Import - Vorgehen am Flughafen

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qwertz_junior
Beiträge: 2
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Import - Vorgehen am Flughafen

Hallo zusammen,

ich bin neu hier - mein erster Post! Erstmal freue ich mich hier zu sein und bedanke mich schonmal im voraus für eure Bemühungen, meine Fragen zu beantworten.

Ich möchte eine Art Nuss aus Pakistan importieren. Mit dem Verkäufer in Pakistan ist soweit alles abgeklärt. Ich möchte die Ware (wiegt 50KG) per Flugzeug an den Frankfurter Flughafen schicken lassen. Eine EORI Nummer habe ich mir bereits besorgt.

Nun mache ich das ganze zum ersten mal und habe zum Vorgehen noch einige Fragen. Es sind sicherlich einige sehr dumme Fragen dabei, ich hoffe mir wird verziehen.

1. Woher weiß ich genau, wann und wo ich die Ware abholen kann? Gibt es ein Zeitfenster in dem ich die Ware abholen muss oder kann ich das auch noch 1 - 2 Tage später machen?

2. Ich nehme an ich muss die Ware dann noch verzollen? Kann ich das vor Ort machen? Was muss ich beachten bzw. was muss ich mitbringen (Dokumente?) bzw. was muss ich wissen um erfolgreich zu verzollen?

3. Ich nehme an ich werde die Ware an mein Auto transportieren müssen - ich werde die Ware nicht tragen können - kann ich einen kleinen, klappbaren Rollwagen mitnehmen?

Vielen Dank für eure Mühe!

LG Christian


3 Monate gratis Händlerbund
regalboy
Beiträge: 10017
Registriert: 23. Feb 2008 18:30

Re: Import - Vorgehen am Flughafen

Du wirst normalerweise vom Frachtführer über die Ankunft informiert.
Ich empfehle dir, die Verzollung über ein Verzollungsagentur / Spedition machen zu lassen.

Ggf. wird der Versender auch "frei Haus" liefern können.
Ist zwar 100, 200 Euro teurer, aber wenn du alle Kosten, Zeit und Stress der Abholung mit rein rechnest das Geld wert.
Insbesondere wenn es das erste Mal ist.
fuzzy
Beiträge: 623
Registriert: 15. Aug 2008 13:00
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Re: Import - Vorgehen am Flughafen

Meine Erfahrungen als Selbstabholer am Flughafen Stuttgart:

Das Frachtterminal ist separat, man kann mit dem Auto vorfahren. Einladen ist also kein Problem.

Man wird von der Fluggesellschaft bzw. einer von ihr beauftragten Spedition informiert, dass die Sendung angekommen ist, und wo/wann man sie abholen kann. Das geht eine gewisse (bei Luftfracht eher kurze) Zeit kostenlos, danach wird Lagergeld fällig.
Die Ware wird erst herausgegeben, wenn sie vom Zoll freigegeben wurde. Man muss also zuerst zur Spedition, Frachtpapiere abholen, dann zum Zoll (der hat aber eine Dienststelle vor Ort), dann wieder zur Spedition. Wartezeit einplanen, nicht auf den letzten Drücker!

Der Zoll wird keinerlei Hilfestellung leisten, sondern erwartet eine fertige Zollanmeldung. Man benötigt die Handelsrechnung und den Luftfrachtbrief (Air Waybill). Bei Lebensmitteln könnte ich mir vorstellen, dass eventuell noch andere Nachweise beizubringen sind. Eine Zollanmeldung ist NICHT trivial, man macht sie am besten online (https://www.zoll.de/DE/Fachthemen/Zoell ... _node.html). Papierform ist AFAIK immer noch erlaubt, das entsprechende Formular ("Einheitspapier") muss man aber selbst besorgen, man bekommt es nicht vom Zoll. Normalerweise verkauft die örtliche IHK die für ca. 50 Cent/Stück.

Bei der Zollanmeldung kann man jede Menge falsch machen. Beispielsweise muss man die Frachtkosten in einen inner- und einen außereuropäischen Teil splitten (http://www.zoll.de/DE/Fachthemen/Steuer ... l_faq.html), dafür gibt es je nach Flugroute offizielle Werte. Außerdem muss man, wenn nicht in Euro fakturiert wurde, offizielle Umsatzsteuer-Wechselkurse verwenden, die von den tatsächlich bezahlten abweichen.

Die Einfuhrabgaben sind sofort vor Ort zu bezahlen, und zwar bar. Am besten hat man das Geld halbwegs passend.

Ich würde beim ersten Mal die Zollanmeldung von einer Spedition oder einem Zollagenten machen lassen. Kostete früher so zwischen 35 und 60 EUR, muss man aber vorher klären, nicht erst vor Ort jemanden suchen! Wenn man so eine korrekte Anmeldung hat und inhaltlich/rechnerisch nachvollziehen kann, kann man es beim nächsten Mal dann selbst probieren.

Und auf jeden Fall vorher im Zolltarif nachsehen, ob für die Ware irgendwelche Einfuhrbeschränkungen existieren, sonst heißt es beim Zoll nur "Zurückschicken oder hier auf Ihre Kosten vernichten?"
qwertz_junior
Beiträge: 2
Registriert: 14. Aug 2018 13:58
Land: Deutschland

Re: Import - Vorgehen am Flughafen

Wow, richtig gute Infos :daumenhoch: . Jetzt bin ich froh hier meine Fragen gestellt zu haben. Also ich halte es für eine sehr gute Idee eine Verzollungsagentur zu beauftragen und dann die professionell ausgefertigten Zoll Papiere als Vorlage für einen späteren, eigenen Versuch zu nehmen.

Wie informiert mich der Frachtführer oder die Fluggesellschaft? Ich frag mich ganz einfach, woher sollen Sie meine Kontaktdaten haben?

Ich habe mich wegen den Einfuhrbeschränkungen schlau gemacht und diese Seite gefunden:

http://www.zoll.de/DE/Fachthemen/Aussen ... _node.html

Glaube aber nicht, dass es eine vollständige Liste ist! Gibt es da noch mehr?

OK, einmal für mich als Resümee und laut gedacht (geschrieben), so stelle ich mir jetzt den Ablauf vor, bitte kurz korregieren, falls ich mir da was falsch zusammengelegt hab:

Ich beauftrage einen Spedition, gebe Ihr die nötigen Informationen und evtl. Dokumente, diese erstellt für mich Zollpapiere. Sobald ich die Zollpapiere habe, gebe ich dem Verkäufer in Pakistan bescheid - dieser Versendet. Der Frachtführer/Fluggesellschaft gibt mir bescheid, sobald die Ware in Frankfurt angekommen ist. Ich fahre nach Frankfurt, gehe dort am Flughafen zur Zolldienststelle und gebe die Zollpapiere ab. Nun fahre ich mit meinem Transporter an die entsprechende Stelle und lade alles ein und düse nach Hause. So korrekt?

Vielen Dank nochmal! :daumenhoch:
fuzzy
Beiträge: 623
Registriert: 15. Aug 2008 13:00
Land: Deutschland

Re: Import - Vorgehen am Flughafen

Auf der Airway Bill gibt der Versender deinen Namen und deine Adresse an.

Die Einfuhrbeschränkungen findet man im Zolltarif. Also zuerst für das Produkt die korrekte Kategorie ermitteln (z.B. https://www.zolltarifnummern.de/2018/08119095) und dann dort unter "Zollgebühren und Handelsbeschränkungen" nachsehen.
Wenn man Ware einführen darf, heißt das übrigens nicht, dass man sie auch an Endkunden verkaufen darf. Ich handle nicht mit Lebensmitteln, aber ich möchte wetten, dass man da sehr viel untersuchen und dokumentieren muss, schließlich soll die Bevölkerung ja nicht vergiftet werden.

Wenn der Verkäufer den Transport organisiert, schickt er die Ware los, übermittelt dann die Rechnung und die Airway Bill an dich, du leitest diese Sachen weiter an den Zollagenten und der regelt die Anmeldung. Wenn die Ware ankommt, ist sie im besten Fall bereits verzollt und direkt freigegeben. Wende dich da aber mal an den Zollagenten, der erklärt den genauen Ablauf deutlich kompetenter als ich.

Wenn man den Transport selbst organisieren will, gibt man der Spedition die Daten des Verkäufers in Pakistan, und dann kümmert sich die Spedition um alles (inkl. Transport). Je nach Verkäufer kann das billiger sein, chinesische Verkäufer sind beispielsweise bekannt für ihre Kreativität beim Vortäuschen niedriger Frachtkosten, die sich dann beim Empfang der Ware als deutlich höher herausstellen. Wer die volle Kontrolle behalten will, lässt die Preise EXW kalkulieren und organisiert den Transport mit einer seriösen Spedition seiner Wahl.
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