Das ist natürlich eine subjektive Erfahrung von mir da oben. Es kann auch sein, dass es anderen - vor allem jüngeren - ganz anders damit geht.
Ich hatte allerdings immer den Eindruck, dass man insgesamt eher froh war, wenn jemand frische Ideen hatte - weil man sich schon ein wenig in der ewig eigenen Suppe köchelt, was ja auch Bequemlichkeit ist.
Die Entwicklung zu weniger Recherchetiefe kam imho durch einerseits wirtschaftlichen Druck, andererseits aber auch durch die Zielgruppen: es wurde zunehmend weniger Tiefe erwartet - oder gar gewünscht. Vielleicht hat sich durch das Informationsangebot das Interesse verbreitert, ist aber gleichzeitig in der Tiefe abgeflacht. Vielleicht auch deswegen, weil wir es in der Tiefe schlicht nicht mehr brauchen müssen, weil sich die Technik um uns herum rasant entwickelt hat.
Warum soll ich wissen, wie ein Motor funktioniert - ich erwarte, dass das Auto fährt und das tut es, ebenso wie der Computer funktioniert, ich mir nichts mehr merken muss, weil das eine KI für mich übernimmt.
Loriot hatte einmal gesagt, dass neue Sachen von ihm im Fernsehen nicht mehr funktionieren würden, weil das Fernsehen viel zu schnell geworden sei. Es ist einfach eine Entwicklung und das ist ja auch ok.
Meine Argumentation ist ja eigentlich auch die oberfaulste, dass man sich nach den Wissenschaftlern richtet, dann braucht man sich selbst nämlich nicht damit zu befassen. Wobei ich rechtfertigend davon ausgehe, dass der Wissenschaftler einfach mehr Zeit und Kompetenz dafür hat, als ich oder sonst jemand, der seine Brötchen nicht als Wissenschaftler verdient.
Ich habe die Tage bei beiden Reconquista mitgelesen, also halt das, was man lesen kann. Ich werde bei keinem von beiden mitmachen. Im Grunde reiben sich die Leute in den sozialen Kanälen gegenseitig auf Bundesebene oder gar internationaler Ebene auf - auf der sie eigentlich gar nichts verloren haben.
Sie können dort eigentlich nur marginal Ziele erreichen - und wenn nur in großen Massen. Ich denke schon, dass das Glücksgefühle geben kann, aber persönliche eigene Erfolge sehen eigentlich anders aus.
Ich denke ein zu starkes Engagement in solchen von der eigenen Position eigentlich losgelösten Streitereien kann langfristig entweder zu Resignation oder Unglücklichkeit im eigenen Leben führen.
Sinnvoller wäre es, dort etwas zu unternehmen, wo man direkt etwas bewirken kann - auch wenn es nur wenige sehen - nämlich im eigenen Umfeld. Fände ich besser für die Leute, auch wenn ich da selbst kein leuchtendes Vorbild bin.
Was ich denke auf jeden Fall sinnvoll ist, dass man versucht, Nachrichten bewusster zu konsumieren. Nicht ständig. Eben in Zeitfenstern. Ich glaube das könnte viele Leute ziemlich entlasten. Ich werde das selbst auch versuchen etwas bewusster zu machen. Denn zeitweise liest man schon unbewusst nebenher irgendeinen Murks mit, wer jetzt wem Geld gezahlt hat und warum und wo gepimpert wurde, dabei interessiert mich das eigentlich gar nicht - und mein Leben beeinflussen wird es schon überhaupt nicht.
So halt, wie es auf Bierflaschen hinten drauf steht: Bewusst genießen. Bewusst lesen / social media genießen.
Im Übrigen bin ich mir fast sicher, damals gegen Ende der Kohl-Ääääääraaaa: Hätte es da schon die entsprechenden technischen Möglichkeiten gegeben, wäre das wahrscheinlich schon da passiert, das sich die Leute über Themen zerfetzen, mit denen sie selbst in ihrem Leben eigentlich höchstens ganz am Rande zu tun haben. Vielleicht würden die Streitereien weniger werden, wenn es nicht mehr so endlose Kanzlerschaften geben würde.
Naja, ich bin kein Pfarrer, auch wenn das fast schon ein Wort zum Sonntag war
.
Das ist nur meine persönliche Meinung, die sich auch ändern kann.
Nur noch ein kleines Schmankerl: Wir fanden die Entwicklung in der "Zeitungskrise" natürlich sehr schlecht, weil wir aus einer sehr bequemen Situation heraus kamen - die für mich nur recht kurz gedauert hatte
. Es wurde eben unbequemer. Für jüngere Leute kann sich das Umfeld natürlich ganz anders darstellen.
Aber als es so richtig hip war "Hauptsache was mit Medien" zu machen, war die Zeit hoher Einstiegsgehälter eigentlich schon lange vorbei. Das wussten die nur nicht