Polen setzt Freigrenze für Einfuhrsteuer ab

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icstore
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Polen setzt Freigrenze für Einfuhrsteuer ab

Aus: https://www.rp.pl/Handel/308309871-VAT- ... -Chin.html

"Das Finanzministerium hat bekanntgegeben, dass die Befreiung von der Einfuhrumsatzsteuer bei Warenwerten unter 22€ nicht für den Versandhandel gilt. Die ist eine Antwort auf die starke steigende Zahl an Bestellungen von chinesischen Onlineshops wie AliExpress."

Ich finde das einen sehr gutem Schritt im 'Kampf' gegen die China-Verkäufer, denn der Kunde überlegt vorher 3 Mal ob er für den 1€ Ust zum Zollamt fahren wird.

Sollte man eigentlich auch hier so einführen, zusammen mit der 6€ Postgebühr werden die Chinesen viele Kunden verlieren, da es sich dann meistens lohnt direkt beim Deutschen Händler zu kaufen.
Gleichzeitig haben die Zollämter und Beamten mehr zu tun wodurch die Ankunftszeit weiter verlängert und die Bestellung unattraktiv wird.

Meinungen dazu?


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Rex
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Re: Polen setzt Freigrenze für Einfuhrsteuer ab

Phew schwierig.
Also soweit ich weiß sind diese Umsatzfreigrenzen von der WTO gewollt um den internationalen Handel zu fördern. Hat ja jedes Land in verschiedenen Höhen. Inwiefern Polen hier einen Alleingang machen kann, ohne vor irgend einem internationalen Schiedsgericht verklagt zu werden wird sich zeigen.

Rein rechtlich bleibt aber die Frage für was in Polen die 22€ Grenze dann gilt, wenn nicht für den Versandhandel?^^
Die 22€ Grenze ist/war ja genau die Grenze für den Versandhandel. Für persönliche Einfuhr im Reiseverkehr gilt eine andere Grenze.

Polen hat halt eine gescheite nationalkonservative Regierung welche die eigenen Interessen schützt. Liest man den Text weiter klingen die Argumente ähnlich wie auch Trump argumentiert.

Ob sich das auf Deutschland übertragen ließe bzw. politisch gewollt wäre?
Schwierig. Im Text steht beschrieben, das die polnischen Exporte nach China nur 10% der Menge der Importe aus China entsprechen.
Polen hat im Handel also kaum was zu "verlieren" wenn es die Importe aus China erschwert.

Deutschland hingegen exoportiert 86% soviel wie es aus China importiert. (Jahr 2017 86,1 Mrd Export / 100,4 Mrd Import https://www.auwi-bayern.de/Asien/China/ ... istik.html)
Ist kein so dramatisches Handelsdefizit. Und Deutschland hätte in einem Handelskonflikt mit China mehr zu "verlieren" als Polen.
Zumal wir gute Ware Autos, Maschinen, Generatoren, usw. nach China exportieren.

Also ob es politischen Willen dafür in Deutschland gibt ist die Frage.

Weiterhin stellt sich natürlich die Frage inwiefern Polen einfach einseitig die Einfuhrfreigrenze im Versandhandel ggü. Drittländern aufheben kann.
Meines erachtens ist dafür die EU zuständig. Genau das ist/war ja der Grund einer Handelsunion, dass nicht jedes Land nach Außen seine eigenen Regeln hat.

Aber die nationalkonservative Regierung in Polen scheint das nicht sonderlich zu kümmern.
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Woody-HH
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Re: Polen setzt Freigrenze für Einfuhrsteuer ab

Das einzige was die polnische Regierung kümmert ist ob die EU-Subventionen pünktlich kommen. Aus allem anderen hat sich die EU gefälligst rauszuhalten.
fuzzy
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Re: Polen setzt Freigrenze für Einfuhrsteuer ab

Die Freigrenze wird EU-weit abgeschafft, voraussichtlich 2021.
https://www.paketda.de/news-zollfreigre ... hafft.html
kreien
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Re: Polen setzt Freigrenze für Einfuhrsteuer ab

Hallo,

in diesem Zusammenhang sei auf meinen völlig unterschätzten und wenig beachteten Beitrag unter versand-logistik-im-export-f9/bestellun ... 52099.html hingewiesen :).

Ich bekomme neuerdings eBay-Bestellungen aus Fernost (China, Thailand, …) als frankierte Briefsendung aus Georgien. Das Land kann als Vorposten auf der neuen Seidenstraße verstanden werden (vgl. http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 22657.html). Die Europäische Union hat ein sehr weitreichendes Freihandelsabkommen mit Georgien ratifiziert, vgl. https://eur-lex.europa.eu/legal-content ... 2)&from=DE

These 1: Die Chinesen-Sendungen werden auch nach dem Wegfall der Freigrenze weiterhin von zollamtlicher Behandlung befreit sein, da sich der Einlieferungsort dynamisch anpasst (Georgien, irgendein griechischer Hafen (vgl. http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 86152.html und http://www.weltinnenpolitik.net/09/02/2 ... -der-welt/)).

These 2: Für den Fall, dass nach dem Wegfall der Freigrenze die Zollämter überlastet sind, wird dies zum Schaden des gesamten deutschen Online-Handels sein, da der Endverbraucher nicht großartig zwischen regionalem Online-Shopping und solchem mit Drittstaaten unterscheidet. Die Lobby des stationären Einzelhandels wird das als Argument aufgreifen "in Deutschland bestellt, aus dem Ausland geliefert = zusätzliche Kosten, Fahrerei und Risiken; deshalb gleich besser beim Händler vor Ort kaufen". Wer ein paar mal von Brief-/Paketdienstleister im Rahmen von Verzollungsentgelten abgezockt wurde, verliert die Lust auf Internetbestellungen. Ich habe aus vorgenanntem Grund z. B. keinen Bock mehr mir mit Fedex etwas schicken zu lassen, da mir jedes Mal ein unberechtigtes Entgelt berechnet wird, das nach Hinweis auf die eigenen Regeln sodann wieder ausgebucht wird.

These 3: Wenn Fachkräfte beim Zoll mit der Abrechnung von Kleckerbeträgen gebunden sind, dann geht das zulasten von anderen wichtigen Aufgaben, z. B. Grenzbeschlagenahmeverfahren, die durchaus auch für den deutschen Online-Handel von Belang sind.

Wenn sich die Situation künftig analog zur Abrechnung wie bei der nationalen Kaffeesteuer darstellt, wird es für den Besteller anspruchsvoll. Ich habe mal privat ca. 300 g Pulverkaffe aus dem Versandhandel nachversteuern müssen (0,74 €) - dagegen ist jede Einkommenssteuererklärung ein Witz, der Verwaltungsaufwand beim Zoll muss mehrere 100 € betragen haben.

Kurzum: Ich bin sicher, dass der Wegfall der Freigrenze negative Auswirkungen auf den deutschen Online-Handel haben wird, da es Seiteneffekte geben wird, an die wir noch nicht denken - ich würde mich daher mit Schadenfreude etwas zurückhalten.

Viele Grüße
Michael
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Technokrat
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Re: Polen setzt Freigrenze für Einfuhrsteuer ab

Das ist schon möglich, imho schauen aber zumindest einige Leute sehr genau darauf, woher die Ware geschickt wird.
Einige wenige unter denen gehen dann auch davon aus, dass die Ware auch dort produziert wurde.

So hatte ich schon einige wütende Zuschriften, dass sie extra in Deutschland bestellt hatten, und dann steht doch "made in xxx" drauf. Die eigentliche Qualität wurde gar nicht bemängelt, es hätte halt deutsch sein sollen.
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