Trusted Shops Abmahnumfrage 2019: 51% der Händler sehen ihre Existenz bedroht

[fossi]

Trusted Shops hat eine Händlerumfrage zum Thema Abmahnungen durchgeführt.
Ganz vorne mit dabei, wer hätte es erwartet, natürlich der IDO.

Pressetext dazu auf der Themenseite Trusted Shops Abmahnumfrage 2019: Jeder zweite Online-Händler sieht seine Existenz bedroht


Finde die 51% panische Händler recht hoch, daher eine kleine Umfrage zur aktuellen Sachlage mit ganz simplen Antworten im Anhang.
Würde mich ja schon interessieren, wieviele hier wirklich betroffen sind, oder ob da inzwischen mehr Panik statt Realität verbreitet wird.

[fossi]

PS: Muss mich selber outen.

Viele Jahre abmahnfrei, aber dieses Jahr hat es mich trotz aller Vorsicht doch einmal erwischt.
Hatte bereits 2011 ein vermeintliches Herstellerfoto auf eine meiner Seiten übernommen. Dummerweise war es zwar damals auf der Herstellerseite, aber Eigentum der DPA und die mögen kostenlose Verwendungen garnicht. Nobody is perfekt, sie waren im Recht, aber mit ca. 250€ hatte sich die Sache erledigt. Hätte schlimmer kommen können...

[Roemer]

Das kommt raus bei dilletantischen DIY (do-it-yourself) Befragungen. Auf ein seriöses Auswahlverfahren der Händler wurde verzichtet. Jeder Hansel konnte an einer Befragung zum Thema Abmahnung teilnehmen. Ergebnis: Die Abgemahnten waren naturgemäß besonders motiviert und bekamen ein Ventil zum Frust ablassen.

[ReginaSF]

Leider fehlt bei sowas ja immer die Angabe, wie viele der Abmahnungen berechtigt waren und was der Abmahnung voraus ging. Wir haben auch schon abgemahnt, nachdem ein Mitbewerber uns werbetechnisch ans Schienbein getreten ist.

Die Forderung "Gerichte müssen häufiger die Möglichkeit nutzen, missbräuchliche Abmahnungen zurückzuweisen." ist Humbug. Eine Abmahnung hat erst mal gar nichts mit Gerichten zu tun. Und wer nach einer Abmahnung schon mal eine einstweilige Verfügung als nächste Stufe beantragt hat der weiß, dass die Gerichte es sich hier wahrlich nicht einfach machen und aufgrund der Auswirkungen sehr genau prüfen.

"Auf Platz 2 landete die Forderung nach der gesetzlichen Limitierung der Anwaltskosten für Abmahnungen." ist auch so ein Humbug. Die Kosten richten sich nach dem Streitwert, der sich wiederum nach dem Vergehen richtet. Und dieser Streitwert wird vor Gericht durchaus überprüft.

"Gefolgt von der Forderung, dass Gesetze vereinfacht werden müssen, damit keine unbeabsichtigten Verstöße vorkommen." -- was wiederum nicht vor Unwissenheit und/oder Ignoranz schützt. Interessant wäre eine valide Zahl dazu, wie viele Abmahnungen vermieden hätten werden können, wenn die Abgemahnten wenigstens einen Teil ihrer Hausaufgaben gemacht hätten (OS-Link, Versandkosten usw.).

[fossi]

"Existenzbedrohend" kann eine Abmahnung eigentlich nur für wirklich kleine Händler oder Dilettanten sein, die ungeprüft (und ggfs ungeändert) sämtliche Unterlassungserklärungen unterschreiben und kurz drauf 4stellige Vertragsstrafen an der Backe haben, weil entsprechende Fehler nicht vollständig beseitigt wurden.

Klar, es gibt keine 100% Absicherung gegen Abmahnungen und Fehler passieren, aber mit ein wenig Hirn 2.0 kann Vieles vorab vermieden werden.
Persönlich halte ich Abmahnungen für ein legithimes Mittel: schneller und i.d.R. kostengünstiger als ein langwieriges Klageverfahren.
Die übertriebenen Aktivitäten diverser Verbände gehen mir aber definitiv zu weit und um manche Streitwerte muss man sich eben streiten. Anwälte wollen ja auch was verdienen, entsprechend wird es immer höchstmöglich angesetzt, was aber nicht bedeutet das man dies automatisch so akzeptieren muss.

[Technokrat]

Trusted Shops habe ich kürzlich gekündigt, weil mir
a) die angestrebte Doppelkassiererei von Kunden und Händlern aufstößt
b) die Angstmacherei vor Abmahnungen missfällt
c) der Wunschtraum alles und jeden Kack zu bewerten (und damit zu tracken) nicht meiner ist.

Vor dem Hintergrund der missbräuchlichen Abmahnung gefällt mir ansich die Idee ganz gut, dass vor einer kostenpflichtigen Aktion ein Hinweis und die Chance zur Behebung gegeben werden sollte.

Zum Begin hatte ich auch Angst vor Abmahnungen, einfach weil das ein damals im Verhältnis großer Kostenfaktor war. Dieses Jahr hat es mich (nach 11 Jahren) auch erstmalig erwischt. Das war nicht unbedingt missbräuchlich. Offenbar sieht das die Gegenseite als eine Art Aufgabe, um die eigene Position zu halten. Was in dem Fall völliger Käse war und letztendlich halt nur Kosten verursacht, wettbewerbstechnisch aber rein gar nichts gebracht hat.

Ich selbst habe auch abgemahnt, um ein Verhalten abzustellen. Ging nicht anders.

Derzeit habe wir eben Spielregeln und die Abmahnung ist quasi ein Mittel, andere dazu anzuhalten, sich an die Spielregeln zu halten. Dass es ein Geschäft sein kann, Angst zu machen, funktioniert sicherlich nicht nur in dem Bereich.

[koshop]

Na, ich denke man muss da ja schon Unterscheiden ob man jetzt von Abmahungen im Bereich des Urheberrechts spricht oder die Abmahnung wegen irgendwelcher Bagatellen.

In vielen Fällen ist die Kostenerstattung durch den Anwalt mit aufgeblähten Streitwerten einfach nur eine Form von legalisierter Selbstjustiz wo es nicht darum geht das der Gegner sich nicht ans Wettbewerbsrecht hält sondern darum ihm die Anwaltskosten reinzuwürgen. Über Abmahnvereine brauch man eigentlich gar nicht diskutieren, das ist einfach moralisch verkommen was da läuft.

Sorry, aber mit was für albernen Sachen mussten wir uns den die letzten Jahrzehnte rumärgern. Das fing ja mit der weltbewegenden Frage an wie der Link zur Anbieterkennzeichnung heisen muss (Impressum? Kontakt?), bis hin zu der Frage ob der Link zur Streitschlichtung anklickbar sein muss - und das zu einem Zeitpunkt als die Zielseite noch gar nicht online war.

Viele Ärgern sich hier ja immer über die angebliche Bürokratie von der sie vor allem aus Brüssel bedrängt werden. Tatsächlich ist es aber das ja gar nicht - Regeln ändern sich ständig - tatsächlich fürchten sie sich davor abgemahnt zu werden, wenn sie die neue Regelung nicht Schlag Mitternacht in 150%iger Perfektion umgesetzt haben.
Man muss das Kind ja nicht gleich mit dem Bade ausschütten, aber Abschaffung des fliegenden Gerichtsstandes, Vertragsstrafen gehen an die Staatskasse und ein paar andere einfache Änderungen und man könnte dafür sorgen dass die Mehrzahl der Abmahnungen tatsächlich dem Wettbewerb dient.

[fossi]

Na, ich denke man muss da ja schon Unterscheiden ob man jetzt von Abmahungen im Bereich des Urheberrechts spricht oder die Abmahnung wegen irgendwelcher Bagatellen.

Klar, man könnte das bis ins Letzte aufdröseln, aber in einer einfachen Umfrage bekommt man es nicht sinnvoll dargestellt.
Das wäre eine nette Studie für diverse Handelsverbände oder die IHK, aber bisher kommen solche Zahlen nur von Kundenumfragen diverser Abmahnschutzanbietern, wo die Ergebnisse nicht gerade neutral zu werten sind.