Wie oft ist eine Steuerprüfung / Betriebsprüfung bei Onlinehandeln ?

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sweetshero
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Re: Wie oft ist eine Steuerprüfung / Betriebsprüfung bei Onlinehandeln ?

Gründung 2011 als Einzelunternehmen.
Seitdem so gut wie jedes Jahr eine andere Rückfrage aber noch keine richtige Betriebsprüfung.


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axu
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Re: Wie oft ist eine Steuerprüfung / Betriebsprüfung bei Onlinehandeln ?

Seit 2008 selbständig und nie was von einem Prüfer gehört. Ist mir auch ganz recht, die ersten Jahre waren buchhalterisch recht chaotisch :)
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lallekalle
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Re: Wie oft ist eine Steuerprüfung / Betriebsprüfung bei Onlinehandeln ?

Ich hatte letztes Jahr eine Betriebsprüfung. Ist gut und "auf Augenhöhe" gelaufen. Ging 3 Tage. Er hatte auch eine Kleinigkeit gefunden.
Geprüft wurde von mir die Jahre 2012 bis 2015.
In diesen Jahren war ich noch wirklich Klein und ein Anfänger - immerhin hatte ich damals entschlossen die Buchhaltung schon durch den Steuerberater machen zu lassen.

Mein Betriebsprüfer meinte nach der Betriebsprüfung, dass nach der Prüfung der Steuerprüfer eine Bewertung des Betriebes noch abgeben muss (Professionalität der Zusammenarbeit, Vollständigkeit der Unterlagen u.s.w) und daraufhin der zukünftige Prüfungsturnus mitbestimmt wird. Ob dieses nur in RLP so gilt, oder auch in anderen Bundesländern weiß ich nicht. Er meinte, dass ich in ca. 8-9 Jahren wieder mit einer Prüfung bei meiner Größe rechnen müsste und er dann aber schon in Pension wäre.
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Dog-Toy (R.I.P.)
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Re: Wie oft ist eine Steuerprüfung / Betriebsprüfung bei Onlinehandeln ?

Für die Häufigkeit der Betriebsprüfung ist auch die Betriebsgrößenklasse entscheidend. Großbetriebe sind öfter "dran" als Klein- oder sogar Kleinstbetriebe.
Die Einteilung ist festgelegt https://www.bundesfinanzministerium.de/ ... onFile&v=3

Zusätzlich gibt es noch ein paar weitere Kriterien. "Steckenpferde" der jeweiligen Bearbeiter (wie das bereits erwähnte neue KFZ), Schwerpunktprüfungen (z.B. alle Gastronomen, Fahrschulen, oder oder oder)....
Oder halt Auffälligkeiten - Meldungen anderer Dienststellen (z.B. innergemeinschaftliche Erwerbe)....

Von daher kann man bei einem Kleinbetrieb nie sagen, wann er "dran" ist... Es gibt Klein/Kleinstbetriebe, die kommen nie in den Genuß einer Steuerprüfung. Wohingegen bei Großbetrieben, der Prüfer teilweise lückenlos vorbeikommt.

Und selbst das ist dann noch in jedem Bundesland teilweise anders geregelt.

Sachbearbeiter aussitzen, das war früher mal. Heutzutage sollen die Sachbearbeiter spätestens alle 7 Jahre die Stelle wechseln. Eben, damit Sie sich nicht "einfahren"....

Genauso wie die Dauer. Bei einem Kleinstbetrieb ist ein Prüfer normalerweise in einem Tag durch... bei einem Großbetrieb kann das schonmal ein paar Tage sein. Es wird aber angekündigt, wie lange er kommen möchte.
Mein Rat.. rumführen, und Abläufe erklären. Vielleicht seid Ihr der erste Online-Handel, den der Prüfer zu Gesicht bekommt.
Und da ist halt manches einfach anders, als in einem normalen Groß-/Einzelhandel. Zeigt Eure Abläufe, erklärt was Ihr macht, dann sind wesentlich weniger Unklarheiten und Nachfragen da. Geschickt angestellt, bekommt man auch raus, was Anlass der Prüfung war. z.B. hohe Einkaufsrechnung... das kann dann erläutert werden... Ich mein immer reden hilft. Ausserdem, wenn ich den Prüfer ne Stunde zuquatsch, hat er schon ne Stunde weniger Zeit, durch die Bücher zu wühlen ;-)
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knoge
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Re: Wie oft ist eine Steuerprüfung / Betriebsprüfung bei Onlinehandeln ?

Es gibt da viele Faktoren, Branche, Unternehmensgröße, Umsatz und zuständiges Finanzamt.

Bei uns wird praktisch jedes Jahr geprüft. In der letzten Dekade hatten wir 3 Prüfungen, zwei mal über drei einmal über vier Jahre. Die letzte Prüfung 2018 (4 Jahre) war recht entspannt, da hab ich die Prüferin nicht mal zu Gesicht bekommen. Die hat sich beim Stb. ihren USB Stick geholt, zwei Monate später ein paar Belege angefordert (typische Sachen, Autokauf etc.) und wieder ein paar Monate später wurde die Prüfung ohne Beanstandung abgeschlossen.

Jetzt hab ich bis zu nächsten Prüfung (wohl 2017-2019) wieder etwas Ruhe.
Lou mi sa.
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Re: Wie oft ist eine Steuerprüfung / Betriebsprüfung bei Onlinehandeln ?

Ich hatte in 20 Jahren gerade mal zwei Prüfungen.
Bezog sich allerdings nicht unbedingt auf den Onlinehandel.

Der Prüfer meinte damals: Es kommt eben darauf an, worauf die Jagd eröffnet wird.
Wenn die Parole ausgegeben wird "Alle Amazon Händler prüfen", dann werden die auch geprüft.
Egal, wie groß, oder klein die sind.

Eine feste Regel gibt es nicht.

Eine Beispiel: Es wurde eine große Promotionagentur mit ca. 6000 Promotoren bundesweit geprüft.
Das hatte dann zu Folge, dass alle Promotoren (die ja aus den Eingangsrechnungen ersichtlich waren) geprüft wurden.
Ob USt abgeführt wurde, überhaupt ein Gewerbe angemeldet war etc.

Das hat nicht unbedingt was mit dem eigenen Laden zu tun, sondern man kann auch so da rein rutschen.
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koshop
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Re: Wie oft ist eine Steuerprüfung / Betriebsprüfung bei Onlinehandeln ?

Es scheint so eine Kombination aus Zeitraum und irgendwelchen Auffälligkeiten zu sein. Ich wurde 2010 geprüft - damals der Zeitraum 2006-2008. Das fiel zusammen mit der Umstellung von EÜR auf Bilanz.
Dann wurde ich vor zwei Wochen geprüft. Zum einen weil ich vermutlich einfach mal wieder dran war zum anderen hatten die schon das Jahr vorher nachgefragt was das denn für "Lizenzen" in der E-Bilanz seien. Die haben da irgendwelche Produktlizenzen dahinter vermutet die vermutlich über mehrere Jahre laufen und hätten abgeschrieben werden müssen.

Tatsächlich waren das aber nur monatliche Lizenzzahlungen für Software as Service Anbieter. Das war lustig. Die Betriebsprüferin hat gesagt sie wolle alle Vertriebsverträge mit den Herstellern sehen. Frag ich sie warum. Sagt sie - ja da wären Auffälligkeiten wegen Lizenzahlungen. Da hab ich ihr kurz das Konto gezeigt und das war alles nur im Konto "zeitlich befristete Überlassung von Rechten" ein Haufen von Kleinbeträgen. Hier 40 EUR monatlich für Photoshop, dort für die Buchhaltungssoftware, für den Adwords Bidmanager, Manifestly, Domainfactory hat sich halt auf fast 10.000 EUR im Jahr summiert....

Die Betriebsprüfung ging dann auch nur 1 1/2 statt 4 Tage. Augenmerk waren vor allem auch die Ausgangsrechnungen ins Ausland.

Ansonsten ist aber Online-Handel eher simpel gestrickt. Meistens keine Bargeschäfte und recht einfache Sachverhalte, da gibts vermutlich nicht viel zu holen. Auf jeden Fall werde ich zukünftig ein paar Erläuterungen zur E-Bilanz dazuschreiben, um solche Missverständnisse von vorneherein zu vermeiden.
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Schützer
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Re: Wie oft ist eine Steuerprüfung / Betriebsprüfung bei Onlinehandeln ?

Vielen Dank für eure Erfahrungen! Hab einiges dazu gelernt.

Jetzt kann ich hoffen das ist dann doch paar Jahre Ruhe habe. Weil meine Buchhaltung in Gründungsjahr 2016 chaotisch aussieht in 2017 schon viel besser aber nicht Perfekt...
Dieses Jahr werde ich die Bilanz-Grenze 100% knacken dann komme ohne S-Berater nicht rum denke ich, da mein Wawi (MB orgamax ) keine Bilanzen kann.
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koshop
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Re: Wie oft ist eine Steuerprüfung / Betriebsprüfung bei Onlinehandeln ?

Dieses Jahr werde ich die Bilanz-Grenze 100% knacken
Umstellung von EÜR auf Bilanz kann tatsächlich ein bisschen problematisch werden. Bei der Umstellung wird ein sogenannter Übergangsgewinn berechnet.

https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cbergangsgewinn

Insbesondere wenn du einen hohen Warenbestand hast, solltest du dir da jetzt schon Geld für die Steuern zurücklegen. Denn bei EÜR geht ja der Warenbestand direkt als Aufwand weg. Wenn du umstellst, dann musst du plötzlich den kompletten Warenbestand am Bilanzstichtag nachversteuern. Ich musste damals ca. 130.000 EUR Warenbestand nachversteuern. Auf Antrag kann man das auf drei Jahre verteilen.

Damit solltest du dich auf jeden Fall rechzeitig auseinandersetzen, das hat schon vielen das Genick gebrochen.

Ich hab damals die Bilanzierung noch um ein Jahr rausgeschoben indem ich die Steuererklärung mehrere Monate zu spät abgegeben habe. Hat zwar einen ordentlichen Verspätungszuschlag gekostet aber ich konnte die Aufforderung zur Bilanzierung um ein Jahr aufschieben. Ist aber nicht unbedingt eine empfehlenswerte Vorgehensweise.
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Schützer
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Re: Wie oft ist eine Steuerprüfung / Betriebsprüfung bei Onlinehandeln ?

koshop hat geschrieben: 19. Feb 2019 12:35
Dieses Jahr werde ich die Bilanz-Grenze 100% knacken
Wenn du umstellst, dann musst du plötzlich den kompletten Warenbestand am Bilanzstichtag nachversteuern. Ich musste damals ca. 130.000 EUR Warenbestand nachversteuern.

Ich hab damals die Bilanzierung noch um ein Jahr rausgeschoben indem ich die Steuererklärung mehrere Monate zu spät abgegeben habe.
Vielen vielen Dank das hab ich nicht gewusst da ich mit diese Thema nicht mich noch nicht beschäftigt habe.

Hab ich richtig verstanden, das man bei Wechsel von EÜR zu Bilanzen den Kompletten Lagerbestand als Gewinn versteuern muss? Wird hier EK-Preis oder VK-Preis berechnet ?

Zu fristen: wenn ich diesen 2019 Jahr die Grenze Knacke, dann werde ich in 2020 ein schreiben bekommen das ich ab 01.01.2021 bilanzieren muss und zu diese Datum dann den Lagerbestand versteuern muss (also ca. im März 2021 kommt die Fette Nachzahlung für Lagerbestand) ?

Und letzte Frage, wenn man z.B mit Umsatz oder/und Gewinn um nicht soviel überschreitet das man unter 1Mio / bzw. unter 100.000 Gewinn bleibt hat es Fälle gegeben wo FA Bilanzierung nicht gefördert hat oder sobald man da mit 1€ über die Grenze ist geht die Leuchte auf und man bekommt den Schreiben ?
regalboy
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Re: Wie oft ist eine Steuerprüfung / Betriebsprüfung bei Onlinehandeln ?

Schützer hat geschrieben: 19. Feb 2019 16:33
Hab ich richtig verstanden, das man bei Wechsel von EÜR zu Bilanzen den Kompletten Lagerbestand als Gewinn versteuern muss? Wird hier EK-Preis oder VK-Preis berechnet ?
Ja, das stimmt. Es wird der EK (der aber ggf. angepasst wird bei z. B. nicht verkäuflicher / veralterter Ware) genommen.
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koshop
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Re: Wie oft ist eine Steuerprüfung / Betriebsprüfung bei Onlinehandeln ?

Hab ich richtig verstanden, das man bei Wechsel von EÜR zu Bilanzen den Kompletten Lagerbestand als Gewinn versteuern muss? Wird hier EK-Preis oder VK-Preis berechnet ?
Du musst ja beim Wechsel sowieso eine Eröffnungsbilanz erstellen. Voraussetzung ist eine Inventur deines kompletten Lagerbestands. Als Wert im Normalfall EK abzgl. ggf. Abschläge.
Zu fristen: wenn ich diesen 2019 Jahr die Grenze Knacke, dann werde ich in 2020 ein schreiben bekommen das ich ab 01.01.2021 bilanzieren muss und zu diese Datum dann den Lagerbestand versteuern muss (also ca. im März 2021 kommt die Fette Nachzahlung für Lagerbestand) ?
In den meisten Fällen läuft das so. Ich hab aber auch schon von Fällen gehört, wo das Finanzamt anhand der Umsatzsteuervorauszahlungen von einer Überschreitung der Umsatzgrenzen im laufenden Jahr ausgegangen ist und anhand dessen bereits fürs Folgejahr die Bilanzierung vorgeschrieben hat. D.h. im übelsten Fall könntest du dieses Jahr im Dezember eine Aufforderung bekommen - wenn du deutlich drüber bist und das Finanzamt das anhand deiner Vorauszahlungen merkt.

Bei mir war es dagegen damals so: Ich hab die Grenzen 2006 das erste Mal überschritten. Hab die Steuererklärung für 2006 erst im Januar 2008 abgegeben und musste dann 2009 bilanzieren.

Wichtig ist: Du kannst den Überganggewinn auf ANTRAG auf drei Jahre verteilen. D.h. du musst die Verteilung aktiv beantragen, das geht nicht automatisch. Nehmen wir an der ÜG beträgt 100.000 EUR, dann würde sich dein Gewinn in drei Jahren um jeweils 33.333 erhöhen.

Da gabs mal einen Thread zu dem Thema, der vielleicht für dich interessant ist:

buchhaltung-steuern-finanzamt-lohnabrec ... 34710.html

Der damalige Threadersteller "Tony" ist ja noch aktiv und hat die Lösung mit der Gmbh & CO KG wohl durchgezogen. Vielleicht kann er ja mal berichten, hat ja für ihn wohl funktioniert....
Tony
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Re: Wie oft ist eine Steuerprüfung / Betriebsprüfung bei Onlinehandeln ?

Ätzendes Thema und ich bin froh, dass ich da durch bin.
Ich habe ein Einzelunternehmen in eine GmbH umgewandelt und bei dem anderen Einzelunternehmen den Warenbestand an eine neu gegründete GmbH & Co. KG abverkauft.
Tatsächlich liefern bei mir die Geschäfte so gut, dass ich die zusätzlichen Steuern problemlos in einem Jahr bezahlen konnte.

Die Umwandlung/Einbringung war auf jeden Fall einfacher, als diese Abverkaufsgeschichte. Und Steuern gespart hat letzteres Modell ja auch nicht, ich konnte es nur besser steuern.
GmbH finde ich die optimale Gesellschaftsform für mein Handelsunternehmen, bei der GmbH & Co. KG bin ich ein bisschen unglücklich, weil ich dort keine Möglichkeit habe, Gewinne in der Firma zu lassen.

Aber zum Thema Umwandlung - da hat es wohl eine Änderung gegeben und Stand heute muß man nicht nur den Warenwert (Einkaufspreis) versteuern, sondern den Verkaufswert - völlig irre (-S

Also mein Rat an alle, denen das noch bevor steht: so früh wie möglich eine GmbH gründen und nicht hinaus zögern.
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Schützer
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Re: Wie oft ist eine Steuerprüfung / Betriebsprüfung bei Onlinehandeln ?

Oh.... Über GmbH hab ich auch schon nachgedacht...ist das Thema ist noch schwarzes Wald für mich wo ich noch nicht Durchblickt habe wie und was ...ist aber überlegungs Wert wenn man bald sowieso bilanzieren muss dann kann man doch gleich in eine GmbH umwandeln
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Re: Wie oft ist eine Steuerprüfung / Betriebsprüfung bei Onlinehandeln ?

Die Gesellschaftsform ist nicht an die Bilanzierung gebunden. Du kannst auch einfach mit der Bilanzierung weitermachen ohne einer GmbH. Da solltest Du Dich beraten lassen, welcher Weg Dich am schnellsten zu Deinen Zielen bringt.
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Re: Wie oft ist eine Steuerprüfung / Betriebsprüfung bei Onlinehandeln ?

Ist zwar schon ein paar Tage rum, aber:

https://www.bundesfinanzministerium.de/ ... onFile&v=3

Als Handelsbetrieb bist zu über 1,1 Mio Umsatz oder über 68.000 Euro Gewinn ein Mittelbetrieb. Mittelbetriebe werden im Schnitt alle 10 Jahre (je nach Bundesland plusminus ein paar Jahre) für 3 Jahre geprüft. Bist du ein Großbetrieb (also über 8,6 Mio Umsatz oder über 335.000 Gewinn), wirst du alle 4 Jahre für 4 Jahre geprüft, es handelt sich also um eine Anschlussprüfung. Die Eingruppierung erfolgt immer nach den letzten Erkenntnissen des Finanzamts zu einem bestimmten Stichtag, zuletzt zum 1.1.2019.

Alles darunter (Klein- und Kleinstbetriebe) werden überhaupt nicht in einen Prüfungsturnus einbezogen, sondern nur anlassbezogen geprüft. Dazu reicht es aber schon, dass es zu viele Rückfragen gibt oder irgendeine automatische Verprobung bei dir ein Risiko auswirft.
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Re: Wie oft ist eine Steuerprüfung / Betriebsprüfung bei Onlinehandeln ?

Wir sind Steuerberater.

Nur als Großbetrieb hat man eine lückenlose Betriebsprüfung. Darunter ist man in der Regel nicht allzu oft dran. Es kann sein, dass man per Los gezogen wird, oder für die Richtsatzsammlung (also zu Vergleichszwecken) dienen soll, oder man ist auffällig. Auffällig sind auf jeden Fall dauerhafte Verluste oder zu geringe Gewinne, um damit seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.

Die Dauer einer Betriebsprüfung ist auch sehr unterschiedlich. Das hängt vom Betriebsprüfer ab. Manche Prüfer haben offensichtlich wirklich viel Zeit...

Ein Problem bei Betriebsprüfungen im Online-Handel ist oft die andere Arbeitsweise als im stationären Handel, die so ein Prüfer erst mal verstehen muss. Beim Online-Handel wird ja in aller Regel zuerst das Geld vereinnahmt, bevor überhaupt eine Rechnung erstellt wird und somit kommt das Geld ja auch nie bezogen auf eine Rechnungsnummer (weil es die ja noch gar nicht gibt).
Man muss bei einem Online-Handel auch ganz anders buchen, um die Buchhaltung sinnvoll automatisieren zu können. Die Rechnungsnummer spielt da im Gegensatz zu anderen Branchen eher eine untergeordnete Rolle.
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Re: Wie oft ist eine Steuerprüfung / Betriebsprüfung bei Onlinehandeln ?

Schützer hat geschrieben: 19. Feb 2019 16:33 Zu fristen: wenn ich diesen 2019 Jahr die Grenze Knacke, dann werde ich in 2020 ein schreiben bekommen das ich ab 01.01.2021 bilanzieren muss und zu diese Datum dann den Lagerbestand versteuern muss (also ca. im März 2021 kommt die Fette Nachzahlung für Lagerbestand) ?
Seit diesem Jahr ist es so, dass wenn die Steuererklärung ein Steuerberater macht, die Abgabefrist auf den letzten Februartag des übernächsten Jahres fällt. Du könntest somit die Steuererklärung für 2019 erst 2021 abgeben, dann würde dich das Finanzamt vermutlich auffordern zu bilanzieren, was dann ab 2022 erfolgen müsste.
Schützer hat geschrieben: 19. Feb 2019 16:33 Und letzte Frage, wenn man z.B mit Umsatz oder/und Gewinn um nicht soviel überschreitet das man unter 1Mio / bzw. unter 100.000 Gewinn bleibt hat es Fälle gegeben wo FA Bilanzierung nicht gefördert hat oder sobald man da mit 1€ über die Grenze ist geht die Leuchte auf und man bekommt den Schreiben ?
Die Grenzen sind doch 600 000 Umsatz und 60 000 Gewinn, oder? Bei mir waren es damals noch weniger und ich wurde direkt aufgefordert. Steuerberater hat aber gesagt, dass er schon zwei Fälle hatte, wo es erst ein oder zwei Jahre später erfolgte.
wolle
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Re: Wie oft ist eine Steuerprüfung / Betriebsprüfung bei Onlinehandeln ?

Vielleicht sollte man hier nochmal die Bedeutung des Themas E-Bilanz verdeutlichen: Mein persönlicher Eindruck ist, dass mittlerweile sehr viel DV-gestützt entschieden wird. Durch die E-Bilanz kann automatisiert verprobt werden. Wir buchen über das geforderte Minimum hinaus so, dass die branchenüblichen Kennsätze verprobt werden können. Früher kamen von der Veranlagungsstelle bei uns überhaupt keine Rückfragen. Es wurde unter Vorbehalt der Nachprüfung veranlagt wie beantragt und ab und an kam eine Betriebsprüfung. Mittlerweile kommen zu jeder Erklärung Rückfragen und anschließend ergeht ein Steuerbescheid ohne Vorbehalt der Nachprüfung. Was allerdings auch nicht vor einer BP schützt. Jedenfalls kann man durch qualitativ hochauflösendes Buchen die ein oder andere Prüfung sparen, denn der häufigste Grund für eine BP ist ja nicht, dass Steuerhinterziehung vermutet wird, sondern die Einschätzung des Sachbearbeiters, dass der Steuerfall nicht in zeitlich vertretbarem Aufwand in der Veranlagungsstelle bearbeitet werden kann.
cashew
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Re: Wie oft ist eine Steuerprüfung / Betriebsprüfung bei Onlinehandeln ?

Wir haben als wir nach Ulm gezogen sind, gleich 2 Monate später den Bescheid im Haus zur Prüfung. 4 Jahre später wieder für rückwirkend 4 Jahre. Sind aber in der Zwischenzeit nach RPL gezogen so dass die Zuständigkeit nicht mehr gegeben war. Hier hats 3 Monate gedauert bis überhaupt eine Steuernummer kam. In BaWü kam sie binnen 2 Wochen damals.

Ich sehe da einen Zusammenhang dass die Länder, denen es gut geht, auch dahinter her sind dass es weiterhin gut geht. Die sind auch personell gut besetzt. Während andere Bundesländer da es schwerer haben..... Mein Eindruck... hier deutlich unter 500k Umsatz
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