Ralf hat geschrieben: ↑31. Aug 2018 20:20
amaseller hat geschrieben: ↑31. Aug 2018 19:10Ich habe mir in letzter Zeit oft die Frage gestellt, ob viele Menschen in Zeiten des Internets und der schnellen, sensationsgeilen Welt vergessen haben, wie man sich eine Meinung bildet.
Du hast dir wohl nicht diese Frage gestellt, sondern ganz einfach festgestellt, dass es so ist.
Warum auch sollte man sich eine Meinung bilden, wenn man von allen Seiten mit Informationen jeglicher Art und Tendenz bombardiert wird. Wo gibt es heute noch eine wertfreie Berichterstattung? Alles muss Quote machen und wer Fakten ohne Tendenz anbietet, hat schon verloren.
Hinzu kommt, dass gerade in Deutschland nicht gelernt wird, wie man sich eine Meinung bildet. Das ist historisch bedingt und wird sich wohl kaum ändern. Hier kommt man voran, wenn man möglichst viele Informationen wiedergeben kann, die von einer bewertenden Stelle gefragt werden. Die Fähigkeit, Gelerntes zu transferieren, wird selbst in Gymnasien immer weniger gefordert.
U.a. auch eine Folge rot-grün-versiffter Bildungspolitik, die nicht Einzelne fördert, sondern durch Gleichmacherei alle auf das gleiche (=niedrige) Niveau bringen will. Da haben dann alle die gleichen Chancen auf weniger.
Je mehr reguliert wird, um so mehr wird Eigeninitiative und Individualität verschwinden.
Wir brauchen nicht mehr Chancengleichheit, sondern mehr Chancen für individuelle Leistungen.
Ich glaube da machst Du es dir etwas zu einfach, Ralf. Zum einen gehörte in meiner Kindheit, in den 80ern, tatsächlich "Meinungsbildung" zum Lehrplan in NRW und auch Niedersachsen. Damals wurde es eingehend in SoWi und Politik besprochen. Auch bei meinen Töchtern wurde in den jeweiligen Schulen ähnliches durchgenommen, insbesondere sogar in Bezug auf die neuen Medien und deren Gefahren.
Wo du im Schulsystem Gleichmacherei siehst ist mir auch nicht ganz klar. Mit den Gesamtschulen gehen Schüler, im Gegensatz zu früher, ja eigentlich in modulare Schulen, in denen man gemäß seiner persönlichen Eigenschaften seine Kurse belegt. Aber vielleicht ist dass natürlich auch nur bei uns so.
Selbst wenn ich dir in Bezug auf die Schulen Recht geben würde, fände ich die Argumentation trotzdem eher erschreckend. Erstens ist es meiner Meinung nach gar nicht die Aufgabe der Schule, solche Dinge mit auf den Weg zu geben, sonder die Aufgabe der Eltern und Familie, da Grundlagen für die soziale Kompetenz bereits vor der Schule, und sowieso, von der Familie kommen sollten. Was ich in deinem Beitrag lese, ist die Abschiebung der Verantwortung auf den Staat, die Regierung bzw. im speziellen Fall die "rot-grün-versiffte" Bildungspolitik. Es ist extrem einfach, sich für alles einen Sündenbock zu suchen, genau deshalb ist es die einzige Kompetenz der Rechten. Menschen geben die eigene Verantwortung ab und schieben sie auf eine andere Gruppe oder Institution, um selbst dann laut dagegen anzugehen.Kann man machen, ist aber Selbstbetrug, nicht zielführend und schwach.
Deshalb funktioniert Populismus so einfach und ist in Zeiten der Datenautobahnen und sozialen Medien kaum noch unter Kontrolle zu bringen. Es hilft dann wohl nur, wenn es eskaliert, und alle wieder von vorne anfangen. Wir sind so satt und von unserem Wohlstand gelangweilt, dass viele auch keinen Bock mehr haben, das eigene Hirn zu fordern.