Schön, dass man einer Klartext redet. Aber bringts was?

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Hxm
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Re: Schön, dass man einer Klartext redet. Aber bringts was?

Ich finde beachtlich, WER das schreibt....
[align=center]Je öfter eine Dummheit wiederholt wird, desto mehr bekommt sie den Anschein der Klugheit - Lehman Brothers
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Ich habe zwar keine Lösung, aber ich bewundere das Problem.[/align]
JohnGalt
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Registriert: 18. Feb 2013 23:19

Re: Schön, dass man einer Klartext redet. Aber bringts was?

Döpfner irrt aber (neben dem Detail, dass Fafner ein Zwerg und kein Riese ist) vor allem hier:
Jemand fragte, wie es Facebook mit der Speicherung von Daten und dem Schutz der Privatsphäre halte. Und Zuckerberg sagte: „Ich verstehe Ihre Frage nicht. Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten.“

Immer wieder musste ich über diesen Satz nachdenken. Ich finde ihn schrecklich. Ich weiß, es ist sicher nicht so gemeint. Aber dahinter stehen eine Geisteshaltung und ein Menschenbild, das in totalitären Regimen, nicht aber in freiheitlichen Gesellschaften gepflegt wird. Einen solchen Satz könnte auch der Chef der Stasi oder eines anderen Geheimdienstes einer Diktatur sagen. Das Wesen der Freiheit ist doch gerade, dass ich nicht verpflichtet bin, all das preiszugeben, was ich tue, dass ich das Recht auf Diskretion und, ja, sogar Geheimnisse habe, dass ich selbst bestimmen kann, was ich von mir preisgebe. Das individuelle Recht darauf macht eine Demokratie aus. Nur Diktaturen wollen anstatt einer freien Presse den gläsernen Bürger.
Den Vergleich, den er hier zieht, ist unredlich. Denn im Gegensatz zu einer Diktatur (da naht die Nazikeule) ist niemand verpflichtet, Facebook zu nutzen. Nicht mal verpflichtet Google zu nutzen. Was Döpfner hier will, ist, dass man Google/Facebook zu seinen Konditionen nutzen kann, mithin möchte er gewaschen, aber nicht nass gemacht werden. Konterkariert wird das davon, dass Axel Springer die gleichen Methoden anwendet, die er "den Großen" anlastet - man besuche welt.de und schaue sich an, welche Tracking-Skripte & Co. aufgerufen wird. Da redet er sich dann auch nur schwach heraus (mit einer Killerphrase):
Man kann das schizophren nennen. Oder liberal. Oder, und das ist die Wahrheit, um es mit einem Lieblingswort unserer Bundeskanzlerin zu sagen: alternativlos.
Oder man kann das einfach passiv-aggressiv nennen. Eine typische Geste einer Partei, die sich sonst stark fühlt, aber in bestimmten Aspekten in die Underdog-Rolle gedrängt wird (Parallelen zur Politik des deutschen Kaiserreiches sind offensichtlich - scheint eine Berliner Marotte zu sein).
16 Jahre Datenspeicherung und 16 Jahre Erfahrung von Zehntausenden IT-Entwicklern haben einen Wettbewerbsvorsprung erzeugt, der mit rein ökonomischen Mitteln nicht mehr einholbar ist.
In 16 Jahren hat es der Axel Springer Verlag versäumt, sein Geschäftsmodell zu digitalisieren. Gegründet 1946 hatte der Verlag nur 52 Jahre - und zwar größtenteils fette Jahre - Vorsprung.

Ansonsten spielt Döpfner auf der alten Klaviatur der Ressentiments: Google kommt aus den USA, ist also böse; Google beherrscht den Markt, ja ist sogar der Markt; Google ist der bessere Big Brother (auszeichnendes Merkmal des BB war nicht, dass er alles weiß, sonder dass er das Wissen repressiv nutzt); er bringt Drohnen an (gerade das Angst-Thema) - und er bemüht natürlich wieder einen Gesundheitskostenvergleich, die beliebteste Figur der Datenschutzspackeria.

Doch am Ende verrät er sich:
Es könnte sein, dass es gar nicht mehr so lange dauert, bis immer mehr Menschen erkennen, dass die Währung des eigenen Verhaltens einen hohen Preis fordert: die Freiheit zur Selbstbestimmung. Und es deshalb besser und billiger ist, mit etwas ganz Altmodischem zu zahlen: einfach nur mit Geld.
Daher weht der Wind nämlich. Die "Gratiskultur" im Internet ist es, die Döpfner antreibt und die seine Geschäftsmodelle obsolet machen. Ist ja nun auch keine Neuigkeit, wenn man ihm sonst so zuhört. Im Westen nichts Neues, nur mal neu und umfangreich, passend für die FAZ-Leserschaft, verfasst.
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glickr
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Re: Schön, dass man einer Klartext redet. Aber bringts was?

@JohnGalt - starke Analyse! :daumenhoch:
Bis zum Schutzgeld-Vergleich auf Seite 4 finde ich den Beitrag spannend und authentisch. Danach wirkt Herr Döpfner eher weinerlich bis neidisch... letztlich macht er da seinen Job - PR in eigener Sache.
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koshop
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Re: Schön, dass man einer Klartext redet. Aber bringts was?

Erst sorgt man für ein Leistungsschutzrecht daß jede mögliche Konkurrenz zu Google schon im Keim erstickt, gibt dann Google ein kostenfreies Nutzungsrecht und anschließend lamentiert man über die Marktmacht von Google, die man Dank Lobbyarbeit eben erst für alle Ewigkeit selbst zementiert hat.

Was für ein Zirkus.
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