Hallo, ich bin nur ein „Wohnzimmerverkäufer“ – bitte nicht steinigen

Vor ca. 5 Jahren habe ich im Rahmen eines Lidl Sonderverkaufs mehrere Garten-geräte gekauft und nun will ein Kunde, welcher vor 34 Monaten über Ebay gekauft hat die Garantie in Anspruch nehmen.

Ich selber haben nirgends eine Garantie beworben, aber auf dem Karton hat der Kunde irgendwo „3 Jahre Garantie“ entdeckt.

Der vom Kunden angeschriebene Hersteller Grizzly Tools verweist auf den Händler. Wie geht’s weiter?

Was sagen denn die Garantiebedingungen aus?

Da du die Geräte als Endkunde gekauft hast und die Garantiezeit bei einem Verkauf unter Endkunden nicht neu beginnt, ist der Hersteller IMHO raus. Rein gefühlsmäßig würde ich sagen, dass der Ware durch die verkürzte Garantie eine verkehrswesentliche Eigenschaft fehlt, und dass du da eintreten musst, und zwar nicht nach den Garantiebedingungen, sondern nach den Vorschriften für einen erst jetzt erkennbaren, aber von Anfang an vorhandenen Sachmangel. Also Reparatur, Rückabwicklung des Kaufs oder Schadensersatz, das volle Programm.

Um welchen Betrag geht es und was genau ist denn defekt?

Wobei auch noch zu klären wäre, ob der (hier nicht genannte) Mangel, den der Kunde reklamiert, denn auch unter Garantie fallen würde. Bei Verschleißteilen z.B. ist das ja eher nicht der Fall.
Daher ist die Beantwortung der Frage von regalboy durchaus entscheidend für eine (unverbindliche) Einschätzung hier im Forum.

Schließe mich aber generell der Antwort von fuzzy an.
Das Schicksal hat es nicht gut gemeint für den Wohnzimmerverkäufer (was nicht abwertend gemeint ist, ich bin ja selbst auch einer).

EDIT:
Wenn der Händler gar nicht auf die Herstellergarantie verweist, gibt es dann überhaupt Garantie?
Wirbt ein Händler mit Garantie, muss er ja die Garantiebedingungen genau auflisten.

Siehe z.B. Artikel https://www.handelsblatt.com/finanzen/s ... uZIxEv-ap6
Da wird auch explizit aufgeführt, dass bei z.B. Jura 25 Monate Garantie anbietet, aber nur bei Vertragshändlern. Wer bei Amazon kauft, hat diese Garantie nicht (und Amazon wirbtbestimmt nicht "SIE HABEN KEINE GARANTIE!").
Der Handelsblatt-Artikel ist aber schon 8 Jahre alt, inwiefern sich da was geändert hat, kann ich nicht beurteilen. Ich verkaufe keine garantiebelasteten Artikel, steckke daher nicht so tief in der Materie drin.

Ich würde daher erst mal antworten, dass du als Wiederverkäufer keine Garantie angeboten hast und daher nur die gesetzliche Gewährlestung greift.

Bei dem "nicht werben" mit Garantien sollte man übrigens ein wenig aufpassen:

https://blog.otto-schmidt.de/mdr/2020/0 ... rben-wird/

https://www.abmahnung.org/garantieanspruch/

Doch woher wissen Kunden, dass ein entsprechender Garantieanspruch vorliegt? Ein Schreiben, das der Warenlieferung beiliegt, gibt oft darüber Auskunft. Liegt kein entsprechendes Dokument vor, ob in Papierform oder digital als E-Mail-Anhang, besteht in der Regel auch kein Garantieanspruch beim Online-Shop-Kauf.

...

Der Garantieanspruch, der beim Online-Shop-Kauf bestehen kann, ist nicht gesetzlich vorgegeben. Hersteller bzw. Verkäufer entscheiden selbst, ob sie den Käufern ein Recht auf Garantie gewähren wollen.

ich würde sagen: Aus die Maus. Kein Anspruch auf Garantie.

Investor hat geschrieben: ↑15. Sep 2020 14:28

fuzzy hat geschrieben: ↑15. Sep 2020 13:37 aber von Anfang an vorhandenen Sachmangel.

Woran erkennst Du das

Weil die am karton (und sehr wahrscheinlich auch in beiliegenden garantiedokumenten) beworbene garantie von 3 jahren durch den wohnzimmerhändler verringert wurde.

Ich hätte eigentlich auch gesagt dass keine Garantie besteht, wenn diese vom VK in keinster Weise beworben/angekündigt wurde.

Die Frage ist halt, ob der Hinweis am Produktkarton ("3 Jahre Garantie") diesbezüglich irgendwie schädlich ist.

Das Risiko, dem Kunde zu schreiben dass man über die gesetzliche Gewährleistung hinaus nicht haftet, ist wohl überschaubar.

Ich glaube, dass die "Garantie nur bei Kauf vom autorisierten Fachhändler"-Sache heute nicht mehr durchgehen würde, weil es eine sachgrundlose Diskriminierung einzelner Vertriebskanäle ist.

Außerdem: Wenn auf der Packung (wie bei Discounterware üblich) "3 Jahre Garantie" steht und sich dann im Nachhinein herausstellt, dass es gar keine Garantie gibt, ist das aus meiner Sicht genauso ein Sachmangel, wie wenn auf der Verpackung steht "Enthält Akku" und der Akku ist nicht drin. Da kann ich als Verkäufer ja auch nicht sagen: "Ich habe aber nicht mit dem Akku geworben!", wenn der zum Standard-Lieferumfang gehört. Dann muss der Händler schon "Ohne Akku!" in seine Artikelbeschreibung aufnehmen.

Schwieriges Thema, interessiert mich selbst...

Hast du es mal mit Kulanz versucht? Was ist denn defekt? Lässt es sich ggf. kostengünstig reparieren über den Hersteller?

Ich würde das erstmal auf dem kurzen Dienstweg machen.

roman hat geschrieben: ↑15. Sep 2020 15:19 Ich hätte eigentlich auch gesagt dass keine Garantie besteht, wenn diese vom VK in keinster Weise beworben/angekündigt wurde.

Die Frage ist halt, ob der Hinweis am Produktkarton ("3 Jahre Garantie") diesbezüglich irgendwie schädlich ist.

.....

Das "tolle" bei Herstellergarantien ist ja, dass diese oftmals breit angekündigt sind, sei es auf der Herstellerseite, in der Werbung, der Kunde fragt vor dem Kauf beim Hersteller nach, der Nachbar hat sich vielleicht schon das Produkt gekauft und ist zufrieden, so dass man es sich nun auch kauft und vom Nachbarn auf die Garantie hingewiesen wurde....

Ich habe Privat gerade ähnliches als Käufer.

US-Marke wirbt mit lebenslanger Garantie. Der Verkäufer verweigert mir Umtausch/Reklamation/was auch immer, Versandkosten zu hoch, bin nur kleiner Händler, mi mi mi.

Also Großhändler kontaktiert ob ein Umtausch möglich wäre, alles kein Problem.

Es ist simpel. Der Karton ist vom Hersteller. Also handelt es sich um eine Herstellergarantie. Lidl würde dem Käufer auch nichts anderes mitteilen und sich auch nicht kümmern.

Aber Lidl hat den Karton nicht irgendwo bei Penny gekauft und dann 1 Jahr später den wieder ins Regal gelegt, dass somit nur noch 2 Jahre statt 3 Jahre übrig bleiben. Wie soll denn das der Kunde wissen!? Das ist halt das Problem bei Wohnzimmerhändler, man weiß nie welche schrägen Kanäle die Ware gegangen ist...

Also für Lidl, bzw. den Hersteller fing die Garantielaufzeit zu laufen als Marek75 die Produkte erworben hat. D.h. die Laufzeit ist rum und für die die Sache gegessen..

Wenn er jetzt gewerblich weiterverkauft hat und auch als Neuware und ohne Hinweis darauf, das die Restgarantiezeit nur noch x Monate beträgt, dann dürfte das ein Sachmangel sein. Sachmängel verjähren nach 2 Jahren gemäß § 438 BGB...

Ne, ehrlich ich hab keine Ahnung was da vor Gericht rauskommen würde. Am besten mal nen Profi (=Anwalt) fragen.

Das Thema scheint Marek75 ja nicht mehr zu interessieren...

Es ist völlig wumpe wo der Käufer den Artikel gekauft hat. Es ist eine Herstellergarantie. Und da steht auch eine Adresse dabei oder lag im Karton.
Richtig ist, der Kunde weiß in diesem konkreten Fall nicht, ab wann die Uhr tickt. Die 3 Jahre würde ich übrigens anzweifeln.
https://www.grizzly.biz/Service/Garantie

Roemer hat geschrieben: ↑16. Sep 2020 11:59 Die 3 Jahre würde ich übrigens anzweifeln.

Wieso? Weil es auf der allgemeinen Seite heißt "in der Regel 2 Jahre"? Keine Regel ohne Ausnahme. Wenn auf dem Produkt 3 Jahre steht, dann sind das halt drei Jahre. Und keine zwei.