Ich sehe das recht ähnlich wie meine Vorredner, wenngleich vielleicht 'den Heimmarkt' testen ausfallen könnte, wenn es sich um hierzulande übliche Produkte handelt ("Bajuvarian Schweinebraten with Knödel and Sourkraut in the Can"), die vielleicht in den USA begehrt sein könnten. Von hier aus ohne Erfahrung im eCommerce einen Shop zu eröffnen, der Kunden ausschließlich in den USA bedient, ist ein gewagtes Projekt, denn ich denke da beispielsweise an folgende Themen:
- Faktura / Rechnungsstellung und Verbuchung. Sofern Shopify in der Lage ist, die Mehrwertsteuer in den USA korrekt zu berechnen und gleich fakturiert. Super. Denn das ist um ein Viel-Viel-Vielfaches komplizierter als hierzulande.
- Zahlungsarten & Denkweise: Selbst wir Bayern glauben ja manchmal, dass unsere direkten Nachbarn n Österreich manchmal etwas 'anders ticken' oder gucken auf andere Bundesländer und merken da durchaus schon andere Denkmuster und Verhaltensweisen, d.h. bei Produktbeschreibungen und Formulierungen, Mails und Textvorlagen kann man, so denke ich, nicht von unserer Denkweise einfach darauf schließen, wie die Kunden in den USA es mögen. Nur, weil amazon.de der amerikanischen Plattform ähnlich sieht, heisst das nicht, dass man ebenso einfach dort sein Geschäftsmodell etablieren kann. Heisst also: Recherche, welche Zahlungsarten dort gern genutzt werden. Recherche, welche Versanddienstleister in Frage kommen. Recherche, wie Texte gestaltet sein müssen, damit sie funktionieren...
- Trotz Trump sind die USA weiterhin kein rechtsfreier Raum, auch wenn man manchmal das Gefühl hat, dass dort gerade irgendwie alles etwas sehr seltsam ist/wird. Heisst also, je nach Produkt/Sortiment gelten rechtliche Bedingungen zu erfüllen. Auch das erfordert Recherche. Dass wir beim Kauf einer Mikrowelle lesen, da bitte keine Babys und Katzen drin zu trocknen, dass bei jedem Kaffeebecherdeckel steht, dass der Inhalt sehr, sehr, sehr heiss sein könnte, das haben wir, so meine vage Erinnerung, Kunden in den USA zu verdanken und deren Millionenklagen. Und wenn ich mich nicht täusche, ist der Import von Überraschungseiern in die USA sogar verboten, Kleinteile und so. Also, egal, was verkauft werden soll, die hiesigen Regularien sind vollkommen wurscht. Wenn bei uns ein CE-Zeichen fehlt oder sich - wie aktuell bei den 'fidget spinnern' Bauteile leicht lösen und verschluckt werden können von Kindern, dann bleibt der Container im Hafen und das Zeug darf hier nicht in den Verkehr gebracht werden. Aber wie sieht's in den USA aus..?
- Die Sache mit den Uhrzeiten wurde auch schon angesprochen. Wollen denn die 'Amis' eigentlich lieber telefonieren? Oder mailen? Oder beides? Auch das gilt zu recherchieren, um den bestmöglichen Kundenservice anzubieten. Oder erwarten die gar keinen Kundenservice?
- Bei den zehntausenden an Fullfilment-Anbietern den Richtigen zu finden, das wird auch noch viel Freude bringen. Zumal es dann gilt, Angebote zu vergleichen. Und zu prüfen, ob die Anbieter auch in der Lage sind, das Sortiment vernünftig zu lagern und zu versenden und Rücksendungen zu vereinnahmen. Und Bestände mit dem Shop zu synchronisieren. Und Sendungsnummern an den Shop zu exportieren. Und manche Fulfillment-Dienstleister haben, offen gestanden, auch nicht mehr unbedingt Lust auf Startups und kleine Händler mit kleinen Versandvolumina, das rechnet sich nicht mehr für jeden.
- Wenn die Ware in die USA transportiert werden muss, verursacht auch das Bürokratie und Kosten und unterliegt auch entsprechenden Regulierungen und gesetzlichen Anforderungen. Die Idee etwa, Ü'eier in die USA containerweise zu verschippern, weil es sie dort wohl nicht gibt, die endet spätestens hier am Hafen, da der Container nicht mal Bremen/Hamburg verlassen würde. Und: Die USA wollen im übrigen 'neuerdings' auch ganz gern wissen, was unterwegs sein wird, d.h. die 'customs' wollen wissen, was im Container ist, bevor er den Hafen verlässt. Dazu gibt's auch entsprechende Services für diese Abwicklung und Anmeldung. Und auch die kosten (wir haben sowas im Portfolio, deswegen fällt mir das gerade ein). Also Päckchen packen und rüberschicken ist vielleicht nur bei Kleinstmengen möglich...
- (...)
Nur somit also ein paar Gedanken zum Wochenausklang. Ich würde mich hier im Forum mal näher einlesen, was denn hier so alles von Startups und Existenzgründern schon so gefragt wurde und was hier alles an Antworten kam, woran man so im Allgemeinen denken solle und was zu Berücksichtigen wäre. Dann eine Liste schreiben, Themen sammeln und gliedern und bündeln. Und dann auch mal 'ne betriebswirtschaftliche Rechnung aufstellen, ob und wie sich das ganze ab wann lohnen soll und woher das Kapital eigentlich kommt und/oder ob das vorhandene Kapital überhaupt auch nur ansatzweise ausreicht oder ob zu schnell vielleicht die Luft ausgeht..?
Dennoch: Viel Erfolg und viel Muse bei den Überlegungen
Chris
