Käufer hat Geld zurück bekommen wegen zu langer Lieferung, Ware aber nun angekommen

[marcibet]

Hallo,

Ein Käufer aus den USA hat bei uns mit Economy Versand bestellt, Economy versenden wir ganz normal mit der österreichischen Post. Kaufpreis ~900 EUR.
Wir haben die Ware direkt am 7.1. versendet, Tracking Daten haben wir wie immer umgehend bei eBay hinterlegt.

Am 17.1. erhielten wir wie immer die Benachrichtigung von eBay " Ihr Geld ist jetzt verfügbar ", weswegen das ganze für uns "abgeschlossen" war, und wir uns nicht um das Tracking gekümmert haben. (gab ja bis dahin keinerlei Nachricht).

Am 22.1. hat der Käufer bei eBay einen Fall aufgemacht dass der Artikel noch nicht bei ihm angekommen ist. Das Tracking zeigt tatsächlich ab dem Abgang aus Österreich keinerlei Fortschritt. Wir haben zu dem Zeitpunkt umgehend einen Nachforschungsauftrag bei der österr. Post eingeleitet, wie ihr wisst dauert sowas aber teils mehrere Wochen. Diese Info habe ich auch im Fall hinterlegt.

Am 29.1. hat der Käufer den Fall an eBay zur Klärung übergeben. eBay hat kurz darauf am 30.1. den Fall geschlossen mit dem Hinweis das im Tracking erkennbar ist dass der Käufer (noch) keine Lieferung erhalten hat, und das Geld wurde mir wieder abgezogen. Bis hier hin ja verständlich und inhaltlich korrekt. Der Käufer hat mir von sich aus dann geschrieben er würde die Ware selbstverständlich bezahlen sollte sie doch noch einlangen, er wäre ja ein furchtbar ehrlicher Kunde. In der Zwischenzeit habe ich auch schon die Schadensmeldung an die Post vorbereitet.

Es kam wie es kommen musste - ein weiteres Monat später (also 2 Tage bevor der Nachforschungsauftrag abgeschlossen worden wäre) wurde das Paket zugestellt. Der Käufer hat mich dazu auch direkt kontaktiert - allerdings hat er sich lediglich für die kostenfreie Ware bedankt, er würde diese natürlich nicht bezahlen und eBay hat bereits erfolgreich für Ihn entschieden also habe ich Pech gehabt.

Na toll

Den Fall kann ich nicht mehr neu aufmachen, eBay Deutschland will von diesem Thema nichts wissen, Paypal interessiert sich nicht dafür, und eine Klage in die USA ist natürlich aussichtslos - völlig egal wie klar die Sachlage ist.

Übersehe ich irgendeinen Trick wie ich doch noch an mein Geld kommen könnte? Ist das tatsächlich so üblich, dass eBay erstattet wenn die LIeferung zu lange dauert, und die Erstattung auch b estehen bleibt wenn nach der Erstattung doch noch zugestellt wird!? Das wäre ja sehr einfach auszunutzen wennn man abgelegen wohnt und Corona derzeit alle Laufzeiten sprengt...?!

Tracking:

27Feb
Sendung zugestellt
10:07
US, PLZ 92651-2063
27Feb
Sendung in Zustellung
06:12
US, PLZ 0000
12Jän
Sendung am Flughafen übergeben
21:03
PLZ ATVIEA
12Jän
Sendung ins Zielland weitergeleitet
10:55
AT, PLZ 1005
12Jän
Sendung in Verteilung
02:55
AT, PLZ 1005
11Jän
Sendung in Verteilung
21:08
AT, PLZ 4005
11Jän
Sendungsannahme durchgeführt
16:50
AT, PLZ 4005
lg

[Baam]

Ggf. dem Kunden sonst mitteilen, dass man Anzeige beim lokalen Police Department erstattet?

[roman]

Im Ebay-Angebot hast Du ja eine Lieferzeit angegeben (bzw. aufgrund des ausgewählten Versandservices wird diese von Ebay bestimmt).
Ich weiß nicht wie/wo Du einstellst (das ganze ist je nach Ebay-Länderwebseite und Versandoption immer etwas unterschiedlich), aber im Regelfall sind diese Lieferzeiten bei "exotischeren" Ländern ca. maximal 1 Monat, bei USA eher deutlich kürzer, da Ebay für die USA generell kürzere Lieferzeiten voraussagt als für andere vergleichbare Länder.

Sobald dieses versprochene Lieferdatum erreicht ist, kann der Kunde einen Fall aufmachen, dann hat man ein paar wenige Tage Zeit bis der Kunde den Fall auch zu Ebay eskalieren kann.

In manchen Fällen ist es mir gelungen dass aufgrund meiner Antwort im Fall, Ebay die danach erfolgte Eskalation 10 Tage "auf Halde" verschiebt, und erst nach diesen 10 Tagen entscheidet. Aber das hängt wohl von der Laune des Bearbeiters ab, ich habe hier kein Muster erkennen können.

Sobald die Eskalation von Ebay tatsächlich bearbeitet wird, bekommt der Kunde innerhalb von 48 Stunden (meist innerhalb weniger Minuten/Stunden) zu fast 100%iger Sicherheit das Geld zurück wenn keine Zustellung erfolgt ist.
Auch wenn die Sendung z.B. zur Abholung auf seinem Postamt liegt, ist die Chance sehr gut dass der Kunde das Geld zurückbekommt (und die Sendung danach vom Postamt abholt).
Selbiges wenn die Sendung beim Zoll liegt (was der Kunde in manchen Ländern selbst beeinflussen kann indem er die vom Zoll angeforderten Unterlagen nicht einreicht). Auch hier kann der Kunde das hinauszögern und erst nach der Rückerstattung dem Zoll die fehlenden Empfängerdaten nennen und bekommt dann Gratisware.

Sobald für den Kunden entschieden wird, bekommt man "als Strafe" auch die Ebay-Gebühren nicht mehr zurück und man bekommt als Verkäufer einen Minuspunkt weil man die Sache nicht geklärt hat. Sobald man ein paar Minuspunkte gesammelt hat, wird man entsprechend eingeschränkt.

Abhilfe?
Mir ist keine bekannt (außer dem Auslandsversand weitgehend einzustellen).
Mann KANN 1 Monat lang nach der Einscheidung Einspruch einlegen (direkt im Konflikt gibt es einen entsprechenden Punkt zum auswählen). Aber da kommt im Normalfall auch nix raus.
Telefonisch reklamieren bringt im Normalfall auch nix, da ebay.de sagt sie sind nicht zuständig, und sie können keine Entscheidungen von ebay USA overrulen (auch nicht wenn es offensichtlich falsche Entscheidungen waren; z.B. wenn doch rechtzeitig zugestellt wurde).

Ja, Du hast recht.
Das ganze ist eine Lizenz zum Gratiseinkauf. Bei der Lieferung in Destinationen bei denen längere Lieferzeiten die Regel sind (seit Corona fast die ganze Welt; normalerweise: Mittel- und Südamerika, große Teile Afrikas, Israel, diverse Inseln in den Weltmeeren vereinzelt auch Asien...) kann der Käufer damit rechnen dass die bei Ebay angegebenen Leiferzeiten nicht eingehalten werden können und bekommt somit fast jedes mal seinen Einkauf gratis, wenn er das Prozedere durchzieht.

PS: Wenn es - wie bei Dir - um 900 Euro geht, müsstest Du übrigens auch die Unterschrift vorweisen können. Aber einer gewissen Grenze (700 Euro?) verlangt Ebay ja zusätzlich zum Zustelleintrag im Tracking ja auch eine Unterschrift. Das ist mit den meisten Paketdiensten nicht machbar. Hier ist man daher immer darauf angewiesen dass der Kunde kein Schlitzohr ist.
Zusammengefasst ist Auslandsversand eigentlich fast ein Kauf auf Rechnung.

[Doppel]

Sobald dieses versprochene Lieferdatum erreicht ist, kann der Kunde einen Fall aufmachen, dann hat man ein paar wenige Tage Zeit bis der Kunde den Fall auch zu Ebay eskalieren kann.

Das geht auch wenn der Artikel noch nicht verschickt wurde und man als Kunde noch sich innerhalb der angegebenen Versandzeit sich befindet - ich hatte das jetzt schon 2x:

1x hat ein Kunde am Samstag Nachmittag bestellt und Montag früh gegen 07:30 Uhr hat er einen Fall aufgemacht, weil er seine Ware noch nicht hatte. Das andere Mal wurde sogar ein Fall noch am Bestelltag aufgemacht, da lagen gerade mal zwischen Bestellung & Fall knapp 5h :(

[roman]

... und natürlich könnte man als Alternative Expressdienste nutzen.
Was bei Kleinbetragszeugs natürlich die Kalkulation generell nicht zuläßt, bzw. in Österreich auch schwieriger ist als in DE (weniger Anbieterauswahl, höhere Preise).

@Doppel
Aja, das hatte ich noch nicht. Seltsam.
Hatte schon oft Kunden die schon per Mail vor Lieferzeitterminende herumjammerten, aber offensichtlich keinen Konftlikt aufmachen konnten. Erst als das Zeitfenster dafür dann tatsächlich offen waren (was sich mit der Ebay-Lieferzeitangabe im Angebot deckte), hatten sie dann erwartungsgemäß einen aufgemacht.

[regularwheel]

Habe das Problem auch, gerade mit USA. Laufzeiten von 3 Monaten bei Versand im November sind eher normal. Die deutsche Post gibt jetzt selber eine Laufzeit von bis zu 2 Monaten (!) an. Du könntest einen Mahnbescheid gegen ebay beantragen, schließlich haben die dein Geld einbehalten. Deine Chancen stehen gar nicht mal so schlecht, aus eigener Erfahrung kann ich sagen das ebay auf jeden Fall ein Verfahren mit Urteil gegen sie vermeiden will, da zahlen sie lieber. Man stelle sich mal die Lawine vor wenn ein Gericht zu deinen Gunsten entscheidet...

[cookie]

Habe insgesamt 7 Nachverfolgungsanträge bei DHL gerade aus diesem Grund (Ware nach USA) aufgemacht. DHL hat diese bestätigt, aber seit ca 4 Wochen passiert gar nichts.

DHL schiebt den schwarzen Peter der US Post USPS zu, und im GKPortal findet man eine Nachricht hierzu, und das man keine Nachforschungsanträge stellen soll.

Kann gar nicht sagen wieviel Geld durch diesen "Gratiseinkaufspöbel" verloren habe (niedrige vierstellige Summe). Ebay kennt das Problem und tut nichts. Ich selbst habe mir damit beholfen, dass ich USA und Australien ausgeschlossen habe als Käufer, und habe dann auch noch meinen ebay shop schon seit mehreren Wochen geschlossen. Ich werde schauen wie es weitergeht. Damit ebay mein Geld verschenkt und dafür auch noch mehr Gebühren nimmt ist mir meine harte Arbeit zu schade.

Zum Eigentlichen Thema: Schau doch mal was Inkasso in den USA kostet. Deine Forderung ist sicher valid, und in den USA gibt es schöne Institutionen wie "Repossesser"

[webstar]

Das ist doch der Klassiker und auch außerhalb Ebay ein regelmäßiges Thema:
1) Bestellung wird versendet
2) Kunde reklamiert (gerne per Paypal-Fall) Paket nicht angekommen
3) Wir stellen einen Nachforschungsauftrag
4) DHL erstattet irgendwann
5) Wir erstatten dem Kunden
6) Wochen/Monate später kommt das Paket beim Kunden an
7) DHL verlangt den Schadenersatz zurück, da Paket ja doch zugestellt

[roman]

Es gibt doch eh für jeden Schmarrn schon ein Start-Up.
Noch niemand der sich auf die einfache internationale Eintreibung solcher Fälle spezialisiert hat?

In der Regel niedrige Streitwerte im zwei- und dreistelligen Bereich, Forderungen von KMU an Privat bei denen es aufgrund der geringen Fallzahlen keinen Sinn macht direkt im (weit entfernten) Ausland Forderungen einzutreiben...

Momentan wissen die Paketempfänger dass ein gewonnener (Ebay-/Paypal-/Kreditkarten-)Konflikt faktisch keine Konsequenzen hat, wenn der Händler im Ausland sitzt, auch wenn es rechtlich gesehen wohl oft eine Zahlungspflicht gäbe.

Das ganze sollte einfach und online zu beantragen sein. Klar, die Provisionen wären sicher ziemlich hoch, aber auch wenn sich dieser Eintreiber einen großen Teil der lukrierten Summe einbehalten würde, wäre das eine tolle Sache, weil dann die Käufer wissen dass sie mit Widerstand zu rechnen hätten.

Bei Bildern gibt es ja schon ziemlich professionelle Dienste die weltweit Honorare für gefladerte Internetbilder eintreiben.

[marcibet]

Das ist doch der Klassiker und auch außerhalb Ebay ein regelmäßiges Thema:
1) Bestellung wird versendet
2) Kunde reklamiert (gerne per Paypal-Fall) Paket nicht angekommen
3) Wir stellen einen Nachforschungsauftrag
4) DHL erstattet irgendwann
5) Wir erstatten dem Kunden
6) Wochen/Monate später kommt das Paket beim Kunden an
7) DHL verlangt den Schadenersatz zurück, da Paket ja doch zugestellt

Mag für manche hier ein Klassiker sein, wir hatten es tatsächlich in vielen Jahren noch nie. Liegt wahrscheinlich daran dass wir eigentlich fast kein eBay machen (max 2-3 Transaktionen pro Monat, und das ging bislang immer gut, ich muss auch dazu sagen dass die Kunden zu 99% den Exporess Versand um 39 USD Aufpreis buchen, einfach weil es viel schneller ist).

Wir hatten allerdings auch noch NIE einen Paketverlust mit DHL Express ins Ausland. Hier ist die normale Post offensichtlich im Nachteil (ev. durch die Schnittstelle zu USPS).