich darauf nie gefunden.
Das ist eine sehr spezielle Materie, der Macher vom Reihengeschaeftrechner schreibt ja selbst auf seiner Website dass er, bzw. sein damaliger Arbeitgeber, für die Aufklärung eines einzelnen (!) solchen Sachverhalts tausende Euro an internationale Steuerberatungskanzleien zahlen musste.

Mein Wissensstand (ohne Gewähr!) ist der, dass man das Reihengeschäft nicht machen muß, man muß halt damit leben dass einer der beteiligten Unternehmer dann den schwarzen Peter bei der Steuer (fehlende Vorsteuerabzug) hat. Nach Möglichkeit bin ich bemüht, dass ich nicht der bin ;-)

Ich habe in meiner Auftragsdatei wohl schon tausende Geschäfte bei denen Rechnungsland mit Lieferadressenland nicht übereinstimmen.
Die laufen einfach nach der Devise "einzig Lieferland - und ggf eine dazupassende UID - ist für die Steuerbestimmung relevant" durch.

Das sind gefühlsmäßig irgendwelche Kunden die sich ihr Zeugs in ein Land mit günstigen Versandkosten schicken lassen (und sich dort vermutlich abholen oder weiterversenden lassen), aber auch irgendwelche Dropshipper aus allen Ecken der EU und der Welt (die ich nichtmal kenne, viele solche Bestellungen kommen über Ebay rein) die Artikelengpässe mit Direktlieferungen an ihre Kunden, die wiederum in zig Ländern verstreut sind, abfangen.
Ich kann da weder erkennen ob das Privatabnehmer oder Firmen sind (Herr Karl Maier könnte ja ein Einzelunternehmer sein, umgekehrt muß es sich in der der Praxis bei der Lieferadresse "Karl Maier GmbH" nicht um einen Firmenkunden handeln, sondern die Chefin Frau Meier bestellt sich das Privatzeugs einfach in ihr Büro).

PS: Auf der Reihengeschäft-Website steht übrigens bei vielen Konstellationen dabei dass es auch noch (meist 2) weitere, einfachere, Abwicklungsmethoden gibt. Diese werden freilich erst mit dem 100-Euro-Jahresabo gezeigt.
Es gab da ja kürzlich einige gesetzliche Änderungen bzw. Vereinfachungen bei den Reihengeschäften. Daher sind auf div. Website die das Thema behandeln schon veraltete oder zumindest nicht die neu zusätzlich möglichen Abläufe beschrieben.

Zu eurem konkreten Beispiel:
Falls ihr keine bessere Fakturierungsvariante findet, die für beide Partner optimal erscheinen, vielleicht kann man das in eurem konkreten Beispiel irgendwie lösen dass Dein Auftraggeber den Versand - zumindest wirtschaftlich gesehen - beauftragt? In dem er z.B. Versandlabels kauft/zahlt?
Und dann fakturiert Du ihm das Zeug ganz normal mit 19%.
Ob man mit einer solchen Variante dann tatsächlich 100% sicher ist, ist die Frage, aber ein bisl Pragmatismus schadet manchmal nicht.
Bene
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Re: Lieferant/Versender - Reihengeschäft und Steuer DE->AT

Ich schließe mich hier mal mit einem aktuellen Fall an.
Habe den ganzen Beitrag im Link durchgelesen, komme aber zu keinem brauchbarem Ergebnis für mich.

Folgende Konstellation:

Ein Händler aus Belgien (BE) bestellt bei mir in (DE) einen Artikel, welcher direkt an den Endkunden (Privatperson) in Frankreich (FR) geschickt werden soll.
Da der Händler bei mir Steuerlich registriert war, wurde die Rechnung NETTO ausgestellt.
Aber war das auch korrekt?
Der Versand wurde ja schließlich durch mich ausgeführt.

Rein von meinem Verständnis gehe ich davon aus, das die Steuerschuld vom Händler (BE) nach (FR) geht da dort der Endkunde sitzt.

Wie wäre dann die Handhabung der "Eindeutigen" Hinweise auf der Rechnung, dass es sich um ein Dreiecksgeschäft handelt.
Wären hier die INCO Terms hilfreich?
CPT - Carriage Paid To/Frachtfrei ... benannter Bestimmungsort

Damit müsste ja dann die Gefahr ab Versand an den Händler (BE) übergehen.
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fonprofi
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Re: Lieferant/Versender - Reihengeschäft und Steuer DE->AT

Welchen Lieferschein hat der Endkinde in Frankreich bekommen?
Bene
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Re: Lieferant/Versender - Reihengeschäft und Steuer DE->AT

fonprofi hat geschrieben: 29. Nov 2021 16:50 Welchen Lieferschein hat der Endkinde in Frankreich bekommen?
Keinen.
Also ich lege nichts bei.
Wenn man es über einen Lieferschein lösen kann, wäre ja super.
Die Wawi kann ich ja einstellen ob der dann gedruckt werden soll und was drauf zu stehen hat.

Mit Freundlichen Grüßen
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fonprofi
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Re: Lieferant/Versender - Reihengeschäft und Steuer DE->AT

Ich vergleiche es mal bei mir, wenn mein französischer Hersteller Ware für mich zum Beispiel nach Holland verschickt, dass sogar mit einem Lieferschein des Herstellers, berechnet da Hersteller mir die Ware netto und ich dem Kunden auch die Ware netto. Meiner Meinung nach entsprechend dem Geldfluss. Ob das richtig ist kann ich momentan nicht sagen aber es hat sich noch keiner beschwert beziehungsweise ist noch nicht drüber nachgedacht worden, Weil ich ja direkt nach Versand eine Rechnung vom Hersteller bekomme.
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Re: Lieferant/Versender - Reihengeschäft und Steuer DE->AT

fonprofi hat geschrieben: 9. Dez 2021 08:37 Ich vergleiche es mal bei mir, wenn mein französischer Hersteller Ware für mich zum Beispiel nach Holland verschickt, dass sogar mit einem Lieferschein des Herstellers, berechnet da Hersteller mir die Ware netto und ich dem Kunden auch die Ware netto. Meiner Meinung nach entsprechend dem Geldfluss. Ob das richtig ist kann ich momentan nicht sagen aber es hat sich noch keiner beschwert beziehungsweise ist noch nicht drüber nachgedacht worden, Weil ich ja direkt nach Versand eine Rechnung vom Hersteller bekomme.
Ja ist richtig. Unser Kunde hat hier recht, hat uns unser Steuerberater nun auch bestätigt... Es liegt ein Reihengeschäft vor...
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