Hallo zusammen,

ich hätte da ein "kleines" Problem bzw. Bedenken für meine Fa. mit der erneut eingeführten Homeoffice-Pflicht, welche anscheinend ab diesem Mi. greift (sorry, habe das Ganze wegen Weihnachtsvorbereitungen noch nicht gerade auf dem Schirm).

Obwohl meine GmbH einige Mio. EUR Umsatz macht, habe ich in meiner Firma außer mir nur 5 MA, weil alle logistischen, buchhalterischen oder z.B. SEO-Tätigkeiten ausgelagert sind.

Die Regelung lautet jetzt wohl: "Die Pflicht zum Home-Office besteht dann, „wenn keine zwingenden betriebsbedingten Gründe entgegenstehen“, so der Gesetzestext. Was genau solche betriebsbedingten Gründe sind, darüber schweigt sich das Gesetz aus, „erhebliche Einschränkung der Betriebsabläufe“ etwa werden zur Begründung genannt."

Alle meinen 5 MA können natürlich ihre Arbeiten im Homeoffice verrichten, weil alles wie Einkauf, Katalogpflege, Kommunikation mit Logistiker, Lieferanten, Kunden, anderen Geschäftspartnern, etc. mit Computer+Telefon von zu Hause erledigt kann. Aber ich als Arbeitgeber/Firmeninhaber sehe hier eben diese quasi indirekte „erhebliche Einschränkung der Betriebsabläufe“ für meinen Betrieb, indem Produktivität in meiner Fa. eindeutig sinkt, die MA untereinander nicht kommunizieren und überhaupt einander (einschuldigung, aber das gilt nun eben bis zum 19. März) nicht mal sehen, irgendwie Einkaufsrechnungen für EK-Listen-Aktualisierungen für Monatsabschlüsse und Intrastat mit nach Hause genommen werden, etc. Und ich sitze und arbeite hier 4(!) Monate komplett alleine wie ein Wohnzimmerhändler. Nicht mal der Postbote kann ein Paket zustellen, weil der Türklingel auf dem Telefon im großen (leeren) MA-Büro klingelt und unten nicht aufgemacht wird...

Wie seht ihr das alles? Schickt ihr auch alle MA ins Homeoffice, die nicht gerade Pick&Pack oder Ähnliches machen?

Danke und Gruß,
Artur

THC hat geschrieben: ↑22. Nov 2021 22:48 "Die Pflicht zum Home-Office besteht dann, „wenn keine zwingenden betriebsbedingten Gründe entgegenstehen“, so der Gesetzestext. Was genau solche betriebsbedingten Gründe sind, darüber schweigt sich das Gesetz aus, „erhebliche Einschränkung der Betriebsabläufe“ etwa werden zur Begründung genannt."

[...]

Nicht mal der Postbote kann ein Paket zustellen, weil der Türklingel auf dem Telefon im großen (leeren) MA-Büro klingelt und unten nicht aufgemacht wird...

Da hast du doch deine erhebliche Einschränkung. Zumindest einer muss schonmal immer da sein, um sicherzustellen, dass du Pakete bekommen kannst.

Auch dürfen vielleicht einige der Unterlagen, von denen du schriebst, den Betrieb nicht verlassen oder liegen nur in Papier Form vor.

Kleine Produktivitätsverluste sind dagegen in meinen Augen kein Grund, die Pflicht nicht umzusetzen.

Es spricht ja auch nichts dagegen, an einem Tag im Büro zu sein und alle Dinge, sie vor Ort erledigt werden müssen eben dort zu erledigen und dann tagsdrauf z. B. die digitalisierten Belege weiter am Rechner zu verarbeiten? Bei 5 MA könnte jeder einen Tag mit Dir vor Ort sein und die restlichen 4 im HomeOffice? => Kontakte erheblich reduziert

Und kommunizieren kann man auch mit Telefon, Mail, Teams, Slack, was auch immer.

Ich zitiere mal sinngemäß den Vorstandsvorsitzenden eines DAX Konzerns (~100.000 Mitarbeiter) zum ersten Lockdown: Als es hieß, es müssen jetzt so viel Mitarbeiter wie möglich ins HomeOffice, da haben wir gedacht, das dauert 3 Tage, dann steht alles. Aber - es hat 3 Tage geruckelt und dann lief alles quasi wie vorher weiter.

Was wollen denn deine Mitarbeiter?

Wer Angst hat, arbeitet vielleicht am besten Zuhause.

Wer Angst vorm Zuhause arbeiten hat und das Büro bevorzugt, der arbeitet besser im Büro.

Psychische Gesundheit ist auch schützenswert!

Betriebliche Argumente dafür und dagegen gibt's in deinem Fall reichlich, also sprich mit deiner Crew und mach es so, wie es für euch am Besten passt.

Ich kenne es von vielen Lieferanten, Freunden und Bekannten, dass die Leute ein oder zwei mal in der Woche im Team im Büro sind. Bei dir dann eben ein mal zwei Personen und einmal 3 Personen.
Gründe wie man das Gesetz umgehen kann gibt es sicherlich genügend. Dafür wird man im Falle des Falles immer einen Anwalt finden der das vor Gericht durchbringt. Trotzdem - ich finde jeder sollte sich seiner Verantwortung bewusst sein und seinen Teil beitragen. Stell dir vor du bist stationärer Einzelhändler oder im Freizeitbereich tätig.... Die triffts viel schlimmer und können die ganze Suppe ausbaden.

Wollomo hat geschrieben: ↑23. Nov 2021 08:45 Ich kenne es von vielen Lieferanten, Freunden und Bekannten, dass die Leute ein oder zwei mal in der Woche im Team im Büro sind.

Danke euch für Rückmeldungen! Auf das wird es wohl bei uns hinauslaufen. Eine Person vor Ort an jedem Tag finde ich persönlich nicht zielführend. Es wäre dann was für mich gegen Langeweile bzw. eher Einsamkeit aber die MA werden nach wie vor einander nicht sehen, keine laufenden Projekte zusammen besprechen, etc.

Aber wie macht ihr das eigentlich in euren Firmen?

Bei uns geht keiner dauerhaft ins Home-Office. Wir haben immer wieder einzelne vorübergehend im Home-Office, aber das ist absolute Notlösung. Es gibt keinen Arbeitsplatz bei uns, bei dem nicht immer wieder auch physische Anwesenheit erforderlich wäre. Wir machen allerdings e-commerce auch nur am Rande.

Bei uns arbeiten mehrere im Home Office, auch bereits vor Corona. Klappt alles und wir haben keinen Produktivitätsverlust.

Hier ein aktueller interessanter Podcast dazu:



(nein, kein Guru-Coach Quatsch)

Bei uns arbeiten alle Büromenschen seit 1,5 Jahren fast nur noch im Home Office. Ein einziger Schreibtisch ist täglich im Büro noch besetzt. Anfang Januar ziehen wir in neue Geschäftsräume. Da es mit dem Home Office so gut klappt wird es deutlich weniger Büroarbeitsplätze geben. Der freie Raum geht dafür ans Lager. Das Packteam ist logischerweise komplett vor Ort.

Ab dem nächsten Jahr wollen wir uns alle gemeinsam 1x Monat vor Ort treffen. Wer will, kann auch öfters kommen. Ach so, zur Kommunikation nutzen wir jetzt Teams. Sind von Slack gewechselt und ziemlich beeindruckt vom Funktionsumfang von Teams (mitsamt eingebundenem Office 365).

Die Homeofficepflicht musste ja wieder eingeführt werden, denn die schulpflichtigen Kinder sind zumindest in meiner Gegend andauernd in Quarantäne.
Wer soll die sonst betreuen?

Jetzt werden wohl noch die Ferien vorgezogen und verlängert.

Ich mach das Theater nicht mit. Gibt kein homeoffice. Punkt.

Eat The Rich hat geschrieben: ↑23. Nov 2021 22:43 Ich mach das Theater nicht mit. Gibt kein homeoffice. Punkt.

Was machen dann die Angestellten mit Kindern? Mein Kind hat sich in der Schule angesteckt musste gerade zwei Wochen in häuslicher Isolation verbringen. Würde meine Firma auf Büropflicht bestehen hätte ich mich komplett krank schreiben lassen müssen. So konnte ich im Home Office noch ca. 75% meiner Arbeitsstunden leisten.

kasselbag hat geschrieben: ↑24. Nov 2021 09:09 Würde meine Firma auf Büropflicht bestehen hätte ich mich komplett krank schreiben lassen müssen.

Nein, die staatliche Regelung dafür ist, dass du dein betreuungspflichtiges Kind zu Hause beaufsichtigen darfst und dafür 67% deines Gehalts bekommst.

Das ist ja auch wieder so ein Beispiel von Staatsversagen. Natürlich lassen sich im Zweifelsfall alle krank schreiben, statt sich mit 67% zu begnügen. Schön auf Kosten der Arbeitgeber. Wieso bekommen die Leute die Ihre Kinder beaufsichtigen müssen nicht 100%?
Und zu deiner 75% Arbeitsleistung. Du kannst während du einen Sack Flöhe beaufsichtigt oder Homeschooling machst noch 75% deiner normalen Leistung erbringen? Respekt. Wie alt ist dein Kind denn, dass du das Homeschooling so easy ausm Ärmel schüttelst?

Mein Kind ist 6 und geht in die 1. Klasse. Homeschooling ist noch nicht arg so anspruchsvoll. Ich will und kann mich persönlich nicht beschweren. Wir leben auf dem Lande, im eigenen Haus mit Garten.

Meine Kollegin wohnt in Berlin mit zwei kleinen Kindern in einer kleinen Wohnung. Die hat seit gestern beide Kinder zu Hause und steht kurz vor dem Nervenzusammenbruch. Die wird die nächste Woche nicht arbeiten.