Stationär pushen, aber Onlinebestellungen verringern

Allgemeine Themen rund um das Ladenlokal - Ladenlokal mieten, Lage und Genehmigungen, Trends im Einzelhandel
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Scienceticker
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Stationär pushen, aber Onlinebestellungen verringern

Hallo zusammen,

ich bin nun schon lange kein Händler mehr und stattdessen als Angestellter auf ganz anderem Gebiet tätig.

Ich hatte gestern eine Diskussion mit einem befreundeten Ladenbesitzer, der zwar einen Webshop betreibt, diesen aber primär nutzen möchte, um Besucher im 100km Umkreis in sein Ladengeschäft zu locken. (Das Sortiment ist äußerst beratungsintensiv und zudem totale Nische.) Aufgrund der häufigen Retouren wäre es ihm am liebsten, noch weniger Onlinekäufe zu haben, aber dennoch den Shop SEO-mäßig zu stärken. Das widerspricht sich teilweise, aber so ist die Situation.

Welche Ideen hättet Ihr denn, um dieses Ziel zu erreichen?

Freue mich, von Euch zu hören, Ihr habt immer gute Anregungen.

Viele Grüße an alle ehemaligen Mitstreiter.


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Wolkenspiel
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Re: Stationär pushen, aber Onlinebestellungen verringern

Onlineshop schließen.
Ganz im Ernst? Was ist das für eine Fragestellung von einem Unternehmer? Mimimi, zu viele Retouren. Dann würde ich daran arbeiten, warum es so viele Retouren gibt. Wenn es sich nicht gerade um Klamotten handelt, kann man ja über Beschreibung und gute Bilder viel machen.
Ansonsten halt Werbung in der lokalen Presse, Facebook Ads (aber eine FB Seite hat er wahrscheinlich nicht, kostet zu viel Zeit) + Instagram. Dinge zu verkaufen ist halt viel Arbeit oder/und kostenintensiv. Daran wird sich auch nichts ändern.
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Scienceticker
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Re: Stationär pushen, aber Onlinebestellungen verringern

Hallo Anne, so einfach ist es nicht. Ja, es sind oft die Klamotten, die zurückkommen. Nein, der Shop kann nicht geschlossen werden, da er primär die Kunden anlockt, diese dann feststellen, daß sie besser eine Beratung bekommen sollten und sich dann auf den Weg in den laden machen, auch wenn er -zig Kilometer entfernt ist.

Die Artikel nur darzustellen und nicht lieferbar anzuzeigen bringt auch nichts, weil dann jeder annimmt, daß die Artikel ausverkauft sind.

Viele Grüße
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Wolkenspiel
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Re: Stationär pushen, aber Onlinebestellungen verringern

Dann macht man halt eine Webseite ohne Shop. Ich verstehe die Problematik immer noch nicht. Die Alternative zu einem Shop, der alles auf nicht verfügbar hat ist ja nicht "gar keine Seite".
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koshop
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Re: Stationär pushen, aber Onlinebestellungen verringern

Im Shop Selbstabholung anbieten und einen Rabatt bei Selbstabholung.
xMerchant
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Re: Stationär pushen, aber Onlinebestellungen verringern

Das kann man über die Verfügbarkeit und die Versandzeit in Onlineshop steuern. Im Onlineshop anzeigen „Abholbar in der Filiale, Versand: Nicht verfügbar oder 3 Wochen.


Das machen viele große Filialisten mit den beratungsintensiven Produkten in ihren Onlineshops so. Beispielsweise Hornbach oder Conrad mit ihren Filialen. Man muss dann halt die Lagerbestände des Ladens an den Shop anbinden. Das braucht es bei diesem Konzept (Onlinekunden in den Shop leiten) aber sowieso, sonst gibt es bei der onlineaffinen Kundschaft bald schlechte Bewertungen in Google, dass im Laden die Ware nicht vorhanden ist.

Will man das Widerrufsrecht umgehen, darf es keine Reservierungsmöglichkeit geben.
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hkhk
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Re: Stationär pushen, aber Onlinebestellungen verringern

xMerchant hat geschrieben: 22. Nov 2020 09:32 Will man das Widerrufsrecht umgehen, darf es keine Reservierungsmöglichkeit geben.
imho darf sehr wohl unverbindlich reserviert werden. Der Kaufvertrag aber darf erst bei Abholung im stationären Ladenlokal geschlossen werden. Damit gelten dann die Rückgabebestimmungen wie im Laden.
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Scienceticker
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Re: Stationär pushen, aber Onlinebestellungen verringern

@koshop, xMerchant: ich denke auch, das ist die grobe Richtung, in die es gehen sollte.

Einer meiner Gedanken war, auch die Versandkosten hoch zu setzen.

Aber vielleicht gibt es noch andere Hinweise oder Ideen.
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Technokrat
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Re: Stationär pushen, aber Onlinebestellungen verringern

Die Bestellfunktion ganz oder selektiv abschalten, aber die aktuelle Vorrätigkeit im Laden anzeigen?
Mit Mailfunktion, wenn wieder vorrätig (haben manche Systeme als Standard dabei).

Vielleicht geht das rechtlich und kommunikativ halbwegs unverbindlich. Dann könnte die Reservierungsfunktion weggelassen werden.
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fossi
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Re: Stationär pushen, aber Onlinebestellungen verringern

Der Punkt "Selbstabholung" ist schon gefallen, ansonsten wäre er jetzt von mir gekommen.
Wie man das einrichtet, dazu gibt es ja wieder 1000 Möglichkeiten. Entweder "nur noch Selbstabholung", oder die Sache anders schmackkhaft machen, also Rabatte auf Selbstabholung, Versandkosten hochsetzen, oder kleine Gimmicks "gratis Einweisungsstunde / Gratisgeschenk bei Abholung", jenachdem um was es geht.

Ansonsten: abklären, weshalb die Retourenquote überhaupt so hoch ist, bzw überlegen ob das wirklich hoch ist, oder in der Branche normal. Gehts um z.B. Klamotten, muss man inzwischen mit der hohen Quote leben und entsprechend kalkulieren.

Die Problematik "erklärungsbedürftige Artikel" gibt es ja bei einigen Branchen, z.B. beim Verkauf von Instrumenten usw.
Was da häufig hilft ist die verstärkte Darstellung der lokalen Präsenz und Erreichbarkeit. Öffnungszeiten und Hinweise auf ein Ladenlokal gehören da präsent auf die Startseite und an weitere sichtbare Stellen, Kontaktmöglichkeit und Telefon dauerhaft übers Angebot eingeblendet, usw.
Kostet nix und Jeder der anruft oder direkt vorbei kommt, ist wieder ein möglicher Retourenfall weniger!

Wenn es dennoch stört: Shop schließen (bzw die Bestellmöglichkeit abschalten) und eine reine Infoseite daraus bauen. Wenn aber schon Bestellungen drüber laufen und diese den Mehraufwand durch Retouren abdecken oder übersteigen, wäre eine Abschaltung der Bestellfunktion ziemlich sinnfrei. Vielleicht sind die Retouren ärgerlich, aber solange es Gewinn bringt, lässt man es laufen und beseitigt lieber etwaige Probleme.
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Scienceticker
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Re: Stationär pushen, aber Onlinebestellungen verringern

Hallo fossi und die anderen,

ich danke Euch. Ja, die Artikel sind so erklärungsbedürftig wie Musikinstrumente, das ist eine gute Analogie.

Im Prinzip sind diese Vorschläge exakt in der Marschrichtung, die uns auch vorschwebt.

Ich wünsche Euch allen einen schönen Abend!
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Ach
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Re: Stationär pushen, aber Onlinebestellungen verringern

Statt seo ist Google LIA in diesem Fall ein sehr aussichtsreiches Instrument! Das spricht genau die Kunden an, die in der Nähe sind und stationär kaufen würden.

Der Kunde sollte beim Produkt zur Auswahl haben : "online kaufen" | "in 12345 Berlin reservieren" | "Beratungstermin vereinbaren/Probefahrt vereinbaren/probetermin vereinbaren" oä.... Formulierung Je nach Prosukt
Punkt 2 und 3 führen, richtig gemacht, zum Kaufabschluss im Geschäft und nicht zum Fernabsatz.
Bei 2 und 3 unbedingt Telefonnummer erfassen und den Kunden möglichst sofort nach der Anfrage anrufen und verbindlich einen Termin vereinbaren, Geschwindigkeit ist in dem Vorgehen für die CR entscheidend.
Vorgehen ist bei uns so erprobt. Lokal lässt quasi niemand liefern, allerdings arbeiten wir auch mit kleinerem lokalen Einzugsbereich.
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Scienceticker
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Re: Stationär pushen, aber Onlinebestellungen verringern

Ach hat geschrieben: 22. Nov 2020 20:14 Statt seo ist Google LIA in diesem Fall ein sehr aussichtsreiches Instrument!
Sehr interessant, noch nie davon gehört. Danke. Das gebe ich weiter.
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Scienceticker
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Re: Stationär pushen, aber Onlinebestellungen verringern

Mal eine Frage an stationäre Händler: Hat schon mal jemand Google LIA genutzt? Irgendwelche Erfahrungen?
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Ach
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Re: Stationär pushen, aber Onlinebestellungen verringern

Wir habens über eine Agentur machen lassen. Unsere Erfahrungen:
Probleme
- Lange Zeit hatten wir Einstellungsprobleme. LIA-spezifisches Problem war, dass unsere Anzeigen regional falsch ausgespielt wurden.
Dann noch "typische" Einstellungsprobleme: Budget war am frühen Nachmittag alle und es wurden teilweise unpassende Produkte ausgespielt. Was davon Fehler der Agentur und was Fehler von google war und ob die Behebung wirklich so lange dauern musste, weiß ich nicht.

Marketing-Auswertung bei LIA
- Du kannst nicht den klassischen Performance-Marketing-Ansatz machen, weil Du kein Tracking bis in den Warenkorb hast. Denn Dein Ziel ist es ja gerade nicht, bis zum Warenkorb zu bringen. Der Systembruch Onlineshopt->stationär ist ja gewollt.

Teillösung:
Wir haben dann jedem Besuch vor Ort einen bestimmten, fixen Rohertrag zugeschrieben und per Ortung diese wiederum der LIA-Kampagne zugewiesen.
Ein großer Teil des Ergenisses der LIA-Kampagne kam auf diesem Weg zu Stand. Nur ein kleiner Teil dagegen tatsächlich über die "Reservieren"/"Anfragen"-Funktion. Das führt dazu, dass die gesamte Auswertung ein "Schätzergebnis" sein muss.
Es ist deshalb nur eine Teillösung, weil sich nur der Teil der Kunden tracken lässt, der zumindest von LIA auf die Webseite gegangen und danach mit seinem mobilen, georteten Endgerät zum Geschäft gekommen ist.
Dazwischen kann natürlich eine Menge schief gehen. Wenn beispielsweise der Kunde ohne Endgerät oder mit deaktivierter Ortung oder erst nach 5 Wochen kommt. Oder wenn die Frau die Information einholt, aber der Mann einkaufen geht. Und ich glaube, wenn der Kunde auf die Anzeige hin direkt ins Geschäft kommt, ohne zunächst die Webseite besucht zu haben, wird er auch nicht getrackt. Weil er beispielsweise beim Anblick der Anzeige sich denkt "ach ja der Scienceticker, da wollte ich sowieso mal wieder hin..." Und das kommt eben auch vor. Vor allem, wenn Du lokal stark und bekannt bist.

Ausspielung
Ausgespielt sollte natürlich nur dann werden, wenn das Produkt vorrätig und der Preis marktgerecht ist.
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Scienceticker
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Re: Stationär pushen, aber Onlinebestellungen verringern

@Ach: Finde es supertoll von Dir, daß Du Deine Erfahrung hier teilst. Dafür herzlichen Dank! Das wird meinem befreundeten Ladeninhaber sehr interessieren und ihm eine wertvolle Hilfe sein.
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Branche: E-Commerce, Onlineshops, Marktplätze, FB Gruppe
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Re: Stationär pushen, aber Onlinebestellungen verringern

Wolkenspiel hat geschrieben: 22. Nov 2020 08:15 Mimimi, zu viele Retouren. Dann würde ich daran arbeiten, warum es so viele Retouren gibt. Wenn es sich nicht gerade um Klamotten handelt, kann man ja über Beschreibung und gute Bilder viel machen.
Da halte ich etwas dagegen.
Ich verkaufe Schläuche in den verschiedensten Längen & Anschlussausführungen - habe gute Beschreibungen, sogar zu jedem Artikel Bilder, wo die Maße enthalten sind etc. - trotzdem hab ich 80% der Retouren wegen:

- zu kurz bestellt
- zu lang bestellt
- Anschlüsse sind zu klein
- Anschlüsse sind zu groß
- usw.

Da kannste einfach nix machen, wenn Kunden einfach zu blöd sind, die richtige benötigte Länge zu Hause mal zu messen. Ich hab sogar mal von einer Sanitärfirma 5 Schläuche zurück bekommen, mit der Begründung, dass man nicht 50cm lang braucht, sondern 150cm lang - aber müssten die es nicht am Besten wissen, wie man richtig misst - als Firma, wenn man Anschlusschläuche für Heizung kaufen will?

Du klanst Dir als Verkäufer noch so viel Mühe geben, wenn die Kunden es nicht kapieren und wirklich zu blöd sind, mal einen Zollstock oder anderes Maß richtig anzulegen, kannste einfach nix machen. Dabei hab ich sogar stehen, dass die Länge von Dichtfläche zu Dichtfläche gemessen wird, aber es gibt immer Kandidaten, die die bewegliche Überwurfmutter mit messen :(

Gruß Dirk
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Technokrat
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Re: Stationär pushen, aber Onlinebestellungen verringern

Grins: 200 x 200 mm
"Ich dachte das sind 2 Meter und wollte Säulen damit verkleiden."
Für drei Euro neunzich inklusive Versand.

Mit den Maßeinheiten und deren Umrechnung haben wir´s in Deutschland offenbar generell nicht so. Mit Schläuchen stelle ich mir das noch härter vor, wenn nicht die gewünschte Menge in der gewünschten Zeit durch den gewählten Durchmesser passt :-)
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