Und was sollen die symbolpolitischen Hämmer? Wäre die komplette Frage.

Als ich mich zum ersten Mal mit der Frage des Zolltarifs auseinandersetzte, entstand im Grunde eine neue Welt in meiner Wahrnehmung: Wie feingliedrig darüber Interessen wahrgenommen werden und darüber in einer großen Komplexität Warenströme gesteuert werden können.

Inwieweit es Sinn macht, in diesem Räderwerk symbolpolitisch auf irgendwas 20% draufzuhauen, überlasse ich gerne Leuten, die sich damit wirklich auskennen.

Es gibt nur ein Beispiel, anhand von zwei Meldungen, wie Veränderungen an dem Räderwerk nach hinten losgehen können:

26.01.18 Whirpool freut sich:
https://rp-online.de/wirtschaft/donald- ... d-17763719

19.07.18 Whirpool freut sich nicht mehr:
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Waschmas ... 38026.html

Die Quellen sind nur schnell gegoogelt und nicht weiter geprüft.

Aber das ist eben das was ich denke, wenn ich mich mit Zolltarifen beschäftige: Wer hat das Räderwerk mit den Auswirkungen wirklich vollumfassend im Blick - kann man darüber Symbolpolitik betreiben, ohne schweren Schaden anzurichten?

Wie findet Ihr Eure Zolltarife? Ich muss gestehen, dass ich bei komplexeren Produkten, für die es kein einfaches Wort gibt, zwischen Zeit und Effizienz bei der Suche abwäge - was wahrscheinlich ein Fehler ist. Bislang gab es immerhin noch keine Beanstandung vom Zoll, oder gar einen Besuch.

Sommerloch?

Technokrat hat geschrieben:...Wie findet Ihr Eure Zolltarife?...

Ich frage den Lieferanten.

Sommerloch eher nicht, manchmal scheint mir die Tariffestlegung eher der erste Treffer zu sein.

Technokrat hat geschrieben: Wie findet Ihr Eure Zolltarife? Ich muss gestehen, dass ich bei komplexeren Produkten, für die es kein einfaches Wort gibt, zwischen Zeit und Effizienz bei der Suche abwäge - was wahrscheinlich ein Fehler ist. Bislang gab es immerhin noch keine Beanstandung vom Zoll, oder gar einen Besuch.

Wenn Du Dir unsicher bist, dann eine vZTA beantragen (Verbindliche Zolltarifauskunft).

Bei meinen Produkten ist es so, dass es diese mit 0% Zoll, 3% Zoll und 13% Zoll gibt - je nachdem wie man diese eingruppiert. Spasseshalber habe ich meine Lieferanten aus DE gefragt, wie die Zolltarifnummer dort sind. Es wurden alle von diesen angegeben - einer meinte, dass er eine Zollprüfung hatte, und dann ordentlich nachzahlen durfte, da die 13% die korrekten wären. Als Ergebnis habe ich mir ebenfalls eine vZTA besorgt die ebenfalls die 13% besagten.

Erstmal abwarten...ist halt die typische EU Systempresse: Zoll = alles böse

Ich sehe das ganze durchaus etwas differenzierter. Zölle können gut sein um Warenströme zu lenken und Ressourcenverbrauch zu senken.
Es macht doch ökologisch keinen Sinn Produkte in China herzustellen die dann mit allen Transportkosten + Einfuhrgebühren am Ende noch 10% günstiger sind als hiesige Produktion.
Genau das wird aber aktuell gemacht. Totale Ressourcenverschwendung.

Mit einem Zolltarif von 20% auf diese Produkte macht es ökonomisch erst Sinn die Produktion nach China zu verlagern wenn der Vorteil bei den Herstellungskosten + Transportkosten + Einfuhrabgaben eben über diesen 20% liegt.
Alles andere wird wieder vor Ort produziert, da wo es auch verbraucht wird.
Es ist einfach abartig, wenn man sich überlegt welche Massen an Gütern sinnlos hin und hergeschippert werden nur um minimale Kostenvorteile zu erzielen.
Think Global - buy local.

Finde die Schweiz und Norwegen gute Beispiele, die ihre heimische Produktion extrem gut schützen.

Unterm Strich hat Trump nicht ganz Unrecht.
Die USA verlangt auf EU-Fahrzeugimporte nur 2,5% Einfuhrzoll, die EU ihrerseits auf US-Fahrzeugimporte aber wiederum 10% (auf US-Pickups sogar deftige 22% Einfuhrzoll)
Weiterhin haben deutsche Autobauer ihre Werke in Mexiko gebaut um billig zu produzieren und wg. NAFTA ohne Zoll in die USA liefern zu können.

Also man kann schon die Ansicht haben, die USA wurden in den letzten Jahren bei Trade-Deals nicht gerade bevorteilt.

Die EU-Systempresse jault halt jetzt laut auf, weil jemand dabei ist dies wieder gerade zu rücken.
Die EU selbst handelt übrigens auch nicht anders, als China dabei war den EU Markt mit Billigsolarmodulen zu überschwemmen wurden genauso Schutzzölle eingeführt.
Hier mal ein Presseartikel, der es durchaus etwas näher an der Wahrheit betrachtet:
https://www.welt.de/wirtschaft/bilanz/a ... e-USA.html

Die USA haben die EU (und Kanada) übrigens gestern bei der WTO verklagt, weil es für die EU "Vergeltungszölle" keine Rechtsgrundlage gibt. Die USA haben ihre Zölle auf Stahl und Aluminium mit der Nationalen Sicherheit begründet (das ist laut WTO erlaubt).
Die EU Vergeltungszölle Harleys, Whiskey und Erdnussbutter erfüllen diese Anforderung wohl kaum.

Aber da waren mal wieder hochbezahlte EU "Experten" am Werk. Würde mich nicht wundern wenn die WTO die EU am Ende noch zu Strafzahlungen wegen diesen nicht erlaubten Vergeltungszöllen verdonnert.

Zolltarif kannst du einfach bei deinem Lieferanten oder direkt beim Zoll erfragen.

Die EU-Systempresse

Was bitte ist denn eine "Systempresse" Ich kenn den Begriff nur aus dem Geschichtsstudium. Das war der Ausdruck der Nationalsozialisten für die Medien der Weimarer Republik die nicht in nationalsozialistischem Sinne berichtet haben.
Meinst du damit die Medien die sich dem in Europa vorherrschenden demokratischen politischen System und damit Werten wie Meinungsfreiheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten verpflichtet fühlen?

Rex hat geschrieben:Erstmal abwarten...ist halt die typische EU Systempresse: Zoll = alles böse

Dir ist schon klar, dass die Zölle von der EU festgelegt werden? Du musst noch etwas an deinem Weltbild nachjustieren.

Ich verwende das Wort Systempresse, weil mir Lügenpresse zu weit geht.
Mich allerdings stört wenn Journalisten statt objektiv zu berichten, teilweise versuchen ihre Meinungen in die Artikel zu implizieren.
Der von Technokrat verlinkte n-tv.de Artikel ging genau in die Richtung "Schadenfreude der Zollbumerang schlägt zurück".
Das Medien einfach mal objektiv berichten, erwähnen das doch nicht alles so funktioniert wie geplant gibt es heutzutage kaum noch.
Immer gleich Meinungsmache implizieren.

War bei der Zollthematik von Anfang an so, quasi alle Medien haben die Zölle direkt verteufelt. Man fand kaum ein Medium das die Thematik mal nüchtern objektiv beleuchtet hat und auch auf die gewissen Vorteile/Nachteile von Zöllen eingegangen ist.

@xMerchant: Hab ich doch später erwähnt, dass die EU genauso Zölle verhängt. Trotzdem sind die Medien bei der Thematik EU Lakaien. Wenn EU Zoll verhängt = gut, wenn anderen Zölle verhängen = böse. Diese Diskrepanz bei den Schreiberlingen lässt sich kaum verbergen.

Mit der Erklärung bin ich bei Dir. Mich stört auch, dass es fast keine objektive Berichterstattung mehr gibt, weil jeder Journalist meint seine politische Ausrichtung in den Artikel mit einbringen zu müssen. Das hat allerdings mit Systempresse nichts zu tun und wie Du siehst, unterstellt man Dir dann gleich etwas falsches.

Das Ganze ist auch sicherlich nicht gesteuert, sondern ein Problem des individuellen Sendungsbewusstseins der Protagonisten. Das ist mir erst dieser Tage aufgefallen. Ich habe auf Netflix eine Serie zuerst auf Deutsch und später auf Englisch angesehen. Auf Englisch, weil es aktuelles Alltagsamerikanisch ist. Dabei ist mir aufgefallen wie oft die Übersetzung den Sinn des Originals verfälscht hat und an "unsere" Political Correctness sowie an das Weltbild der Übersetzerin angepasst wurde.

Da war z.b. eine Situation, in der zwei Frauen auf der Straße stehen, eine fluchend. Die zweite erklärt Passanten den Grund des Fluchens: Im Original "I've just dumped her, she's not taking it good" die Übersetzung "Ihr Ehemann hat sie gerade verlassen". Im Weltbild der Übersetzerin verlassen offensichtlich bisexuelle Frauen niemals ihre Freundin.

... oder an einer anderen Stelle, an der ein Latino eine weiße Frau mit einem rassistischen Begriff anspricht "White Guild", das wurde mit Gutmensch übersetzt, Rassismus von der falschen Seite ist bei uns halt nicht existent.

Aber das ist sicherlich nichts zentral gesteuertes, sondern einfach das Weltbild der Übersetzerin, die der Meinung ist, die Originaldialoge gehen einfach nicht und im Fall der obigen Artikel ist es einfach die Einstellung der Journalisten, dass unbegrenzter Freihandel gut ist. Die EU sieht das definitiv anders, sonst gäbe es die Zölle nicht. In einer idealen Welt bräuchten wir die nicht, aber so lange die Handelspartner sich durch offene (China) oder verdeckte (USA) Subventionen Marktanteile in Europa sichern, geht es nicht anders.

Ich hab gestern schnell die Links aus Google rausgefischt um meine Meinung zu verdeutlichen, dass es Symbolpolitik ist, auf ein einzeln ausgesuchtes Produkt 20% draufzuhauen - und die ganze Chose auch schnell nach hinten losgehen kann.

Vielleicht hätte ich das lieber lassen sollen, und nur die bereits beantwortete Frage stellen sollen. Man lernt ja nie aus.

Dass besonders denkbefreite Wutbürger daraus eine Diskussion um Systempresse (!) machen... Und auch noch einen Jargon verteidigen. Das ist wahres Selbstbewußtsein! Was allerdings auch nicht mit einer geistigen Leistung gleichzusetzen ist.

: Hab ich doch später erwähnt, dass die EU genauso Zölle verhängt. Trotzdem sind die Medien bei der Thematik EU Lakaien. Wenn EU Zoll verhängt = gut, wenn anderen Zölle verhängen = böse. Diese Diskrepanz bei den Schreiberlingen lässt sich kaum verbergen.

Da hast du die ganze Diskussion falsch verstanden. Im Kern geht es nicht darum ob Zölle gut oder böse sind, sondern darum dass die USA Mitglied der WTO sind und sich verpflichtet haben sich an deren Regeln zu halten. Die USA können gerne Zölle erheben - innerhalb der Regeln der WTO. Die erlauben aber zum einen nicht individuelle Zölle gegenüber einzelnen Mitgliedsländern (Meistbegünstigungsprinzip) und außerdem nur innerhalb der im WTO Vertrag für die einzelnen Branchen und Länder vereinbarten Maximalhöhen.

Wenn Trump einfach jetzt individuelle Zölle erhebt gegenüber einzelnen Mitgliedsländern und oberhalb der vertraglich vereinbarten Höhen - dann verstößt er damit gegen den Vertrag. Und öffentlich zu verkünden dass es sich um verbotenen Schutzzölle handelt und dann gegenüber der WTO sich auf die Ausnahmeregel "nationale Sicherheit" zu berufen ist einfach nur lächerlich.