CIF – chinesische Hafenkosten bezahlen??

Logistikforum für Deutsche Post, DHL, Hermes, GLS, UPS, DPD, Delivery, Verpackungsfragen, Tipps beim Import / Export von Waren.
- Diskussionsforum -
Forum für Versand und Logistik im E-Commerce.

Der Versand von Waren ist einer der wichtigesten Aufgaben im Onlinehandel.
In diesem Logistikforum geht es um Logistiker-Erfahrungen mit DHL Paket, Deutsche Post, Hermes Versand, GLS Versand, DPD Versand, UPS Versand, Paketpreise, Versandkosten, Verpackungen, Tracking / Sendungsverfolgung und mehr.
Erfahrungsaustausch und Vergleiche für Online Shops, Versender oder die Fachkraft für Lagerlogistik.
Antworten
Gogo22
Beiträge: 2
Registriert: 29. Okt 2020 13:38

CIF – chinesische Hafenkosten bezahlen??

Hallo zusammen,
ich habe schon viele Beiträge hier gelesen, aber nirgends ein ähnliches Problem wie meins gefunden.
Ich habe in China einen Artikel gekauft und mit dem Verkäufer CIF Bedingungen vereinbart.
Als das Schiff in Kopar (Slowenien) ankam, habe ich von dem slowenischen Agenten eine Rechnung erhalten, auf der außer den slowenischen normalen Leistungen auch mehrere Positionen aufgeführt wurden, die sich auf Leistungen im chinesischen Hafen beziehen.
Laut dem slowenischen Agenten soll ich cca. 400 USD mehr zahlen als üblicherweise, da der Verkäufer in China nicht die dortigen Hafenkosten bezahlt hat.
Ich soll also außer den Kosten im Ankunftshafen jetzt auch noch für einen chinesischen Agenten die Kosten im Abfahrtshafen zahlen.
Ist so etwas legal?
Nach dem was ich über CIF gelesen habe, ist das ein komplette Lüge.

Grüße
Gordan


3 Monate gratis Händlerbund
fuzzy
Beiträge: 628
Registriert: 15. Aug 2008 13:00
Land: Deutschland

Re: CIF – chinesische Hafenkosten bezahlen??

Das ist eine traditionelle Abzockmasche chinesischer Lieferanten. Fracht wird "quasi umsonst" angeboten, das dicke Ende kommt dann im Zielhafen. Kannst auch mal im Forum z.B. nach "CIF-Abzocke" suchen.
Die Kohle musst du als Lehrgeld verbuchen, denn du hast ja keine Alternative, wenn du den Chinesen schon bezahlt hast. Ich würde grundsätzlich beim Chinesen nur FOB machen und den Transport dann von einer europäischen Spedition abwickeln lassen. Auf den ersten Blick zwar teurer, in Wahrheit aber nicht.
Nicht vergessen: In China ist der, der dumm genug ist, sich betrügen zu lassen, genauso verantwortlich wie der, der betrügt. Gesundes Misstrauen ist stets angebracht.
Gogo22
Beiträge: 2
Registriert: 29. Okt 2020 13:38

Re: CIF – chinesische Hafenkosten bezahlen??

OK, einmahl Lehrgeld bezahlen verstehe ich ja.
Nur was ich nicht verstehe ist, wie bei CIF-Bedingungen einfach so Unkosten aus China angerechnet werden können. CIF-Bedingungen sind ja in dieser Sache eindeutig, oder?
Ausgangshafen = Verkäufer / Ankunftshafen= Käufer (der slowenische Spediteur hat mit eindeutig mitgeteilt, das es sich bei den extra Kosten um chinesische Hafenkosten handelt).

Gruß
Gordan
cashew
PLUS-Mitglied
PLUS-Mitglied
Beiträge: 1063
Registriert: 30. Sep 2018 11:22
Land: Deutschland
Kontaktdaten:

Re: CIF – chinesische Hafenkosten bezahlen??

oder DDP
fuzzy
Beiträge: 628
Registriert: 15. Aug 2008 13:00
Land: Deutschland

Re: CIF – chinesische Hafenkosten bezahlen??

Es ist ganz einfach: Die Chinesen bescheißen und du hast keine Möglichkeit, dich im Nachhinein dagegen zu wehren. Deshalb darfst du dich einfach nicht bescheißen lassen. Wozu die vertraglich verpflichtet sind, interessiert die nicht mehr, sobald das Geld geflossen ist. Du kannst froh sein, wenn dann überhaupt die richtige Ware in der richtigen Qualität kommt. Deshalb darf man in China das einzige Druckmittel, das man hat, nämlich das Geld, nicht vorzeitig aus der Hand geben. Hättest du jetzt den Chinesen noch nicht bezahlt, würdest du ihm die Hafengebühren einfach abziehen. Das weiß der Chinese natürlich auch...

Fracht immer FOB und Zahlung erst nach Lieferung oder nach Qualitätskontrolle durch einen von dir beauftragten Dienstleister. Wem das zu teuer ist, der muss mit dem Risiko leben und greift auch mal ins Klo.

Das mit CIF ist überall bekannt (https://www.cis-logistics.de/fob-besser-als-cif/), und ich verrate dir noch einen Tipp: Die erste Lieferung eines chinesischen Lieferanten ist meist gut, ab der zweiten wird angefangen, zu deinem Nachteil an der Qualität zu schrauben. Viele machen eine Probebestellung, sind begeistert, dann kommt die große zweite Bestellung und das ganz böse Erwachen. Das sind einfach Mentalitätsunterschiede, in China sorgt jeder für sich, dann ist für alle gesorgt.
Such dir einen Agenten in China, der von dir bezahlt wird und dann (hoffentlich) auch nur deine Interessen vertritt, und wenn du einen Einblick in die chinesische Denkweise bekommen willst, lies das Buch https://en.wikipedia.org/wiki/Poorly_Made_in_China
Benutzeravatar
lallekalle
PLUS-Mitglied
PLUS-Mitglied
Beiträge: 2438
Registriert: 14. Jun 2014 12:50
Land: Deutschland

Re: CIF – chinesische Hafenkosten bezahlen??

Niemals DDP liefern lassen - sondern wenn geliefert, dann DAP.
Ansonsten FOB und selbst organisieren. Das ist das einfachste und mach ich seit Jahren.
regalboy
Beiträge: 10025
Registriert: 23. Feb 2008 18:30

Re: CIF – chinesische Hafenkosten bezahlen??

lallekalle hat geschrieben: 30. Okt 2020 13:37 Niemals DDP liefern lassen - sondern wenn geliefert, dann DAP.
Ansonsten FOB und selbst organisieren. Das ist das einfachste und mach ich seit Jahren.
Weißt du, was DDP und DAP sind und kennst du den Unterschied?

DDP ist der Jackpot für den Käufer, weil nicht nur zum Käufer geliefert wird, sondern auch grundsätzlich ALLES enthalten ist......
fuzzy
Beiträge: 628
Registriert: 15. Aug 2008 13:00
Land: Deutschland

Re: CIF – chinesische Hafenkosten bezahlen??

regalboy hat geschrieben: 30. Okt 2020 14:54 DDP ist der Jackpot für den Käufer, weil nicht nur zum Käufer geliefert wird, sondern auch grundsätzlich ALLES enthalten ist......
Sofern sich der Verkäufer wirklich daran hält und DDP nicht in seinem Sinne zu DAP oder CIF uminterpretiert...

Wenn die Fracht bei der Reederei X USD kostet und die Einfuhrabgaben sowieso für alle gleich sind, kann mir doch niemand erzählen, dass der Chinese das dann sooo viel billiger bekommt als der Europäer.

Was der Chinese tatsächlich billiger bekommt, ist Leistung minderer Qualität. Sammelcontainer, in die alles ohne Rücksicht auf Verluste reingepresst wird, vermutlich auf dem Schiff auch dort verstaut, wo's billig ist (weil der Container bei schwerem Seegang zuerst über Bord geht). Ich bedaure meine Negativität, aber nach 15 Jahren Geschäften mit China ist meine persönliche Erfahrung, dass es dann läuft, wenn man seinen Fuß ständig im chinesischen Hinterteil hat, und sobald man etwas nachlässig wird und sie machen lässt, gibts Probleme.
Benutzeravatar
lallekalle
PLUS-Mitglied
PLUS-Mitglied
Beiträge: 2438
Registriert: 14. Jun 2014 12:50
Land: Deutschland

Re: CIF – chinesische Hafenkosten bezahlen??

regalboy hat geschrieben: 30. Okt 2020 14:54
lallekalle hat geschrieben: 30. Okt 2020 13:37 Niemals DDP liefern lassen - sondern wenn geliefert, dann DAP.
Ansonsten FOB und selbst organisieren. Das ist das einfachste und mach ich seit Jahren.
Weißt du, was DDP und DAP sind und kennst du den Unterschied?

DDP ist der Jackpot für den Käufer, weil nicht nur zum Käufer geliefert wird, sondern auch grundsätzlich ALLES enthalten ist......
Sicherlich kenne ich die Unterschiede - Du aber offensichtlich nicht. Zumindest nicht die Folgen.

Mittels DDP hat nur einer der Jackpot - und das ist der Zollprüfer bei Deiner Zollprüfung.

Ich kann Dir hier ganz gut das Video von Patrick Burwitz empfehlen - danach bist Du schlauer.

g1h2j3
Beiträge: 8
Registriert: 23. Dez 2020 11:46
Land: Deutschland

Re: CIF – chinesische Hafenkosten bezahlen??

Bei einer Musterbestellung beauftragt doch meistens der Verkäufer eine der typischen Speditionen (UPS,DHL, TNT etc.) und schickt das Päkchen auf den Weg, meistens bis an die Tür. Das ist dann häufig einfach DDP. Wie beauftragt ihr hier DAP? Sagt ihr dem Verkäufer, er soll bei den Paketdiensten nur DAP bestellen und ihr wartet dann darauf, dass sich der Logistiker bei euch meldet? Welche Anweisungen bekommt der Verkäufer von euch?

Danke!
Larik
Beiträge: 269
Registriert: 6. Mär 2019 09:16
Land: Deutschland

Re: CIF – chinesische Hafenkosten bezahlen??

lallekalle hat geschrieben: 30. Okt 2020 15:59
Mittels DDP hat nur einer der Jackpot - und das ist der Zollprüfer bei Deiner Zollprüfung.

Ich kann Dir hier ganz gut das Video von Patrick Burwitz empfehlen - danach bist Du schlauer.


Sorry, mir stellt es gerade alle Haare auf!!! Ich habe mich getraut und 3 Sendungen mit DDP bestellt... Hier war das problem das ich vorab Ware über Seefracht erhalten habe, diese wurde dann aber schimmelig geliefert (keine Ahnung ob die feucht verpackt wurde, oder im Container feucht war), wie dem auch sei, mich hat es sehr viel Zeit, Geld und Kraft gekostet, die Ware wieder sauber zu bekommen. Es sind Stoffe und diese musste ich teils selber reinigen, teils in die Wäscherei bringen. Katastrophe!!!

Jetzt haben wir nach einer Lösung gesucht und der Verkäufer hat vorgeschlagen, die Ware per Zug zu schicken.... und mit DDP als incoterms.
Ich habe mich schon damals gefragt, wie es wohl da mit der Verzollung + Einfuhrumsatzsteuer ausschauen soll, aber ich dachte, ok, die machen es täglich, also werden die sicher unsere Umsatzsteuersätze und die Zoll Gebühren kennen. Daher hab ich mich auf diesen Deal eingelassen.

So, es sind jetzt keine extrem großen Werte aber ich bin trotzdem wahnsinnig erschrocken gerade, was ich da im Video gesehen habe.

Ich hab jetzt schon vorab die Steuerbescheide angefordert, obwohl ich jetzt auch nicht weiß, wann diese bei DDP dem Verkäufer/ Versender denn genau ausgestellt werden. Sind diese dann in englischer Sprache oder chinesisch? Werden diese beim deutschen Zoll akzeptiert?
Soll ich gleich morgen zum Zoll und mit denen das Problem klären.

(-o (-o (-o (-o (-o (-o (-o (-o (-o (-o (-o
Benutzeravatar
lallekalle
PLUS-Mitglied
PLUS-Mitglied
Beiträge: 2438
Registriert: 14. Jun 2014 12:50
Land: Deutschland

Re: CIF – chinesische Hafenkosten bezahlen??

Schimmlige Ware hatte ich leider auch. Lag wohl daran dass Regenzeit in China war. Zum ddp Problem - einfach mal Patrick burwitz kontaktieren der hilft dir da weiter. Kann man sicherlich noch alles berichtigen und nachversteuern.
Antworten

Zurück zu „Versand & Logistik / Im- & Export“

  • Information