Wie oft ist eine Steuerprüfung / Betriebsprüfung bei Onlinehandeln ?

[regalboy]

Ersatzkanister mitgenommen, besonders sparsam mit Tempomat gefahren, vergessen, die Quittung einzureichen, Quittung verloren....

[lallekalle]

Die 1.100 km ohne Übernachtung können ja noch plausibel sein, aber ohne Tanken, das hätte ich mit keinem Auto, welches ich bis jetzt gefahren hab, geschafft. Solche Einwände seitens des Prüfers finde ich durchaus sogar in Ordnung. Sollte dann ja mit Erklärung der Tankgröße und dem durchschnittlichen Verbrauch erklärbar sein?!

Hatte die Tankrechnung privat gezahlt und nicht in der Buchhaltung drin. Passierte bei mir häufiger, bis zu dem Zeitpunkt als ich meine Jet-Karte hatte. Nun fahre ich ja mit Strom, und somit kein Problem mehr.

[regalboy]

Wir sind dazu übergegangen, wenn möglich alle Firmlichen Kosten mit der Firmenkreditkarte und nicht bar zu zahlen, damit so was nicht untergeht.

[cookie]

In 20 Jahren 2 Prüfungen gehabt.

beide waren durch andere (zu einem ein gewerblicher Kunde der Rechnungen manipulierte und mehrfach beim FA einreichte zum anderen durch einen Sachbearbeiter der nicht wusste was Differenzbesteuerung ist) initiiert und ich musste in einem Fall 250 euro zahlen und im zweiten Fall habe ich 2000 euro zurückbekommen.

Zu Fall 1 - Das ist Pech und man weiß ja nie im Voraus an wen man im Onlinehandel gerät
Zu Fall 2 - Dumm gelaufen...

Ich denke es besteht immer eine kleine Wahrscheinlichkeit dass man ins Visier des FA´s gerät aber insgesamt denke ich auch dass man ehrlich sein sollte bei seinen Erklärungen da man als Onlinehändler auch "gläserner" ist als z.b. der Klempner von nebenan

[knoge]

Ich denke es liegt teilweise auch am Steuerberater. Erst neulich hatte ich ein längeres Gespräch mit meinem Steuerberater und da hat dieser ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert. Mein Stb gilt wohl beim Finanzamt als recht "schwierig" weil er sich mit diversen Sachen bis in höhere Instanzen mit den Finanzbehörden angelegt hat. Aber er kennt sich halt auch phänomenal in seinem Gebiet aus, er saß auch viele Jahre im Prüfungsausschuss für die Steuerberaterprüfung.

Das ist keine große Kanzlei (1 Steuerberater mit 8 Fachangestellten). Im Letzten Jahr hatte er knapp 60 Prüfungen gleichzeitig.

[al-k-seltzer]

Ich denke es liegt teilweise auch am Steuerberater.

Wer hält sich schon einen solchen?

[Dekodi]

Hallo Zusammen,

nachdem wir mehrere hundert Onlinehändler und Steuerberatungskanzleien in der Kundschaft haben, sind wir zwangsläufig immer wieder mit dem Thema Betriebsprüfung und Umsatzsteuersonderprüfung befasst. Hier ein paar Informationen von unserer Seite:

• Die Häufigkeit der Betriebsprüfung hängt unter anderem von der Betriebsgröße, aber auch vom Bundesland ab. Ein Teil der zu prüfenden Unternehmen wird per Los ermittelt.

• In Bayern findet derzeit alle 11 Jahre eine Prüfung statt, in Hessen alle 3 -4 Jahre (wurde uns von Steuerberatern mitgeteilt)
  Onlinhandel ist in einigen Bundesländern (z. B. Nordrhein-Westphalen und angeblich auch Berlin) Prüfungsschwerpunkt

Die Betriebsprüfer greifen die Onlinehändler gerne an folgenden (Schwach-) Stellen an:

• Ordnungsmäßigkeit der Buchhaltung allgemein (alle Belege da, eindeutig nummeriert, keine älteren offenen Posten ...., Festschreibung der Buchungen im Finanzbuchhaltungssystem laufend erfolgt)

• Sind elektronische Buchungsbelege vorhanden (z. B. auch Dateidownloads von Kontoauszügen)

• Wurden Rechnungen (insbesondere die mit Lieferungen in EU- und Drittländer) korrekt ausgestellt?
  • Sind die Übergänge zwischen den Systemen dokumentiert, erfolgt eine Verpobung der aus einem Vorsystem übernommenen Daten?
    Beispiel: Wenn in der WaWi 100.000 € Rechnungen für Oktober 2019 ausgewiesen sind müssen diese in der Buchhaltung zu finden sein.
    Wenn 10.000 € USt. nach Spanien bezahlt wurden, müssen diese in der Buchhaltung stehen (viel Spaß an alle, die Ihre Daten ausschließlich aus Amazon-Berichten ziehen)
  • Sind die Vorsysteme GoBD-konform? Liegt eine GoBD-Verfahrensdokumentation vor?
  • Wurden die USt-.ID-Nummern von Unternehmer-Kunden im Ausland qualifiziert geprüft?
    Hier wollen die Prüfer oft nicht nur sehen, ob die Nummer in Ordnung war, sondern das Ergebnis (wie gemein)
  Die Liste liese sich noch endlos fortsetzen, deshalb nur noch ein abschließender Hinweis zum Thema GoBD:
  In der Betriebsprüfung wird nach formalem und materiellen Mängeln unterschieden.
  Ist die Warenwirttschaft des Onlinehändlers nicht GoBD konform, ist das ein formaler Mangel.
  Schreibt sie falsche Rechnungen und der Bundesrepublik entgeht dadurch USt. ist es ein materieller Mangel.
  Materialle Mängel sind die schlimmeren.
  Wenn man die Buchhaltung richtig aufsetzt und vor allem die richtigen Kontroll- und Verprobungsmechanismen anwendet,
  kann man formale Mängel dadurch i. d. R. soweit heilen, dass sie unkritisch sind. - so zumindest unsere Erfahrung.
  D. h. aber, dass Buchhaltung keine Frage von irgendwelchen Tools, sondern eine Frage des richtigen Prozesses ist.
  
  Wie gesagt , das sind alles subjektive Erfahrungen.
  
  Viele Grüße
  Stefan

[knoge]

Ich denke es liegt teilweise auch am Steuerberater.

Wer hält sich schon einen solchen?

Ich habe damit kein Problem weil ich weiß das der gute Arbeit macht. Alle meine letzten Prüfungen sind ohne Beanstandung abgeschlossen worden. Klar ist es nervig aber gute Arbeit kann ich ja schlecht mit Mandatsentzug bestrafen.

Ein Beispiel das er erzählt hat, ein Prüfer hat sich doch tatsächlich in einem Großraumbüro (nicht bei uns) und vor den Mitarbeitern, bei einer Betriebsbesichtigung zur Aussage genötigt gefühlt das alle Unternehmer in seinen Augen Verbrecher wären. Dagegen ist er vorgegangen, der Prüfer wurde daraufhin vom Fall abgezogen. Finde ich richtig aber Freunde machst du dir im Finanzamt mit so etwas natürlich nicht.

[natufab]

Bei mir ist seit 1982 noch nie eine Prüfung gewesen, seit 2006 Onlineshop, auch mit größeren Umsätzen über 500 k pa- bin natürlich glücklich darüber, weiß aber auch, dass bei einem reinen Onlinehandel die Möglichkeiten zum Beschiss sehr gering sind, alle Finanazströme sind bestens überwachbar.

[al-k-seltzer]

Mein Prüfer war damals sehr redselig und hat aus dem Nähkästchen geplaudert.
Ich hatte damals für eine Promotionagentur einen Auftrag erledigt und denen dann natürlich eine Rechnung gestellt.
Diese Agentur mit rund 6000 Promotoren im Bestand wurde geprüft und anscheinend wurden Fehler festgestellt.

Daraufhin blies das zuständige FA zum Angriff und es wurden tatsächlich ALLE Leute bundesweit geprüft, die bei denen im Bestand waren.
Gewerbe angemeldet, USt abgeführt usw.

Ich selbst wurde nur allein wg. einer einzigen Rechnung über ca. 600,-- EUR geprüft.

Es muss nicht sein, dass man selbst auffällig wird.

Manchmal musste der Prüfer auch ran, wenn es auffällig war, dass ein Einzelunternehmen jahrelang nur Minus produziert hat.
Da stellt sich dann berechtigterweise die Frage "Wovon lebt der denn?"

[clarius]

Ich hatte Anfang Dezember 2018 meine erste Steuerpüfung (2015-2017) für meine beiden Einzelunternehmen, die ich 2003 und 2006 gegründet habe. Der Prüfer hat alle Daten per GdPdU von mir bekommen, ich habe ihm die Schnittstellen (Eigenentwicklung) zu Amazon und dem Onlineshop erklärt sowie die Verprobung und Verbuchung der Daten. Nach knapp 1,5 Tagen vor Ort war der Prüfer fertig, hat gesagt, dass er noch ein paar Sachen nachbereitet und seinen Bericht schreibt, und die Prüfung dann ohne Änderung der Besteuerungsgrundlagen abgeschlossen wird. Weil ich neugierig war, habe ich gefragt, ob es einen speziellen Grund für die Prüfung gab. Der Prüfer hat mir erklärt, dass mein zweites Unternehmen wegen der Richtsatzsammlung ausgewählt wurde, weil es sehr wenige sortenreine Unternehmen in der Branche (ich schreibe absichtlich nicht, welche Branche) gibt.

[Schützer]

Wie werden Klein- und Kleinstbetrieb Mittlere und Großbetriebe definiert?

Klein- und Kleinstbetrieb bis 700-800k Umsatz
Mittlere 800k bis 4 Mio
Große 4 Mio +

oder wie?

[NEO123]

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kleine_ ... nternehmen

[lallekalle]

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kleine_ ... nternehmen

Die Definition ist falsch. Für eine Betriebsprüfung gelten hier andere Grenzwerte, gemäß dem Bundesfinanzministeriums.

https://www.haufe.de/finance/steuern-fi ... 49444.html

Für den Zeitpunkt meiner letzten Betriebsprüfung war ich als Kleinbetrieb eingestuft.