18-34-Jährige stehen auf Beratung im Einzelhandel

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fossi
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18-34-Jährige stehen auf Beratung im Einzelhandel

Eine aktuelle Studie besagt das vor allem junge Menschen die Beratung im Einzelhandel in Anspruch nehmen.
Dabei sind sie allerdings auch die Ungeduldigsten...


Mehr dazu auf der Themenseite Studie „Retail-Radar 2020“: Junge Käufer nehmen persönliche Beratung im Einzelhandel am stärksten in Anspruch


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cashew
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Re: 18-34-Jährige stehen auf Beratung im Einzelhandel

Ich war mal in dieser Zielgruppe. Vor vielen vielen Monden. Hab schnell, sehr schnell erkannt, dass man mich für blöd verkaufen möchte, Mist erzählt hat weil die Verkäufer keine Ahnung haben und die Verkäufer nur bestimmte (provisionsgetriebene) Produkte vertickern.

Ich bin allerdings schon gut informiert hin und hoffte, dass die fehlenden Infos bei der "Beratung" zusammenkommen. Am Ende des Tages war ich aber schon am Morgen schlauer aus die Verkäufer die noch weniger Ahnung hatten /haben als ich. Mit dem Resultat, dass von Satz zu Satz langweiliger Beratungsinformationen (die kommen dann auch nicht auf den Punkt) auch von sekunde zu Sekunde ungeduldiger werde /wurde.

Daran hat sich bis hoite nichts geändert. Alles so wie früher. Mit dem Unterschied, dass ich nicht mehr in dieser Zielgruppe bin (weil deutlich älter) und logischerweise aus dieser Erfahrung raus, keine Beratung (seltenst) in Anspruch nehme.

Insofern hat dieser Bericht ja Recht. Aber verdeckt wohl die Hintergründe. Und nein, ich habe keine Zeit die Studie zu lesen. Mir reicht (erstmal) der Titel um eine (un)qualifizierte Meinung zu bilden
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Kaluna
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Re: 18-34-Jährige stehen auf Beratung im Einzelhandel

Da kommt der größte Teil des Einzelhandels aber jetzt arg ins Schwitzen. Woher die motivierten, arbeitsfreudigen und informierten Mitarbeiter nehmen? Die, die ich im Einzelhandel die letzten Jahre erlebt habe, sind nichts davon...
miezekatze
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Re: 18-34-Jährige stehen auf Beratung im Einzelhandel

Kaluna hat geschrieben: 7. Feb 2020 13:05 Da kommt der größte Teil des Einzelhandels aber jetzt arg ins Schwitzen. Woher die motivierten, arbeitsfreudigen und informierten Mitarbeiter nehmen? Die, die ich im Einzelhandel die letzten Jahre erlebt habe, sind nichts davon...
Ach die gibt es schon. Selbst die die da sind können durchaus motiviert sein. WENN sie denn vernünftig bezahlt werden. Daran hakt es doch, warum sollen die AN was auf die Firma geben und sich dafür einsetzen wenn diese sich nen Scheißdreck für die interessieren und das einzige Kriterium ist "möglichst wenig bezahlen". Auch gibt es Schulungen für sowas, aber auch die kosten halt eben was - und warum investieren wenn der bald schon wieder weg sein kann (weil ich den ja so scheiße wie nur möglich behandel)?
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Wolkenspiel
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Re: 18-34-Jährige stehen auf Beratung im Einzelhandel

Ich habe 10 Mitarbeiter im Ladengeschäft, einer motivierter als der andere. Die werden gut bezahlt, erhalten Schulungen und lieben ihren Job. Ab und zu war auch mal ne faule Nuss dabei, die flog dann wieder raus.
Aber was die so alles erzählen, wo sie vorher gearbeitet haben und wie es da zu ging - Alter Falter. So, wie miezekatze es beschreibt. Wenig Geld, unpersönliche Mitarbeiterführung, fieses Ambiente, keine Führung, der man vertraut, sexistische Anweisungen, um männliche Kunden zum Kauf zu bewegen (halte das Produkt doch bitte genau unter deinen Ausschnitt und beug dich ein bißchen vor, wenn es ein Typ ist, der sich dafür interessiert) usw. Da muss man sich nicht wundern.
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Technokrat
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Re: 18-34-Jährige stehen auf Beratung im Einzelhandel

Aus meiner Erfahrung als Angestellter ist meine subjektive Sicht auf Schulungen sehr positiv. Meistens macht man das ja dann mit Kollegen und es ist auch lustig und auch ein Erlebnis mit denen. Ich kam sogar mal in den Genuss einer Knigge-Schulung, dass man halt nicht direkt eine reinhaut, sondern vorher höflich nach der Seite fragt.

Da ging´s u.a. darum, wie man richtig isst, z.B. eine Auster korrekt schlürft, falls man mal in die Verlegenheit kommen sollte. Kam ich nie, War immer nur Capri-Orange. :traurigsmily:
Mount7
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Re: 18-34-Jährige stehen auf Beratung im Einzelhandel

Wolkenspiel hat geschrieben: 7. Feb 2020 15:01 Ich habe 10 Mitarbeiter im Ladengeschäft, einer motivierter als der andere. Die werden gut bezahlt, erhalten Schulungen und lieben ihren Job. Ab und zu war auch mal ne faule Nuss dabei, die flog dann wieder raus.
Aber was die so alles erzählen, wo sie vorher gearbeitet haben und wie es da zu ging - Alter Falter. So, wie miezekatze es beschreibt. Wenig Geld, unpersönliche Mitarbeiterführung, fieses Ambiente, keine Führung, der man vertraut, sexistische Anweisungen, um männliche Kunden zum Kauf zu bewegen (halte das Produkt doch bitte genau unter deinen Ausschnitt und beug dich ein bißchen vor, wenn es ein Typ ist, der sich dafür interessiert) usw. Da muss man sich nicht wundern.
Kann ich so unterschreiben, wir suchen gerade MA Nr. 10 und 11 fürs Ladengeschäft. Die Bewerbungen die da rein kommen sind zum Teil echt der Hammer. Wir können uns die besten raus picken. Und dass in einer Zeit, in der alle Kollegen darüber klagen keine MA zu finden.
- Selbstverwaltung
- eigene Entscheidung treffen dürfen
- keine Hierarchien
- faire Bezahlung
- wer sich fortbilden will, bekommt die Möglichkeit dazu
- klare Unternehmensziele (auf Kunden und MA orientierte Mission und Vision)
- offene Kommunikation (über alles)
- nur Leute mit reinnehmen die ins Team passen
- die Möglichkeit sich weiterzuentwickeln und eigene Projekte zu übernehmen

Die meisten Einzelhändler sind einfach schlecht geführt. Das fängt meistens damit an, dass keine Unternehmensziele definiert sind (ausser Gewinn zu erzielen), geht damit weiter dass sie alles selber machen wollen, statt geregelt Kompetenzen abzugeben, und hört damit auf, dass viel zu wenig Zeit in den Teamaufbau gesteckt wird (und zwar alles von viel zu spät MA suchen, bis keine Entwicklung der bestehenden MA bis zu gemeinsamen Team Events). Wir machen nicht alles perfekt aber wir versuchen es jeden Tag ein bisschen besser zu machen.
kreien
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Re: 18-34-Jährige stehen auf Beratung im Einzelhandel

cashew hat geschrieben: 7. Feb 2020 10:31 Ich war mal in dieser Zielgruppe. Vor vielen vielen Monden. Hab schnell, sehr schnell erkannt, dass man mich für blöd verkaufen möchte, Mist erzählt hat weil die Verkäufer keine Ahnung haben und die Verkäufer nur bestimmte (provisionsgetriebene) Produkte vertickern.

Ich bin allerdings schon gut informiert hin und hoffte, dass die fehlenden Infos bei der "Beratung" zusammenkommen. Am Ende des Tages war ich aber schon am Morgen schlauer aus die Verkäufer die noch weniger Ahnung hatten /haben als ich. Mit dem Resultat, dass von Satz zu Satz langweiliger Beratungsinformationen (die kommen dann auch nicht auf den Punkt) auch von Sekunde zu Sekunde ungeduldiger werde/wurde.
Mir geht das genauso, und ich kann meinen Vorredner voll bestätigen. Der Einzelhandel hatte aber auch schon früher ein ernstes Problem. Die Situation kenne ich aus Vor-Internet-Zeiten Ende der 1980er-Jahre. Bemerkenswert auch, wenn in Elektro-Fachmärkten fremdes Personal im Auftrag eines Herstellers tätig ist (Hidden-Promotion), das den Kunden inkognito ausschließlich Geräte des Brötchengebers aufschwatzt, vgl. hier: https://www.t-online.de/digital/hardwar ... rater.html.

Was ich jetzt schon des Öfteren im Bereich Weiße und Braune Ware im hiesigen Elektronik-Fachmarkt erlebt habe, ist die kundenseitige Vermeidung von "Beratungsdiebstahl", dahingehend, dass Kunden sich - mangels Personal - spontan untereinander auf beeindruckendem Niveau gegenseitig beraten oder Nerds, die den Kunden nach einer "Beratung" beiseitenehmen und sinngemäß mitteilen "was der Verkäufer dir da gerade erzählt hat, das kann man so nicht stehen lassen, ... hier schau mal dies das jenes, da gibt es noch eine ... von Nvidia ... und vor allem gibt es Grafikkarten online viel günstiger und bei xyz mit kostenloser Garantieverlängerung, wenn du EVGA nimmst" :). Ich erwische mich selbst dabei, wie ich als Kunde im Baumarkt mit anderen Kunden in meinem Fachgebiet Elektro beratend ins Gespräch komme, manchmal werde ich sogar aktiv angesprochen - das ist schon irgendwie witzig.

Eine andere Spielart: Ich werde gefühlt unterwegs bestimmt 1x im Monat angesprochen, wo ich etwas gekauft habe, ob ich damit zufrieden bin und wo man den Artikel kaufen kann. Manchmal werden E-Mails ausgetauscht, bei zwei Klassikern weiß ich alles inkl. Bezugsquelle auswendig: mein ABUS-Kettenschloss XPlus am Fahrrad und die Edelstahlkartenhülle für meine EC-Karte.

Meine persönliche Beobachtung: Die in der Studie beleuchtete Zielgruppe ist offen für zig Informationskanäle und informiert sich gerne vorab in Fachforen, bei Powerusern und durchaus auch bei Influencern und YouTube. Die noch jüngeren gehen leider Dauerwerbesendenden-YouTube-Stars, Instragram-Sternchen und Testergebnis/Vergleichsseiten (gespickt mit Affiliatelinks) schnell auf den Leim. Je jünger die Zielgruppe, desto weniger textlastig sind diese unterwegs. Teilweise ist die Aufmerksamkeits-/Konzentrationsspanne nicht geeignet, ausführliche Produktbeschreibungen zu lesen und zu verstehen. Das heißt, mein Text wäre schon uncool zu lang - das ist ein echtes Problem für den Online-Handel mit erklärungsbedürftigen Teilen, insbesondere im Bereich Komponenten und Ersatzteile.

Die US Army hat dieses Problem sehr früh erkannt und auf Mannschaftsdienstgradebene sehr früh Comics zur Unterrichtung von Soldaten eingeführt, vgl. https://www.army.mil/article/184064/mus ... e_soldiers.

Naja und wer so alt ist, wie ich, der stellt Fragen auch noch im Usenet in Newsgroups.
ReginaSF
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Re: 18-34-Jährige stehen auf Beratung im Einzelhandel

kreien hat geschrieben: 8. Feb 2020 10:26Je jünger die Zielgruppe, desto weniger textlastig sind diese unterwegs. Teilweise ist die Aufmerksamkeits-/Konzentrationsspanne nicht geeignet, ausführliche Produktbeschreibungen zu lesen und zu verstehen. Das heißt, mein Text wäre schon uncool zu lang - das ist ein echtes Problem für den Online-Handel mit erklärungsbedürftigen Teilen, insbesondere im Bereich Komponenten und Ersatzteile.
Das ist eine Beobachtung, die wir durchaus auch machen. Vor allem ist das ein Problem nicht nur bei der Kaufanbahnung, sondern erst recht im After-Sales. Ersteres kann man ja noch hin bekommen über twittereske Texte, Bilder und Videos (dauert zwar x-mal so lang, sich das anzusehen als einen kurzen Text zu lesen, aber who cares). Bei zweiterem wird's schwierig.

Und das bezieht sich ja nicht nur auf Text, das bezieht sich auch auf gesprochenes Wort. Und wenn es dann mal mehrere Fragen gibt, vielleicht sogar mal eine wirklich komplexe, muss man die Antwort am Telefon schon spontan didaktisch gut aufbauen. Inzwischen versuche ich oft schon gar nicht mehr zu erklären, sondern sage sinngemäß: "verstehen musst Du es nicht, mach/nimm einfach erstens, zweitens, drittens".
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Re: 18-34-Jährige stehen auf Beratung im Einzelhandel

IM PC-Bereich stört mich das sehr, wenn man nach einer Lösung sucht und nur Videos findet. Da muss man dann jemandem ewig beim Klicken zusehen, anstatt dass man sich einfach kurz nen Info-Text durchlesen kann.

Aber es ist eben auch eine technische Entwicklung. Mein Vater hat z.B. seine HiFi-Anlage noch selbst zusammengebaut. Entsprechend dazu gab es ein Informationsangebot. Ich selbst bekam eine fertige, heute habe ich gar keine mehr. Mit dem allgegenwärtigen sofort abrufbaren Wissen, das wir in der Tasche herumschleppen, scheint es immer weniger wichtig zu sein, selbst etwas wissen zu müssen. Man ruft ab. Das ist im Grunde eine fatale Entwicklung, aber es überrascht nicht, dass man gerne Leuten folgt, die überzeugend auftreten. Das erinnert ein wenig an die ehemaligen Wundermittelverkäufer auf ihren Pferdewägen.
ReginaSF
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Re: 18-34-Jährige stehen auf Beratung im Einzelhandel

Diese Altersgruppe ist vielleicht auch einfach "gewohnt, zu glauben" was man ihr erzählt. Dabei ist es ja egal, ob vom gesponsorten Youtube-Influencer oder vom Verkaufsberater im Geschäft. Dürfte beides letztlich ähnliche Informationsqualität haben. Denn das kritisch zu hinterfragen ist einigermaßen schwierig, wenn man mit komplexerem textlastigen Informationsangebot nicht zurecht kommt und Pickel bekommt ob der notwendigen Konzentration.

Hab ich in der Ausbildung auch öfter, eine "gewisse Jammerei" ob etwas mehr Text, der dann vielleicht auch noch den einen oder anderen Satz mit mehr als einem Komma hat. Wenn ich dann sage: "Gewöhnt euch dran, euer Chef ist in meinem Alter und übrigens auch diejenigen, die die IHK-Abschlußprüfung zusammenstellen" gibts Augenrollen.
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Re: 18-34-Jährige stehen auf Beratung im Einzelhandel

Das ist nun OT, wir beschäftigen uns gerade mit der Wahl einer weiterführenden Schule (so groß ist der Lackel schon :) ). Auf einer wurde wohl vor kurzer Zeit ein Handyverbot in den meisten Bereichen eingeführt. Man stellte dann fest, dass es in der Mensa viel lauter geworden ist. Die Schüler reden miteinander :)
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fonprofi
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Re: 18-34-Jährige stehen auf Beratung im Einzelhandel

Wir hatten gerade eine 8-Stündige Sicherheitsschulung vom TÜV. Da waren jede Menge Jünglinge dabei unter 25. Eben ausgelernte Azubis.
Die konnten sich keine 5 Minuten konzentrieren. Einer knallte sogar mit dem Kopf auf den Tisch weil er gegen mittag einschlief. Jede 5 Minuten mit dem Handy beschäftigt. Bei mir gäbs Handyverbot, Korb vor der Tür. oder Bleibox.

Was soll ich sagen, über 50...
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