Steuerberater- / Buchhaltungskosten - was meint ihr?

E-Commerce Steuern - Steuerberater, Buchhaltung, Rechnungswesen, doppelte Buchführung, SKR 03 04
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dom325
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Steuerberater- / Buchhaltungskosten - was meint ihr?

Hallo Leute,

ich würde gerne mal eure Meinung hören. Es geht um das Thema Steuerberaterkosten. Immer mehr bekommt mich das Gefühl, dass wir wie eine Kuh gemolken werden.

Kurz zur Firma: nebenberuflich zu unseren Hauptjobs führen mein Vater und ich eine GmbH, zu zweit sind wir sowohl Gesellschafter als auch Geschäftsführer und stemmen das ganze Geschäft. Es gibt keine anderen Angestellten. Die Firmenräume befinden sich im Keller des Hauses meiner Eltern (mit Mietvertrag und Mietzahlungen). Bis Ende 2020 war unsere Geschäftsform noch eine GbR, bedingt durch Überschreitung der Gewinngrenze und Bilanzierungspflicht haben wir diese aber in eine GmbH umgewandelt. Bis dahin hatte ich die EÜR mit wiso EÜR selber gemacht - mehr oder weniger kenne ich daher also den mit der Buchhaltung verbundenen Aufwand. Bilanzierung, doppelte Buchführung und Abrechnung von uns als quasi „Angestellte“ überschreiten dann aber doch meine Kenntnisse und daher haben wir uns entschieden, eine Steuerberaterin mit der Buchhaltung zu beauftragen. Es gibt bei uns de facto keine großen Besonderheiten: keine Kredite, keine Abschreibungen von Maschinen, keine Rückstellungen etc. Die einzige Besonderheit ist ein Firmen-PKW. Ansonsten laufen nur Waren rein und raus, ab und zu erbringen wir auch Dienstleistungen (wir reparieren Teile). Über den Online-Shop verkaufen wir weltweit, Zahlungen sind per Banküberweisung, PayPal und Stripe möglich (diese drei Konten gilt es also auszuwerten). Für die Auftragsabwicklung und Rechnungserstellung nutzen wir Billbee. Seit der Beauftragung der Steuerberaterin nutzen wir Datev UnternehmenOnline. Eingangsrechnungen und andere Belege muss ich hier selber einpflegen und teilweise Bankumsätzen zuordnen, sprich ein Teil der vorher schon bekannten Arbeit besteht weiterhin. Im Jahr 2021 hat die Firma einen Umsatz von ca. 260.000€ erzielt.

Nun zu den Kosten: Für das letzte Jahr hat die Steuerberaterin uns etwa 11.500€ netto in Rechnung gestellt. Hier sind noch NICHT die Kosten für den Jahresabschluss bzw. für die Schlussbilanz enthalten. Sprich es kommen sicherlich noch einmal 1500€ hinzu, womit wir für 2021 bei etwa 13.000€ Buchhaltungs- und Steuerberatungskosten wären. Was man hier natürlich anmerken muss, ist, dass die Aufnahme von uns als neuer Mandat und die Übertragung GbR->GmbH sicherlich einiges an Arbeit verursacht hat. Am Anfang gab es ein paar Gespräche (übers gesamte Jahr etwa 10 Stunden). Auch musste sich die Steuerberaterin mit den Billbee- und Stripe-Exports vertraut machen. Trotzdem nehmen die Kosten eher zu, immer öfter kommen Rechnungen für Sonderleistungen, die ich eigentlich zur normalen Buchführung gezählt hätte (z.B. jetzt die OSS-Meldung an BZSt) und die wir eigentlich nicht vereinbart hatten. Eine Steuerersparnis sehe durch die Steuerberaterin nicht wirklich. Es gibt kein besonderes Vertrauensverhältnis, die Zusammenarbeit ihrerseits ist eher passiv. Konkrete Vorschläge kommen von ihrer Seite nicht, sie antwortet nur auf unsere Fragen (und das meistens mit Informationen, die ich schon vorher durch Googeln im Internet herausgefunden habe). Gelegentlich werden Fehler gemacht (Abrechnung des Elektrofahrzeugs mit 1% statt 0,25, bei einem Tesla?!) oder ich muss bei Fragen bzw. Bitten mehrmals nachhaken, weil die E-Mails untergehen. Letztendlich bin ich sowohl von der Arbeits- als auch Steuerentlastung enttäuscht und gleichzeitig über die m.M.n. hohen Rechnungen verärgert.

Vielleicht sehe ich das aber auch einseitig und die Kosten sind völlig üblich, daher würde ich gerne die Einschätzung von euch Branchenkollegen hören. Ich habe hier auch schon öfter von Steuerberatern gelesen, die sich auf Online-Shops spezialisiert haben, und erwäge natürlich den Wechsel.


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Tony
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Re: Steuerberater- / Buchhaltungskosten - was meint ihr?

Klingt sehr teuer.
Wichtigste Frage ist aber, wie die Standardbuchungen, also die Buchungen für Verkäufe an Kunden, erstellt werden.
Bei uns werden die von der WaWi erstellt und wir übermitteln die einmal im Monat an den Steuerberater. Damt hat er dann 15 Minuten Arbeit für den Import in Datev.
Wenn Du Deinem Steuerberater jetzt ausgedruckte Rechnungen hinlegst und der jede Buchung von Hand erfassen muß, können natürlich solche Summen zusammen kommen.
dom325
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Re: Steuerberater- / Buchhaltungskosten - was meint ihr?

Tony hat geschrieben: 31. Jan 2022 15:04 Wichtigste Frage ist aber, wie die Standardbuchungen, also die Buchungen für Verkäufe an Kunden, erstellt werden.
Bei uns werden die von der WaWi erstellt und wir übermitteln die einmal im Monat an den Steuerberater. Damt hat er dann 15 Minuten Arbeit für den Import in Datev.
Die Ausgangsrechnungen können von Billbee direkt im Datev-Format exportiert werden, also genau wie bei dir. Monatlich zahlen wir alleine für die Finanzbuchhaltung 300€ netto.
bauti
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Re: Steuerberater- / Buchhaltungskosten - was meint ihr?

Monatlich zahlen wir alleine für die Finanzbuchhaltung 300€ netto
Die Arbeit machst ja eigentlich du. Die Belege einpflegen und Bankumsätze zuordnen. Da bleibt eigentlich nicht mehr viel Arbeit über.

Und wofür sind die restlichen 700,--? Es bleibt ja dann eigentlich nur noch die Lohnverrechnung für zwei Mitarbeiter.

Unser Steuerbetaterin nimmt € 280,-- für die Ligncerrechnung von 20 Mitarbeitern. Da sind die verschiedensten Sonderfälle dabei. Fast jeder Mitarbeiter ist anders zu berechnen. Ist zwar nicht wirklich zu vergleichen da wir aus AT sind, aber ich kann mir wirklich nicht vorstellen dass die Lohnverrechnung in DE noch bürokratischer und aufwendiger als in AT ist. Und trotzdem bin ich der Meinung das ist gut bezahlt....

Also ich bin mir sicher, du zahlst viel zu viel.
Cisnet
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Re: Steuerberater- / Buchhaltungskosten - was meint ihr?

dom325 hat geschrieben: 31. Jan 2022 13:37 Hallo Leute,

ich würde gerne mal eure Meinung hören. Es geht um das Thema Steuerberaterkosten ...
Ich kann zwar nicht wirklich etwas zum Thema beitragen, außer dass mir die Kosten auch sehr hoch erscheinen. Aber hier im Forum gab es letztens ein Thema, dessen Lektüre ich dir nahelege. Daraus wirst du sicher ein paar hilfreiche Erkenntnisse für dich ziehen können.

small-talk-allgemeine-ecommerce-haendle ... 59276.html
dom325
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Re: Steuerberater- / Buchhaltungskosten - was meint ihr?

bauti hat geschrieben: 31. Jan 2022 22:55
Monatlich zahlen wir alleine für die Finanzbuchhaltung 300€ netto
Und wofür sind die restlichen 700,--? Es bleibt ja dann eigentlich nur noch die Lohnverrechnung für zwei Mitarbeiter.

Unser Steuerbetaterin nimmt € 280,-- für die Ligncerrechnung von 20 Mitarbeitern. Da sind die verschiedensten Sonderfälle dabei. Fast jeder Mitarbeiter ist anders zu berechnen. Ist zwar nicht wirklich zu vergleichen da wir aus AT sind, aber ich kann mir wirklich nicht vorstellen dass die Lohnverrechnung in DE noch bürokratischer und aufwendiger als in AT ist. Und trotzdem bin ich der Meinung das ist gut bezahlt....

Also ich bin mir sicher, du zahlst viel zu viel.
Erstmal danke für deine Einschätzung :) Für die Lohnbuchhaltung zahlen wir quartalsweise 130€, also etwa 45€ monatlich. Aber das auch nur für zwei Mitarbeiter OHNE jegliche Sonderlocken oder Bürokratieaufwand. Und was übrig bleibt von der genannten Summe sind dann halt diverse Sonderrechnungen zu Einrichtungsaufwand, Beratungen (teilweise 150€ Stundensatz), OSS-Verfahren usw.
Cisnet hat geschrieben: 1. Feb 2022 12:29 Ich kann zwar nicht wirklich etwas zum Thema beitragen, außer dass mir die Kosten auch sehr hoch erscheinen. Aber hier im Forum gab es letztens ein Thema, dessen Lektüre ich dir nahelege. Daraus wirst du sicher ein paar hilfreiche Erkenntnisse für dich ziehen können.

small-talk-allgemeine-ecommerce-haendle ... 59276.html
Schaue ich rein, danke!
bauti
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Re: Steuerberater- / Buchhaltungskosten - was meint ihr?

Verhandle halt nach. Ein Paket in welchem alles was du brauchst enthalten ist inklusive 10 Beratungsstunden pro Jahr.

Wenn dir kein ordentlicher Preis angeboten wird bleibt ohnehin nur der Wechsel...
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stbdigital
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Re: Steuerberater- / Buchhaltungskosten - was meint ihr?

Ich hatte es schon einmal an einer anderen Stelle geschrieben was man bei dem Vergleich von Buchhaltungskosten beachten sollte:

Den wenigsten ist klar das Buchhaltung nicht gleich Buchhaltung ist. Ich habe jetzt einmal in meinem Blog, den Link setze ich jetzt gleich hier rein, einmal zusammengeschrieben das es letzt endlich 4 unterschiedliche Möglichkeiten gibt wie man eine Buchhaltung für Onlinehändler machen könnte. Alle 4 Arten bezeichnet man ja als Buchhaltung und dennoch sind diese überhaupt nicht vergleichbar da diese von der Art wie diese angefertigt werden unterschiedliche Kosten verursachen, unterschiedliche Möglichkeiten bieten und auch für den Händler unterschiedlich aufwändig sind. Je nach dem wie der Händler aufgestellt ist (Rechtsform und Umsätze) stehen ihm eigentlich überhaupt nicht alle Möglichkeiten zur Verfügung bzw. ist eine zu aufwändige Buchhaltung überhaupt nicht nötig. Nutzt er doch eine für ihn eigentlich nicht geeignete Buchhaltungsart begibt er sich nun einmal in steuerlich schwieriges Fahrwasser und es sollte Ihm zu mindest bewusst sein. Ich habe dazu auch einmal die Vor- und Nachteile zusammengestellt. Da hier im Beitrag glaube ich überhaupt kein Mengengerüst (Orders im Monat), Rechtsform des Händlers und Länder in denen er verkaufen möchte genannt wird, kann man eigentlich überhaupt nicht über Preise diskutieren ohne diese Info. Grundsätzlich unterscheidet es sich nicht nur darin ob man eine GoBD-konforme Buchhaltung braucht aufgrund der Bilanzierungspflicht sondern auch ob die Umsatzsteuer nicht auch Anforderungen an die Fibu stellt deren Nichterfüllung ggf. dazu führt dass alle eigentlich steuerfreien Umsätze dann im Prüfungsfall steuerpflichtig werden da hier eine erweitere Beweispflicht des Steuerpflichtigen notwendig ist. Verkauft man hingegen nur bspw. über Amazon FBA in Deutschland und ist ein kleiner Einzelunternehmer, dann reicht auch eine ganz einfach Fibu die erheblich günstiger ist.
Hier der Link: https://stb-digital.de/gobd/
dom325
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Re: Steuerberater- / Buchhaltungskosten - was meint ihr?

stbdigital hat geschrieben: 1. Feb 2022 19:38 Da hier im Beitrag glaube ich überhaupt kein Mengengerüst (Orders im Monat), Rechtsform des Händlers und Länder in denen er verkaufen möchte genannt wird, kann man eigentlich überhaupt nicht über Preise diskutieren ohne diese Info. Grundsätzlich unterscheidet es sich nicht nur darin ob man eine GoBD-konforme Buchhaltung braucht aufgrund der Bilanzierungspflicht sondern auch ob die Umsatzsteuer nicht auch Anforderungen an die Fibu stellt deren Nichterfüllung ggf. dazu führt dass alle eigentlich steuerfreien Umsätze dann im Prüfungsfall steuerpflichtig werden da hier eine erweitere Beweispflicht des Steuerpflichtigen notwendig ist.
Ich weiß nicht, ob du den Beitrag vielleicht hier nur reinkopiert hast, aber Informationen zur Rechtsform, den Zahlungsmethoden, den Ländern (alle weltweit) und der Bilanzierungspflicht habe ich im ersten Beitrag gegeben. Die Anzahl an Bestellungen fehlt tatsächlich - es sind etwa 1100 jährlich, also monatlich unter 100.

Wenn man den Artikel von deiner Seite heranzieht, dann trifft Fall #6 auf uns zu.
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stbdigital
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Re: Steuerberater- / Buchhaltungskosten - was meint ihr?

Ok, 100 pro Monat ist noch sehr wenig, dass kann man gerade noch so manuell machen. Hier müsste man noch nicht unbedingt den Aufwand von Schnittstellen gehen. 100 Rechnungen hat man einfach noch jeden Monat im Überblick. Wenn man Schnittstellen einsetzt hat man oft erst mal Mehrkosten mit an Bord und muss sich mit neuen Abläufen beschäftigen. Das ist einfach mit 1000 im Monat (was auch noch nicht viel ist) schon langsam schwieriger..
Heiner001
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Re: Steuerberater- / Buchhaltungskosten - was meint ihr?

Hallo dom325, mir geht es ähnlich.
Der Umsatz liegt etwa bei 300.000 EUR seit einem Jahr Bilanzierungspflichtig deswegen habe ich mir einen Steuerberater gesucht da ich keine Ahnung von doppelter Buchführung habe.

Zahle etwa 900€ Buchhaltung pro Monat, 180€ monatlich für den Steuerberater + 1500€ Jahresabschluss. Also insgesamt ca. 14.500€ insgesamt pro Jahr.

Mir kommt es auch relativ viel vor, da ich die vorbereitende Buchführung mache. D.h. theoretische müsste die Buchhalterin die Rechnungen "nur" in DATEV Unternehmen online importieren und ggf. korrigieren.
Wieviel zeitlichen Aufwand das wirklich macht, kann ich so als Laie nicht wirklich einschätzen.
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