Hallo,

bitte über folgende Frage nicht lächeln (höchstens heimlich).

Kann ein Kunde vor Versand widerrufen?

Es geht hier tatsächlich um eine Spitzfindigkeit - ich möchte nur die exakte Rechtslage wissen.

Danke!

Natürlich. Warum sollte er das nicht können?
Die Frist sagt doch nur aus, bis wann maximal spätestens.

fussel hat geschrieben:Natürlich. Warum sollte er das nicht können?
...

könnte sein, dass noch kein KV zustande gekommen ist

Dann wäre die ganze Frage Quatsch, meinst du nicht. Das ein KV zustande gekommen ist, davon bin ich natürlich ausgegangen.

In der Sache ganz deiner Meinung. Aber hier wurde ja nach einer Spitzfindigkeit gefragt.

Vielleicht äußert sich Scienceticker ja auch mal konkreter.

fussel hat geschrieben:Vielleicht äußert sich Scienceticker ja auch mal konkreter.

Es gibt die Auffassung, da die Widerrufsfrist erst mit Erhalt der Ware beginnt, auch der Widerruf erst ab dann erfolgen kann.

Ich persönlich bin nicht dieser Meinung, würde aber gern fundierte Meinungen dazu hören.

Ich habe mal gelesen das der Erhalt der Ware damit beginnt, wo der Paketbote mit der Lieferung an der Tür steht.
Der Käufer hat ab dann die Gewalt zu entscheiden was mit der Ware passieren soll.

Annahme, oder verweigern.

Die Frage ist jetzt, was mit dem Vorzeitigen Widerruf bezweckt werden soll.
Paket schon unterwegs, oder noch nicht?
Welchen Sinn soll es machen.

Das ist eigentlich im § 356 BGB recht eindeutig - wenn auch m.E. nicht sinnvoll - geregelt:

"(2) Die Widerrufsfrist beginnt

1. bei einem Verbrauchsgüterkauf,
a) der nicht unter die Buchstaben b bis d fällt, sobald der Verbraucher oder ein von ihm benannter Dritter, der nicht Frachtführer ist, die Waren erhalten hat,
b) bei dem der Verbraucher mehrere Waren im Rahmen einer einheitlichen Bestellung bestellt hat und die Waren getrennt geliefert werden, sobald der Verbraucher oder ein von ihm benannter Dritter, der nicht Frachtführer ist, die letzte Ware erhalten hat,
c) bei dem die Ware in mehreren Teilsendungen oder Stücken geliefert wird, sobald der Verbraucher oder ein vom Verbraucher benannter Dritter, der nicht Frachtführer ist, die letzte Teilsendung oder das letzte Stück erhalten hat,
d) der auf die regelmäßige Lieferung von Waren über einen festgelegten Zeitraum gerichtet ist, sobald der Verbraucher oder ein von ihm benannter Dritter, der nicht Frachtführer ist, die erste Ware erhalten hat,"

Ist das nicht Händler-Grundwissen?

Hier wird es noch einmal erklärt:

https://www.internetrecht-rostock.de/wa ... derruf.htm

@Kaluna, @bene,

die Fragen sind z.B. (ich beschreibe mal 2 mögliche Szenarien):

1.) Kann ein Käufer bei Vorkassebestellung die Zahlung unterlassen und gleich den Widerruf erklären?
2.) Kann nach erfolgter PayPal Zahlung noch vor Versand ein Widerruf erkärt werden?

In beiden Fällen hat die Widerrufsfrist nicht begonnen.

@hkhk: ich kenne den Artikel. Ich teile die Meinung. Aber es gibt andere Ansichten dazu.

Erschließt sich nur mir der Sinn dieser Diskussion nicht?

Mir auch nicht. Aber es geht nicht um mich.

Mir ist nicht so ganz klar, worauf du hinaus willst - ich nehme mal an, es werden nicht nur Haare gespalten um des Haare spaltens willen.

Dann ist das VOR Versand halt ein Rücktritt vom Vertrag. Ist das jetzt so relevant, wie das Kind am Ende heisst? Im Grunde bin ich immer froh, wenn der Kunde VOR Warenversand mitteilt, dass er die Ware nicht will - ob der das nun als Storno, Widerruf, Rücktritt oder Änderung seiner Willenserklärung bezeichnet ist mir dabei echt egal.

Nach meinem Kenntnisstand ist es so, das erst nach Vertragserfüllung beider Parteien der Vertrag widerrufen werden kann. Heißt der Kunde hat sich im Vertrag zur Zahlung verpflichtet und der Verkäufer zur Lieferung.
Also nein, ist nicht möglich zu widerrufen bevor geliefert wurde.
Auch ein Recht auf Stornierung einer Bestellung vor Auslieferung gibt es nicht.
Ist also eine Sache von Kulanz.

lima-shop hat geschrieben:Nach meinem Kenntnisstand ist es so, das erst nach Vertragserfüllung beider Parteien der Vertrag widerrufen werden kann. Heißt der Kunde hat sich im Vertrag zur Zahlung verpflichtet und der Verkäufer zur Lieferung.
Also nein, ist nicht möglich zu widerrufen bevor geliefert wurde.
Auch ein Recht auf Stornierung einer Bestellung vor Auslieferung gibt es nicht.
Ist also eine Sache von Kulanz.

Genauso argumentiert mein Diskussionspartner.

@lima-Shop
Und handhabst du das auch so?

Jetzt mal ehrlich, wie kommt man überhaupt nach solchen "Spitzfindigkeiten" zu suchen?

Es geht doch nur darum, dass geregelt wird wann die Frist des Kunden anfängt. Es also nicht ausgenutzt wird und mancher Händler die Ware erst 14 Tage nach der Bestellung losschickt.

Der Kunde kann ja auch bis 24 Uhr des entsprechenden Tages widerrufen und nicht oh um 14.27 Uhr wurde das Paket zugestellt und dann laufen exakt die 14 Tage.

Nico-2012 hat geschrieben:
Jetzt mal ehrlich, wie kommt man überhaupt nach solchen "Spitzfindigkeiten" zu suchen?

Ich war schuld. Ich suchte danach. Aus Gründen. Falls jemand eine andere Rechtsauffassung als lima-shop begründen kann, her damit. Ansonsten Thema beendet. Danke.

Hier ich

Ich zitiere mal:

Sie haben das Recht, binnen vierzehn Tagen ohne Angabe von Gründen diesen Vertrag zu widerrufen. Die Widerrufsfrist beträgt vierzehn Tage ab dem Tag, an dem Sie oder ein von Ihnen benannter Dritter, der nicht der Beförderer ist, die letzte Ware in Besitz genommen haben bzw. hat.

und

Zur Wahrung der Widerrufsfrist reicht es aus, dass Sie die Mitteilung über die Ausübung des Widerrufsrechts vor Ablauf der Widerrufsfrist absenden.

IMHO lese ich da schon heraus, dass man vorher widerrufen kann, Widerrufsrecht und Widerrufsfrist ist ja nicht das gleiche.
Ich hatte damals hier auch eine laaaange Diskussion mit Frau RA Vogt von Internetrecht Rostock, die auch der Auffassung war, dass das Fristende nur den letztmöglichen Tag des Widerrufes darstellt.
Ausschlaggebend ist halt noch, ob der KV schon zustande gekommen ist, also ob eventuell schon eine Zahlungsaufforderung oder gar eine Zahlung oder eine Auftragsbestätigung erfolgt ist.