Normalerweise sind die Amazon-Streiks kaum noch eine Meldung wert,
aber diesmal haben sie tatsächlich eine größere Anzahl von 200 Mitarbeitern zusammenbekommen.

Internet World Business hat geschrieben: Kurz vor Weihnachten rumort es bei Amazon in Leipzig noch einmal:
Rund 200 Beschäftigte beteiligten sich zum Freitagmorgen an einem Streik, der Ausstand soll bis Samstagabend dauern.
...
Mit Beginn der Nachtschicht am Donnerstagabend rief die Gewerkschaft Verdi die Beschäftigten auf, die Arbeit niederzulegen. Bis zum Freitagmorgen beteiligten sich rund 200 Mitarbeiter, wie Streikleiter Thomas Schneider sagte. Der Ausstand soll bis Samstagabend dauern.

Quelle: https://www.internetworld.de/e-commerce ... 56011.html

Hört sich nicht nach viel an. 11 Standorte in D, ~12000 Angestellte ergibt etwas mehr als 1000 Pro Standort.

Da fehlen also 20%, ich bezweifle das die ein ernsthaftes Problem haben diese 20% Arbeit auf andere Logistikzentren zu verteilen. Und ja, das sind Milchmädchenrechnungen aber ich denke was ich sagen will ist klar..

Auf die Masse gesehen ist es natürlich nicht viel.
Es gab aber schon Amazon-Streiks mit niedrigen 2-stelligen Teilnehmerzahlen und darauf bezogen ist die Beteiligung diesmal doch etwas höher.

Und täglich grüßt das Murmeltier.
Ohne es gelesen zu haben, sollte am Ende des Berichts noch stehen:

Amazon empfindet die Forderung als ungerechtfertigt da die Mitarbeiter im Logistikschnitt ohnehin relativ viel bezahlt bekommen.
Und Amazon legt darauf Wert festzustellen dass der Streik keine Auswirkung auf den Versand hat.

Das ganze erinnert irgendwie an die jedes Jahr wiederkehrenden Zeitungartikel über die Abschaffung der Zeitumstellung, der Bitte zu Beginn des neuen Schuljahrs im Verkehr besonders auf die jüngsten Tafelklassler zu achten, und den Paketvergleichstest der Verbraucherschutzvereine bei denen Mitte Dezember Dutzende Pakete quer durchs Land mit einer schlecht verpackten Weinflasche und noch schlechter verpackten Trinkgläsern versendet werden, und die wundern sich warum 20% der Sendungen zerbrochen ankommen.

Besonders freue ich mich auf die Artikel am 25.12.: Was tun mir unpassenden Weihnachtsgeschenken? Kann man die im Geschäft zurückgeben?

roman hat geschrieben: Besonders freue ich mich auf die Artikel am 25.12.: Was tun mir unpassenden Weihnachtsgeschenken? Kann man die im Geschäft zurückgeben?

Und am 30.12.: Amazon entlässt tausende Mitarbeiter. Sie hatten alle nur Zeitverträge und müssen jetzt tatsächlich oh Wunder gehen .....

P.S.: Dass diesmal mehr gestreikt haben, könnte im Verhältnis mit der höheren Mannschaftsstärke zu tun haben.

Mir fällt bei den Streiks immer ein, was Amazon Deutschland-Chef Ralf Kleber vor zwei Jahren in einem Interview gesagt hat:

"Mal ehrlich: Wenn Glatteis ist, juckt uns das weit mehr, als wenn Verdi zum Arbeitskampf aufruft.
Es hat noch kein Paket seinen Adressaten zu spät erreicht, weil gestreikt wurde"

http://www.tagesspiegel.de/12685302.html

Mir fällt bei den Streiks immer die Frage ein, warum die immernoch streiken. Offensichtlich kriegen sie immer nur eine lächerliche Zahl an streikenden Mitarbeitern zusammen, und diese Streikenden-Zahl ist selbst im Weihnachstgeschäft nicht annähernd ausreichend, um bei Amazon irgendwas zu behindern. Die Tatsache, das amazon - in welchem Zusammenhang auch immer - in den Nachrichten erwähnt wird, ist unterm Strich sogar noch Werbung.

Verkäuferperformance hat geschrieben:... Die Tatsache, das amazon - in welchem Zusammenhang auch immer - in den Nachrichten erwähnt wird, ist unterm Strich sogar noch Werbung.

Zu diesem Thema habe ich schon vor einiger Zeit gefragt: WELCHER STREIK !

Was sich da abspielt, fällt eventuell in die Kategorie Demonstration, eher aber in "fröhliches Beisammensein".

Völlig richtig "unterm Strich sogar noch Werbung" :

Der erstaunte Laie hört in den Nachrichten was von Streik und denkt an Arbeitsniederlegung, durch Aufmärsche blockierte Straßen und Lichterketten der üblichen Berufsbetroffenen - und trotzedem kommt das Packerl vom Bezos (einigermaßen) pünktlich an. Toller Kerl, wie der das hinkriegt - der hat seinen Laden noch im Griff - supi. Da bestell ich wieder !!!

und trotzdem zieht jedesmal ein Shitstorm auf, nach dem Motto: "Bei Euch kauf ich nix mehr, bezahlt Eure Mitarbeiter besser ...." Manchmal isses aber auch völlig reflexartig. In meiner privaten Facebook-TL schrieb jemand darüber, dass Fire TV nicht mehr Google unterstützt. Die Antwort einer Bekannten war: "Amazon ist mir suspekt. Fängt schon mal mit den Arbeitsbedingungen an. Mensch hat da keinen Wert."
Aber selbst dort gearbeitet oder jemand gefragt der dort arbeitet natürlich nicht. Alles nur Wissen aus den ganzen TV-Berichten.

bocksbox hat geschrieben:.. Shitstorm ... Facebook-TL ...

Das sind Ereignisse in einer Parallelwelt, die wenig mit der Realität zu tun haben - schau Dir die Nutzer-
/ Nutzungsdaten in Deutschland an - FB verliert permanent quantitativ - qualitativ bestimmt noch eine desaströsere Dimension. Twitter ist eine Randerscheinung - die wohl vor allem in der PBB (Politik-Blase-Berlin) eine Bedeutung hat. usw. usw.

bocksbox hat geschrieben:Fängt schon mal mit den Arbeitsbedingungen an. Mensch hat da keinen Wert."
Aber selbst dort gearbeitet oder jemand gefragt der dort arbeitet natürlich nicht. Alles nur Wissen aus den ganzen TV-Berichten.

Naja aber dafür muss man ja auch nicht da arbeiten oder wen kennen. Das die Menschen da im Lager (bzw. alle die nichts "besonderes" können) Amazon nichts wert sind und absolut austauschbar sind ist ja kein Geheimnis. Amazon hat ja nicht umsonst eine der höchsten "Turnover"-raten die sich so unter den großen Firmen finden lassen. Kann man schlimm finden (früher war alles besser und so), muss man aber nicht.

Ansonsten zieht der Shitstorm immer auf wenn sowas im TV kommt - auch bemerkbar bei "Dokus" über Paketdienstleister. Aufgeregt wird sich und am nächsten Tag bei Amazon bestellt. Normal.

Mit verdi-Zahlen waere ich *sehr* vorsichtig.
Ueblicherweise zaehlen die ihre in Bussen herbeigeschaffte "Kloppertruppe" mit zu der Zahl der Streikenden hinzu.

Gerade gelesen

Der Standort in Bad Hersfeld habe nach Weihnachten besonders viel mit dem Umtausch von Geschenken zu tun, außerdem würden die an Weihnachten verschenkten Gutscheine nun eingelöst, erläuterte eine Sprecherin die Taktik. "Wir gehen davon aus, dass unsere Aktionen Auswirkungen haben und wir Amazon Schwierigkeiten bereiten", sagte sie.

Quelle: http://www.hessenschau.de/wirtschaft/ba ... n-100.html

Bezüglich Gutscheine wird schon stimmen, aber die Retouren von Weihnachten waren natürlich auch schon alle am Mittwoch dort (Ja ich weiß der Streik sollte bis Samstag gehen). Danach ist aber nichts mehr zu lesen wie erfolgreich das ganze war.

In fünf Jahren arbeitet in den Amazonlagern sowieso kaum noch ein Mensch. Die Packer sollten sich mal lieber darüber Gedanken machen, was danach kommt.

War das nicht eh so, dass die Retouren geschlossen zur Bearbeitung nach Prag gehen?

Pflanzenshop hat geschrieben:In fünf Jahren arbeitet in den Amazonlagern sowieso kaum noch ein Mensch. Die Packer sollten sich mal lieber darüber Gedanken machen, was danach kommt.

Arbeit 4.0 - da sollte mal die Politik drüber nachdenken.
BGE...hust...

Unabhängig von den Streiks handelt Amazon unternehmerisch logisch, und ist wegen vielleicht in mittlerer Zukunft anstehenden Abbaus von Arbeitsplätzen nicht zu verurteilen. Gilt halt im Bezug für Arbeitnehmer und Arbeitgeberseite, wenn diese wirtschaftlich denken.