Hallo Zusammen!

Hier sind ja noch andere Mode-Händler unterwegs und ich wollte mal nachfragen, ob es Euch ähnlich geht.

Wir haben seit Juni einen drastischen Umsatzeinbruch - Sowohl online als auch stationär. Das ist ja nichts Neues, Sommerloch ist jedes Jahr. Dieses Jahr ist es allerdings besonders schlimm. Wir hatten im Juni und im Juli knapp 50% weniger Umsatz als im Vorjahr.

So richtig erklären kann ich es mir nicht. Besonders die Amazon-Bestellungen sind krass eingebrochen. eBay-Umsatz ist leicht gestiegen, was aber daran liegt, dass wir seit Anfang des Jahres unser komplettes Sortiment auch da anbieten, vorher waren es nur ca. 10% der Artikel. Daher kann man auch von einem "Umsatzeinbruch" bei eBay sprechen...

Nun stelle ich mir die Frage, woran das wohl liegen könnte und vor allem, was ich dagegen machen kann.

Hier mal meine bisherigen Erklärungsversuche:

Seit Mitte Juni übernehmen wir keine Rücksendekosten mehr. Aber grade bei Amazon und im eigenen Shop kann ich mir nicht vorstellen, dass die Kunden sich die ganzen Rechtstexte durchlesen und dann einfach nicht bestellen. Bei eBay schon eher, da das dort ja relativ prominent angezeigt wird.
Aber 50% Umsatzrückgang deswegen kann ich mir nicht vorstellen. Vor allem auch, weil der stationäre Umsatz vergleichbar zurückgegangen ist.

Vielleicht haben wir auch einfach nur Scheiße eingekauft und den Kunden gefallen unsere Sachen nicht mehr. Glaube ich aber auch nicht, da wir unserem Stil sehr treu geblieben sind und der Umsatz im April/Mai sehr gut war.

Die Leute haben dieses Jahr einfach besonders wenig Lust auf Sommer-Sale. Aber wieso nur? Dafür würde aber sprechen, dass die anderen stationären Händler, mit denen ich so geredet habe, ähnliche Probleme haben. Allerdings wohl nicht ganz so drastisch.

Zalando und Co machen uns kleine Händler platt. Von einigen Vertretern habe ich gehört, dass die ihr Ordervolumen für die nächste Saison bei einigen Marken, die wir auch haben, sogar verdoppelt haben. Aber dann dürfte der Amazon-Umsatz doch nicht so drastisch einbrechen. Die meisten Amazon-Kunden wissen doch gar nicht, ob sie direkt bei Amazon oder einem Marketplace-Händler einkaufen...

Ich bin grade ein bißchen verzweifelt. Wenn sich das nicht in den nächsten Monaten wieder deutlich erholt, werden wir wohl bald dicht machen müssen.

Irgendwelche Ideen? Erklärungsversuche? Kommentare? Ähnlich Erfahrungen?

Viele Grüße,

Shinz

Nun es ist denke ich schwer und jedes Jahr stellt man sich die selbe Frage auf ein neues, zugegebener Maßen ist es dieses Jahr im Textilbereich sogar noch ein wenig härter geworden. Das hat, zumindest meiner Ansicht nach, mehrere Gründe.

Der eine ist sicherlich auch die Auferlegung der Rücksendekosten. Amazon und Zalando können es halt einfach ohne und was ich so an Kommentaren im Netz von Kunden lese ist das dies ein entscheidener Punkt ist, gerade bei uns im textilbereich wo es ja keine wirklichen Normungen gibt, bzw wenn jeder eh macht was er will, zumindest größentechnisch.

Ein anderer Grund mag, kumulativ dazu sein, dass immer mehr Großhändler auf Dropshipping wechseln, der Preiskampf ist gigantisch und selbst in Nieschenkleidung wie HipHop oder Trachten kommen immer mehr Chinahändler auf, die für 3,90€ aus China zur Haustür mit Luftpost schicken können, da kann man einfach nicht mithalten.

Lösungen für den Onlinehandel sind leider schwer, denn entweder man beugt sich A und Z oder man wartet bis die Leute sagen "Naja gut, muss ich mit leben" zweiteres wird vermutlich Jahre dauern und da viele kleine Onlinehändler einfach nicht die Rücklagen für Jahrelange Schrumpfung haben ist dies fast nicht zu erwarten, ob man sich dem Rücksendekostenwahnsinn beugen soll oder nicht liegt dann wohl bei jedem selbst.

Ein weiterer Grund ist dieses Jahr das wir einen wirklichen Sommer haben (naja wenn wir mal von Zeitweise Regenchaos absehen) und das dann natürlich noch mehr Leute nach draussen zieht. Es ist wirklich schwer zu sagen wie Kreativ man werden muss (denn Online überzeugt vorallem der Preis) um das ganze abzuwenden, Lagerverkauf ramschen und schon fürn Wintereindecken, aber das wäre wohl zu kurz gedacht.

shinz hat geschrieben:Die Leute haben dieses Jahr einfach besonders wenig Lust auf Sommer-Sale. Aber wieso nur? Dafür würde aber sprechen, dass die anderen stationären Händler, mit denen ich so geredet habe, ähnliche Probleme haben. Allerdings wohl nicht ganz so drastisch.

Zuerst die WM, dann Schulferien, Wie ist das Wetter bei dir? Hier an der Nordsee ist es bis auf ein Paar ausnahmen mal richtig lange am Stück heiß. Da hat doch keiner Lust nach Feierabend durch die Geschäfte zu latschen bzw vorm PC zu hocken sondern nur das nötigste für den täglichen Gebrauch halt.

Stationär gab es Neueröffnungen in der nähe etc.? Wird in der nähe Gebaut bzw Straßenumleitungen? Das kann 1000 Gründe haben

vorab: mit Textilien habe ich nix zu tun.

Wie hat sich denn die CR im Shop verändert. Ich meine gibt es auch wenier Besucher oder kaufen die nur weniger.

Und Rücksendekosten - gerade im Bereich Klamotte finde ich es mutig. Da würde ich einen A/B Test für den Shop aufsetzen um zu sehen, ob es einen Einfluß gibt.

Naja... Bei uns in der Nähe hat ein Primark aufgemacht. Das ist natürlich total fies...

Ansonsten habe ich mir überlegt, dass ich einfach mal probiere (zumindest bei ebay und im eigenen Shop) das so zu ändern, dass wir die Rücksendekosten übernehmen. A/B-Test wäre sehr aufwändig, da da doch einiges geändert werden muss, auch am Backend, da da viele Automatisierungen eingebaut sind, was die Fristen und die Kosten betrifft...

Und vielleicht auch mal ein Monat Widerrufsrecht um mal zu gucken, ob die eBay-Garantie was bringt...

Kommt sicher aufs Sortiment an. Ich habe für mich und Bekannte in den letzten Wochen soviele Adidas Artikel bestellt wie normal in 4 Jahren nicht

Du kannst zunächst mal davon ausgehen, dass bei kurzfristigen Entwicklungen der gesamtwirtschaftliche Effekt so gering ist, dass er sich bei dir nicht auswirkt.

Ich würde das Problem vor meiner eigenen Haustür suchen. Also der übliche Weg: In Analytics die Daten mit dem Vorjahr vergleichen und dann einsteigen. Irgendwo wird der Haken sein.

shinz hat geschrieben:Naja... Bei uns in der Nähe hat ein Primark aufgemacht.

Sofern du auch 'preiswerte' Klamotten verkaufst hast du hier deinen
Grund für die stationären Umsatzeinbrüche wohl schon genannt.

?Strategie > Sortimentswechsel zu mehr USP/Alleinstellungsmerkmal?
> ebenso bei deinem Online-Angebot? > Ideen dazu?

Der Grund ist ja nicht, dass der Primark aufgemacht hat, sondern, dass er offenbar nicht weiter auf diesen Umstand reagiert hat. Mittel und Wege gibt es immer, aber man muss halt handeln...

wolle hat geschrieben: Mittel und Wege gibt es immer, aber man muss halt handeln...

... und was würdest du als Handlungsalternative empfehlen?

harryzwo hat geschrieben:

wolle hat geschrieben: Mittel und Wege gibt es immer, aber man muss halt handeln...

... und was würdest du als Handlungsalternative empfehlen?

Das würde mich auch interessieren. Zumal wir im Markenmode-Bereich auch einen Vorlauf von ca. nem halben Jahr haben...
Und mit den Preisen von Primark kann (und will) echt niemand mithalten. Wir brauchen ja auch nen gewissen Flächenumsatz der mangels Frequenz mit so nem ekligen Billig-Scheiß gar nicht möglich wäre.

Noch was Anderes:
Wie ist Eure Einschätzung bei Amazon und Rücksendekosten?
Lesen die Kunden sich wirklich so genau die Verkäufer-Info durch, dass sie eher nicht bestellen, wenn die Rücksendekosten nicht übernommen werden?
Im Angebot selbst wird die kostenlose Rücksendung ja wohl nur bei FBA-Artikeln genannt.
Und bis jetzt hatten wir auch noch keine einzige negative Bewertung, weil der Kunde den Rückversand selber zahlen muss...

harryzwo hat geschrieben:

wolle hat geschrieben: Mittel und Wege gibt es immer, aber man muss halt handeln...

... und was würdest du als Handlungsalternative empfehlen?

Mir würden da sicherlich Sachen einfallen und ich würde nicht zusehen, wie ein Konkurrent mich in meinem Hauptgeschäft bei Preis-/Leistung objektiv schlägt. Wenn die Antwort auf die Frage "Warum soll der Kunde bei mir mehr zahlen als bei dem Konkurrenten" die Aussage "Weil ich auch von irgendwas leben muss" ist, dann ist halt die Kacke am Dampfen und man muss sich was einfallen lassen. Ein trotziges "Weiter-So, die Stammkunden halten mir schon die Treue" funktioniert selten.

Das würde mich auch interessieren. Zumal wir im Markenmode-Bereich auch einen Vorlauf von ca. nem halben Jahr haben...
Und mit den Preisen von Primark kann (und will) echt niemand mithalten. Wir brauchen ja auch nen gewissen Flächenumsatz der mangels Frequenz mit so nem ekligen Billig-Scheiß gar nicht möglich wäre.

Wie gesagt, das ist alles überhaupt nicht böse gemeint, aber deine Probleme interessieren den Verbraucher halt nicht. Wenn du da nicht mitkommst, dann musst du einen Strategiewechsel durchführen.

wolle hat geschrieben:

harryzwo hat geschrieben:

wolle hat geschrieben: Mittel und Wege gibt es immer, aber man muss halt handeln...

... und was würdest du als Handlungsalternative empfehlen?

Mir würden da sicherlich Sachen einfallen und ich würde nicht zusehen, wie ein Konkurrent mich in meinem Hauptgeschäft bei Preis-/Leistung objektiv schlägt. Wenn du da nicht mitkommst, dann musst du einen Strategiewechsel durchführen.

... einen Strategiewechsel wohin?

harryzwo hat geschrieben:... einen Strategiewechsel wohin?

Wenn´s einfach wäre, dann könnte es ja jeder
Im Ernst: Shinz wird schon wissen, wo er dagegenhalten kann, und wo er in der Preis-/Leistung auf verlorenem Posten steht. Mit der Jogginghose für 12,99 wird er vermutlich nicht mehr weit kommen?

Jeder hat doch solche Probleme. Der Markt ändert sich und man muss reagieren. Das ist ja jetzt wirklich alltäglich. Würden wir die Strategie vom Vorjahr fahren, wären wir im Hintertreffen, und das gilt jedes Jahr. Zeiten ändern sich.

harryzwo hat geschrieben:... einen Strategiewechsel wohin?

Eine Strategie Richtung Billig-Scheiß kommt für uns nicht in Frage. Wenn es uns nur ums Geld verdienen gehen würde, hätten wir schon längst was anderes gemacht. In dem Laden und unserem Markenkonzept steckt auch eine gewisse Leidenschaft mit drin. Das würde mit Billig-Zeug nicht funktionieren.
Daher sieht mein Notfall-Strategiewechsel so aus, dass ich wieder in meinen alten Job gehe, und wieder meine 3000 netto im Monat habe.
Die restliche Ware schicken wir nach FBA und warten einfach bis die verkauft ist.

Aber das ist eigentlich keine Strategie, auf die ich Lust habe. Naja. Erstmal gucken, ob die Versand- und Rücksendekosten-Geschichte was bringt...

shinz hat geschrieben:

harryzwo hat geschrieben:... einen Strategiewechsel wohin?

Daher sieht mein Notfall-Strategiewechsel so aus, dass ich wieder in meinen alten Job gehe, und wieder meine 3000 netto im Monat habe.

... das ist doch zumindest einmal ein schöner, weicher Rasen auf den du fällst,
falls du angesichts der Konkurrenzsituation als Unternehmer nur 1.000EUR bei
doppeltem Zeiteinsatz verdienst ... oder ein kompletter Strategiewechsel wieder
zusätzliche Investitionen und Risiken beinhaltet.... dann lieber ein sicheres Gehalt
im alten Job und die Internetverkäufe als Zusatzverdienst/Hobby... oder was spricht dagegen?
... solange die Tür zum alten Job noch offensteht, würde ich an deiner Stelle nicht zögern,
die alten Berufskontakte wieder zu pflegen.

sehe ich wie harry

Solange Du nicht mind. 6.000 € für Dich einfährst würde ich lieber wieder ins Angestelltenverhältnis gehen und Internet nebenher machen.

Zusätzlich habe ich vor einen Jahr noch einen Fachhandel eröffnet. Im April nochmals umgezogen und Büro, Lager und den Fachhandel in einem integriert. Der Handel bringt gerade die Miete des gesamten Komplexes. Überlege mir ob ich wieder alles, wie in alten Zeiten vor 8 Jahren, ins Lager verlege. Gebe dem Konstrukt noch bis April 2015.

Kostenersparnis um die 1500 EUR im Monat und dazu auch mal wieder frei. Das kann ich im Fachhandel nicht machen, stehe bis 18 Uhr hier im Laden.

Wenn mir einer einen Job um die 3 tsd anbieten würde - der mir zusagt -sofort - den Geschäftsbetrieb können meine Angestellten, in der alten Konstellation, selber durchführen.

Hi,
soweit ich das mal in einem alten thread gelesen habe ist dein Laden ja auch in PLZ 10245, wie meiner auch, habe selbst aber keine Markenkleidung / Fashion.

Primark hat doch nicht wirklich was mit Dir zu tun, oder? Das ist doch ganz andere Kundschaft. Die Leute die z.B. 30-40 Euro für Shirts ausgeben gehen doch nun nicht plötzlich zu Primark anstatt zu Dir. Ich glaube das liegt daran der Kiez nun voll mit (Klamotten-)Läden ist, jede Gewerbefläche in guter Lage ist vermietet. Ich denke der Kuchen teilt sich einfach in mehr Stücke auf anstatt größer zu werden. Da bleibt je Laden weniger hängen. Vor ein paar Jahren war das bei mir auch noch lukrativer als jetzt.

Onlinehandel kann ich nicht beurteilen, kann mich in dem Bereich selbst nicht beklagen.

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