Fallstricke mit FBA bei Amazon.com
Verfasst: 8. Jul 2018 10:32
Weil es für andere hier interessant sein mag erzähle ich hier die Geschichte unseres Ausflugs auf den US Markt. Der eine oder andere wird damit vielleicht nicht in die Fallen rennen in die wir getappt sind.
Wir verkaufen zum Teil generische Produkte. Diese lassen wir in Asien herstellen und unter eigener Marke laufen. Weil das in DE ganz gut funktioniert hat und wir etwas Ressourcen und Lust zum ausprobieren hatten haben wir eine Firma in den USA gegründet und unsere Produkte auch dorthin exportiert. Die Marke ist ordentlich als Wortmarke in den USA registriert und in der Amazon Brand Registry angemeldet. Unsere Produkte haben tatsächlich einzigartige Qualitätsmerkmale und tragen unser Markenlabel das natürlich auf den Fotos immer sichtbar ist. Wir haben hier mit 20' Containern angefangen und diese aus Asien nach Los Angeles geschickt. Dort haben wir mit einer Spedition gearbeitet, die die Container entgegengenommen hat, die Ware nach den Amazon Regeln palletiert hat und dann an die entsprechenden Lager weitergeleitet hat. Wir mussten noch eine zusätzliche Option buchen, damit wir die Ware an nur zwei Lager senden konnten und sie nicht selbst auf alle Lager verteilen mussten. Das hat mit den ersten 2 Containern gut funktioniert und wir haben tatsächlich ein bißchen verdient und unseren Einkauf auf einen 40' Container vergrößert, was sich im Nachhinein betrachtet als Riesenfehler erweisen sollten.
Mit genau diesem Container begannen die Probleme. Es ging erst mal damit los, dass man uns bei der Anlieferplanung nicht nach Los Angeles schicken lassen wollte. Vielmehr war für die Standardsize Artikel nur eine Lieferung an die Ostküste möglich. Egal wie oft ich einen neuen Anlieferplan gemacht habe, es ging immer nur an die Ostküste. Dadurch hatten wir eine viel längere Anlieferzeit und deutlich höhere Kosten für die Seefracht.
Zwischenzeitlich fing Amazon selbst an die Artikel von irgend einem asiatischen Händler in schlechterer Qualität, ohne unser Label über unsere Markenangebote zu verkaufen. Nochmal: Das Angebot war nicht von irgendeinem Marketplace Händler sondern von Amazon höchstselbst. Amazon wird die Ware wohl über das Vendorprogramm beziehen. Ein weiteres Problem ergab sich aus dem nächsten Fehler den wir gemacht haben. Ich hatte beim Erstellen des Anlieferplans den "vermischten Lagerbestand" nicht abgewählt, so dass unsere Ware jetzt mit den minderwertigen Produkten von Amazon vermischt ist. Amazon hat sich hier geweigert irgend etwas zu tun und uns genötigt Testkäufe vorzunehmen. Wie erwartet kamen mit den Testbestellungen auch diverse Produkte ohne unser Label in schlechter Qualität an. Wir haben dazu über die Brand Registry Fälle aufgemacht denen auch allen stattgegeben wurde. Es wurden damit alle anderen Händler von dem Produkt geschmissen außer Amazon.com und uns. Wir haben dies mehrfach der berühmt berüchtigten Sellerperformance, die leider auch dafür zuständig ist gemeldet. Passiert ist seit Wochen nichts, die Anfragen werden nicht oder mit völlig unsinnigen Textbausteinen beantwortet. Niemand entfernt die falschen Produkte aus dem Lager und Amazon verkauft diese munter weiter.
Dazu kam dann noch ein weiteres Problem. Während unser Container schon unterwegs war hat Amazon in den USA die Spielregeln geändert. Dort wurde ein sogenannter "Inventory Performance Index" eingeführt. Es fließen verschiedene Faktoren wie Durchsatz, Lagerbestand und weiteres mit ein. Wenn dieser "IPI" unter einen bestimmten Wert fällt darf man nur noch begrenzt Waren einsendeb. Für Ware die darüber hinaus noch lagert wurde eine zusätzliche Strafgebühr in Höhe von 10 USD pro Kubikfuss pro Monat (!) eingeführt. Somit haben wir uns mit unserem großen Container ziemlich die Karten gelegt. Wir haben nach den alten Spielregelnd berechnet, dass wir ohne zusätzliche Gebühren hinkommen und unsere Ware gut im Zeitraum von 8-9 Monaten abverkaufen können. Auf einmal hatten wir einen IPI von 0 der vor allem aus dem hohen Warenbestand resultierte. Nach den neuen Spielregeln werden damit ab 1. Juli für den derzeit lagernden Überbestand 10.000 USD pro Monat zusätzliche Lagergebühr fällig.
Das ganze ist ein ziemliches Disaster für uns. Wir haben leider auch zu spät verstanden, dass das ein Problem werden würde und müssen jetzt notfallmäßig einen großen Teil unserer Ware abziehen, zu Verwandten schicken lassen und hinfliegen um das Chaos zu beseitigen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit werden wir außerdem noch einen ganzen Teil von der billigen Fakeware zurückbekommen, die Amazon irgendwo über das Vendorprogramm eingekauft hat. Der Lagerbestand ist ja vermischt. Wir werden uns dann wahrscheinlich mit denen rumschlagen müssen, damit wir diesen Schaden ersetzt bekommen und evtl. noch einen Anwalt dazunehmen müssen. Alles in allem viel Ärger. Derzeit ist unklar, wie und ob wir überhaupt weitermachen werden.
Ich habe bei der Sache einiges gelernt. Niemals vermischten Lagerbestand, kleinere Mengen einsenden und damit flexibel bleiben und immer damit rechnen, dass bei Amazon plötzlich irgend etwas geändert wird was einen Strich durch die Planung machen kann. Die Brand Registry scheint auch nur so lange zu helfen wie der Markenrechtsverletzer nicht Amazon.com heißt.
Wir verkaufen zum Teil generische Produkte. Diese lassen wir in Asien herstellen und unter eigener Marke laufen. Weil das in DE ganz gut funktioniert hat und wir etwas Ressourcen und Lust zum ausprobieren hatten haben wir eine Firma in den USA gegründet und unsere Produkte auch dorthin exportiert. Die Marke ist ordentlich als Wortmarke in den USA registriert und in der Amazon Brand Registry angemeldet. Unsere Produkte haben tatsächlich einzigartige Qualitätsmerkmale und tragen unser Markenlabel das natürlich auf den Fotos immer sichtbar ist. Wir haben hier mit 20' Containern angefangen und diese aus Asien nach Los Angeles geschickt. Dort haben wir mit einer Spedition gearbeitet, die die Container entgegengenommen hat, die Ware nach den Amazon Regeln palletiert hat und dann an die entsprechenden Lager weitergeleitet hat. Wir mussten noch eine zusätzliche Option buchen, damit wir die Ware an nur zwei Lager senden konnten und sie nicht selbst auf alle Lager verteilen mussten. Das hat mit den ersten 2 Containern gut funktioniert und wir haben tatsächlich ein bißchen verdient und unseren Einkauf auf einen 40' Container vergrößert, was sich im Nachhinein betrachtet als Riesenfehler erweisen sollten.
Mit genau diesem Container begannen die Probleme. Es ging erst mal damit los, dass man uns bei der Anlieferplanung nicht nach Los Angeles schicken lassen wollte. Vielmehr war für die Standardsize Artikel nur eine Lieferung an die Ostküste möglich. Egal wie oft ich einen neuen Anlieferplan gemacht habe, es ging immer nur an die Ostküste. Dadurch hatten wir eine viel längere Anlieferzeit und deutlich höhere Kosten für die Seefracht.
Zwischenzeitlich fing Amazon selbst an die Artikel von irgend einem asiatischen Händler in schlechterer Qualität, ohne unser Label über unsere Markenangebote zu verkaufen. Nochmal: Das Angebot war nicht von irgendeinem Marketplace Händler sondern von Amazon höchstselbst. Amazon wird die Ware wohl über das Vendorprogramm beziehen. Ein weiteres Problem ergab sich aus dem nächsten Fehler den wir gemacht haben. Ich hatte beim Erstellen des Anlieferplans den "vermischten Lagerbestand" nicht abgewählt, so dass unsere Ware jetzt mit den minderwertigen Produkten von Amazon vermischt ist. Amazon hat sich hier geweigert irgend etwas zu tun und uns genötigt Testkäufe vorzunehmen. Wie erwartet kamen mit den Testbestellungen auch diverse Produkte ohne unser Label in schlechter Qualität an. Wir haben dazu über die Brand Registry Fälle aufgemacht denen auch allen stattgegeben wurde. Es wurden damit alle anderen Händler von dem Produkt geschmissen außer Amazon.com und uns. Wir haben dies mehrfach der berühmt berüchtigten Sellerperformance, die leider auch dafür zuständig ist gemeldet. Passiert ist seit Wochen nichts, die Anfragen werden nicht oder mit völlig unsinnigen Textbausteinen beantwortet. Niemand entfernt die falschen Produkte aus dem Lager und Amazon verkauft diese munter weiter.
Dazu kam dann noch ein weiteres Problem. Während unser Container schon unterwegs war hat Amazon in den USA die Spielregeln geändert. Dort wurde ein sogenannter "Inventory Performance Index" eingeführt. Es fließen verschiedene Faktoren wie Durchsatz, Lagerbestand und weiteres mit ein. Wenn dieser "IPI" unter einen bestimmten Wert fällt darf man nur noch begrenzt Waren einsendeb. Für Ware die darüber hinaus noch lagert wurde eine zusätzliche Strafgebühr in Höhe von 10 USD pro Kubikfuss pro Monat (!) eingeführt. Somit haben wir uns mit unserem großen Container ziemlich die Karten gelegt. Wir haben nach den alten Spielregelnd berechnet, dass wir ohne zusätzliche Gebühren hinkommen und unsere Ware gut im Zeitraum von 8-9 Monaten abverkaufen können. Auf einmal hatten wir einen IPI von 0 der vor allem aus dem hohen Warenbestand resultierte. Nach den neuen Spielregeln werden damit ab 1. Juli für den derzeit lagernden Überbestand 10.000 USD pro Monat zusätzliche Lagergebühr fällig.
Das ganze ist ein ziemliches Disaster für uns. Wir haben leider auch zu spät verstanden, dass das ein Problem werden würde und müssen jetzt notfallmäßig einen großen Teil unserer Ware abziehen, zu Verwandten schicken lassen und hinfliegen um das Chaos zu beseitigen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit werden wir außerdem noch einen ganzen Teil von der billigen Fakeware zurückbekommen, die Amazon irgendwo über das Vendorprogramm eingekauft hat. Der Lagerbestand ist ja vermischt. Wir werden uns dann wahrscheinlich mit denen rumschlagen müssen, damit wir diesen Schaden ersetzt bekommen und evtl. noch einen Anwalt dazunehmen müssen. Alles in allem viel Ärger. Derzeit ist unklar, wie und ob wir überhaupt weitermachen werden.
Ich habe bei der Sache einiges gelernt. Niemals vermischten Lagerbestand, kleinere Mengen einsenden und damit flexibel bleiben und immer damit rechnen, dass bei Amazon plötzlich irgend etwas geändert wird was einen Strich durch die Planung machen kann. Die Brand Registry scheint auch nur so lange zu helfen wie der Markenrechtsverletzer nicht Amazon.com heißt.