Hallo erst mal,
ich hätte da mal eine Rechtsfrage zum Thema Verlusthaftung. Folgendes Szenario ist jetzt bereits mehrfach aufgetreten:

1. Bestellung wird mit DHL verschickt.
2. Nach einer Woche ist die Sendung noch nicht angekommen. Nachforschungsauftrag wird gestellt.
3. Nach 3-4 Wochen kommt die Nachricht von DHL, dass es sich um einen Verlust handelt. DHL sichert die Schadensübernahme zu. Dem Empfänger der Sendung(der mittlerweile vor Wut kocht) erstatte ich das Geld zurück. Gleichzeitig teile ich DHL mit, dass die Sendung unbedingt an mich zurückgeschickt werden soll, falls sie doch noch auftaucht.
4. Nach ca. 9-10 Wochen kommt von DHL die Meldung, dass die Sendung gefunden und zugestellt wurde. Nun fordert DHL den Betrag aus der Schadensregulierung zurück.

Auf Einsprüche reagiert DHL nicht, es kommt keine Antwort. Stattdessen kommen Mahnungen und die Drohung, dass zu dem Betrag weitere Mahngebühren und Zinsen hinzukommen.

Dass der DHL Support für Vertragspartner miserabel ist, ist ja nun kein Geheimnis mehr. Aber wie sieht es hier rechtlich aus? Darf DHL den Betrag überhaupt zurückfordern, wenn der Verlust schon bestätigt wurde? Habt ihr auch solche Erfahrungen gemacht? Wie geht ihr damit um?

LG
Johannes

Tagesgeschäft. Musst du zurück zahlen.

Also Widerstand generell sinnlos?

Die rechtliche Lage mag anders sein als von DHL behauptet, aber als Vertragskunde würde ich das zurückzahlen, denn ansonsten bist Du evtl. nicht mehr lange Vertragskunde bei DHL. Du hast aber sicherlich Anspruch auf Zahlung des Kaufpreises durch den Verkäufer bzw. auf Rücksendung der Ware.

Prinzipiell stellt sich mir da die Frage:

DHL hat zunächst den Verlust bestätigt und Ersatz geleistet (wie ist der formuliert: vorbehaltlich eines später doch noch gefundenen und zugestellten Pakets?) - du als Verkäufer hast nochmal Versandkosten gehabt um die Ware erneut an den Kunden zu schicken.
Aufgrund der Aussage (Verlustbestätigung seitens DHL) hast du wirklich keinen Anspruch auf Schadenersatz, zumindest für die erneuten Versandkosten?
Und weitere Kosten, sollte der Käufer nicht zurückzahlen oder zurückschicken?

Fällt mir schwer, das zu glauben.
Aber mit dem lex DHL kenne ich mich nicht so genau aus. Trotz meines Forenstatus.

Irgendwo ist mir zu diesem Thema mal ein rechtlicher Kommentar bzw. eine Rechtsmeinung untergekommen, da hat es geheißen dass der Paketdienst prinzipiell, so lange keine Verjährung eingetreten ist, zu einer Rückforderung berechtigt ist.
In diesem Fall aber der Versender wiederum seine Aufwendungen für die Rückforderung in dieser Causa bei DHL einfordern kann. Ob bei den Aufwendungen auch eine Ersatzlieferung oder eine bereits an den Kunden gezahlte Rückzahlung umfasst ist (somit die Aufwendung die Rückforderung auf NULL reduzieren könnten), wäre die große Frage.

Solange man bei DHL hier mit dem Standardsupportbienen zu tun hat, ist das aber ohnehin ganz egal, da die einfach stur ihr Standardprogramm fahren wie es in der Arbeitsanweisung steht, komplett unabhängig von irgendeiner Rechtslage.
Ernsthaft prüfen, bzw. auch die faktische Komponente (hey, 3 Monate für ein Paket!) wird das ganze erst jemand wenn man von der Standardkommunikation abweicht, daher den Verein "ernsthaft" anschreibt, ggf. mit Anwalt.

Ist man ein etwas besserer Vertragskunde, daher mit Außendienst und so, könnte man den das glattbügeln lassen. Aber als Kunde von der Stange...

roman hat geschrieben: ↑15. Jun 2021 19:02 Ist man ein etwas besserer Vertragskunde, daher mit Außendienst und so, könnte man den das glattbügeln lassen.

Nein.

Haben ja Kulanzbudget ('Kulanz' aus der Sicht der Lieferanten) ... je nachdem wie sie es einsetzen.

Das mag ja alles sein, bist du DHL Kunde mit Ansprechpartner und einem fünstelligen Paketaufkommen im Monat? Wenn ja, hast du es schon mal geschafft, diese Kosten einzufordern? Dann sag uns, wie das geht.
Du kannst doch froh sein, wenn in allen anderen Fällen die Rücksendekosten nicht erhoben werden, weil man aufwändig Exceltabellen führt, die beweisen, dass es der Fehler des Zustellers war. Wenn ein Paket zu spät zugestellt wird (zu spät in meinen Augen, für DHL gibt es keine Zusage über die Laufzeit), gibt es keine Chance, die Kosten für die Ersatzlieferungen einzufordern.
Klar, kannst ja mit Anwalt da antanzen. Viel Spaß und vor allem viel Erfolg bei der Suche nach einem neuen Versanddienstleister.

Vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Letztendlich ist es so wie ihr sagt, wenn man rechtliche Schritte einleitet, ist man den Vertrag los. Hatte ich mir schon gedacht, aber irgendwie will man ja auch mal Dampf ablassen.

Was mich daran trotzdem ärgert ist die Tatsache, dass das alles nicht passiert wäre, wenn DHL meiner Aufforderung nachgekommen wäre und das Paket an mich zurückgesendet hätte. Sowieso werden meine Anfragen so gut wie nie von DHL beantwortet. Der Support ist echt miserabel.

wild-mongrel hat geschrieben: ↑16. Jun 2021 11:11 Was mich daran trotzdem ärgert ist die Tatsache, dass das alles nicht passiert wäre, wenn DHL meiner Aufforderung nachgekommen wäre und das Paket an mich zurückgesendet hätte.

DHL kann das nicht (bzw nur sehr beschränkt).

Auch wenn es irgendeiner der Supportbienen in Aussicht stellt dass das Paket zurückgesendet wird, muß man davon ausgehen dass das NICHT klappt.

roman hat geschrieben: ↑16. Jun 2021 12:08

wild-mongrel hat geschrieben: ↑16. Jun 2021 11:11 Was mich daran trotzdem ärgert ist die Tatsache, dass das alles nicht passiert wäre, wenn DHL meiner Aufforderung nachgekommen wäre und das Paket an mich zurückgesendet hätte.

DHL kann das nicht (bzw nur sehr beschränkt).

Auch wenn es irgendeiner der Supportbienen in Aussicht stellt dass das Paket zurückgesendet wird, muß man davon ausgehen dass das NICHT klappt.

Laut Aussage eines DHL Mitarbeiters sollte es seit letztem Jahr möglich sein. Aber ja, es hat noch nie geklappt. Ist das nicht ein Armutszeugnis? Man kann eine Sendung überall im System tracken, aber man kann nicht die Aufforderung an die aktuelle Basis oder Zusteller schicken, dass es nicht zugestellt werden soll. Immerhin Würde DHL dank der Rücksendekosten doppelt verdienen.

Wird zumindest angeboten, nennt sich Paketstopp:
https://www.dhl.de/de/geschaeftskunden/ ... paketstopp

Techn. sollte das eigentlich kein Problem sein. Notfalls müsste im Scanner des Ausliefers stehen "nicht ausliefern" etc. Das sollte keine große Medizin sein. Die Kommunizieren heutzutage sogar mit Ihren Fahrern über Scanner, anstatt Handy. DPD hatte mal ein paar Pakete hier liegen lassen. Habe ich angerufen, angerufen "Ich schick ihm ne Nachricht auf dem Scanner, dass er nochmal umdrehen soll". Er kam dann auch nochmal.

Ja, den Service-Paketstopp gibt es schon länger. Aber nicht zufällig schreibt DHL ja auch, dass er nur dann etwas kostet, wenn er tatsächlich funktioniert hat

Nach der Hereinnahme von DHL hatte ich auch mehrere Konferenzen mit dem Support. Auch Fälle in denen Paket X-Wochen lang verschollen waren. Supportler haben hoch und heilig versprochen dass hinterlegt wird dass das Paket an uns zurückgeht sobald es aufgefunden wird, wir daher ganz beruhigt eine Ersatzlieferung losschicken können.
Nie nie nie, nicht ein einziges mal hat das geklappt. ALLE Pakete die auftauchten wurden dann zugestellt.

Und ins Ausland/International, wo ja besonders oft Pakete monatelang im Nirvana verschwinden, funktioniert es nichtmal theoretisch. Denn hier gibt es ja den Systembruch vom DHL-System in das System des Zustellands. Sobald sich das System außerhalb des DHL-Netzes befindet, kann man sich komplett brausen ...

Grundsätzlich hast du ja einen Herausgabeanspruch gegen den Kunden. Kann DHL ja nix dafür, wenn der die Ware nicht mehr rausrückt, verloren ist sie ja nicht.

Wenn ich mich düster erinnere, akzeptiert und unterschreibt man doch schon im Nachforschungsauftrag die Rückabwicklung des Schadensersatzes wenn das Paket wieder auftaucht.

Und wie koshop schrieb - es gibt jetzt ja die Forderung gegenüber dem Kunden.

Ich kann bestätigen, dass es leider auch bei uns noch ne geklappt hat, dass eine stark verspätete Sendung zu uns zurück kommt.

Bisher hatten wir schon 2 mal einen solchen Fall, dass die Sendung doch noch aufgetaucht ist und beim Kunden angekommen ist.

Wir hatten dann die Forderung der DHL an den Kunden weiter geleitet und dies auch der DHL mitgeteilt.

Bisher hatten wir Glück und es wurde nicht weiter von DHL verfolgt. Wenn die DHL sich Quer stellt, kann man leider bei uns nichts machen da wir mit Altersprüfung versenden müssen. Bei anderen Geschäftsmodellen gibt es aber genug Alternativen, die sogar etwas günstiger sind.

Viele Grüße