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Was wurde eigentlich aus (ex) Lokaso / Lozuka?

Verfasst: 11. Feb 2021 15:27
von fossi
Hier im Forum war es ja schon mehrfach Thema.
Selbst hier im Ort gab es vor 2-3 Jahren ebenso Diskussionen: ein "regionales Amazon" sollte her, hieß es damals in der Presse.

In einigen Gesprächen konnte ich damals nicht alle, aber zumindest ein paar Händler im Gewerbeverein davon überzeugen, weshalb die Idee einfach nicht funktionieren kann. Letztlich fand man nicht genug Teilnehmer, aus Lokaso wurde wegen Rechtsstreitigkeiten zwischenzeitlich Lozuka (lokal zuhause kaufen) und die Sache geriet aus den Augen.


In den letzten Tagen kochten an diversen Stellen ähnliche Projektideen wieder als "Lockdown-Alternativen" hoch.
Ein perfekter Moment, um sich das damalige Vorzeigeprojekt "Lokaso Siegen" (bzw jetzt Lozuka Siegen) nochmal genauer anzuschauen! :)


In einem Zeitungsbericht zum 1.Jährigen im Jahre 2017 finden sich ein paar ältere Angaben:
"Am 3. September 2016 ging Lokaso Siegen online. Zu Beginn waren 19 Einzelhändler aus der Region mit von der Partie, mittlerweile sind es 39. ... Statt anfänglich 20.000 Artikel finden Kunden nun bereits 1,4 Millionen Produkte auf der Webseite."

In einer Lokaso Pressemitteilung schrieb der Anbieter vor fast genau 4 Jahren folgende Zeilen:
"Rund 45 Geschäfte haben sich bislang beteiligt und können sich über zusätzliche Einnahmen über den Online-Kanal freuen..."

Tolle Zahlen, das muss doch nach ein paar Jahren rennen wie verrückt! Zumindest denkt man das vielleicht im ersten Moment...


Wir haben 2021, das Zeitalter von Corona.
Lieferdienste boomen, Einzelhändler versuchen sich mit Click&Collect über Wasser zu halten und gerade durch den Lockdown erwartet man eine bombige Teilnahme an solchen regionalen Kooperationen mit Lieferung.
Schaut man aber in die Teilnehmerliste des Lozuka Vorzeigeprojektes in Siegen ( > https://tinyurl.com/5c8n36go ), sieht es nach außen hin eher nach dem Gegenteil aus. Aktuell gibt es in Siegen 11 teilnehmende Händler + Angebote durch den Plattformbetreiber.
Was ist wohl aus den ganzen anderen Händlern geworden, die sich über die "zusätzlichen Einnahmen" gefreut haben? :gruebel:


Das Projekt war scheinbar in den letzten Jahren nicht für alle Händler rentabel, aber wie hat sich das Sortiment entwickelt?

Ein frischer Selbstversuch über Lozuka Siegen mit verschiedenen Produktsuchen zeigt ganz gut, wie es um die Plattform steht.

"Hose": 0 Ergebnisse
"Farbe": Die Suchergebnisse bestehen aus Rinderbraten und Rump Steaks. Lecker, aber kann man mit Steaks Wände streichen?
"Schuhe": 1 Ergebnis (1 Dose Schuhcreme)
"Druckerpapier": 0 Ergebnisse
"Seife": ein paar Ergebnisse, die Hälfte davon besteht aber aus Schinken oder Seitenbacher Müsli.
"Katzenfutter": 0 Ergebnisse
"Schmuck": 0 Ergebnisse
und statt ein "Buch", gibts gekochte Mettwurst oder Heringsfilets.

Ein Resumee erspare ich mir bei den Ergebnissen. :kaffeesmily


Wie sieht es in eurer Gegend aus?
Gibt es dort noch solche Verkaufskooperationen verschiedener Einzelhändler?

Re: Was wurde eigentlich aus (ex) Lokaso / Lozuka?

Verfasst: 11. Feb 2021 15:55
von Ach
Bei uns gab's sowas nie, auch wenn es mehrfach diskutiert wurde. Allerdings sind viele der stationären Händler mittlerweile auch in irgendeiner Form im Onlinehandel aktiv.
Die Formen des Online-Handels sind gemischt: Sowohl eigene Shops als auch Plattformverkäufer sind dabei und gleichermaßen auch sowohl überregional ausgerichtete Händler (gefühlt würde ich sagen: als Minderheit) als auch lokal agierende Onliner wie wir.

Re: Was wurde eigentlich aus (ex) Lokaso / Lozuka?

Verfasst: 11. Feb 2021 16:37
von fossi
Ach hat geschrieben: 11. Feb 2021 15:55Allerdings sind viele der stationären Händler mittlerweile auch in irgendeiner Form im Onlinehandel aktiv.
Jeder für sich ist vollkommen ok, insofern das Konzept dahinter passt. :daumenhoch:

Das "alle gleich" war einer meiner Knackpunkte, weshalb ich diese regionalen Projekte in der Form als nicht lauffähig einschätze:
Der Hofladen mit Eiern und Hühnchen braucht einen ganz anderen Auftritt wie der Baumarkt mit oft schweren oder chemischen Artikeln, oder das Klamottenlädchen mit Auswahlbestellungen/Retouren, oder der Buchladen mit über 500000 bestellbaren Publikationen (welche dann die Suchfunktion der Plattform sprengen).
Die alle dann auf eine Plattform packen, jeder zahlt pauschal beispielsweise 200€/Monat und die Kunden sollen alleine dadurch kommen, weil es ja eine regionale Plattform ist und jeder regional kaufen möchte? Absolut illusorischer Nonsens!

Wenn man sich neben dem Vorzeigeprojekt (mit 11 Teilnehmern + Plattformbetreiber) mal die anderen ehemaligen Lokaso-Orte anschaut, kommen diverse geschlossene Seiten zum Vorschein.

https://emsaue.lozuka.de : "aus gesundheitlichen Gründen ist der Geschäftsbetrieb aktuell eingestellt."
Lokaso.Arnsberg: von der Bildfläche verschwunden
Lokaso Bigge: Startabbruch, an Teilnehmern gescheitert
Lokaso Spremberg: irgendwie ist nüscht
Lokaso Isartal: findet man nur in Zeitungsartikeln
Lozuka Vulkaneifel / Frankfurt / München: wurden 2019 im firmeneigenen Blatt "Lozuka.Connect 2019" als kommende Betreiberregionen beworben, wobei es in mindestens einem Fall nur mal zur Diskussion stand und nicht mehr. Von einer Umsetzung war das noch weit entfernt... :)



Folgender Zeitungsartikel ist ein wenig seltsam:
https://www1.wdr.de/nachrichten/westfal ... t-100.html

Demnach "boomt" die Plattform in Siegen, nur irgendwie macht halt kaum ein Händler mehr mit. Keine Ahnung wie das zusammenpasst... :gruebel:

Das Zitat vom WDR ist ebenfalls strange:
"Auch werden unterschiedliche Sachen bestellt: Lebensmittel, Gartenbedarf oder Schmuck sind nur einige Beispiele."

Ähm, ja. Ich finde bei der Suche auf Lozuka Siegen folgende Produkte:
Suche nach "Schmuck" = 0 Ergebnisse.
Suche nach "Garten" = Dosenfisch! Es gibt Sardinen, Markrelen, oder Forellen ohne Haut, aber Nichts für den Garten. :-y

Re: Was wurde eigentlich aus (ex) Lokaso / Lozuka?

Verfasst: 11. Feb 2021 17:58
von H.Bothur
Das gab doch noch einen ... die haben das sogar in HH probiert und ... Wuppertal ?? Ich komm nur ums verrecken nicht auf den Namen :(

Jetzt weiß ich es wieder: Atalanda meinte ich :)

Hans

Re: Was wurde eigentlich aus (ex) Lokaso / Lozuka?

Verfasst: 4. Apr 2023 14:39
von fossi
Bin gerade wieder über das Thema gestolpert.
Jetzt ist sogar die Vorzeigestadt https://siegen.lozuka.de abgeschaltet.

Re: Was wurde eigentlich aus (ex) Lokaso / Lozuka?

Verfasst: 4. Apr 2023 14:44
von hkhk
fossi hat geschrieben: 4. Apr 2023 14:39 Bin gerade wieder über das Thema gestolpert.
Jetzt ist sogar die Vorzeigestadt https://siegen.lozuka.de abgeschaltet.
ist das lozuka.com?

bei siegen.lozuka.de gibt es ein Abschiedsmeldung.

Lozuka habe ich bis jetzt noch nie gehört.
Wollten die etwa den e-commerce revolutionieren und ebay/amazon das Fürchten lehren?

Re: Was wurde eigentlich aus (ex) Lokaso / Lozuka?

Verfasst: 4. Apr 2023 15:21
von koshop
Das Hauptproblem bei solchen Konzepten ist, daß kein rein lokaler Händler eine Produktdatenbank zum Einpflegen hat. Keine Photos, keine Beschreibungen, keine aktuellen Lagerbestände usw... Und für die paar Verkäufe die dann rumkommen sich die Mühe machen lohnt einfach nicht.

Re: Was wurde eigentlich aus (ex) Lokaso / Lozuka?

Verfasst: 4. Apr 2023 18:18
von kreien
Da gibt es aber noch mehr Beispiele mit deutlich besseren Ausgangsvoraussetzungen, die ebenfalls gescheitert sind. Auch wenn nicht direkt vergleichbar, diese Konzepte klappen selbst mit Industriekunden nicht. Auch dann nicht, wenn richtig viel Geld in die Hand genommen und massive Unterstützung bei Erstellung, Pflege sowie Schnittstellenanpassung for free geboten wird – also durch das Portal selbst. Branchenspezifisch mögen solche Konzepte funktionieren. Ich kenne das dauerhaft etabliert bisher nur bei Ersatzteilen (z. B. für Landmaschinen, namentlich Class Parts Doc) und Apotheken.

Siemens hatte vor ca. 20 Jahren mit "vertacross" einen herstellerübergreifenden Marktplatz für Fabrik-, Prozess- und Gebäudeautomation etabliert, viel Geld in die Hand genommen und das Ganze personalintensiv sowie mit ordentlich Marketingbudget ausgestaltet. Da waren Kampagnen dabei, die siebenstellig unterwegs waren.

Kurzum, so ging es 2000/2001 los:
https://www.maschinenmarkt.vogel.de/neu ... ze-a-1965/,

und so hat es aufgehört:
https://www.chemie.de/news/5579/marktpl ... b-ein.html.

Anderes Beispiel wäre buchhandel.de (die Buchhandlung vor Ort sollte vom Kauf profitieren – war aber völlig überfordert), vgl. https://www.literaturcafe.de/kundenserv ... sch-macht/ und dies das Ende: https://www.onlinehaendler-news.de/onli ... ionsportal.