Hallo Fossi,
bei euch alles safe oder habt ihr auch Unwetterproblematik in Daun?
Wünsche, dass ihr verschont bleibt!

Ich glaube Fossi hat Land unter ohne Strom und allem.

In Ahrweiler war es wohl heftig. Wir drücken allen Betroffenen die Daumen, dass möglichst glimpflich ausgeht! Natürlich auch nach Daun!

Fossi-Jammer:

spielwiese-offtopic-f104/jammerthread-d ... ml#p709224

Sooo, melde mich kurz zu Wort.

Bei uns ist alles soweit gut und dank ein paar Sandsäcken vor der Tür und einer etwas höheren Wohnlage das Haus trocken geblieben.
Habe allerdings nun 2 Tage Feuerwehr-Dauereinsatz hinter mir (bin in der freiwilligen Truppe).

Unser Landkreis Vulkaneifel war der erste, wo vor 2 Tagen der Katastrophenfall ausgerufen wurde und das zu Recht.
Unzählige Häuser sind abgesoffen, unterspült etc. Verkehrswege und ganze Dörfer waren teils bis gesternabend noch von der Außenwelt abgeschnitten und ich hätte nie gedacht, daß jede 2te Feuerwehr bei uns in der hügeligen Eifel lauthals nach einem Boot ruft. In den Häusern eingeschlossene Personen ist ja erstmal nicht weiter schlimm, aber wenn dann ein medizinischer Notfall eintritt, wirds richtig problematisch. So kam beispielsweise ein Notarzt mangels Boot zu spät zu einer Reanimation, woanders hat sich ein Auto überschlagen und erstmal kam Niemand mehr zu den Leuten hin, 2 Orte weiter hat ein Haus mitten im Wasser gebrannt. Klingt vielleicht seltsam, aber Stromverteiler im Wasser führen manchmal zu ganz bösen Kurzschlüssen und es kann nicht immer alles mal eben schnell abgeschaltet werden. Kurzum: richtiges Chaos!

Strom funktioniert in den meisten Orten wieder, dafür gibt es einen großräumigen Telefonausfall, auch jetzt noch.
Fast alle Telekomanschlüsse sind seit 2 Tagen hinüber, Mobilfunk funktioniert nur sporadisch und es gibt nur ganz wenige (wie mich), die dank einer Spezialanbindung (via Westnetz an die Herkulesleitung der Bundeswehr) überhaupt noch Internet haben. Sogar unsere Feuerwehr-Einsatzleitungen sind abgesehen vom Funk und zeitweise Handy "ohne Verbindung nach außen" . als ob das nicht reicht, ist der schrottige BOS Digitalfunk ebenso ausgefallen (zum Glück gibts noch etliche Analoggeräte bei unseren altbackenen Wehren). Echt mies, da man nichtmal das Krankenhaus oder unsere Arztpraxen erreichen kann.

Gleich gehts im Feuerwehrhaus weiter.
Die Aufräumarbeiten laufen und es wurden mehrere Spenden-Sammelaktionen für den Nachbarkreis (Ahrweiler) gestartet, unter anderem auch bei unserer Wehr.
Unser Wasser ist inzwischen weitergezogen, die Probleme im Großraum Eifel werden aber sicher noch ein paar Tage andauern...

@Fossi
Ich vermute auch D ist davon betroffen ?

BOS läuft über das Handynetz, wenn ich nicht irre?

Woody-HH hat geschrieben: ↑16. Jul 2021 12:36 BOS läuft über das Handynetz, wenn ich nicht irre?

ist das nicht unterhalb des UKW Bereichs?
Zumindest als BOS noch analog war.

Digital senden die glaube ich so etwa 380-410 MHz


Also nix Mobilfunk

@Fossi: Alles Gute und pass auf Dich auf!

Wir haben mehr Glück gehabt als alles andere. Unser Haus liegt unmittelbar an der Düssel und die ist 500 m vor und 500 m hinter uns über die Ufer getreten. Unser Abschnitt wurde als erstes renaturiert und letztes Jahr fertiggestellt. Das hat uns vermutlich gerettet. 20 - 30 cm mehr und wir wären auch komplett abgesoffen. Jetzt drückt nur das Grundwasser (zum Glück nur leicht) und der ganze Kellerboden ist feucht.

Das ist die Situation ca. 5 Stunden nach dem Scheitelpunkt der 2. Welle:
Der Laden ist trocken geblieben, aber da alle Straßen gesperrt waren, hat meine Frau gestern über eine Stunde gebraucht, um da hin zu kommen. (Normalerweise dauert das keine 5 Minuten.)

Hier fängt so langsam wieder die Normalität an (Sandsäcke zurück bauen, Dokumente und IT aus dem Obergeschoss wieder runter tragen, etc.) Aber wenn ich die aktuellen Bilder aus Erftstadt, der Eifel oder Bad Neuenahr/Ahrweiler sehe, ...

fossi hat geschrieben: ↑16. Jul 2021 11:29 ...Bei uns ist alles soweit gut und dank ein paar Sandsäcken vor der Tür und einer etwas höheren Wohnlage das Haus trocken geblieben.

Gut zu hören, dass ihr verschont wurdet!

@Xantiva
Das gleicht gilt auch für euch!

fossi hat geschrieben: ↑16. Jul 2021 11:29 Strom funktioniert in den meisten Orten wieder, dafür gibt es einen großräumigen Telefonausfall, auch jetzt noch. Fast alle Telekomanschlüsse sind seit 2 Tagen hinüber, Mobilfunk funktioniert nur sporadisch.

Vielleicht sollte man sich bei der Aufarbeitung mal Gedanken über etwaige Fähigkeitslücken und die ganze Situation beim Bevölkerungsschutz im weitesten Sinne machen.

Wenn ich die Bilder sehe und die Berichterstattung verfolge, fallen mir da spontan folgende Aspekte ein:
a) zu wenig Boote

b) untermotorisierte Boote, die mit der Strömung nicht gut klar kommen

c) fehlendes Redundanzkonzept bei mobilen Basisstationen über USV und NEA, die Basisstationen fallen quasi als erstes aus

d) Verfügbarkeit von mobilen Basisstationen im Katastrophenfall. Es gibt zwar eine Fähigkeit Signale mit dem Funkstörpanzer Hummel (https://de.wikipedia.org/wiki/Fuchs_(Panzer)) zu stören, genau das Gegenteil auf einem passenden Fahrzeug wäre ganz sinnvoll.

e) Das Thema Notfunk (Funkamateure, vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Notfunk#Deutschland) ist hier in Deutschland völlig eingepennt, das sollte man mal reaktivieren und vor allem üben.

Wir sind wahrscheinlich Weltmeister im Schaffen von kritischen Infrastrukturen, die bei der kleinsten Störung wie ein Kartenhaus zusammenfallen.

@Xantiva Schwein gehabt! Wie hier wohl mit einem blauen Auge davon gekommen.

Leider hatten nicht alle so viel Glück. Die älteren Forennutzer dürften "jessikaxxl / Dieter" vielleicht noch kennen. Dem sind 2 Autos ertrunken und das Erdgeschoss wurde zum Schwimmbad.

Ich selber hatte jetzt genug um die Ohren. Nach 2 Tagen Feuerwehreinsatz kamen noch 2 Tage Aufräumen und Feuerwehr-Spendenaktionen hinterher. Wir haben u. A. innerhalb kürzester Zeit mehrere Transporter voll Lebensmittel, Hygienebedarf und ein paar Textilien gesammelt, sortiert und großteils schon in die Nähe von Ahrweiler an eine Notfallstation geliefert, wo Bekannte von uns aushelfen.

Was ich aber jetzt schon sagen bzw kritisieren kann, ist unser Landkreis bzw die Einsatzleitung und diverse Posteninhaber.
Da schreit eine Wehr nach mehr Pumpen und Hilfe, 5km weiter sitzt eine andere Wehr absolut arbeitslos "in Bereitschaft" und darf nicht helfen > "nur nach Anforderung". Solche Fehlplanungen gab es die letzten Tage zigfach.
Dazu gab es diverse organisatorische Anfragen an Landrätin oder Bürgermeister: keine Antwort. Stattdessen gibt man lieber Interviews für die Presse. Ok...

Aber egal. So langsam schwinden sowieso Kräfte und Nerven. Das Gröbste ist erledigt und vielleicht mache ich morgen einfach mal garnichts, oder sorge daheim für klar Schiff. Hier ist seit dem Unwetter nahezu Alles liegen geblieben...


Noch ein Technik-Nachtrag:
Der BOS Digitalfunk hat nichts mit LTE zu tun, sondern ist ein komplett eigenständiges Netz. Der Mist ist aber durch den Digitalbetrieb so empfindlich, daß es trotz massenhafter Sendemasten unter Last nix mehr taugt und zusammenbricht. Gut gedacht, schlecht gemacht, Hauptsache viel Geld für ausgegeben.

Telefon: Ein Großteil unserer Bevölkerung (Kreisstadt Daun und Gerolstein sowie zig Dörfer drumherum) hat übrigens immer noch kein Telefon oder Internet. Selbst Behörden, Ärzte usw sind nicht zu erreichen, nirgends funktioniert Kartenzahlung, Bankautomaten funktionieren nicht, usw.
Der Schaden bei der Telekom war enorm und an der Notlösung wird noch immer gearbeitet. Ein so ungewöhnlicher Schaden, da gibt es jetzt sogar ein Video zu...

Aber geholfen wird reichlich. Alleine hier aus Rheinhessen sind Freitag 32 LKWs mit Spenden zum Nürburgring gefahren. Und die Hallen sind wieder voll.

fossi hat geschrieben: ↑18. Jul 2021 02:52


Was ich aber jetzt schon sagen bzw kritisieren kann, ist unser Landkreis bzw die Einsatzleitung und diverse Posteninhaber.
Da schreit eine Wehr nach mehr Pumpen und Hilfe, 5km weiter sitzt eine andere Wehr absolut arbeitslos "in Bereitschaft" und darf nicht helfen > "nur nach Anforderung". Solche Fehlplanungen gab es die letzten Tage zigfach.
Dazu gab es diverse organisatorische Anfragen an Landrätin oder Bürgermeister: keine Antwort. Stattdessen gibt man lieber Interviews für die Presse. Ok...

Das kann ich soweit bestätigen. Unser Katastrophenzug der vor 2 Tagen dorthin gefahren ist steht nur rum und wird laut Aussagen eines Mitgliedes dort nicht angefordert. Diese stehen mit mehreren KatLFs und fähiger Mannschaft nur rum. Währenddessen sieht man in verschiedenen Medien Leute um Hilfe betteln... Das passt nicht zusammen.

fossi hat geschrieben: ↑18. Jul 2021 02:52 Leider hatten nicht alle so viel Glück. Die älteren Forennutzer dürften "jessikaxxl / Dieter" vielleicht noch kennen. Dem sind 2 Autos ertrunken und das Erdgeschoss wurde zum Schwimmbad.

So ein Pech für Dieter /Christa. Und hoffentlich habt keines von den Tieren Schaden genommen.

fonprofi hat geschrieben: ↑18. Jul 2021 07:19 ...32 LKWs mit Spenden zum Nürburgring gefahren. Und die Hallen sind wieder voll.

Am Nürburgring ist einer der Haupt-Sammelstellen in der Region und die ersticken in Spenden. Seit 2 Tagen ist offiziell Annahmestopp für Textilien und dennoch fahren immer noch LKW mit allem möglichen vor. Mehrere Freunde von uns helfen dort bis in die Nacht rein beim Sortieren der Spenden und es ist der Wahnsinn pur. Vieles fliegt auch weg, da manche Spender wohl meinen, es wäre gerade Altkleidersammlung. Säckeweise Ommas alte Röcke, Opas Cordhosen mit Löchern oder ausgelatschte Fußball- und sogar Stöckelschuhe. Helfen ist toll, Mitdenken wäre aber auch nicht schlecht.

Fotoshooter hat geschrieben: ↑18. Jul 2021 12:31 Diese stehen mit mehreren KatLFs und fähiger Mannschaft nur rum. Währenddessen sieht man in verschiedenen Medien Leute um Hilfe betteln... Das passt nicht zusammen.

Kann ich bestätigen. Hab eben noch ein Auto voll Hilfsgüter zu einer Familie mit Kindern gebracht, die ohne Alles jetzt in einer Notunterkunft sitzen. Da kam ich auch am Nürburgring vorbei. Alleine dort stehen zig Züge vom THW, massenhaft LKW von Baufirmen, ganze Feuerwehren usw. Ein riesiges Aufgebot, aber in Wartestellung, denn am Nürburgring direkt ist nicht viel zu tun.

Ein Cousin meiner Frau hilft seit 2 Wochen in der Nähe mit seiner Baufirma in der Nähe von Ahrweiler, aber immer wenn 2 Häuser freigebaggert sind, werden sie wieder ausgebremst.
Absolutes Chaos, die Einsatzleitung vor Ort kommt wohl mit dem Einteilen nicht hinterher, teils auch mangels funktionierender Kommunikation.

Apropos Kommunikation: Neben dem Festnetz ist nun auch noch großräumig bei uns in der Ecke der Telekom Mobilfunk ausgefallen.
Gleich darf ich garantiert wieder gegenüber ins Feuerwehrhaus: Bereitschaft für medizinische Notfälle. Unser Analogfunk klappt ja noch...

dance hat geschrieben: ↑18. Jul 2021 12:49 So ein Pech für Dieter /Christa.

Dieter hat gute Kontakte, viele Helfer vor Ort und der Bautrockner läuft wohl schon. Den Tieren ist nichts passiert.

Ohne die aktuelle Situation zu kennen - manchmal scheinen die Einheiten in Bereitschaftsräumen "sinnlos" zu warten, während sie irgendwo sinnvoll Keller leer pumpen könnten. Es soll aber auch Lagen geben, da sind die Einsatzleitungen froh, für echte Notfälle eine kleine Reserve zu haben. Ein voller Keller ist scheisse, aber eine Einheit, die sofort mit einer Menschenrettung / Evakuierung / etc. beginnen kann, u. U. unbezahlbar. Nicht zu vergessen - der Einsatz dauert noch Wochen. Die Kräfte vor Ort müssen ausgetauscht werden, damit man sie nicht sofort in den ersten Tagen völlig verschleisst.

Ich habe selber mehrere Hochwassereinsätze in meiner aktiven THW Zeit erlebt, davon alleine zwei Wochen in einer Einsatzabschnittsleitung beim Elbe Hochwasser 2002 in Meißen.

Xantiva hat geschrieben: ↑18. Jul 2021 20:54Es soll aber auch Lagen geben, da sind die Einsatzleitungen froh, für echte Notfälle eine kleine Reserve zu haben.

Schon klar, bin ja selber ein paar Jahre in der Wehr dabei und Reserven müssen sein.
Hier gibts aber nicht mehr um Reserven, sondern deutliche Planungslosigkeit und teilweise Chaos.

Das, was ich von Bekannten von den Arbeiten an der Ahr höre, scheint ähnlich chaotisch zu sein. Inzwischen hat der Kreis aber zugegeben total überlastet zu sein und die Einsatzleitung ans Land RLP abgegeben. Vielleicht wirds ja jetzt besser.

Vielleicht wäre es künftig sinnvoll, eine Großübung dieser Dimension: https://www.heise.de/tp/features/2-9-Mi ... 25676.html als Katastrophenschutzübung mit Hochwasserlage und angenommener großflächiger Zerstörung ganzer Ortsgemeinden durchzuführen, zumal nach Ende des Kalten Kriegs und der Auflösung des Bundesamts für Zivilschutz, vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Bundesamt ... utschland), viel Know-How verloren gegangen ist. Eigentlich müssten in das Zwei-Prozent-Ziel der NATO auch Maßnahmen zum Bevölkerungsschutz und Mittel für Feuerwehr, THW und Katastrophenschutz gleichberechtigt abgebildet werden.

Gott sei Dank hast du es gut überstanden Fossi!
Ich selbst bin auch bei der örtlichen Feuerwehr. Warum die da oben ohne Plan sind kann ich leider gar nicht verstehen. Wenn man https://www.facebook.com/Lohnunternehme ... 428226080/ folgt, sieht man eigentlich ganz klar dass eben noch nicht überall offizielle Hilfe angekommen ist. Natürlich muss irgendwo ein Sicherungstrupp bereit stehen um bei Gefahr in Verzug sofort reagieren zu können. Aber warum so viele Wehren und THW Verbände herum stehen müssen verstehe ich absolut nicht.