Darüber, dass der Euro eine Fehlkonstruktion ist, muss man wohl kaum diskutieren. Und überleben in der jetzigen Form könnte er nur, wenn Deutschland sich "ergibt". Das halte ich für genau so ausgeschlossen wie du es für ausgeschlossen hältst, dass sich die Wege Deutschlands und Frankreichs im Währungsbereich trennen werden.

Ralf hat geschrieben:Darüber, dass der Euro eine Fehlkonstruktion ist, muss man wohl kaum diskutieren.

Ökonomisch ist er natürlich ein Witz. Aber es ordnet sich ja nicht alles der Ökonomie unter. Politisch war es der Versuch, Europa finanziell so eng miteinander zu verbinden, dass eine politische Verbindung dauerhaft festigt. Ob das nun besonders schlau war oder nicht und ob die Gefahr, dass das auch politisch nach hinten losgeht, viel zu groß ist, darüber kann man streiten.

Ralf hat geschrieben:Und überleben in der jetzigen Form könnte er nur, wenn Deutschland sich "ergibt".

Es gibt andere Möglichkeiten, die laufen aber alle darauf hinaus, dass wir quasi Geschäftsführer vom Rest Europas werden. Je nach Variante schenken wir ihnen das Geld oder übernehmen die ökonomische Kontrolle. Das Problem ist, dass unsere Wirtschaft mittlerweile so weit gegenüber den meisten anderen enteilt ist, dass es gar nicht mehr so ohne weiteres möglich ist, in einem gemeinsamen Wirtschaftsraum zu operieren. Wenn der Abstand zwischen zwei Gebieten innerhalb einer Wirtschafts- und Währungsunion zu groß ist, dann passiert das, was am 1.7.1990 mit der DDR-Wirtschaft passiert ist: Die schwächeren bekommen einen ökonomischen Infarkt.

wolle hat geschrieben:Es gibt andere Möglichkeiten, die laufen aber alle darauf hinaus, dass wir quasi Geschäftsführer vom Rest Europas werden.

Was ich für extrem unrealistisch halte.

wolle hat geschrieben:Das Problem ist, dass unsere Wirtschaft mittlerweile so weit gegenüber den meisten anderen enteilt ist, dass es gar nicht mehr so ohne weiteres möglich ist, in einem gemeinsamen Wirtschaftsraum zu operieren.

Wir sind exportabhängig - die anderen nicht. Etwas pauschal, aber darauf läuft es hinaus. Ich wüsste nicht, wie das ohne Bruch zu lösen ist. Und was ein Bruch bedeutet, möchte ich mir eigentlich auch nicht vorstellen.

Ralf hat geschrieben:Wir sind exportabhängig - die anderen nicht. Etwas pauschal, aber darauf läuft es hinaus.

Im Moment ist es, vereinfacht gesprochen, so, dass wir den anderen Geld leihen, damit sie weiter bei uns kaufen können. Das macht auf Dauer natürlich keinen Sinn, da Geld nur eine Verrechnungseinheit ist und wir eigentlich für unsere exportierten Güter auch irgendwas von denen zurückbekommen müssten. Was wir aber nicht tun, außer (wertlose) Forderungen.

Dieses Problem gilt es zu lösen, und dafür gibt es nur die Möglichkeit, dass wir den anderen helfen, wettbewerbsfähiger zu werden.

wolle hat geschrieben:Im Moment ist es, vereinfacht gesprochen, so, dass wir den anderen Geld leihen, damit sie weiter bei uns kaufen können. Das macht auf Dauer natürlich keinen Sinn, da Geld nur eine Verrechnungseinheit ist und wir eigentlich für unsere exportierten Güter auch irgendwas von denen zurückbekommen müssten. Was wir aber nicht tun, außer (wertlose) Forderungen.

Du meinst dieses bescheuerte TARGET2 System? Da habe ich gestern einen netten Artikel gelesen: http://moneymorning.com/2012/04/25/secr ... e-in-euro/

Dieses Problem gilt es zu lösen, und dafür gibt es nur die Möglichkeit, dass wir den anderen helfen, wettbewerbsfähiger zu werden.

Ob man sich über die Bedingungen wird einigen können?

Ralf hat geschrieben:Du meinst dieses bescheuerte TARGET2 System?

Das Target2-System ist die technische Umsetzung des ganzen, ja. Ich behaupte nicht, dass ich das Target2-System bis ins letzte Detail verstanden hab.

Generell ist es so, dass wenn man mehr exportiert, als importiert, man ja bei dem anderen, vereinfacht gesprochen, ein Guthaben haben. Also hat man ihm einen Kredit gewährt. Den kann der zahlen, indem er selbst was anderes an einen dritten verkauft und uns das Geld davon gibt. Am Ende des Tages haben wir aber nicht alles Guthaben ausgegeben, was wir haben, sonst hätten wir eine ausgeglichene Handelsbilanz (wobei man die Investitionen in Drittländer beachten muss). Es ist nicht so einfach, das zu durchblicken. Am einfachsten ist es, wenn man Geld als eine universelle Verrechnungseinheit sieht, die den Tauschhandel in eine umrechenbare Größe überführt.

Richtig. Und wenn man die Zentralbanken der Länder nicht dazwischen hätte, wäre das auch alles kein Problem. Der Zwischenschritt ist nur nötig, wenn man unterschiedliche Währungen hat. Genau die gibt es aber nicht. Der verlinkte Artikel erklärt das m.E. recht gut. Normal könnten das die beteiligten Banken über das Zinsniveau lösen. Geht aber nicht, wenn die ZB drin hängt, die das Recht dazu abgegeben hat.

Absolut lesenswert: When Fundamentals No Longer Apply, Review the Fundamentals

Ralf hat geschrieben:Darüber, dass der Euro eine Fehlkonstruktion ist, muss man wohl kaum diskutieren. Und überleben in der jetzigen Form könnte er nur, wenn Deutschland sich "ergibt". Das halte ich für genau so ausgeschlossen wie....

Da wäre ich mir bei unserer politischen Klasse überhaupt nicht sicher. Die nächste Bundesregierung mit Gabriel und Trittin werden Deutschland garantiert total opfern. Dann sind alle Dämme (Eurobonds, Transferunion usw) gebrochen und der deutsche Michel wird trotzdem nicht rebelieren.
Wir lassen uns einfach alles gefallen.

frankie hat geschrieben:

Ralf hat geschrieben:Darüber, dass der Euro eine Fehlkonstruktion ist, muss man wohl kaum diskutieren. Und überleben in der jetzigen Form könnte er nur, wenn Deutschland sich "ergibt". Das halte ich für genau so ausgeschlossen wie....

Da wäre ich mir bei unserer politischen Klasse überhaupt nicht sicher.

Ich auch nicht. Und jetzt sehe ich auch, dass meine Aussage etwas missverständlich war:

Ralf hat geschrieben:Das halte ich für genau so ausgeschlossen wie du es für ausgeschlossen hältst, dass sich die Wege Deutschlands und Frankreichs im Währungsbereich trennen werden.

Eigentlich wollte ich ausdrücken, dass ich das "Ergeben" für so unwahrscheinlich halte wie eine unterschiedliche Währung von Deutschland und Frankreich. Und letzteres würde ich nicht mal auf Sicht von Monaten ausschließen.

Club of Rome warnt vor den folgen des Finanzkapitalismus und dem Klimawandel:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natu ... 31905.html

frankie hat geschrieben:Die nächste Bundesregierung mit Gabriel und Trittin

Es ist ja noch eine ganze Weile hin bis zur nächsten BTW, aber die Wahrscheinlichkeit, dass die nächste Bundeskanzlerin Angela Merkel heißt, liegt bei so ca. 85%. Rot-Grün ist von ner eigenen Mehrheit ja kilometerweit entfernt.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 32358.html

Das wird besonders diejenigen freuen, die eine Geldanlage mit 2,5% Zinsen für eine tolle Idee halten.

Was mich aber auch wundert ist der Goldpreis bei diesen schlimmen Nachrichten aus Griechenland. Da würde ich ja annehmen er steigt massiv...

Ralf hat geschrieben:http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 32358.html

Das wird besonders diejenigen freuen, die eine Geldanlage mit 2,5% Zinsen für eine tolle Idee halten.

Das wurde doch schon dementiert....

derHändler hat geschrieben:Was mich aber auch wundert ist der Goldpreis bei diesen schlimmen Nachrichten aus Griechenland. Da würde ich ja annehmen er steigt massiv...

Die Märkte handeln immer die Zukunft. Sind die Nachrichten aus GR unerwartet? Nein. Die Situation hat sich nicht verändert.

derHändler hat geschrieben:Was mich aber auch wundert ist der Goldpreis bei diesen schlimmen Nachrichten aus Griechenland. Da würde ich ja annehmen er steigt massiv...

Der Goldpreis verhält sich genau so, wie er es eigentlich nicht tun sollte. Ein Schelm, wer böses dabei denkt ...

Tanny hat geschrieben:Das wurde doch schon dementiert....

Was denn? Und natürlich wird so etwas zunächst dementiert ...

@investor: Die Märkte machen das aber nur, wenn Profis handeln. Wenn Tante Frieda an der Börse ist, werden Nachrichten gehandelt.

@Ralf: dachte ich auch, aber so massive weil langfristige Eingriffe? Dann müssten da ja wirklich enorme Summen bewegt werden....

derHändler hat geschrieben:@investor: Die Märkte machen das aber nur, wenn Profis handeln. Wenn Tante Frieda an der Börse ist, werden Nachrichten gehandelt.

Du glaubst doch nicht etwa, dass Privatanleger irgendeinen Einfluss auf das Marktgeschehen haben?

@Ralf: dachte ich auch, aber so massive weil langfristige Eingriffe? Dann müssten da ja wirklich enorme Summen bewegt werden....

Dass in Devisen- und Bondmärkte eingegriffen wird, bezweifelst du vermutlich nicht. Und die sind viel größer.

Was gleaubst du, warum das Derivatevolumen in den letzten Jahren so stark gesteigen ist und immer noch steigt? Gold und Silber sind extrem manipuliert. Das war schon in den 60er Jahren so ("London Gold Pool").

Gold wird allgemein immer noch als Krisenbarometer angesehen. Und deshalb wird mit allen Mitteln versucht, genau diese Funktion zu unterdrücken. Die Asiaten bedanken sich ...

Ok stimmt. War gedanklich bei so Eeffekten wie T Aktie usw. Da macht Tante Frieda was aus. Bei ganzen Märkten wohl eher nicht.
Ich weiß natürlich nicht welche Mttel die Eingreifer haben, hätte gedacht es sind nur kurze Intervetionen möglich.