Hallo,
Technokrat hat geschrieben: ↑7. Sep 2019 20:11
Mit den Plastiktüten finde ich in einer Hinsicht nicht verkehrt: Wenn die Leute von dem ständigen Kaufen von Papiertüten im Supermarkt so genervt sind, dass sie was zum Einkaufen mitnehmen, ist ja auch was gewonnen.
dazu habe ich folgende vorgezogene Weihnachtsgeschichte:
Die
Plastiktüten hatten bei mir immer zahlreiche Einsätze hinter sich und endeten als Mülltüte - d. h., in der Müllverbrennungsanlage (im Fall von Restmüll) oder im Dualen System (im Fall der Gelben Tonne), aber ganz bestimmt nicht in irgendwelchen Gewässern. Jetzt, wo es keine Plastiktüten mehr gibt, muss ich gezwungenermaßen Müllbeutel aus Kunststoff kaufen. Ich tue das gerne, genau in dem Geschäft, das die Plastiktüten abgeschafft hat, denn ich weiß, dass Kunststoff komplett recycelbar ist. Mülltüten sind auch Plastiktüten, jedoch entfällt die mehrfache Nutzung.
Halten wir mal fest: Das Plastiktütenverbot führt dazu, dass ich Müllbeutel aus Plastik kaufen muss - die bisherige Mehrwegnutzung entfällt, zugunsten von Einweg. Der Gesetzgeber will es so, es ist aber Schwachsinn und jeder weiß es.
Ein anderes Praxisbeispiel: In den 1980er-Jahren hatten Discounter (z. B. Aldi oder Plus) hinter der Kasse so Kartonecken mit gebrauchten
Kartons, die die Kunden kostenlos für Verpackungszwecke nutzen konnten. Heute werden bei meinem REWE hinten die ausgepackten Kartons weggeschmissen. Vorne im Kassenbereich kann ich dafür einen neuen REWE-Kassenkarton als Produkt kaufen. Dieses Produkt wurde extra für REWE hergestellt und mit LKW als Leerkarton angeliefert. Vom NABU wird diese Vorgehensweise in einem Atemzug mit Müllvermeidung genannt (vgl.
https://www.nabu.de/news/2016/06/20796.html). Anders als früher werden Papiertüten und Pappkartons nun auch nicht mehr kostenlos an die Kunden verteilt, sondern unter dem Deckmantel des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit mit Gewinnerzielungsabsicht an den Kunden verkauft. Dazu holt man sich ausgerechnet den NABU bei REWE in Form einer Kooperation mit ins Boot. Cleverer Schachzug - ich fühle mich aber als Kunde verarscht und abgezockt.
Selbst, wenn der stationäre Einzelhandel seinen Kunden gebrauchte Kartonagen kostenlos zur Verfügung stellen wollte: Es geht nicht mehr so einfach, weil der Einzelhändler dann für die Leerkartons, die er an private Endverbraucher abgibt, in der Pflicht steht (Verpackungslizenz bei allen Leerkartons vorhanden?). Auch kann der Einzelhändler nicht garantieren, ob nicht doch Transportverpackungen dabei sind, die gar zur Weitergabe an den Endverbraucher bestimmt sind und daher gemäß VerpackG gar nicht lizenziert sind. Der Gesetzgeber will es so, es ist aber Schwachsinn und jeder weiß es. Beim Kreislaufwirtschaftsgesetz reift auch die Erkenntnis: Der Gesetzgeber will es so, es ist aber Schwachsinn und jeder weiß es.
Ich bin in der Tat vom stationären Einzelhandel genervt und seit Jahrzehnten enttäuscht - ich habe diese Transportprobleme und andere Eskapaden (z. B. an der endlosen Kassen-Warteschlange, private Parkraumüberwacher, Umtausch) im Online-Handel nicht. Ich bin aber sicher, dass während der stationäre Einzelhandel in Deutschland mit Sterben beschäftigt ist, sich die Politik den Online-Handel auch vorknöpfen wird, um sich weitere klimagerechte Verbote und Gebühren auszudenken, bei denen die Beteiligten folgendem Satz zustimmen werden: Der Gesetzgeber will es so, es ist aber Schwachsinn und jeder weiß es,
... und während wir mit uns selbst beschäftigt sind Arbeitsplätze abzubauen, die nicht nur am Auto oder der Kunststoffindustrie, sondern auch im Sondermaschinenbau am Kunststoff hängen (Deutschland ist z. B. Weltmarktführer bei Verpackungsmaschinen, vgl.
https://www.verpacken-info.de/hochleist ... mit-system), optimiert der China-Mann seine Geschäftsprozesse und versorgt fleißig die Welt mit seinen Erzeugnissen.
Wir sind so bescheuert, es lässt sich manchmal nicht mehr in Worte fassen, aber was solls, es ist ja von einer Mehrheit gewollt.
Viele Grüße
Michael