Organspende - Diskussion

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Scarabaeus
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Re: Organspende - Diskussion

Formulierungen wie
"Wer sich wirklich, wirklich mit dem Thema ... beschäftigt"
oder auch
"Jetzt will ich Dir mal ganz ehrlich sagen...."
sprechen für sich.


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Casper

Re: Organspende - Diskussion

Wolkenspiel hat geschrieben: 21. Jan 2020 12:11 Die Frage, die man sich immer stellen muss, ist nur eine: wenn mein Kind ein Organ bräuchte, würde ich es ablehnen, wenn es ansonsten stirbt?
Antwort: nein, niemand würde ein Organ ablehnen. Wer etwas anderes behauptet, lügt.
Und diese Frage beantwortet alles.
Immer diese Absolutismen. Ich habe Zivildienst in einer Schule für Behinderte gemacht. Ist schon lange her, aber ich erinnere mich an ein Kind, das war stark Verhaltensgestört / Schwachsinnig, weil die Eltern bewußt eine Bluttransfusion nach der Geburt abgeleht haben. Sie gehörten irgendeiner christlichen Sekte an, die generell jede Art von Transplantation ablehnt und dazu gehörte nach deren Auffassung eben auch das Blut.
Es gibt eine Anzahl von Leuten, für die ist Überleben nicht alles. Ob das viele oder wenige sind und ob das verwerflich ist oder nicht, muß jeder selbst entscheiden. Tatsache aber ist, das es solche Weltanschauungen gibt.
Fakt ist: Niemand kann beweisen wie es auf der "anderen Seite" aussieht, also was nach dem Tod kommt.
Manche sind da der Ansicht, das das Verhalten in diesem Leben einen Einfluss hat, auf das was danach kommt. Wer also stellt sich dann hin und meint zu wissen das nur dieses oder jenes richtig sein kann, in Bezug auf Organspende ?
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Scubi
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Re: Organspende - Diskussion

Sehe ich wie Caspar. Jeder soll für sich selber entscheiden was er macht. Weder der Staat noch irgendwer anderes hat darüber zu entscheiden.

Es wird immer mehr in Deutschland, das andere einem Ihre Meinung mit Gesetzen überstülpen wollen.

Finde ich ganz schlimm.
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Technokrat
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Re: Organspende - Diskussion

Naja, Fakt ist aber auch, dass in Deutschland Leichen üblicherweise verbrannt oder beerdigt werden. Also wie mir meine Niere im Nachleben noch helfen soll, weiß ich nun auch nicht. Zumal ich sie ja physisch eben nicht mehr habe. Ich bin ja froh, wenn das Ding zu Lebzeiten bis zum Ende hält - und der Rest auch.

Eine freie Entscheidung will ja niemand wegnehmen - ich weiß gar nicht, wie man wieder auf den Trichter kommt.
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koshop
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Re: Organspende - Diskussion

Jeder soll für sich selber entscheiden was er macht. Weder der Staat noch irgendwer anderes hat darüber zu entscheiden.
Es soll ja niemand dazu gezwungen werden seine Organe zu spenden, die Leute sollen aber grade das tun, was sie zurzeit nicht tun: Nämlich sich entscheiden.
Casper

Re: Organspende - Diskussion

Technokrat hat geschrieben: 21. Jan 2020 17:16 ....
Eine freie Entscheidung will ja niemand wegnehmen - ich weiß gar nicht, wie man wieder auf den Trichter kommt.
Dann lies einfach nochmal was Wolkenspiel dazu geschrieben hat und worauf ich mich bezog.
Wolkenspiel hat geschrieben: 21. Jan 2020 12:11 Die Frage, die man sich immer stellen muss, ist nur eine: wenn mein Kind ein Organ bräuchte, würde ich es ablehnen, wenn es ansonsten stirbt?
Antwort: nein, niemand würde ein Organ ablehnen. Wer etwas anderes behauptet, lügt.
Und diese Frage beantwortet alles.
Es beginnt mit: " Die Frage die man sich immer stellen muß ....." und endet mit ".... Und diese Frage beantwortet alles."

Das geht schon ziemlich deutlich in die Richtung: "Wer ein ehrlicher und guter Mensch ist, spendet. Basta." Aber so eindimensional ist es nicht und außerdem können Kinder mit einem Erwachsenen Organ sowieso nichts anfangen. Der moralische Anspruch richtet sich also an Kinder, oder die Eltern der Kinder, dem Kind die Entscheidung abzunehmen ?

Edgecases:
Was ist mit dem skrupellosen, stinkreichen Mafiosi der sein Unwesen mit einem Spenderorgan weiter betreibt? Verhilft man dem nicht sein schlechtes Karma weiter zu führen, obwohl es für ihn vielleicht besser wäre das natürliche Ende zu akzeptieren, bevor er noch mehr Unheil anrichtet? Was bedeuted das für den Spender?
Oder der Massenmörder in einem Bürgerkrieg, der mit einem Spenderorgan noch weitere Menschen umbringt ?
In manchen Fällen sind Organspenden vielleicht nicht nützlich, zumindest für die Umwelt, die dann darunter zu leiden hat.
malschauen
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Re: Organspende - Diskussion

Ich selbst habe einen Organspendeausweis seit 12 1/2 Jahren, weil die Organe nach dem Tode ohnehin verbrannt werden oder verrotten, aber ich würde mir wünschen, dass ich entscheiden könnte, dass meine Organe im Todesfall auch nur den Leuten zugute kommen, die selber dazu bereit sind, anderen Leuten auf gleiche Weise zu helfen.
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fossi
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Re: Organspende - Diskussion

War gerade Blutspenden.
Zwar kein Organ, aber meine Gute Tat kann ich für heute dennoch abhaken.
---
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bauti
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Re: Organspende - Diskussion

Ich kann nicht nachvollziehen wie man die Opt in Lösung bevorzugen kann.

Opt in Option:
  • Wem es wichtig ist Spender zu sein wird einen Spenderausweis haben und deshalb auch spenden.
  • Wem es egal ist wird keinen Spendeausweis haben weswegen eventuell auf Organe angewiesene Menschen sterben.
  • Wer nicht spenden wll wird keinen Spendeausweis haben weswegen eventuell auf Organe angewiesene Menschen sterben.
Opt out Option:
  • Wem es wichtig ist zu spenden wir weiterhin spenden.
  • Wem es egal ist würde sich nicht abmelden weswegen auf Organe angewiesene Menschen das Leben gerettet wird.
  • Wer nicht spenden will kann sich abmelden. Da es aber durch die opt-ut Lösung ohnehin genügend Spenderorgane gibt ist das dann aber egal.
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Scubi
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Re: Organspende - Diskussion

Ich will nicht, das jemand entscheidet, was ich zu tun und zu lassen habe. Die Leute, die Angst vor dem Tod haben, sollen das unter sich ausmachen. Ich will weder fremdes Blut noch ne Leber oder sonstwas. Ich will es aber auch nicht spenden. Nicht mehr und nicht weniger.

Akzeptiert das und macht das unter Euch aus. Von mir aus auch so, das nur Organe erhält, der auch nen Spenderausweis hat. Ich will meinen Leben nicht künstlich verlängern. Wie gesagt, Gesetze braucht es dafür nicht. Die Natur hat es mit der Evolution immer verstanden, die schwachen auszusortieren. Da muss der Mensch der Natur nicht ins Handwerk fuschen.

Für mich sind Organspende Empfänger Luschen, die nicht bereit sind, den Tod zu akzeptieren.
Auch nach der Spende müsst Ihr irgendwann in die Kiste.
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Re: Organspende - Diskussion

Sowas sagen meistens Leute, die ihren Körper soweit runtergerockt haben, dass nichts mehr geht. Ich selbst werfe da keine Steine, weil ich sicherlich recht weit vorne im Mittelfeld stehe, das Luschen-Gelaber ist allerdings erste Sahne Blödsinn! Was für ein saudummer Troll-Beitrag!

Es entscheidet keiner über Dich, keine Angst, Du hast immer noch die Wahl über Dich selbst zu entscheiden, aber Du hast auch die Pflicht irgendwann einmal einer sinnvollen Lösung zuzuhören, auch wenn es Deinem Empfinden gerade nicht passt!
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Re: Organspende - Diskussion

Ich hatte die Diskussion bislang gar nicht verfolgt, aber - sorry Scubi - das mit den "Luschen" empfinde ich schon als etwas harten Tobak.

Vor vielen, vielen Jahren sind die Leute an bakteriellen Entzündungen gestorben, bis die Medizin Antibiotika entdeckt hat. Inzwischen gibt es auch schon seit vielen Jahren die Transplantationsmedizin. Wenn ich Deinen Gedankengang mal weiter spinne, dann sind alle, die Antibiotika zu sich nehmen auch Luschen? Hast Du oder jemand aus Deiner Familie schon mal Antibiotika genommen?

Ich bin bei Dir, dass jeder dass für sich selber entscheiden muss. Aber ich bewerte die Entscheidung der anderen nicht, man kann sie nur respektieren.

Wir haben vor einiger Zeit eine Vorsorgevollmacht und Patientienverfügung erstellt. Dabei haben wir dann auch der Organspende zugestimmt. Wir haben es notariell gemacht und daher gab es auch gute Informationen dazu. Ein Thema war auch, was alles gespendet werden soll. Es ist scheinbar für viele Leute (oder eher die direkten Angehörigen) undenkbar die "Augen-(hornhaut)" zu spenden, weil man später nicht bei einem Fremden in "die Augen des Angehörigen" schauen möchte.

So genug zu dem Thema ;) (von meiner Seite)
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Re: Organspende - Diskussion

Das Herz schlägt weiter - kann das nicht sogar ein tröstlicher Gedanke sein? Ursprünglich von Daytrader mit zwei Sätzen angestoßen, zelebrieren wir die Spaltung. Weil wir diskutieren.

Es zeichnet den Menschen aus, in einer Notlage einem anderen zu helfen. Da müssten auch die rechtsnationalen Patrioten zustimmen. Nöö, das tun sie nicht, weil man streitet ja. Das ist viel besser :)
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Ach
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Re: Organspende - Diskussion

Technokrat hat geschrieben: 21. Jan 2020 23:58 zelebrieren wir die Spaltung. Weil wir diskutieren.
Ja, hier gibt es einige Beiträge, die nur konfrontativ sind. Aber auf der anderen Seite doch auch sehr gute Anstöße.

Fakt ist aber auch, dass in Deutschland Leichen üblicherweise verbrannt oder beerdigt werden. Also wie mir meine Niere im Nachleben noch helfen soll, weiß ich nun auch nicht. Zumal ich sie ja physisch eben nicht mehr habe.
Dabei gehst du von einem dualistischen Menschenbild mit einer körperlosen postmortalen Vorstellung aus, wonach der Körper der Vergängliche Teil bzw. Besitz eines unvergänglichen und eigentlich relevantem Teils des Menschen sei.
Das ist in Ordnung, dass du das als Prämisse für dich selber nutzt und dürfte auch für die meisten unserer Mitmenschen - sofern sie postmortale Vorstellungen über das "verrotten und verbrennen" zutreffen. Da wirken Platon und Plotin bis in die Seelen der Gegenwart hinein.
Das ist aber keineswegs die einzige mögliche postmortale Vorstellung, und je nach postmortaler Vorstellung sind auch ganz andere Schlüsse über den Nutzen einer Niere im Nachleben möglich.
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Scarabaeus
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Re: Jammerthread ... das nervt mich heute

knoge hat geschrieben: 16. Jan 2020 13:12 Jeder sollte sich mit dem Thema Organspende frühzeitig auseinander setzen und für sich eine entsprechende Entscheidung treffen, auch ist es nicht falsch das Thema, sowie weitere wie Beerdigungswünsche, Patientenverfügungen etc. in der Familie mal anzusprechen und die entsprechenden Wünsche schriftlich niederzulegen. ...
Danke !

Das ist des Pudels Kern. Das zentrale Element ist nach meiner (indirekten) Erfahrung die Patientenverfügung. Darin sollte jeder die Dinge regeln.

Und das gilt völlig unabhängig vom Alter und vom aktuellen Gesundheitszustand. Zum Beispiel ein Unfall kann jeden von uns blitzschnell in eine fatale Situation bringen.

Es gibt eine Fülle von Informationsquellen - im Internet, bei vielen Organisationen, die im sozialen Bereich tätig sind. Da kann sich jeder umfassend informieren.

Nur man muß es auch tun.
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Re: Organspende - Diskussion

Ach hat geschrieben: 22. Jan 2020 07:56Dabei gehst du von einem dualistischen Menschenbild mit einer körperlosen postmortalen Vorstellung aus, wonach der Körper der Vergängliche Teil bzw. Besitz eines unvergänglichen und eigentlich relevantem Teils des Menschen sei.
Nicht ganz, streiche unvergänglich, dann passt es. Das Schöne ist ja, dass jeder glauben darf, was er will. Ich denke das greift auch niemand an. Im Gegenteil, wären die Leute dazu aufgefordert, sich aktiv mit der Frage Organspende zu beschäftigen, würden vielleicht auch solche Baustellen wie Patientenverfügungen etc. angegangen, was von Familien Unheil und Leid abhalten könnte. Wie man sich letztendlich entscheidet sehe ich als freie Wahl an und sehe auch keinen im Recht das zu kritisieren.

Ich weiß nicht wie groß die Zahl der Leute ist, denen das völlig egal ist. Aber ich denke sie ist nicht klein. Dann gibt es sicherlich auch eine große Zahl, die prinzipiell zustimmen, aber nicht aktiv sind oder sich um die Auseinandersetzung drücken.
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knoge
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Re: Organspende - Diskussion

In dem ganzen Bereich herrscht bei den vielen Leuten absolute Unwissenheit vor. Das gleiche gilt für Entscheidungsvollmachten, die meisten glauben ja wenn man selbst nicht mehr entscheiden kann würde automatisch ein Familienmitglied zum gesetzlichen Vertreter ernannt oder das z.b. der Ehepartner dann automatisch alle Entscheidungen treffen kann. Das dies nicht der Fall ist, ist den wenigsten bewusst.
Lou mi sa.
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RA Peter Kraus
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Re: Organspende - Diskussion

Casper hat geschrieben: 21. Jan 2020 16:23 ... erinnere mich an ein Kind, das war stark Verhaltensgestört / Schwachsinnig, weil die Eltern bewußt eine Bluttransfusion nach der Geburt abgeleht haben. Sie gehörten irgendeiner christlichen Sekte an, die generell jede Art von Transplantation ablehnt und dazu gehörte nach deren Auffassung eben auch das Blut.
Es gibt eine Anzahl von Leuten, für die ist Überleben nicht alles. Ob das viele oder wenige sind und ob das verwerflich ist oder nicht, muß jeder selbst entscheiden. Tatsache aber ist, das es solche Weltanschauungen gibt.
Fakt ist: Niemand kann beweisen wie es auf der "anderen Seite" aussieht, also was nach dem Tod kommt.
Manche sind da der Ansicht, das das Verhalten in diesem Leben einen Einfluss hat, auf das was danach kommt. Wer also stellt sich dann hin und meint zu wissen das nur dieses oder jenes richtig sein kann, in Bezug auf Organspende ?
Die Zeugen Jehovas z.B. lehnen Bluttransfusionen ab.

Solche krassen Fälle sind meines Erachtens gerade kein tolles Argument zu Gunsten der Religionsausübungsfreiheit. Hier darf man durchaus darüber nachdenken, ob die Eltern das selbst einscheiden sollen.
cashew
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Re: Organspende - Diskussion

Aber, hier haben Gerichte entschieden dass das Leben mehr wert ist als die Religionsfreiheit
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