Vollstrom hat geschrieben:Wie gewinne ich Kunden und behalte sie?
Die Frage stelle ich mir schon lange, weil ich vom Kunden meist weit weg bin. Mich interessiert weniger Adwords oder Suchmaschinen. Der Weg ist klar. Ich habe zunehmend Industriebetriebe, Grosshandel und Handwerker als Kunden.
Wie mache ich mich bei Industriebetrieben und Großhändlern bekannt?
Wie halte ich diese Betriebe als Kunden?Diese Firmen sitzen zum Teil deutschlandweit verteilt. Der Einkauf erfolgt zentral oder direkt am Standort, immer über Einkäufer. In Industriebetrieben kommt der Bedarf aber meist die Fachabteilungen.
Handwerksbetriebe wären einfacher zu erreichen, weil meist der Chef bestimmt wo was gekauft wird. Hier ist das Problem an Adressen zu kommen. Ich habe vor Ort mit mehreren Handwerkern gesprochen. Einhellige Meinung: E-Mails werden gelöscht, Anschreiben per Post landen ungelesen im Altpapier. Sinnvoll wäre ein Fax.
Ich habe am Wochenende über 8000 Newsletter an Kunden verschickt. ca. 1000 Adressen sind nicht mehr erreichbar.
ca. 400 haben sich abgemeldet, seitdem ca. 1000 Shop-Besuche direkt über den Newsletter, 4 Online-Käufe über den Newsletter und einige Bestellungen per Fax. Ich muss am Kunden bleiben und immer wieder mal sagen, dass ich noch lebe. Newsletter allein sind bei großen Firmen nicht der beste Weg. Welche Möglichkeiten gibt es noch?
Ich habe die Frage mal in dieses Forum mitgenommen, das sicher für viele interessant. Ein paar grundsätzliche Anmerkungen von mir zu
Neukundengewinnung und Kundenbindung als Diskussionsanstoß. Die zwei Aufgaben sind ganz verschieden und sind immer getrennt zu behandeln!
Ziel Kundenbindung: Nach Bruhn (Buch: Kundenbindungsmanagement) Die Kundenbindung umfasst sämtliche Maßnahmen einer Unternehmung, alle bisherigen und künftigen Verhaltensweisen eines Kunden positiv zu gestalten, um die Beziehung zum Kunden zu stabilisieren bzw. auszuweiten.
Auf Deutsch: Der Kunde soll sich sehr gut betreut fühlen und nicht auf die Idee kommen, zu einem anderen (Internet)-Händler zu wechseln und bei mir mehr Umsatz machen.
Maßnahmen zur Kundenbindung (Beispiele sind je nach Art des Sortiments anzupassen):
- persönliche, direkte Ansprache wie z.B. Stammkunden-Sonder-Aktionen; Stammkunden-Rabatt; Jahres-Bonus (ab x.xxx,- Jahresumsatz),...
- persönliche Anschreiben mit Ankündigung von neuen Marken / Produkte, ...
- Produktkatalog 2008, technischer Newsletter, Information und / oder Einladung zu Messen, Entenrennen,...
- Umfragen zur Kunden-Zufriedenheit / Sortimentswünsche der Kunden, Bitte um Refernzschreiben, .......
Beispiel: Mein BMW und Opel-Händler (läßt von einer Service-Firma) nach der durchgeführten Inspektion immer wieder mal anrufen, ob alles in Ordnung war. (Hat mit mal bei geäußerter Unzufriedenheit über den Rechnungspreis 250,- Euro Rückerstattung bei BMW gebracht)
Das geht (ggf. auf niedrigerem Niveau) auch bei Versandhändlern wie uns.
Ziel Neukunden gewinnen:
Klar ist: jedes Unternehmen braucht immer wieder Neukunden, weil die bestehenden Kunden wegziehen, bei der Konkurrenz kaufen, sterben, den Firmen-Namen von uns nicht mehr wissen, aber die Rechnung weggeworfen haben und, und....
Bevor ich jedoch operative Maßnahmen zur Kundengewinnung ergreife, muss ich in einem Konzept möglichst genau definieren:
a) wieviel Umsatz / Marge will ich mit Neukunden erzielen?
b) für welche Produkte / Produktgruppen / Dienstleistungen will ich vorrangig Neukunden gewinnen?
c) welche Firmen (Zielgruppe!) will ich gemäß den Parametern a) und b) überhaupt als Kunde gewinnen? (z.B. Elektrogroßhandel, Elektroinstallateure, Industrieunternhemen aus dem Bereich Maschinenbau; ...
d) wenn es sehr viele potentielle Nukunden gibt, selektiere ich diese dann regional oder z.B. nach Größenklassen (Umsatz, Anzahl Mitarbeiter..)?
d) wie kann ich die daraus selektierten Firmen am besten, erfolgversprechendsten kontaktieren? (google adwords, Anzeige in Fachzeitung, per Fax, Brief, eMail, Katalog, Messe, Außendienst, Handelsverteter, Netzwerke wie XING, Unternehmer-Netzwerke wie BNI,......
Dann erst kommen Überlegungen zu den geeigneten Maßnahmen. Konzentriert Euch auf das, was ihr am besten könnt.
Für alles andere gilt dann imho: Lasst Profis ran, es ist preiswerter! Nicht billiger.
Wenn ein PR-Artikel erstellt werden soll, dann laßt den Text von einen PR-Menschen machen. Bei einem Werbebrief hilft die Mass-Marketingabteilung der Gelben Post sehr kompetent (hab ich selbst ausprobiert) weiter. Und nur dann ist die Chance gut, dass ein PR-Text in der Fachzeitung gedruckt oder der Werbebrief eine entsprechende optimale Responserate hat.
Für Telefon-Akquise gibt es Fachleute. Selbst anrufen geht nur erfolgreich mit gutem Telefonskript (ich als Marketier kann das z.B. nicht selbst erstellen), einer "guten" Telefonstimme und entsprechender Ausbildung (Gesprächseröffnung, -Verlauf, Einwandsbehandlung...) sowie Erfahrung und geeigneter Mittel (Telefonanlage, CRM-Software zum konkreten Abtelefonieren mit Wiedervorlage, etc.)
Für den Vertrieb braucht man keinen Außendienstler fest einstellen. Es gibt Dienstleister, die sich darauf spezialisiert haben, für kleinere Firmen den Vertrieb zu übernehmen. Oder einen Mehrfach-Handelsvertreter engagieren, da gibt es Provision nur für fakturierte Umsätze.
Für alle Flyer, Broschüren, Werbebriefe braucht man neben der guten Gestaltung immer eine Botschaft (Story) und einen möglichst konkreten Kundennutzen verbunden mit einer konkreten "Aufforderung zur Tat".
Invests in die Kundengewinnung müssen sich lohnen.
Maketing und Verkaufen heißt auch "wiederholen". Ein(e) einmalige(r) Anzeige, E-Mail, Anruf, Brief ist langfristig gesehen rausgeworfenes Geld. Nicht umsonst inserieren ALDI, Lidl, Schlecker und Co. jede Woche mindestens einmal, obwohl jeder die Firmen sowieso kennt und dort auch einkauft.
Neukundengewinnung, Stammkunden durch ständige Aktionen an sich binden und mehr Umsatzanteile (dem Fachhandel abjagen) gewinnen, das ist die erfolgreiche Strategie der genannten Discounter.
Online-Händler können mit einer Differenzierungs-Strategie (Elektro-Schalter aller Art, auch für nicht mehr am Markt befindliche Geräte), mit einer Nischen-Strategie (z.B. Bade-Enten oder Ballett-Artikel) oder einer Preisführerstrategie (Foto Walser) bzw. Serviceführerstrategie (Home of Hardware HoH) erfolgreich am Markt agieren.
Fazit: Konkret Planung + krass gute Maßnahmen + korrekt gut Kontrolle= voll fett Erfolg. Geil $$$
Und jetzt seid Ihr dran.