Hallo liebes Forum ,

Ich möchte mich gerne im E-Commerce-Bereich neben den Beruf selbstständig machen und mich interessiert u.a. wie schon im Titel ersichtlich wie häufig man sich einer Betriebsprüfung unterziehen muss. Man liest ja im Internet die unterschiedlichsten Sachen dazu.

Meine Größe und auch mein Status würde permanent unter der 22.000 Euro-Jahres-Grenze liegen und würde von selbst zusehen, dass der Umsatz auch nicht höher wird und ich durchgängig die Kleinunternehmener-Regelung behalten kann.


Ich würde daher erfahrenen wie Euch gerne eine Frage stellen:


Mich würde mal interessieren (und sicher auch die ganzen "Stillen Zuschauer" dieses Forums), wie groß (Kleinunternehmer-Regler, Kleinstbetrieb, Kleinbetrieb, Mittelbetrieb oder Großbetrieb) Ihr seit und wie oft, bzw. in welchen Turnus Ihr schon eine Betriebsprüfung hattet?


Wem das allerdings zu privat ist, der muss natürlich nicht antworten

Das hängt vermutlich auch sehr mit dem Standort zusammen. In Großstädten ist die Kontrolldichte häufig viel geringer als in ländlichen Finanzämtern.

Ich glaube, das kann man nicht pauschalisieren. Ich hatte vor ein paar Jahren eine Betriebsprüfung von 2012-2015 - hier hatte ich zumindest 2012-2014 ebenfalls nur ganz geringe Umsätze.
Hatte den Prüfer gefragt, weshalb sie auf mich aufmerksam wurden, er meinte nur "das ist Zufall". Ob es tatsächlich so ist oder nicht, das weiß ich nicht.
Er erwähnte, dass die Buchführung und die Führung meines Betriebes sehr transparent und ordentlich gewesen wäre, und dieses auch intern vermerkt - die haben wohl bei den Finanzbehörden ein Beurteilungssystem für die Betriebe anhand dessen sich auch die zukünftige Prüfungshäufigkeit bemisst.

Einzelkämpfer seit 25 Jahren (Handwerk und Ecom). Noch nie eine gehabt.

Letzten September die erste Nacht ca. 15 Jahren. Hab halt 'ne gute und i. Ü. auch im FA gut bekannte und beleumundere StB-Kanzlei, die zuverlässig darauf achtet, dass beim FA keine auffälligen Ungereimtheiten aufploppen. Sollte das doch mal der Fall sein, klären die das i. d. R. schnell und unbürokratisch über den sog. "kleinen Dienstweg". Und solange das so bleibt, läuft der "Rest" über's "BP-Lotto" (Zufallsprinzip), denke ich.

Von drei Unternehmen wurde in etwas über 20 Jahren bei mir bisher nur das geprüft das als Mittelbetrieb gilt. Die Kleinbetriebe gar nicht.
Der Mittelbetrieb einmal beim Übergang von EÜR zur Bilanz und dann 10 Jahre später, sowie vor kurzem eine Umsatzsteuernachschau.

Also bei Kleinbetrieben ist die Wahrscheinlichkeit ein kleiner Lottogewinn. Ab Mittelbetrieb muss man mit regelmäßigen Prüfungen rechnen.

Man sollte aber berücksichtigen, dass auch irgendwelche Besonderheiten heutzutage eine Prüfungsanordnung oder zumindest Nachfragen auslösen können. Die EÜR und Bilanzen werden ja elektronisch übermittelt und automatisiert auf Anomalien geprüft. D.h. irgendwelche Besonderheiten wie hohe Auslandsumsätze können auch Betriebsprüfungen auslösen.

Es spielen zuviele Faktoren eine Rolle.

Die unter ich würde Mal behaupten 200k Jahresumsatz werden nie eine Steuerprüfung sehen außer eine Bankdatenabfrage oder anonymer Hinweiß zeigt ungewöhnlichen Reichtum.

Ich denke wirklich betroffen sind folgende:

Die die häufig Ihre Meldungen zu spät abgeben.

Ungewöhnliche Bilanzierung

Keinen ausreichenden Nachweis/Erklärung bei Nachfragen

Außergewöhnlich niedriger Gewinn.

Gemeldeter Umsatz von eBay und Amazon sind höner als dein angegebener Umsatz




Aber es muss sich auch für den Finanzamt lohnen. Wenn man also nicht wirklich gegen die oben genannten Punkte verstößt wird man vermutlich erst bei paar Millionen Jahresumsatz überhaupt attraktiv.

wird man vermutlich erst bei paar Millionen Jahresumsatz überhaupt attraktiv.

Etwas niedriger liegt die Grenze schon. Mittelbetrieb ist man für das Finanzamt bereits bei 56.000 EUR Gewinn und 900.000 EUR Umsatz. Prüfungsturnus ist dann so alle 10-15 Jahre. Als Großbetrieb gilt man als Händler schon mit 280.000 EUR Gewinn und soll im Schnitt alle 4-5 Jahre geprüft werden. D.h. fast lückenlos wenn die Prüfung 3 Jahre umfasst.
https://www.betriebsausgabe.de/legacyup ... n-2013.pdf

Ggf. Sind die Grenzen inzwischen etwas höher, das war Stand 2013.

Die Grenzen sind mittlerweile etwas höher..

https://www.bundesfinanzministerium.de/ ... onFile&v=2

Wir haben ganz regelmäßig unsere Prüfung, alle 2-4 Jahre eine Prüfung über 2-4 Jahre. Wobei das aber die letzten 10 Jahre relativ unaufgeregt abläuft. Prüfer bekommt vom Stb den USB Stick und ich erhalte ein paar Monate später den Abschlußbericht. In der Regel sehe ich den Prüfer nicht und es gibt nichtmal ein Schlußgespräch. Es gab aber auch seit Jahren keine Bestandung / Nachzahlung bei der Prüfung.

Die Wahrscheinlichkeit ist schon gering. Ich hatte vor 5 Jahren eine Prüfung - lief relativ unaufgeregt ab. Wenn der Prüfer merkt, deine Unterlagen sind korrekt bzw. deine Buchhaltung und es keine "merkwürdigen" Buchungen gibt - dann passiert nichts. Ich habe kein Schlussgespräch gehabt, sondern nur ein Schreiben - das mir alles korrekt war/ist. Sie suchen ganz gerne Bewirtungsrechnungen - aussergewöhnliche Ausgaben bzw. die nicht in dein Geschäft passen usw. Man sollte sie nicht unterschätzen. Er meinte sie wäre durch Zufall auf mich gekommen. Wenn man dich ausgeguckt hat - dann ziehen sie es durch - also die Prüfung. Ich hatte eine Vermutung: eine Kunde von mir war "nicht ganz sauber" wusste ich nicht erst hinterher. Den haben sie auf "links gedreht" und da tauchte ich als Lieferant auf und da haben sie gedacht vielleicht ist bei mir etwas "zu holen". Insgesamt stimme ich zu - ist die Chance, dass man geprüft wird ist relativ gering.

Hängt auf jeden Fall davon ab wie auffällig man ist. Bspw. Kleinunternehmer wie in diesem Fall, beantragt eine USt ID und vergisst bspw. die Umsatzsteuer für 13b Leistungen zu versteuern. Die Kontrollmitteilungen verursachen dann Rückfragen und führen oft zu einer BP. Gleiches gilt für Auffälligkeiten in der EÜR.

Hey ,

vielen Dank schon mal an alle die hier geantwortet und Ihre Erfahrungen geteilt haben!


Mich würde noch folgendes Interessieren. Interpretiere ich es denn richtig, dass durch das neue Steuertransparenzgesetz welches ab dem 01.01.2023 gilt,
bei welchem ja alle Plattformbetreiber (wie auch Ebay) sämtliche Umsätze und Informationen der Account-Inhaber melden müssen,
die Anzahl der Betriebsprüfungen im E-Commerce eher tendenziell zurückgehen wird?

Eher andersrum, die Prüfung kann nun viel schneller und automatisch grob im Hintergrund erfolgen (deklarierte Umsätze vs. Berichte von der Plattform, kann man automatisiert prüfen) und wenn da zu grosse Unstimmigkeiten vorliegen schickt man die Steuerprüfer vorbei.

Genau so ist es, man versucht ja darüber die schwarzen Schafe viel schneller herauszufinden

Das ist mehr als verständlich.

Aber die die ehrlich sind und Ihre Umsätze genau so angeben, wie die Jahresübersicht des Plattform-Betreibers es anzeigt und wie es auch
von der Plattform dem Finanzamt übermittelt wird, die müssen eher mit weniger einen Aufwendigen Besuch des Finanzamtes im Form einer Betriebsprüfung rechnen, right?

Falls du nur die Plattformen hast, theoretisch Ja, denn dann hat das FA ja alles. Praktisch haben Händler ja oft noch einen eigenen Shop, Offlineverkäufe etc. die da nicht mit reinfliessen. Es werden ja auch noch Sachen wie Einkaufsrechnungen kontrolliert ob da nicht illegalerweise "Steueroptimierung" betrieben wird, oder Sachen wie privates Zeug in den Betriebskosten - das können die ja aus der Ferne nicht prüfen.

Ist sowieso unmöglich pauschal zu sagen, wer nach welchen Kriterien zur Kontrolle ausgesucht wird, so wie hier einige es schon sagten kann es auch einfach Zufall gewesen sein.

Der Job des Betriebsprüfers ist intern äußerst unbeliebt und Stellen unbesetzt bleiben und es sowieso zu wenige Stellen gibt. Insofern können nicht genügend BP stattfinden.

boden-piloten hat geschrieben: ↑13. Jan 2023 10:55 Der Job des Betriebsprüfers ist intern äußerst unbeliebt und Stellen unbesetzt bleiben und es sowieso zu wenige Stellen gibt. Insofern können nicht genügend BP stattfinden.

Warum mag die Stelle keine?
Eigenverantwortlich, unterwegs, neue Einblicke....

Weil dich jeder Betrieb fürchtet und hasst? Weil du pingelig sein musst und jeden Fehler (auch wenn er ohne Absicht entstanden ist) aufdecken und bestrafen musst?

Wie kann das Spass machen?