Moin,

vor einigen Wochen hat mich eine indische Firma angeschrieben, dass sie an meinen Produkten interessiert sind (eigene Marke, produziert in DE).
Wir haben paar mal geschrieben und telefoniert und es klang irgendwie zu gut um wahr zu sein. Der Aufbau war allerdings sehr vernünftig (haben mir Formulare geschickt zum Ausfüllen mit Infos über meine Firma, zu den Produkten usw.). Im Gegensatz haben Sie mir Lizenzen usw. geschickt, die auch echt sind. Zumindest gibt es die Firma (habe im "indischen Bundesanzeiger" nachgeschaut).

Nun haben wir heute wieder telefoniert (skype-call sei dank) und die möchten gerne im 5-stelligen Bereich bei mir aufs Jahr gesehen einkaufen.
Allerdings wollen sie die exklusiven Rechte für Indien und die Brand muss in deren Sprache übersetzt werden nach deren Vorgaben. Beides absolut kein Problem.

Nichtsdestotrotz habe ich mir angewöhnt vorsichtig zu sein, vor allem wenn es zu gut klingt um wahr zu sein. Angeblich wollen sie jede Bestellung 50 % Vorkasse und 50 % letter of credit begleichen.

Angenommen die meinen es nicht ernst, wo kann hier der Betrugsversuch sein?

Ich meine ich hatte schon diverse Betrugsversuche (Geschäftsmann aus Italien, bringt Koffer voller Bargeld usw.) die waren offensichtlich.

Jemand Ideen? Oder Tipps?

Gruß,
André

Hört sich für mich sehr seriös an.

Risiko das ich sehe:
Die ersten kleinen Bestellungen könnten alle seriös abgewickelt und bezahlt werden, dann kommt die große Order, bei der dann nur die Vorkasse beglichen wird, die Ware aber schon bei ihnen ist.

Fallstrick daneben könnte sein, dass sie dich wenn der Vertrag nicht gut ausgelegt ist blocken können.
Sich also z. B. für 5 Jahre die exclusiven Rechte sichern, aber dann ob nicht gewollt oder nicht gekonnt keinen Umsatz machen.

regalboy hat geschrieben: ↑26. Mai 2020 13:35 Fallstrick daneben könnte sein, dass sie dich wenn der Vertrag nicht gut ausgelegt ist blocken können.
Sich also z. B. für 5 Jahre die exclusiven Rechte sichern, aber dann ob nicht gewollt oder nicht gekonnt keinen Umsatz machen.

Ich vermute das Andre bisher sowieso keine Geschäfte in Indien macht und auch nicht vorhat(te) zu machen, also selbst wenn das passieren sollte dürfte ihm das völlig schnuppe sein

Ansonsten ist das einzige wo was schiefgehen könnte ja beim letter of credit - kenne mich da leider nicht allzugut aus ob und wenn ja wie Betrug möglich ist. Ansonsten nennt man natürlich mal irgendwelche tollen Zahlen, wer nicht. Ob das dann klappt weiss man nicht. Würde ich nix drauf geben. Verdächtig ist das nur wenn die Erstbestellungen so hoch sein sollen oder ähnliches.

Ich kenne mich da leider auch nicht aus. Je nachdem ob deine IHK etwas wert ist würde ich tatsächlich da mal anfragen, gibt auch eine deutsch-indische Handelskammer.

L/C ist durch Banken garantiertes Geld, aber unter den voraussetzungen dass alle Dokumente exakt, auch Tippfehler, wirklich exakt hinterlegt sind.

Wirklich alles exakt!!!!

Das B/L, pack listen, Rechnungen, CoO, Anzahl der Dokumente... Wirklich exakt!!!


Das ist der einzigste Fallstrick wo dann Geld nicht ausbezahlt wird.


Gegen Entgelt machen die Banken das auch für dich... Besser Ist das wenn man kein fachkundiges eigenes Personal für diese zeitaufwendige Tätigkeit hat.
Um die 300 € je LC...

Wenn mit der 50% Vorkasse z.B. deine Herstellungs-, bzw. Beschaffungskosten abgedeckt sind, dürfte das Risiko vernachlässigbar sein. Ich vermute mal, dass dort auch zunächst der Importeur haftet für das Produkt, zumindest im Verhältnis zum Verbraucher.
Je nach dem um was es sich handelt musst du vielleicht noch Haftungs- bzw. versicherungtechnische Fragen abklären.

Habe Dir dazu direkt geschrieben...

Hatte mal etwas ähnliches von einem pot. Kunden aus GB. Ist zwar Letztenendes nichts geworden aber habe bzgl. Risiko mal bei der IHK angerufen (wenn man schon Beitrag zahlt, will man auch was haben ) und dort wurde mir wirklich sehr ausführlich geholfen und auf die Firma Euler Hermes hingewiesen, die für solche Fälle, gerade wenn es um höhere Beträge geht, spez. Versicherungen bei Ausfall, usw. anbieten und die IHK dort sogar vermitteln kann:
https://www.eulerhermes.de

Soll jetzt keine Werbung sein, habe auch keine Ahnung was sowas kostet, aber wenn das proz. auf den Gewinn der geplanten Transaktionen gerechnet Sinn macht, wäre das vielleicht ein Mittel um ruhiger zu schlafen, gerade wenn in Indien die Gerichte noch langsamer sind als in Deutschland. Glaube das war sogar noch untertrieben.

Euler Hermes ist quasi der Marktführer. Früher staatlich heute meine ich gehört sie zur Allianz.
Zahlt aber auch nur wenn alle, wirklich alle notwendigen Rechtsschritte reißen. Also Titel muss her...

Moin,
danke euch allen, war sehr viel nützliches für mich dabei.

Ich studiere nun erstmal deren Vertrag und dann schauen wir weiter

Beste Grüße,
André

Ich habe den Vertrag nun studiert, fast alles ist soweit OK, 2-3 Punkte müssen wir noch abklären. Einzig was mir "Sorgen" bereitet ist folgendes:

Englisch:
39. Party 1 has the right to choose the method of payment itself, can make payment both directly and through its partners or representatives.

Deutsch:
39. Partei 1 hat das Recht, die Zahlungsweise selbst zu wählen, kann die Zahlung sowohl direkt als auch über ihre Partner oder Vertreter vornehmen.

Mir persönlich ist es egal, von wem ich das Geld bekomme. Wie sieht es aber rein rechtlich hier aus? Bin ich verpflichtet den Zahlenden "zu prüfen"? Mir fällt das Stichwort Geldwäsche hier ein.

Da steckt meiner Meinung nach noch mehr Brisanz drin.

"hat das Recht, die Zahlungsweise selbst zu wählen" hört sich für mich an nach:
- kann bestimmen, erst nach Lieferung zu zahlen
- kann einen ominösen Treuhändler nutzen, der dann nicht auszahlt

Lese ich nicht heraus

Method of payment ist die art der Zahlung, Vorkasse, L/C, Paypal etc

Geldwäsche muss geprüft werden von wem die Zahlung erhalten wird, ja.

Auf der anderen Seite ist es für uns als Käufer normal, wenn wir mit Chinesen etc. handeln, dass wir an Agenturen zahlen. Es ist ja auch möglich, dass Indien z.B. mit Ländern Handel betreibt, in denen es aus eigener Sicherheit besser ist, mit Mittelmännern zu operieren. Und: wenn es nicht im Vertrag stehen würde, könnten wir wirklich erkennen, obs der "richtige" Absender des Geldes ist, wenn Betrag und Verwendungszweck stimmen?

Ich hatte von Anfang an den Verdacht, dass es auf den üblichen Scheckbetrug rauslaufen wird. Meiner Meinung nach ist das die Vorbereitung darauf.

Das läuft so: Du bekommst einen Scheck als Bezahlung. Auf dem steht aber nicht der Käufer als Zahlungspflichtiger sondern jemand anderes, der wird dir als Geschäftspartner verkauft und es ist einfacher/billiger den Scheck direkt weiter zu geben. Wahrscheinlich ist der Scheck sogar höher als die Kaufsumme und Du möchtest bitte die Überzahlung an sie überweisen. Wenn die Bank den Scheck prüft, ist er aber erst mal gedeckt. Die Verrechnung eines internationalen Schecks dauert mehrere Wochen. Irgendwann kommt dann von der Bank die Nachricht, dass der Scheck gestohlen wäre und der Zahlungspflichtige die Zahlung verweigert.
Resultat: Ware weg, Geld weg.

Auch in Indien ist Bankvorkasse üblich. Ich habe das noch nie anders bei meinen Lieferanten in Indien gehabt. Verlange 100% Überweisung auf dein Konto vor Versand der Ware. Anders kannst Du dich vor solchen Betrügereien nicht schützen.

xMerchant hat geschrieben: ↑1. Jun 2020 17:57 .... Verlange 100% Überweisung auf dein Konto vor Versand der Ware. Anders kannst Du dich vor solchen Betrügereien nicht schützen.

Und dann auch noch darauf achten, dass es wie zuvor geschrieben der richtige Betrag mit dem richtigen Verwendungszweck ist.

Also bevor du hier noch mehr Kopfstände machst - die wollen im Jahr einen fünfstelligen Betrag ausgeben. Aufs Jahr gerechnet! Warum bestellen sie die Sachen nicht in einzelnen Schritten auf Vorkasse. Auf etwas anderes würde ich mich gar nicht einlassen. Nach 5 Lieferungen auf Vorkasse kann man dann ja überlegen, ob man da andere Bedingungen macht, aber das hier wäre mir einfach viel zu viel Theater. Indien ist weit und du wirst im Zweifelsfall kein Geld sehen.
Wenn die wirklich so interessiert sind, wie sie tun, dann akzeptieren sie auch Vorkasse. Ein Teilbetrag von fünstellig ist ja jetzt nicht die Welt. Wenn Du willst, kannst du am Dienstag gerne mal anrufen, meine Mitarbeiterin Gili ist ja Inderin, die kann die einiges zur Mentalität erzählen.

Ich habe ein paar mal L/C mit Indien und China gemacht, aber nicht als Exporteur sondern als Import.
Es ist eine gute Methode beiden Seiten eine Sicherheit zu geben, das die Versprechen eingehalten werden.
Achte darauf das die zahlend Bank eine Internationale mit Standards ist. In Indien zum Beispiel HSBC. Die Zahlung natürlich und selbstverständlich mit Bank Transfer. Das ganze ist bei mir schon etliche Jahre her, daher kann ich mich an das exakte Prozedere hier jetzt nicht erinnern, aber es war unterm Strich ziemlich einfach. Deine Hausbank sollte hier auch Auskunft geben können.

Auslandsakkreditiv - engl. Letter of Credit. Sonst nix. Bei einer längeren Geschäftsbeziehung kann man über Alternativen nachdenken.

Die bestellen bei DIR zu DEINEN Konditionen und Zahlungsbedingungen. Ich würde auf Vorkasse bestehen.
Das musste ich jahrelang bei neuen Lieferanten aus der EU, USA und Thailand auch tun.