Differenzbesteuerung - Von privat Sammlungen aufkaufen

E-Commerce Steuern - Steuerberater, Buchhaltung, Rechnungswesen, doppelte Buchführung, SKR 03 04
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Amanduz
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Differenzbesteuerung - Von privat Sammlungen aufkaufen

Mahlzeit!

Wie läuft die Differenzbesteuerung ab, wenn wir zum Beispiel von privat 100 verschiede Briefmarken aufkaufen im Set für 500€, diese dann entsprechend dem Wert jeder einzelnen weiterverkaufen, oder auch bei keinem Wert entsprechend entsorgen?

Die Differenzbesteuerung sagt ja eigentlich, VK - EK = Bemessungsgrundlage, davon dann 19%.

Beispiel: 1 Briefmarke EK 5€, VK 10€ = Bemessungsgrundlage 5€, davon 19% sind 0,95€.

Wie genau greift diese aber für Sammlungen, wo nicht jede Briefmarke bei 100 Stück und 500€ EK gleich 5€ kostet, sondern eine mal nichts wert ist und die andere dafür 50€? Bringt ja nichts, wenn eine Marke 20 Cent wert ist, dann für 2€ verkauft wird und die Differenzbesteuerung aber pauschal von 5€ pro Marke ausgeht, dann wäre die Steuer ja negativ. 2 - 0,2 = 1,8€, 19% = 0,342 - würde man jedoch pauschal von 5€ ausgehen, also 2 - 5 = -3€, 19% = -0,57€

Bin mir sicher, so läuft das nicht ab, nur kann ich mir nichts anderes erdenken.

Bitte mal aufklären!

Grüße aetsch


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hkhk
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Re: Differenzbesteuerung - Von privat Sammlungen aufkaufen

Was spricht gegen:

(Summe der VK eines Steuerjahres - Summe der EK eines Steuerjahres ) * 0,19

Die einzelnen Artikel müssen ja erst ab einen bestimmten Betrag genau festgehalten werden. Bei 10 EUR Artikeln musst du nicht einzeln rechnen.
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Amanduz
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Re: Differenzbesteuerung - Von privat Sammlungen aufkaufen

hkhk hat geschrieben: 30. Mai 2021 14:51 Was spricht gegen:

(Summe der VK eines Steuerjahres - Summe der EK eines Steuerjahres ) * 0,19

Die einzelnen Artikel müssen ja erst ab einen bestimmten Betrag genau festgehalten werden. Bei 10 EUR Artikeln musst du nicht einzeln rechnen.
Das müsste separat laufen oder? Würde fürn Steuerberater zum derzeitigem Geschäftsmodell (Waren verkaufen ohne Differenzbesteuerung) doch Probleme in der Buchhaltung geben?

Quasi müsste dafür ein eigenes Debitorenkonto beim Steuerberater her und ein separater Rechnungskreislauf, damit sich normale Güter und Differenzbesteuerte Güter nicht überlagern? Demnach müsste unser Steuerberater doch 2 verschiedene Modelle buchen und entsprechend auch Unterlagen getrennt bekommen. Also vom Gedankengang her wohl aufwendig, muss sich dann auch rentieren, wenn der Steuerberater sich 2 Modelle bezahlen lässt..
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Ach
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Re: Differenzbesteuerung - Von privat Sammlungen aufkaufen

Grundsätzlich werden, wenn man "Pakete" mit mehreren Wirtschaftsgütern kauft, die Kosten auf die einzelnen verteilt. Eine Gleichverteilung macht, wie du schon geschrieben hast, hier keinen Sinn. Also: Verteile die Kosten anders, in einer Form, die jedem einzelnen Wirtschaftsgut einen angemessenen Anteil des Gesamtpreises zuweist.
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hkhk
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Re: Differenzbesteuerung - Von privat Sammlungen aufkaufen

hkhk hat geschrieben: 30. Mai 2021 14:51
(Summe der VK eines Steuerjahres - Summe der EK eines Steuerjahres ) * 0,19

Die einzelnen Artikel müssen ja erst ab einen bestimmten Betrag genau festgehalten werden. Bei 10 EUR Artikeln musst du nicht einzeln rechnen.
Da war ich wohl zu schnell, muss heißen:

(Summe der VK eines Steuerjahres - Summe der EK eines Steuerjahres ) ist der Brutto Betrag, der die abzuführende Mwst beinhaltet.

Aufteilen musst du gar nichts.

ich mache das genau so und dies wurde so von meinem FA abgenickt.

Wie gesagt. Bei höherwertigen Gütern wie z.B. Gebrauchtfahrzeugen oder Kunstgegenständen musst du jedes Teil separat betrachten, nicht aber bei geringwertigen Gütern.
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Re: Differenzbesteuerung - Von privat Sammlungen aufkaufen

"Gesamtdifferenz" ist für alle Wirtschaftsgüter möglich die einzeln nicht über 500 € im Einkauf kosten und bei denen, natürlich, keine USt geschuldet wurde. Die Gesamtdifferenzbesteuerung ist immer auf ein Steuerjahr bezogen, und man darf bei ihr nicht abweichen (außer wenn ein Wirtschaftsgut über 500€ gekostet hat, dann muss die Einzeldifferenz verwendet werden).

Eine weitere Besonderheit ist, dass nur der Steuersatz 19 % gilt, während bei der Einzeldifferenz auch 7 %, z.b. bei Büchern, möglich ist.
[Anmerkung: Bei jeder Lieferung kann man aber auch entscheiden ob man die Diff oder Regelbesteuerung anwendet - mit allen Tücken wie z.b. getrennter Buchführung]

Die Gesamtdifferenz ist eigentlich immer dann vorzuziehen, wenn ihre Anwendung möglich ist. Ein weiterer Vorteil ist, dass Verkäufe - Einkäufe eines Jahres versteuert werden (brutto) während bei der Einzeldifferenz sehr gut einzelne Güter nicht verkauft werden, und diese auch nicht die Steuerlast drücken. Ganz zu schweigen davon, dass man wenn man Kleinkram verkauft, irgendwann auf Aufzeichnungen sitzt mit der Dicke der Telefonbücher von Tokyo mehrerer Jahre. Diese Aufzeichnungen können einem auch ganz schnel auf den Kopf fallen, da dass FA bei einer Betriebsprüfung exakt weiss was ihr im Lager habt.

Ich wende Differenzbesteuerung seit ca 20 Jahren an. Hatte viele erheiternde Gespräche mit StBs die sich kaum damit auskennen ("Was ist denn Gesamtdifferenz, und wie kann DifB 7 % sein ?") und FA-Beamten die eigentlich grundsätzlich keine Ahnung haben ("Das macht ein Kollege hier im Haus" [Der Kollege wusste dann irgendwie auch nicht, dass man z.b kein Anlageverzeichnis führen muss bei Gesamtdifferenz )
Amanduz
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Re: Differenzbesteuerung - Von privat Sammlungen aufkaufen

Morgen!

Erstmal vielen Dank in die Runde!

Hab vorhin einen Termin bei unserem STB gehabt. Leider nicht hilfreich. Hat zwar Kunden mit Differenzbesteuerung gehabt, aber nur Autohändler mit 20-30 Rechnungen im Monat per Excel. War schon etwas enttäuscht, ich mein die Buchführung für unsere Shops sind echt super, aber sowas dann nicht zu wissen, hm..

Folgendes, Beispiel bleibt (ergänzend dazu kein Einkauf über 500€!):

1) 100 Briefmarken im Set für 400€, 1 Marke gleich 4€, abseits dessen, was die Marken eigentlich wert sind, hier wird also verallgemeinert?

2) 80 werfen wir weg, da keinen Wert, mit 20 handeln wir. 80 schreiben wir also ab, sprich 80 x 4€ = 320€ Abschreibung. Welche Marken genau weggeworfen wurden (namentlich und per Druckdatumm Motiv etc) muss per Liste geführt werden oder reicht allgemein gehalten mit "80 Stück aus 100er Set, Kaufdatum xx.xx.xxxx entsorgt zu je 4€ Stk."?

3) Hier lese ich, die Differenzbesteuerung erfolgt nur 1x jährlich, sprich wie schon jemand hier geschrieben hat: (Summe der VK eines Steuerjahres - Summe der EK eines Steuerjahres ) * 0,19. STB sagt jedoch, er müsse monatlich ja UST abführen, also würden das nicht jährlich gehen?

4) Die Marken, die nach dem Selektieren bleiben, müssen die denn per Liste geführt werden? Wenn es doch mal zu einer Prüfung kommt, dann muss das FA doch wissen, dass Rechnung-12 eine Marke aus dem Set am Datum xx.xx.xxxx war, oder ist das bei dem Wert nicht relevant? Das würde ohne solch Zuweisung doch jede Menge Verwirrung bringen und der Mitarbeiter hätte doch absolut keinen Durchblick.

Nachtrag zu Punkt 4: Vk vom Briefmarken können gut und gerne mal bis 500€ gehen. Wäre gut zu wissen, ob es für den Vk auch Regelungen gibt. Wie zum Beispiel ab 10€, oder so.

Denke das waren erstmal alle Fragen. Tut mir echt leid, dass ich die an euch richten muss, unser STB war da keine große Hilfe. Laut ihm wäre das unrentabel, das sehen wir aber anders, denke einfach mal er hat nicht das entsprechende Wissen..

Danke schonmal!!!
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Re: Differenzbesteuerung - Von privat Sammlungen aufkaufen

Amanduz hat geschrieben: 4. Jun 2021 10:14 Morgen!

Erstmal vielen Dank in die Runde!

Hab vorhin einen Termin bei unserem STB gehabt. Leider nicht hilfreich. Hat zwar Kunden mit Differenzbesteuerung gehabt, aber nur Autohändler mit 20-30 Rechnungen im Monat per Excel. War schon etwas enttäuscht, ich mein die Buchführung für unsere Shops sind echt super, aber sowas dann nicht zu wissen, hm..

Folgendes, Beispiel bleibt (ergänzend dazu kein Einkauf über 500€!):

1) 100 Briefmarken im Set für 400€, 1 Marke gleich 4€, abseits dessen, was die Marken eigentlich wert sind, hier wird also verallgemeinert?

2) 80 werfen wir weg, da keinen Wert, mit 20 handeln wir. 80 schreiben wir also ab, sprich 80 x 4€ = 320€ Abschreibung. Welche Marken genau weggeworfen wurden (namentlich und per Druckdatumm Motiv etc) muss per Liste geführt werden oder reicht allgemein gehalten mit "80 Stück aus 100er Set, Kaufdatum xx.xx.xxxx entsorgt zu je 4€ Stk."?

3) Hier lese ich, die Differenzbesteuerung erfolgt nur 1x jährlich, sprich wie schon jemand hier geschrieben hat: (Summe der VK eines Steuerjahres - Summe der EK eines Steuerjahres ) * 0,19. STB sagt jedoch, er müsse monatlich ja UST abführen, also würden das nicht jährlich gehen?

4) Die Marken, die nach dem Selektieren bleiben, müssen die denn per Liste geführt werden? Wenn es doch mal zu einer Prüfung kommt, dann muss das FA doch wissen, dass Rechnung-12 eine Marke aus dem Set am Datum xx.xx.xxxx war, oder ist das bei dem Wert nicht relevant? Das würde ohne solch Zuweisung doch jede Menge Verwirrung bringen und der Mitarbeiter hätte doch absolut keinen Durchblick.

Nachtrag zu Punkt 4: Vk vom Briefmarken können gut und gerne mal bis 500€ gehen. Wäre gut zu wissen, ob es für den Vk auch Regelungen gibt. Wie zum Beispiel ab 10€, oder so.

Denke das waren erstmal alle Fragen. Tut mir echt leid, dass ich die an euch richten muss, unser STB war da keine große Hilfe. Laut ihm wäre das unrentabel, das sehen wir aber anders, denke einfach mal er hat nicht das entsprechende Wissen..

Danke schonmal!!!
1) im fall von gesamtdifferenz sind das 400 euro für 100 marken. Einzeldifferenz wären jeweils 4 euro ek. Einzeldifferenz wäre bei dir kafkaesker unnützer aufwand

2) einzeldifferenz 0 euro vk für alles weggeworfene. Einfacher bei gdif. Dort verschwinden die 80 marken einfach bis man dich eventuell später zur bilanzierung auffordert. Falls Du tatsächlich mit "Abschreibungen" arbeitest kann es sein, dass das FA Belege für das wegschmeissen will. Ich habe gdif und werfe 20 % der ware weg da nicht verwertbar

3) die veranlangung bei gesamtdiff ist für ein steuerjahr

25000 vk
- 10000 ek
-------------
15000 euro zu versteuern brutto
- mwst von anderen unternehmern falls nicht kleinunternehmer

Du musst aber vornameldungen machen.

Da ist der besteuerungszeitraum der jew monat.
Dein bsp ist übrigens netto nicht brutto

4) bei gesamtdifferenz müssen marken nicht einzeln geführt werden. Falls Du geprüft wirst und der beamte sieht einzeldifferenz wird er dich deutlich darauf hinweisen dass du ca 10fachen aufwand und buchhaltungskosten hast als mit gesamtdiff . allerdings vermute ich a) keine prüfung und b) einen prüfer dee nur regelbesteuerung kennt

5) dein steuerberater meinte sicherlich dass es sich nicht mehr rentiert falls du einzeldifferenz ueber sein buero machst und ihm 5k bis 10k pro Jahr abdrücken musst dafür. Generell gilt dass Du einen Stb benötigst der sich mit der materie auskennt. Dass ist dein jetziger bestimmt nicht
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