Buchhaltungs-Chaos Umsatzsteuerwechsel, was ist wichtig, welcher Prozentsatz gilt wann ?

[stbdigital]

Welches Datum ist maßgeblich für den Steuersatz?

Vom 1.7.2020 bis zum 31.12.2020 soll der Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent auf 16 Prozent und für den ermäßigten Satz von 7 Prozent auf 5 Prozent gesenkt werden.

Man könnte geneigt sein zu glauben, dass das Rechnungsdatum hier entscheidend ist. Damit hätte der Händler letztendlich einen Einfluss darauf mit welchem Steuersatz er fakturieren kann. Genau dass möchte der Steuergesetzgeber nicht.

Sollten dieselben Regelungen gelten welche schon 2007 zur Anwendung kam, wovon auszugehen ist, spielt ausschließlich das Leistungsdatum bzw. Lieferdatum eine Rolle. Wann also eine Rechnung erstellt worden ist, ist völlig egal.

Besonderheiten gibt es bei Anzahlungen und Werkverträgen was wir ausführlicher in unserem Blog beschreiben den wir nachfolgend auch verlinkt haben.

Aber was ist bspw. jetzt bei bestehenden Mietverträgen etc. Für einen Vorsteuerabzug ist eine Ordnungsgemäße Rechnung notwendig die auch den richtigen Steuersatz ausweißt welcher ab dem 1.7.2020 abweicht was zur Aberkennung der Vorsteuer führt. Sollte es keine Erleichterungen geben, wird hierfür ein Nachtrag für die 6 Monate benötigt. Dies ist jetzt nur ein Praxisbeispiel. Eine Zusammenstellung von notwendigen Anpassungen haben wir ebenfalls im Blog für Euch zusammengestellt.
https://stb-digital.de/corona-krise-sen ... turpakets/

Zum Abschluss noch etwas Werbung in eigener Sache- wir freuen uns, wenn Ihr Euch einmal unsere neue Schnittstelle zum Onlinehandel anschaut die wir zur Verfügung stellen inkl. unserem anonymen Buchhaltungskostenrechner auf unserer Website.
https://stb-digital.de/ecommerce/

[roman]

Von: https://stb-digital.de/shop-fibu/

Onlinehändlerbuchhaltung nach GoBD (Wort GoBD bitte verlinken mit Wiki, GoBD)

Ich glaube, das ist SO nicht Absicht

[Woody-HH]

Man könnte geneigt sein zu glauben, dass das Rechnungsdatum hier entscheidend ist. Damit hätte der Händler letztendlich einen Einfluss darauf mit welchem Steuersatz er fakturieren kann. Genau dass möchte der Steuergesetzgeber nicht.

Sollten dieselben Regelungen gelten welche schon 2007 zur Anwendung kam, wovon auszugehen ist, spielt ausschließlich das Leistungsdatum bzw. Lieferdatum eine Rolle. Wann also eine Rechnung erstellt worden ist, ist völlig egal.

Wenn ich nicht irre darf das Rechnungsdatum nicht vor dem Leistungsdatum liegen. Leistungsdatum im Versandhandel ist das Versanddatum.
Somit hat der Händler sehr wohl Einfluss auf den Steuersatz - er muss ja nicht am 30.6. verschicken.

Jetzt wird's spannend:

Kunde bestellt am 30.6. . Steuersatz im Shop ist 19%. Bezahlt wird per Kreditkarte.
Versand ist am 1.7. . Damit Leistungsdatum = 1.7. und anzuwendender Steuersatz = 16%, der Rechnungsbetrag ist mithin kleiner als der bereits bezahlte Betrag, es wird eine Erstattung an den Kunden fällig.

Andersrum:

Kunde bestellt am 28.12. Steuersatz im Shop ist 16%. Kunde zahlt wieder mit Kreditkarte.
Versand ist am 2.1.2021, Damit ist der Steuersatz = 19%, der Rechnungsbetrag mithin größer als der bezahlte Betrag, der Kunde muß nachzahlen.

Viel Spaß!

Wir werden - falls das nicht noch abgemildert wird - zwischen Weihnachten und Neujahr keine Bestellungen annehmen, die wir nicht noch in 2020 verschickt bekommen.

[MatthiasB]

Oder - vielleicht irre ich mich auch - §1 der PAngV sagt ja, man muss (bei Endkunden) brutto ausweisen. Und dann gilt doch eigentlich "Angebot und Annahme"...

Bruttopreis gesehen, Bruttopreis akzeptiert, Bruttopreis bezahlt.

Verbuchung im Hintergrund (und Rechnungsstellung) ist dann nochmal ne andere Kiste...

Haaaach. Ich mach besser 6 Monate Urlaub.

[stbdigital]

Für die steuerliche Betrachtung ist wichtig wann die Leistung erbracht wurde zur Ermittlung des Steuersatzes. Es spielt hierbei auch keine Rolle ob diese vorher über bspw. eine Abschlagsrechnung oder Vorkasse abgerechnet worden ist bspw. mit 19% (Rechnungsdatum kann also vor Leistungsdatum liegen). Wird die Ware am 1.7. geliefert gilt 16%. Ob die 3% an den Kunden zurück gezahlt werden müssen hängt so weit ich weiß davon ab was vereinbart wurde. Lt. das Angebot auf 100,-- zzgl. gesetzl. MwSt. 19% dann nicht, lt. das Angebot auf 100,-- Euro zzgl. der dann gültigen MwSt von derzeit 19%, dann ja. Letzteres ist nur Halbwissen, hierzu bitte einen Rechtsanwalt im Notfall befragen. Dieses Thema kam seinerzeit auf uns zu als die Erhöhung von 16% auf 19% durchgeführt wurde. Im Hausbaubereich kam es auf die Fertigstellung des Hauses an, neues Jahr, bedeutete das der GESAMTE Hauspreis, egals was vorher an Abschlägen in Rechnung gestellt wurde mit 19% zu buche schlug. Hier wurde sich danach darum gestritten wer die Erhöhung zu tragen hatte.

[pastella]

ohje mir raucht schon der Kopf vor lauter Nachdenken, wie man die Umstellung am besten über die Bühne bringt:
- Am 30.6 nach Versandschluss keine Bestellungen mehr annehmen?
- am 30.06. bis 24:00 Uhr arbeiten und alle Rechnungen und Versandlabels erstellen?
- am 01.07. einfach Rechnungen auf den 30.06. rückdatieren?

Und viel schlimmer: wie wird das am 31.12.? Statt Silvesterfete oder Urlaub sitzt man dann vor dem PC und stellt alles um?

[daytrader]

- am 30.06. bis 24:00 Uhr arbeiten und alle Rechnungen und Versandlabels erstellen?

Ist das das Leistungsdatum nicht die Übergabe an dem Paketdienst? Also wenn ich 23 Uhr Paketlabels erstelle und erst 01.07. dem Paketdienst übergebe....was ist dann das Leistungsdatum? Ich weiß jetzt auch garnicht aus dem Kopf, welches Datum auf der Rechnung vom Paketdienst steht!? Tagesabschluss oder erster Scan (wäre bei DHL ja teils Tage später)?

[koshop]

Also ich werde am 30.06. morgens umstellen und die Bestellungen vom 30. werden dann am 01. versendet. Fertig ist die Laube.

[daytrader]

Bei Ebay und amazon hat man vermutlich gleich 0 Einfluß. Alles was am 30.6. nach Tagesabschluß bzw. Versand reinkommt wird via API vermutlich mit 19 bzw. 7% übermittelt. Und dann am 01.07. alles per Hand manipulieren

[stbdigital]

Es ist nicht sehr glücklich in den Antworten etwas von manipulieren und rückdatieren zu schreiben. Das mag zwar immer sehr locker klingen wird seitens der Finanzverwaltung schon bei Kleinigkeiten sehr hart gehandhabt. Sollte der Verdacht aufkommen, dass man dies macht, wird sehr schnell wegen dem Verdacht auf Steuerbetrug ein Verfahren eingeleitet.

[daytrader]

Jo ist klar. Der Händler der sich kundig macht wie man das Ei der Regierung korrekt umsetzt ist hochgradig verdächtig.

[greybit]

Ich buche ja nach IST (EÜR). Denke mal ich mache den cut bei Zahlungseingang am 30.06. bis 23:59Uhr. Ansonsten würde ja auf der Umsatzsteuer Voranmeldung für Juni 16% Steuer ausgewiesen. Damit mache ich mir dann beim Finanzamt bestimmt keine Freunde.

[marcibet]

Also ich werde am 30.06. morgens umstellen und die Bestellungen vom 30. werden dann am 01. versendet. Fertig ist die Laube.

Wie soll denn das Finanzamt bei einer späteren Steuerprüfung wissen wann eine Bestellung tatsächlich verschickt wurde??

[stbdigital]

Auch für die IST-Versteuerer, was im übrigen nicht mit EÜR identisch sein muss, gilt NICHT die Zahlung sondern für die Ermittlung des Steuersatzes das Leistungsdatum. Bei Teilzahlung gab es hier eine Vereinfachung die wir auf unserm Block beschrieben haben.

[Woody-HH]

Wie soll denn das Finanzamt bei einer späteren Steuerprüfung wissen wann eine Bestellung tatsächlich verschickt wurde??

Einlieferungsnachweis?

[rechnungspapier]

Wie soll denn das Finanzamt bei einer späteren Steuerprüfung wissen wann eine Bestellung tatsächlich verschickt wurde??

Einlieferungsnachweis?

Gibt es z.B. bei BüWa nicht.

[fonprofi]

Im Prinzip ist der Cut nach dem Versand am 30.6.
Wenn Versandende Cutoff dann switch ich auf 16%

Wird so gegen 1500 sein wenn unser Auto zur Post gondelt.

[roman]

Ich buche ja nach IST (EÜR). Denke mal ich mache den cut bei Zahlungseingang am 30.06. bis 23:59Uhr. Ansonsten würde ja auf der Umsatzsteuer Voranmeldung für Juni 16% Steuer ausgewiesen. Damit mache ich mir dann beim Finanzamt bestimmt keine Freunde.

Genau für solche Zwecke hat das Finanzamt auf den Formularen auf jetzt schon Zeilen für andere Steuersätze (daher abweichend zu den Standard-Sätzen).
Diese Zeilen werden für die Monate Juni '10, Juli '10, Dezember '10 und Jänner '11 sicherlich außergewöhnlich oft genutzt werden.
Solange es korrekt ist, hat das Finanzamt garantiert kein Problem damit.

Beispiel: Nach der momentan herschenden Rechtsansicht könntest Du z.B. am 26.6. letztmalig mit 19% arbeiten, und nach dem Versand an diesem Tag bereits mit 16%, sofern Du es Dir erlauben kannst die Bestellungen erst am 1.7. zu versenden.

[roman]

Wie soll denn das Finanzamt bei einer späteren Steuerprüfung wissen wann eine Bestellung tatsächlich verschickt wurde??

Einlieferungsnachweis?

Gibt es z.B. bei BüWa nicht.

Interne Dokumentation.
Wenn man z.B. eine Papierliste führt auf der Briefe/BaWü mit dem Aufgabedatum vermerkt werden, oder in seiner WaWi einen entsprechenden Datumseintrag macht, dann ist das ja perfekt dokumentiert.
Wenn die Bücher einen gut geführten Eindruck machen, gibt es keinen Grund eine interne Dokumentation anzweifeln.

[roman]

Im Prinzip ist der Cut nach dem Versand am 30.6.
Wenn Versandende Cutoff dann switch ich auf 16%

Wird so gegen 1500 sein wenn unser Auto zur Post gondelt.

Perfekt erklärt, bingo!
Freilich muß man beachten dass man bereits früher erstellte Rechnungen, deren Ware noch nicht versendet wurde (z.B. unbezahlte Vorkassen, Aufträge deren Ware aber noch nicht vorhanden ist etc.), auch zu dieser deadline auf 16% abändern kann.

Als kleiner Händler, mit einer zweistelligen oder niedrigen dreistelligen Bestellungsanzahl pro Tag, könnte man das - mit etwas Handarbeit - sogar haargenau hinbringen, wenn man da wirklich auf absolute Exaktheit wertlegt.
Als großer Händler dagegen, oder wenn man FBA etc. macht, wird der Aufwand, das wirklich ganz exaktest durchzuziehen, in der Praxis wohl zu hoch sein.